Professor für Doktorarbeit finden?

3 Antworten

Ich habe mich vor einiger Zeit auch mal über die Möglichkeiten informiert, nachträglich und parallel zum Berufsleben zu promovieren.

Die Unis, die ich um Infos zu dieser Thematik gebeten hatte, setzten durchweg nicht nur ein Prädikatsexamen voraus (was nicht das Problem wäre), erwarteten aber zusätzlich in jedem Fall "Präsenzzeiten" (selbst die Fern-Uni Hagen wollte das), was mir in meinem Job eben leider NICHT möglich ist.

Insofern wird Dir vermutlich kaum etwas übrig bleiben, als mit den Unis selbst zu sprechen und Dir dort die jeweiligen Informationen zu beschaffen


Romantico007 
Beitragsersteller
 30.11.2011, 09:34

Hallo Holgi0567! Von der Vorgabe, eine bestimmte Examensnote vorweisen zu müssen, habe ich bisher noch nichts gehört. Ich habe die Note "gut" als Examensnote. Das sollte aber doch wohl ausreichen, eine Dissertation anfertigen zu können. Ganz klar hat bei mir der Beruf auch zeitliche "Vorfahrt", so dass Besprechungen nur an freizunehmenden Arbeitstagen/Ferien/Urlaub stattfinden können. Das einzige, was man mir als Rahmenbedingung an den drei von mir nachgefragten Unis gesagt hat, war der Umstand, dass ich mich für die Dauer der Dissertation an der jeweiligen Uni einschreiben müsste. Weil es mir eben schon gelungen ist, mehrere fundierte Bücher NEBEN meinem Beruf zu schreiben, sollte ich doch wohl auch die Zeit für eine Dissertation haben. Die Unis und die Professoren werden wohl wissen, dass bei Berufstätigen der Beruf "Vorfahrt" hat, so dass sie es nicht erwarten können, dass ein Externer jede Woche vormittags ein Doktoranden-Kolloqium an einer 200 oder 300 km entfernten Uni besucht. Da muss es wohl ausreichen, wenn man sich einmal im Viertel- oder Halbjahr beim betreuenden Professor blicken lässt, um über den Arbeitsfortgang Bericht zu erstatten. Außerdem gibt es ja heutzutage auch die Möglichkeit, bequem über Email etc. Kontakt mit dem Professor zu halten, um ihm immer mal wieder Manuskriptabschnitte zuzusenden. - Als ich hier meine Frage nach Betreuung durch einen Doktorvater platziert hatte, hatte ich eigentlich erwartet, dass mir jemand z. B. einen "zentralen Verteiler" benennt, über welchen man alle deutschen Geschichtsinstitute erreicht, so eine Art von "Schwarzes Brett" mit Doktorvaterwünschen, welches in allen deutschen Geschichtsfachbereichen zu lesen ist. Alternativ dazu hätte ich gern die Gesetzeslage oder Adressen benannt bekommen, an die man sich wenden kann, wenn Professoren permanent ablehnen, obwohl sie von der Gesellschaft über Steuern bezahlt werden ...

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Holgi0567  30.11.2011, 09:59
@Romantico007

eine Art von "Schwarzes Brett" mit Doktorvaterwünschen, welches in allen deutschen Geschichtsfachbereichen zu lesen ist

Sorry, von so etwas weiß ich nichts. Würde mich auch wundern, da Doktorarbeiten üblicherweise ja Uni- bzw. Fakultätsintern vergeben werden. Für Mediziner gibt es wohl eine Art "Promotionsbörse", bei denen ist aber die Promotion auch anders zu werten.

Juristisch wirst Du wenig Erfolg damit haben, eine Art "Recht auf Promotionsstelle" zu erwirken, da es keine Rechtsgrundlage gibt, die Professoren verpflichtet, Doktoranden anzunehmen / zu betreuen - schon gar nicht mit von denen selbst gewählten Themen.

Wenn Dich die "offiziellen" Beratungsstellen FÜR Studenten nicht weiterbringen, hast Du mal bei den Beratungsstellen DURCH Studenten gefragt? zB bei den Fachschaften der Geschichtsfakultäten der Unis?

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Romantico007 
Beitragsersteller
 01.12.2011, 08:42
@Holgi0567

Hallo Holgi0567! Das klingt so bedeutungsschwer, wenn Du schreibst, dass ich kein "Recht auf eine Promotionsstelle" habe. Wie ich schon schrieb, will ich gar keine "Stelle", ich koste die Uni somit auch keinen Cent aus ihrem schmalen Budget. Alles, was ich will, ist, dass ein Professor sagt: "Okay, der Mann ist Historiker und durch seine bisherigen Veröffentlichungen hat er bewiesen, dass er's kann, dass er die wissenschaftliche Methodik beherrscht und zu sinnvollen Ergebnissen kommt!" - Ich erwarte also nur, dass ich hin und wieder mal in größeren Zeitabständen ein Kapitel meiner Dissertation an den Prof weiterleite, dieser daselbe durchliest und dann manchmal den Daumen hebt oder senkt und ggfs. hier und dort noch einen gut gemeinten Tipp einstreut, wenn ihm irgendetwas Verbesserungswürdiges einfällt. - Durch meine vorherigen Forschungen habe ich hinreichend bewiesen, dass ich selbstständig arbeiten kann, so dass ich wirklich "pflegeleicht und abwaschbar" für einen Prof sein würde. Mit meinem Wissen und meiner langjährigen Arbeitserfahrung - v. a. im Umgang mit älteren Schriften und den ganzen hilfs- und archivwissenschaftlichen Erfahrungen - bin ich jungen Doktoranden, die während oder kurz nach dem Studium ihre Dissertation anfertigen, haushoch überlegen. - Falls es noch keine Gesetze gibt, wie Du schreibst, die Professoren zwingen, Dissertationsbetreuungen von externen Akademikern anzunehmen, wäre dies doch wohl der geeignete Zeitpunkt, die Landesregierungen und die Bundesregierung auf diese Gesetzeslücke aufmerksam zu machen und verbindlich zu regeln. Das erklärte Ziel der Politiker scheint es ja zu sein, die Bundesrepublik in eine Bildungsrepublik zu verwandeln. Da werden sie sich bestimmt mit entsprechenden Gesetzesvorhaben auseinandersetzen ... Aber ich hoffe ja immer noch auf die Freiwilligkeit der Professoren ...

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Holgi0567  01.12.2011, 09:04
@Romantico007

Falls es noch keine Gesetze gibt, wie Du schreibst, die Professoren zwingen, Dissertationsbetreuungen von externen Akademikern anzunehmen

Ein solches "Gesetz" gibt es ja nicht einmal für "interne". Unterm Strich bleibt es immer dem jeweiligen Prof. überlassen, ob er die Betreuung einer Arbeit übernimmt. "Gründe" sowas abzulehnen, lassen sich ja immer finden: Überlastet, falsches Thema, falsche Kompetenzen usw. Ziel einer Dissertation ist ja, ein Thema zu behandeln, das bisher wissenschaftlich noch nicht in nennenwertem Umfang bearbeitet wurde. Insofern kann jeder Prof (insbesondere vor dem in letzter Zeit ja gern gemachten Vorwurf "lascher", sprich: inkompetenter Betreuung, siehe zu Guttenberg oder Koch-Mehrin) problemlos bei jedem Thema sagen, er KÖNNE - aus welchen Gründen auch immer - eine angemessene Betreuung nicht leisten. Allein die Prüfung der Zulassungsfähigkeit des Themas braucht ja schon Zeit.

Du wirst also "Good Will" brauchen. Ich kenne einige Leutchen, die parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit promoviert haben. Allesamt bei Profs, die sie aus ihrem Studium nch gut kannten und die ihnen auch die nötige "Mehrzeit" zugebilligt haben. Allerdings sagten die auch, das sei recht aufwendig gewesen, weil eien die Realität teilweise "überholt" und plötzlich Erkenntnisse gewonnen sind, die sie in ihrer Diss als "neu" zu bringen geplant hatten.

Würde mich aber interessieren, wie sich das bei Dir weiter entwickelt

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Zwingen wäre eine denkbar schlechte Idee. Er würde das dann nur halbherzig machen. Und damit wäre Dir nicht gedient.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man erst mal ein Thema haben muss, von dem der Professor auch Ahnung haben muss. Nicht jeder Professor weiß alles. Die meisten sind in einer bestimmten Richtung spezialisiert.

Vielleicht informierst Du Dich erst mal an den Unis, welche Themen zur Wahl stehen. Dann wird sich auch sicher ein Professor oder Privatdozent finden, der Dich bei Deinem Vorhaben unterstützen kann und will.


Romantico007 
Beitragsersteller
 30.11.2011, 09:06

Vielen Dank, Virginia47! Ich schaue nicht nach Themen, die von Unis bzw. Fachbereichen an Unis angeboten werden, sondern ich möchte ein von mir ausgewähltes Thema wissenschaftlich bearbeiten, welches sozusagen in den Urkunden und Akten der von mir besuchten und mir vertrauten Archive schlummert. Zu Ihrer Antwort "Nicht jeder Professor weiß alles" möchte ich folgendes feststellen: Von Journalisten - insbesondere von hochkarätigen Zeitschriften - wird jeden Tag beruflich erwartet, dass sie sich neuen und sehr rechercheaufwändigen Themen stellen. Auch von Gymnasiallehrern wird erwartet, dass sie in der Oberstufe Facharbeitsthemen von Schülern betreuen, von denen der Lehrer selbst möglicherweise noch nie etwas gehört hat. Ein hochbezahlter Historiker-Professor hat daher gefälligst auch ein Thema als Dissertation anzunehmen, wenn er damit bisher beruflich nicht unmittelbar, sondern vielleicht nur mittelbar zu tun hatte. Auch ein Professor muss doch dankbar sein, wenn er aufgrund eines findigen Doktoranden noch etwas dazulernen kann. Natürlich erwarte ich nicht von einem Mittelalter-Professor, dass er etwa eine Doktorarbeit annehmen muss, in der ein Sachverhalt aus dem Kalten Krieg aufgearbeitet wird. Aber ich würde von einem Mittelalter-Professor erwarten, dass er in der Lage ist, jedesThema betreuen zu können, was mit der Geschichte des Mittelalters zu tun hat. Ich würde von einem Frühe Neuzeit-Professor erwarten, dass er in der Lage ist, jedes Thema zu betreuen, welches in der Geschichte der frühen Neuzeit angesiedelt ist. Kann er das nicht, hat er offensichtlich seinen Beruf verfehlt! Von Studenten erwartet man ja auch z. B. im Staatsexamen, dass sie Fragen zur alten oder neuen Geschichte beantworten können!

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Virginia47  30.11.2011, 09:31
@Romantico007

In Grundzügen magst Du vielleicht recht haben. Und ich kenne mich mit Geschichte nicht so gut aus, sodass ich nicht weiß, was man erwarten kann und was nicht.

Aber aus meiner Erfahrung weiß ich, dass sich die Doktoren ein bestimmtes und sehr spezifisches Thema raussuchen, mit dem sie habilitieren. Meist sind das vollkommen neue Erkenntnisse, die sie dann auch weiterfolgen.

Auch unsere Doktoranden forschen in einer bestimmten Richtung, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die die Wissenschaft revolutionieren können.

Es würde nicht wirklich was bringen, wenn man bereits vorhandene Erkenntnisse in einer Dissertation niederschreibt und denkt, damit die Welt zu verändern - siehe Karl Theodor...

Und wenn Du wirklich eine neue Idee hast und die auch ausdrücken kannst, wirst Du sicher jemanden finden, der Dich dabei gern unterstützt.

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Romantico007 
Beitragsersteller
 01.12.2011, 08:12
@Virginia47

Hallo Virgina! Ich selber habe schon eine ganze Reihe von geschichtswissenschaftlichen Dissertationen käuflich erworben, die als Bücher gedruckt wurden. Dabei ist mir aufgefallen, dass eine geschichtswissenschaftl. Dissertation um die Jahrhundertwende (um 1900) mit 70 Seiten auskam, während aktuelle geschichtswissenschaftliche Dissertationen durchaus 400 bis 500 Seiten umfassen können. Allerdings habe ich auch neuere Dissertationen von 200 bis 300 Seiten gesehen. (Meine Bücher, die ich bisher geschrieben habe, haben auch einen Umfang von 200 bis 500 Seiten.) Es ist durchaus nicht so, wie Sie schreiben, Virginia, dass von Doktoranden erwartet wird, dass das Thema derart neue Erkenntnisse aufweisen sollte, dass diese die Wissenschaft revolutionieren müssten. Um es am Beispiel klarzumachen: Ein inzwischen verstorbener Professor hat das Steckenpferd gehabt, die Ergebnisse der Reichstagswahlen in einer preußischen Provinz untersuchen zu lassen (Wählerverhalten, Zeitungskommentare dazu). Seine Doktoranden haben sich als "Bausteine" jeweils unterschiedliche Landkreise ausgewählt. So gab es also mehrere Doktorarbeiten nebeneinander,die nur jeweils andere Landkreise als Untersuchungsgebiet hatten. Keiner der Doktoranden wird also für sich gesehen die Wissenschaft "revolutionieren", sondern es sind eben mehrere Studien mit ähnlicher Fragestellung und ähnlichem Ergebnis. In dieser Art und Weise beabsichtige ich auch eine Dissertation anzufertigen. Zu meinem Thema gibt es schon Dissertationen in anderen deutschen Landschaften, aber eben noch nicht über die Verhältnisse in der von mir gewählten historischen Herrschaft. Es kann und darf wohl auch nicht sein, dass der Arbeitsaufwand, um den Doktortitel zu erhalten, in den Fachbereichen so unterschiedlich vorausgesetzt wird. Ich habe jemanden getroffen, der lediglich die Lautveränderungen von nicht sehr vielen Dörfern in einer deutschen Kleinlandschaft in seiner Dissertation untersucht, d. h. wie sich der jeweilige Dorfnamen im Laufe der Jahrhunderte bis zur heutigen Namensform verändert. Für den Abschluss dieser Dissertation wird die Person den Doktortitel des Fachbereiches Germanistik erhalten. Das von mir ausgewählte Thema ist ungleich arbeitsaufwändiger, und es sind dafür wohl mindestens 20 mal mehr Quellen heranzuziehen wie es diejenige Person musste, die im Fachbereich Germanistik die Genese der Dorfnamen untersuchte! Noch einmal: Ich werde mit der Bearbeitung meines Themas sicherlich nicht die Wissenschaft revolutionieren, weil dieses Thema für andere deutsche Regionen schon bearbeitet wurde. Dennoch wird es eine sehr arbeitsaufwändige Untersuchung werden! Und ich finde, dass ich ein Recht darauf habe, dass ein Professor endlich einwilligt, dieses Forschungsprojekt zu unterstützen - auch wenn es vielleicht für dessen eigene Forschungen nicht nützlich zu sein scheint!

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Zwingen kannst du niemanden. Ein C4 Professor braucht nicht einmal Vorlesungen halten, wenn er nicht will. Mit deiner Vorstellung, dein Doktorvater könne was von dir lernen, wirst du nicht weit kommen. Warum glaubst du, daß er Professor ist und du nicht mal promoviert?