Physikstudium - Kann ich das schaffen? (Trotz Problemen in Mathe)

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Hallo pflanzengott!

Deine Beiträge sind mir schon ein paar mal positiv aufgefallen. Da steckt wirklich sehr viel Interesse dahinter.

Mein Rat als Physiker: Lass Dir noch etwas Zeit mit der Entscheidung, aber beobachte Dich selber kritisch: Wo genau liegen die Probleme in Mathe? Das weißt Du selber am besten...

Ich sag's mal so: Mathematik ist das Werkzeug des Physikers. Man kommt nicht drum rum. Es kommt sogar richtig dick, weil man es eben anwenden muss. Selbst wenn Du Dich total für Kunst interessierst, kannst Du schlecht Maler werden, wenn Du weder malen noch zeichnen kannst.

Was Du brauchst, ist analytisches Verständnis. Du musst in der Lage sein, einen Rechenweg zu durchschauen. Logische Denkfähigkeit. Zusammenhänge finden...

Dagegen macht es (fast) nichts, wenn Du keine optimale Mathenote hast, weil Du Dich oft verrechnest oder Flüchtigkeitsfehler bei Nebenrechnungen machst.

Ich selber hatte in der 6. Klasse eine 3- in Mathe, weil ich echt nicht gut im schnellen Kopfrechnen bin und unser damaliger Mathelehrer darauf viel Wert legte. Ich hatte regelrecht Angst vor Mathe. Ab der siebten, als dann Gleichungen mit x und Geometrie kamen, wurde ich besser. Ab der 10. Klasse habe ich es gemocht. Gib Dir also noch etwas Zeit...

Wichtig: Dir muss nicht alles zufliegen, Du musst nicht alles auf Anhieb begreifen (das passiert Dir auf der Uni sowieso nie), aber Du musst in der Lage sein, es Dir daheim anhand eines guten Buches selber zu erarbeiten.

So macht man das nämlich auf der Uni: Man hört eine Vorlesung, kapiert nichts oder nicht viel, weil es viel zu schnell geht. Dann geht man in die Bücherei und wälzt Bücher, bis man eines hat, aus dem man es versteht. Auch mehrere Stunden an den Hausaufgaben herumzubeissen ist keine Seltenheit. Durchhaltevermögen ist also gefragt. Wenn Du es da schon gewohnt bist, dass Du Dir manchmal etwas erarbeiten musst, ist das kein Nachteil. Für jemanden, der das auf der Schule nie musste, ist es eher ein Schock.

Also: Noch musst Du Dich nicht entscheiden. Wenn Du in der 11. Klasse der Meinung bist, dass es Dir ein Leben lang leid tut, wenn Du es nicht probiert hast, dann solltest Du es machen...

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

pflanzengott 
Beitragsersteller
 06.11.2012, 06:54

Hallo uteausmuenchen! :)

Vielen Danke für deine Antwort. Ich denke mein Hauptproblem liegt darin, dass ich mathematische Dinge länger durchdenken muss. Wenn ich mich mit einem Thema länger beschäftige und ich es verstehen will, dann geht das auch! Aber auf der Uni, kann man sich sowas doch eher nicht erlauben. Wenn da etwas erklärt wird, muss das floppen. Wie lange dauert so ein Physikstudium denn?

Was du brauchst, ist analytisches Verständnis. Du musst in der Lage sein, einen Rechenweg zu durchschauen. Logische Denkfähigkeit. Zusammenhänge finden...

Und sowas kann ich doch! Es dauert nur zu lange. Ich kann logisch denken und Zusammenhänge finden.

Noch einmal danke für deine wirklich hilfreiche Antwort! Eine Frage hätte ich aber noch. Wie schwer ist das Physikstudium auf einer Skala von 1 (sehr leicht) bis 10 (sehr schwer)?

LG Pflanzengott! :)

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uteausmuenchen  06.11.2012, 17:02
@pflanzengott

Aber auf der Uni, kann man sich sowas doch eher nicht erlauben. Wenn da etwas erklärt wird, muss das floppen.

Hihi, träum weiter... Ich erinnere mich noch gut an meine erste Vorlesung zur Quantenmechanik. Ich gehe hin, ich schalte mein Hirn ein, der Prof schreibt 6 - 10 Tafeln voll mit Formeln in 1 1/2 Stunden, dann geht er wieder und mein Hirn fragt mich, ob es jetzt endlich mal verwertbaren Inhalt gibt....

In der Schule gibt es Lehrer, die bringen einem was bei, ja? An der Uni gibt es Profs, die forschen wollen, aber leider hat die Uni auch einen Lehrauftrag, deshalb muss der Prof in der Woche ein paar Stunden seiner Zeit abtreten, Studenten Dinge vorzubeten, die diese auch aus Büchern lernen könnten und die für ihn selber total uninteressant sind. Entsprechend ist die Qualität der Vorlesung (zumindest in etwa 90 % der Fälle). Fazit: An der Uni gehst Du in die Vorlesung, um den Stoff aufzuschreiben, den Du Dir dann hinterher in der Bücherei selber beibringen musst. (Ich habe 3 Quantenmechanikbücher gebraucht und die Vorlesung insgesamt 3x gehört... und meine Prüfung in Theorie dann mit 1,3 abgelegt. Darauf kommt es an)

In den Übungen wird der Stoff nicht wiederholt, sondern vertieft, das heißt, die Aufgaben gehen über das in der Vorlesung besprochene hinaus - sie sind entsprechend schwer. Das muss so sein, weil man als Forscher eben Dinge erarbeitet, die über das bisher bekannte hinaus gehen, man kann nicht in der Lösung nachschauen. Darauf soll man durch dieses leider sehr harte Studium vorbereitet sein. (Das Physikstudium gilt als eines der schwersten; Abbrecherquote z.Teil über 50 %)

Die Vorstellung, dass Du an der Uni alles gleich kapieren musst, ist völlig falsch. Nur etwa 10% der Leute haben wirklich nach der Vorlesung alles verstanden, je nach Prof mehr. Wichtig ist, dass Du es Dir hinterher erarbeitest und nicht frustriert schleifen lässt. Du musst Dich stur durchbeissen können, dran bleiben können. Und Du brauchst halt analytisches Talent, nur mit Fleiß ist halt auch nicht, weil man in Physik nicht auswendig lernt.

Echt: beobachte Dich ganz ruhig in den nächsten Jahren in Mathe, ganz ohne Druck. Wenn z. B. Ableitungen, Integrale und Kurvendiskussionen drankommen. Das ist etwas, das man in Physik "aus dem ff" können muss. Falls Du dann noch nicht sicher bist: Es gibt auch andere naturwissnschaftliche Studiengänge, die weniger mathematisch orientiert sind, aber viel zu bieten haben. Falls Dein Gefühl bis dahin besser ist, probiere es einfach...

Dauer Physik: etwa 10 - 12 Semester; danach hast Du Deinen Master; Astronphysik läuft aber nur als Forschungsberuf an der Uni. Man sollte für eine Anstellung an der Uni also mindestens promovieren (Doktortitel machen), das dauert nochmal etwa 3 Jahre (alle Angaben +/-, versteht sich).

Grüße

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pflanzengott 
Beitragsersteller
 06.11.2012, 18:00
@pflanzengott

Ach ich hab doch noch eine Frage! xD

Glaubst du es ist sinnvoll, die Wissenslücken im Fach Mathematik, so schnell wie möglich zu füllen, also den Stoff nach zu arbeiten? Sry wenn ich nerve, aber ich muss das jetzt wissen! :)

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uteausmuenchen  06.11.2012, 19:40
@pflanzengott

Glaubst du es ist sinnvoll, die Wissenslücken im Fach Mathematik, so schnell wie möglich zu füllen, also den Stoff nach zu arbeiten?

Sagen wir es mal so: Es ist sicher eine gute Übung im "sich selber beibringen" und kann der Gesamtleistung in Mathe gewiss nicht schaden. Ob diese Lücken (aus dem Stoff der 7./8. Klasse) jetzt für das Studium unmittelbar relevant sein werden, wage ich eher zu bezweifeln - aber wenn Du sie als Lücken wahrnimmst - welchen Nutzen sollte es haben, sie nicht zu beseitigen ;-)

Am besten konsequent z.B. jeden Tag eine Übungsaufgabe in Mathe zu einem Gebiet wo Du Dich unsicher fühlst extra rechnen. Das reicht völlig. Lieber regelmäßig und wenig pro Tag, als jetzt kurzfristig gaaanz viel und danach nichts mehr, wenn die Belastung zu groß ist.

(Ach ja: Und Englisch darüber nicht vernachlässigen, in allen Naturwissenschaften wird Fachliteratur ausschließlich auf Englisch veröffentlicht. Also: Kinofilme mal auf Englisch schauen oder mal zur Übung zuerst auf der englischen Wiki nachschlagen, wenn man was sucht, statt auf der deutschen.)

Grüße - und nicht wild machen lassen, der Blick auf die Zukunft wird schon noch klarer!

P.S.: Danke für das Kompliment. ;-)

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connecticut  09.11.2012, 00:05
@pflanzengott

Nutze Deine Zeit auch, um Dich über Jobchancen zu informieren. Ein lieber Freund von mir ist ein ziemlich bekannter Meteoritenforscher, und er meint, es ist eher schwierig in der Astronomie. Du kannst auch immer die Astronomie als Hobby betreiben - und Dich natürlich auch mit den theoretischen Hintergründen beschäftigen, aber einen ganz anderen Brotberuf (der Dir natürlich auch Spaß machen sollte ;-) ) ausüben. Das ist sozusagen Deine "Hintertür", die Dir immer offensteht. Also, bitte ohne Streß, lieber pflanzengott!

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Ich kenne dich. Du bist ein sehr ergeiziger Mensch, was man auch an der Qualität deiner Frage sieht. Ich hatte noch nie ein Problem in Mathematik, aber ich kenne einige, die das haben. Wenn man eine mathematische Schwäche hat ist das schon fies, weil ich hatte lange Zeit eine sprachliche Schwäche, aber man muss da ja eigentlich nur Vokabeln lernen und Grammatik, wo es zwar Ausnahmen gibt, aber nicht so viele wie in der Mathematik.

Doch bei Mathe muss man auch gut rechnen können und alle Rechnungen auswendig lernen ist ein bisschen schlecht. Es gibt aber auch Lösungen. Natürlich gibt es die Nachhilfe, aber eine Matheschwäche ist eine ganz andere Baustelle (obwohl es ja kaum Schaden kann...). Empfehlenswert bei sowas sind Schach, Videospiele wie z.B. Dr. Kawashima oder Professor Layton, Memory und auch zum Teil Lego. Denn beim Spielen dieser Spiele wird zum Teil das Mathewissen direkt trainiert oder der Bereich, in dem Rechnungen vorgenommen werden.

Wenn du dich bemühst könntest du bis zum Schulabschluss die Probleme vollkommend eingedämmt haben können. Bei einem physikalischen/astrophysikalischem Beruf musst du komplizierte Formeln rechnen und auch selber machen. Doch das dürfte für dich kaum ein Problem sein, wie ich dich kenne ;-)

Ausserdem gibt es auch Fachspezialisten, die sich einfach nur mit dem Thema auskennen. Aber als festes Ziel würde ich das nicht nehmen, da diese dann ja erstens kaum eine Chance für eine Dissertation kriegen und nicht so geschätzt werden wie die Astrophysiker. Also, nur geeignet als eine Art Plan B.

Hoffe ich habe geholfen, LLG MImosa1


So wie Du schreibst, schaffst du es bestimmt ;) Kein einziger Rechtschreibfehler, das hab ich noch nie bei GF gesehen xD Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man gut in Mathematik ist. Aber wenn jemand wie Du so ein riesen Interesse daran hat und sich dann auch noch freiwillig (trotz Matheprobleme) mit irgendwelchen Formeln beschäftigt, dann sollte dem Studium nichts im Weg stehen, denke ich ;)

Bin selber eine Null in Mathe und mach Abi mit Fachrichtung Elektrotechnik. Auch ohne Probleme, obwohl es Mathelastig ist. Viel Erfolg ;)


LieberKiffer  07.11.2012, 02:42

Kein einziger Rechtschreibfehler? Schreib man "... die Beruflichen Aussichten ..." BERUFLICHEN nicht klein ;-) ?

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pflanzengott 
Beitragsersteller
 05.11.2012, 17:45

Danke! Aber ich zweifel noch an der indirekten Behauptung, dass die Anzahl der Rechtschreibfehler in einer Frage, auf die qualitative Hochwertigkeit eines Menschen zurückzuführen ist. Danke für deine Antwort :)

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davka91  05.11.2012, 17:52
@pflanzengott

Genau. Schlimm genug, dass im Internet geschrieben wird wie man nicht mal in der Umgangssprache spricht. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein Beiträge ohne grobe Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler zu verfassen.

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Freefall100  05.11.2012, 17:53
@pflanzengott

Nein, aber die "Qualität" (also die Qualität der Bildung, nur damit das nicht falsch verstanden wird) spiegelt sich häufig in der Ausdrucksweise wieder ;) Aber vielleicht ist das auch ein total konservativer Gedanke...

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Hallo.

Du bist erst in der achten Klasse, demzufolge hast du noch vier bis fünf Jahre bis du dein Abitur hast. Wenn du in der elften oder am Anfan der zwölften Klasse immer noch Probleme in Mathe hast, dann wirst du ein Physikstudium wahrscheinlich nicht schaffen, auch wenn die Mathematik nur eine Hilfsswissenschaft für dein Fach ist, aber eine Hilfswissensschaft von der sehr vieles abhängt. Physikalische Zusammenhänge werden nämlich immer unter Zuhilfenahme mathematischer Modelle berechnet und bestimmt.