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Platon ist tatsächlich für Frauenrechte gewesen. Die Internetseite ist allerdings nicht sehr genau und enthält einen Fehler (die Aussage, Frauen hätten damals gar keine Rechte gehabt, ist falsch; Frauen hatten zwar damals bei den Griechen keine politischen Rechte und waren auch sonst in manchen Hinsichten rechtlich schlechtergestellt, aber sie hatten auch einige Rechte).

Platon tritt in seinem Dialog »Politeia« beim Entwurf eines besten Staates für Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern ein.

Erziehung und Bildung sowie öffentliche Aufgaben und Funktionen sind außerdem bei dem Stand/bei der Klasse der Wächter und und der Philosophen für das männliche und das weibliche Geschlecht grundsätzlich gleich.

Die zentrale Stelle für Platons Frauenbild ist Platon, Politeia 451 c – 457 b. Die Dialogfigur Sokrates legt im Zusammenhang der Erziehung und Bildung der Wächter (einschließlich der zukünftigen Philosophenherrscher) dar, auch Frauen sollten auf gleiche Weise erzogen und (aus)gebildet werden.

Platon ist klar gewesen, damit eine damals ungewöhnliche Auffassung zu vertreten. Er zählt seine Aufassung über das weibliche Geschlecht und seine Erziehung und Bildung in einem idealen Staat zu den Aussagen, auf die drei Wogen des Hohngelächters herabstürzen könnten (neben der Frauen-, Kinder- und Gütergemeinschaft und der Philosophenherrschaft).

Begründung der Gleichheit

Allgemein geht es im Staat um das Allgemeinwohl und die Verteilung von Aufgaben und Positionen soll sich nach den Begabungen und Fähigkeiten richten. Demzufolge kann ein Ausschließen von Bereichen nur berechtigt sein, wenn Frauen und Männern ihrem Wesen nach in einem Gebiet unterschiedlich sind. Platon nimmt nur einen bestimmten biologischen Unterschied als tatsächlich vorliegend an, wobei er dies hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Fortpflanzung anspricht. Das Gebären (biologischer Unterschied) begründet nicht, allgemein Tätigkeiten als für Frauen ungeeignet zu erklären. In einem Hundevergleich wird darauf verwiesen, Hündinnen zum Wachen und Jagen einsetzen zu können. Es ist bei einer Begründung, die sich auf die Naturbegabung/Fähigkeit bezieht, zu beachten, wofür eine unterschiedliche natürliche Anlage von Belang ist. Nebensächliche Umstände wie der, ob jemand kahlköpfig ist oder volles Haupthaar hat, sind ja auch dafür ohne Bedeutung, ob jemand geeignet ist, als Zimmermann tätig zu sein. In der allgemeinen Art der natürlichen Begabung gebe es keinen Unterschied. Eine gewisse Einschränkung besteht in der Aussage, Frauen seien dabei im Allgemeinen schwächer (womit ein Übertreffen im Einzelfall nicht ausgeschlossen ist). Eine Frau ist im platonischen Staat grundsätzlich aber als Philosophenherrscherin denkbar. Philosophen (bzw. Philosophinnen) haben erst mit 50 Jahren ihren Ausbildungsweg abgeschlossen. Bei der Philosophenherrschaft können eine einzelne Person oder mehrere Personen an der Spitze stehen (Platon, Politeia 540).

eine Kernaussage (Platon, Politeia 455 d – e):

οὐδὲν ἄρα ἐστίν, ὦ φίλε, ἐπιτήδευμα τῶν πόλιν διοικούντων γυναικὸς διότι γυνή, οὐδ᾽ ἀνδρὸς διότι ἀνήρ, ἀλλ ὁμοίως διεσπαρμέναι αἱ φύσεις ἐν ἀμφοῖν τοῖν ζῴοιν, καὶ πάντων μὲν μετέχει γυνὴ ἐπιτηδευμάτων κατὰ φύσιν, πάντων δὲ ἀνήρ, ἐπὶ πᾶσι δὲ ἀσθενέστερον γυνὴ ἀνδρός.

„[Sokrates:] Keine Aufgabe/Beschäftigung/Tätigkeit derer, die den Staat verwalten, also, Freund, gibt es für die Frau, weil sie eine Frau ist, oder für den Mann, weil er ein Mann ist, sondern die natürlichen Anlagen sind bei beiden Lebewesen auf gleiche Weise verteilt und an allen Beschäftigungen/Tätigkeiten hat einerseits die Frau ihrer Natur nach Anteil, andererseits der Mann, bei allem aber ist die Frau schwächer als der Mann.“

Schwäche der Frau

Die Verteilung von Begabungen unter die Geschlechter nimmt Platon als gleich verteilt an. Frauen hält er im Regelfall für schwächer. Dies betrifft nicht allein direkt die Körperkraft, sondern als Ergebnis geringerer Kraft nimmt er allgemein in allen Bereichen eine geringere durchschnittliche Leistungsfähigkeit von Frauen an, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Ausnahmen sind dabei möglich. Im Einzelfall kann also eine Frau dieser Ansicht nach einen Mann durchaus übertreffen. Auch Frauen können sich durch Begabungen als in Bereichen vortrefflich auszeichnen, z. B. in der Heilkunst, in musischen Künsten, im Sport, in militärischen Angelegenheiten, in der Weisheitsliebe, in der Willenskraft, in der Geschicklichkeit zum Bewachen.

Platon, Politeia 455 c – d:

οἶσθά τι οὖν ὑπὸ ἀνθρώπων μελετώμενον, ἐν ᾧ οὐ πάντα ταῦτα τὸ τῶν ἀνδρῶν γένος διαφερόντως ἔχει ἢ τὸ τῶν γυναικῶν; ἢ μακρολογῶμεν τήν τε ὑφαντικὴν λέγοντες καὶ τὴν τῶν ποπάνων τε καὶ ἑψημάτων θεραπείαν, ἐν οἷς δή τι δοκεῖ τὸ γυναικεῖον γένος εἶναι, οὗ καὶ καταγελαστότατόν ἐστι πάντων ἡττώμενον;

ἀληθῆ, ἔφη, λέγεις, ὅτι πολὺ κρατεῖται ἐν ἅπασιν ὡς ἔπος εἰπεῖν τὸ γένος τοῦ γένους. γυναῖκες μέντοι πολλαὶ πολλῶν ἀνδρῶν βελτίους εἰς πολλά · τὸ δὲ ὅλον ἔχει ὡς σὺ λέγεις.

„[Sokrates:] Kennst du nun etwas von den Menschen Betriebenes, worin nicht in all diesen Hinsichten das Geschlecht der Männer sich unterschiedlich/in ausgezeichneter Weise/vorzüglich im Vergleich zu dem Geschlecht der Frauen verhält? Oder sollen wir weitläufig reden und von der Webekunst sprechen und von der Besorgung des Backwaren und der Kochspeisen, in denen bekanntlich das weibliche Geschlecht etwas zu taugen scheint, worin unterlegen zu sein, das allerlächerlichste ist?

Du redest wahr, sagte er [Glaukos], daß in sozusagen allem jenes Geschlecht diesem Geschlecht weit übertrifft. Zwar sind viele Frauen in vielem besser als viele Männer. Im Ganzen aber verhält es sich so, wie du sagst.“

In Platons philosophischer Schule, der Akademie, war das weibliche Geschlecht zugelassen. Zwei Namen von Frauen zu seiner Lebenszeit sind bekannt: Nach antiker Überlieferung (Diogenes Laertios 3, 46 und 4, 2) sind Axiothea aus Phleious und Lastheneia aus Mantineia Schülerinnen der platonischen Akademie gewesen.

Nach einer (nicht immer zuverlässigen Überlieferung) hat es eine philosophische Bildung Mädchen und Frauen schon bei Pythagoras und den Pythagoreern gegeben. Der Sokrates-Schüler Aristippos von Kyrne hat seine Tochter Arete zur Philosophin ausgebildet.

Ich könnte dazu jetzt keine Stell benennen, aber wenn das da so steht, wird es wohl Wahr sein. Allerdings steht da auch, dass Frauen damals keine Rechte hatten, und das ist blühender Bockmist. Freilich waren Menschenrechte damals nicht schriftlich fixiert, sondern nur überliefert. Männer und Frauen lebten damals gewissermaßen in Parallelgesellschaften; jedes Geschlecht hatte seine überlieferten Rechte und Pflichten in seiner Parallelgesellschaft und wurde in ihr und von ihr erzogen. 

Die Frage kann hierr eigentlich nur gewesen sein, ob auch Mädchen zum Philosophieren erzogen werden sollen. Auch wenn Sokrates nicht der erste Philosoph war, war das doch eine eher recht junge Einrichtung, zu der auch die wenigsten Jungen Zugang hatten.


Alex1705  18.08.2019, 11:35

Hast du dich mit gr. Mythologie beschäftigt? Frauen waren nie gleichberechtigt....

Es gab auch Traditionen wie den „Frauenraub“ (der heutzutage noch an manchen Orten noch stattfindet).

Abgesehen davon gehörte eine Frau immer einen Mann. Zuerst den Vater, dann den Gatten.

Es ist wahr, dass Frauen im Gesetz mehr Rechte hatten als im Mittelalter, aber wirklich geschützt wurden sie dadurch nicht. Vergewaltigung in einer Ehe wurde z.B. nicht als Verbrechen anerkannt.

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Na ja, was da geschrieben steht, muss man mit Vorsicht genießen. Platon war Aristokrat, und wenn er von Bildung für Frauen sprach, meinte er natürlich die Töchter von Aristokraten, die seiner Meinung nach generell über dem dummen Volk standen, also auch über den dummen Männern und Sklaven. Das konnte er aber schon von seinem Lehrer Sokrates haben. Platons Schule, die Akademie, war in direkter Nachbarschaft zum Kepos, dem Garten Epikurs. Dort durften alle philosophieren, Frauen und Sklaven, während der Zugang zur Akademie für betuchte männliche Bürger (Aristoteles war kein Aristokrat, aber über seinen Vater sehr reich) und Aristokraten vorbehalten war.

Der erste, der übrigens seine Tochter zur Philosophie erzogen hat war der als Hädonist verschrieene Sokratesschüler Aristippos von Kyrene. Der war aufgeklärter als Platon und nur halb so vergeistigt.