Politikwissenschaft studieren - wirklich "brotlos"?

4 Antworten

Ich habe u. a. Musikwissenschaften studiert (auch brotlos!). Bei Geisteswissenschaften ist es eben so eine Sache. Da ist die Gefahr gegeben, dass Du zwar schön viel (und auch lange) studierst, aber am Ende ohne gute Grundlagen für Deinen möglichen Job dastehst. Wenn Du Jura studierst, dann wirst Du eben RA, Richter oder Jurist in einem Unternehmen. Dein Wissen ist dem Arbeitgeber relativ klar, weil er weiß, welche Bereiche du als Schwerpunkte hattest und der Rest ist Pflicht. Dein Weg als Jurist ist also mehr oder weniger vorgegeben, Geisteswissenschaftler müssen ihren Weg finden.

Meiner Meinung nach ist ein geisteswissenschaftliches Studium nicht brotlos, wenn Du schon während des Studiums durch Praktika und Studi-Jobs versuchst herauszufinden, was Dir später Spaß machen könnte. Außerdem kannst Du so Qualifikationen erwerben, die Dich später von anderen Studis unterscheiden werden. Studiere ruhig PoWi, aber verbringe nicht 100% Deiner Zeit im Hörsaal, sondern geh auch arbeiten. Das ist sehr wichtig!!!

Viel Erfolg!


Satellit 
Beitragsersteller
 05.07.2011, 15:32

Ursprünglich hatte ich vor, neben dem Studium weiterhin auf 400€-Basis in der Krankenpflegehilfe zu arbeiten, weil mian mir das auch schon angeboten hat. Ich sollte mir dann wohl eher überlegen, das abzusagen und mir einen Nebenjob als HiWi/studentischer Mitarbeiter in einer passenden Branche zu suchen, oder? Auf Grundlage der Tätigkeit als Krankenpflegehelfer kann ich mich hinsichtlich meiner "Soft-Skills" und Belastbarkeit zwar sicherlich gut darstellen, aber wenn man sich in der Politikwissenschaft schon frühzeitig überlegen sollte, was man später mal machen will, wäre es vermutlich sicherlich besser, keinen Job mehr in der Krankenpflegehilfe sondern eher bei einem passenden Unternehmen/einer Partei/was auch immer zu machen...

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BerlinChrl  05.07.2011, 15:39
@Satellit

Na ja, ich würde den Job erstmal behalten, aber Du kannst Dich ja zeitgleich schon umsehen, ob du noch was anderes findest. Grundsätzlich würde ich aber schon etwas suchen, was ungefähr in die Richtung geht, die Du mal einschlagen willst. Wenn Du in die Politik willst, wäre natürlich eine (ehrenamtliche) Tätigkeit in der Partei erforderlich. Das wäre aber grundsätzlich zu überlegen, ob Du Dich da nicht auch ehrenamtlich engagierst. Das kommt natürlich auch immer gut an, bringt aber kein Geld.

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Satellit 
Beitragsersteller
 05.07.2011, 15:44
@BerlinChrl

Alles klar, danke für die Antwort. Was machst du jetzt eigentlich beruflich, wenn man fragen darf? Hat dir Musikwissenschaft da irgendetwas gebracht? Ich habe auch darüber nachgedacht, an der HU Musik- und Medienwissenschaft zu studieren, da ich selbst Musiker bin und diese Bereiche mich ebenfalls sehr interessieren. Kombinieren mit Politikwissenschaft (bzw. an der HU Sozialwissenschaften) kann man sie aber leider nicht und nach dem, was ich so gehört und erlebt habe, dürften die beruflichen Aussichen mit Politikwissenschaft dann doch noch ein Quäntchen besser sein als mit Musikwissenschaft... Ich habe neulich erst einen Altenpfleger kennengelernt, der vor seiner Ausbildung ein Musikstudium absolviert hat und nirgendwo unterkam. :/

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BerlinChrl  05.07.2011, 15:54
@Satellit

Ich habe während des Studiums (an der HU) bei einem Orchester in der Marketingabteilung gearbeitet (erst Praktikum, dann Studi-Job). Jetzt bin ich bei einer Unternehmensberatung (was ganz anderes, aber so gewollt, ich habe auch BWL studiert). An den Job bin ich durch meine ehrenamtliche Tätigkeit gekommen. So erklärt sich auch, wieso ich nicht oft genug sagen kann, wie wichtig es ist, was man neben dem Studium macht.

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Satellit 
Beitragsersteller
 05.07.2011, 15:58
@BerlinChrl

Dann hast du BWL vermutlich als Zweitfach studiert, oder? Zumindest scheint es an der HU gar nicht anders zu gehen... Hast du einen Master gemacht? Wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt - vorausgesetzt, man hatte während des Studiums eben nicht das Glück, entpsrechende Kontakte zu knüpfen - aus, wenn man BWL "nur" als Zweitfach hatte? Sofern sich das überhaupt pauschal sagen lässt...

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edumap  05.07.2011, 18:20
@Satellit

Interessanter Austausch. Kann überall nur zustimmen. @sattelit: Mit PoWi und deiner Erfahrung im Bereich der Krankenpflege bist du für den politischen Gesundheitsbereich ein absoluter Experte. Könntest das ja auch irgendwie verbinden. Wäre eine tolle Kombination.

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BerlinChrl  06.07.2011, 09:52
@edumap

Nein, ich habe ein Doppelstudium gemacht. Ich habe MuWi als Magisterstudiengang studiert (Nebenfächer: Kommunikationswissenschaften und BWL) und BWL noch als Diplomstudiengang.

Ich denke, wenn man BWL mit in sein Studium nimmt kann das nicht schaden. Ansonsten kann man sich das betriebswirtschaftliche Wissen auch recht gut selbst aneignen.

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Es gibt sehr viele Möglichkeiten, zum Beispiel als Journalist/in, PR-Berater/in oder Managementtrainer/in, bei einer Partei, einer Organisation/Stiftung, der EU, an der Hochschule bleiben und "Karriere" machen usw. Wenn man sich wirklich zu etwas "berufen" fühlt, sollte man das nach meiner Meinung auch in die Tat umsetzen, eine Arbeit findet sich meines Erachtens immer! Lies dazu mal diesen Artikel aus der ZEIT : http://www.zeit.de/2005/23/C-pw

Ach das wird den Geisteswissenschaftlern ja dauernd nachgesagt. Ich studiere Germanistik und Philosophie, ich kann davon ein Lied singen. Komischerweise hört man die Horrorgeschichten und die miesen Zukunftsprognosen immer von Leuten die noch studieren, oder Leuten die studieren wollen. Ich habe schon des öfteren explizit nach Aussagen von Absolventen gesucht, die belegen, dass man nach einem Germanistik-Studium wirklich arbeitlos ist. Ich hab nix gefunden. Auch erzählen die Statistiken was anderes. Man wird zwar nicht so gut bezahlt wie BWLer/Ingenieure und der Job wird einem nicht hinterhergetragen, aber die meisten Absolventen haben spätestens nach einem Jahr einen Job - Lehrämtler nicht mit eingerechnet. Das wird für Politikwissenschaften auch gelten.

Für Sowi sind die Jobaussichten btw garnicht mal so schlecht (hab mich da selbst mal erkundigt und ne zeitlang für das Fach Jobangebote durchforstet). Nur ob du dich Politikwissenschaftler schimpfen darfst/solltest bezweifel ich. Sowi Leute landen meist in der Statistik oder irgendwo als Sachbearbeiter (was nicht schlecht ist, Sowi ist an sich ein interessantes Fach). Aber wer weiß, wenn du dich früh spezialisierst und rechtzeitig entsprechende Praktika suchst kanns ja auch in der Politik noch was werden ;)


Arctic92monkey  15.08.2012, 12:13

naja die Statistik besagt, dass es derzeit ca 100.000 arbeitslose Powis gibt

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Du hängt wirklich von deinem Typ ab: Für viele gescheite Köpfe ist Politik und Soziologie ein Karrieregrab.

Typ A: ein aufgeweckter, offener Typ, der viele Kontakte hat, schon früher in PR, Werbung, Messe oder Zeitung viel gearbeitet hat, auf Linked in und facebook hunderte Kontakte hat. meist haben diese Typen eher schlechtere Leistungen bei Abi und im Studium. Aber nach dem Studium kommen sie gut unter: PR,Werbung, MEsse, Journalismus - also in den Bereich, in denen sie auch vorm und während des Studiums gearbeitet haben.

Typ B: eher die Tüftler, Intellektuelle, Theoretiker, hohes Allgemeinwissen - die glänzen im Sozialwissenschaftlichen Studium! Aber ich kenne viele, die ein sozialwiss Studium später bereuten, da es ihnen, sofern sie keine rare Stelle an der Uni bekommen (auch dafür ist Viamin B wichtig), eher schwerfällt später einen Arbeitgeber zu finden. Diese bereuen dann später eher, dass sie nicht Jura, Naturwissenschaften oder MEdizin studiert haben, wozu sie intellektuell fähig wären (während Typ A das in der Regel nicht schaffen würden.

Sprich: unterm Strich würde ich dir abraten vom Sowi-Studium, allerdings ist die Abbrecher-Quote bei Wi-Info auch extrem hoch. besonders für jemand, der nicht direkt vom Abi kommt, ist das wieder auswenig Pauken in der Praxis oft sehr schwer!!!!

Ich muss sagen: da du schon in der sozialen Praxis gearbeitet hast, empfehle ich dir wirklich ein praxisnäheres Studium: FH oder BA : Soziale Arbeit oder wie wärs mit "Sozialwirtschaft" ? Das hat auf jeden Fall wegen des demograf. Wandels eine große Zukunft! Und wenn ich Dich richtig einschätze wär sowas, wie "Sozialwirtschaft" genau das Richtige für dich!