Politischen, gesellschaftlichen und Individuellen Ursachen?
Hallo Leute!
Was waren eigentlich die gesellschaftliche, politische und individuelle Ursachen, die zur Kreuzzugsbewegung führten.
Danke im Voraus.
1 Antwort
Hi.
Also en détail kann ich es Dir nur beim Ersten sagen:
Politisch war so, dass es 1054 das Morgenländische Schisma gab. Wo sich die Römisch-Katholische und die Orthodoxe Kirche de facto getrennt hatten. Die hatten unter Anderem Jerusalem verloren (1071 glaube ich). Jetzt hat der Kaiser von Byzanz beim Papst um Hilfe ersucht. Mittelalterlich gesehen hat der Starke dem Schwachen geholfen, der Papst hätte die orthodoxe Kirche seiner Meinung nach so vielleicht wieder in den Schoß von "Mutter Kirche" bringen können, wollte ihm also helfen. Hat 1095 zum Kreuzzug aufgerufen. Eigentlich hätte sich der Kaiser nur 200 disziplinierte Ritter unter seinem direkten Kommando gewünscht. Aber die hatte der Papst nicht, deswegen der Aufruf. Lohn war der Komplettsündenablass, also die Treppe in den Himmel.
Gesellschaftlich müssen wir jetzt zweiteilen: um 1000 rum gab es eine Klimaerwärmung. Damit mehr Ernten, damit ein Bevölkerungswachstum. Sind einfach mehr Kinder durch die Winter gekommen. Im Volke wie auch im Adel. Aber der Bedarf und das Land sind mehr oder weniger gleich geblieben. Es gab also viele x-t-geborene Adelssöhne, die keine Perspektive hatten. Daneben gab es natürlich auch Viele aus dem Volke, die wenn dann nur eine sehr prekäre Anstellung gefunden haben. Beim Lohn galt damals ja schon Angebot und Nachfrage. Die Beiden nehme ich jetzt mit ins Individuelle:
Individuell gab es natürlich mehrere Motivationen: sowohl beim Adel als auch beim Volke gab es bestimmt Idealisten. Tiefgläubige Menschen (im Mittelalter war das jenseitige, ewige Leben viel mehr im Fokus als das kurze Intermezzo im Diesseits) wollten tätig was für ihren Glauben tun. Viele aus dem Volke hatten schlicht keine oder eine sehr armselige Perspektive und wollten ihr Glück in der Fremde versuchen, gelockt vom Sündenablass und auch von dem Glauben, dass Gott in ihrem Leben dann Alles zum Guten wendet, wenn sie für ihre Sache streiten. Und viele Ritter wollten schlicht ihr Glück machen. Die Normannen hatten es in Italien um 1060 rum vorgemacht, dass n kampfeslustiger risikofreudiger Ritter es in der Fremde weit bringen konnte. Und recht viel Prominenz im ersten Kreuzzug kam aus der Normandie. Sieht man auch daran, dass auf dem Weg nach Jerusalem bereits Kreuzfahrerstaaten ausgerufen wurden und die Leute da geblieben sind. Also ne Herrschaft etablieren wollten und nicht etwas Jerusalem befreien.
In späteren Kreuzzügen hat immer wieder der Sündenablass gezogen. Beim Fünften wurde der damalige deutsche Kaiser, Friedrich II. vom Papst regelrecht erpresst: Bedinung der Kaiserkrönung war es, einen Kreuzzug zu starten. Und da Friedrich den nicht gemacht hat, hat ihn der Papst exkommuniziert (furchtbar für nen Kaiser, weil das die Lehenstreue löst - bzw. ne Ausrede für Untreue ist). Btw, dann hat er ihn doch gemacht (wurde wieder in die Kirche aufgenommen), war aber nicht so blöd zu kämpfen, sondern hat verhandelt. Jerusalem rausgehandelt. Deswegen hatten alle Kaiser bis Wilhelm II. noch den Titel "König von Jerusalem". Bilanz: kaum Kosten, endlich ein Erfolg, Jerusalem in Christlicher Hand. Lohn: erneute Exkommunikation, weil Friedrich Hirn und Mundwerk verwendet hat...