Pharmazie Erfahrungen / Lernaufwand?
Ich stehe eigentlich zwischen Med. Ernährungswissenschaften ( Uni zu Lübeck/ NC 2,1) , Jura ( NC sehr gemischt) und überlege gerade noch Pharmazie Studium.
Dazu habe ich ein paar Fragen wie hoch ist der Lernaufwand gleich hoch wie bei Medizin? Muss man nachher als Apothekerin arbeiten oder gibt es Alternativen ? Wie ist das Studium so?
(Habe ich mit einer Abi zwischen: 2,2- 2,4 eine Chance )
3 Antworten
Für Pharmazie aktuell über den NC wohl eher nicht. Informier dich aber mal über die hochschulinternen Vergabeverfahren. Eine Bekannte von mir hat auch mit 2,4 Pharmazie in Greifswald studiert.
80% der Pharmazieabsolventen arbeiten später in Apotheken sagt die Statistik. Klar gibt es auch Stellen in der Pharmaindustrie, aber das sind wenige. Schau doch mal in Jobportalen. Viel findet man da nicht. Unmöglich dürfte es aber mit sehr guten Noten, Praktika und Kontakten auch nicht sein.
Pharmaziestudenten sagen idR, dass ihr Studium sehr zeitintensiv ist, da man viel Lernen muss, aber auch noch den halben Tag im Labor steht. Ist also nicht easy, aber das wäre Jura jetzt auch nicht.
Bei Jura wird häufig auch gesagt, dass man damit nur dann gute Berufsaussichten hat, wenn man sehr gute Noten hat. Das ist in Jura halt schwierig, da es ebenfalls seeeeehr lernintensiv ist. Ein Freund von mir hat Jura studiert und für sein erstes Staatsexamen 1 Jahr vorher zu lernen begonnen und jeden Tag 8 Stunden gelernt. Dafür hatte er dann auch ein Prädikatsexamen und wurde direkt von Kanzleien angeworben. Aber es war auch extrem viel Arbeit und Lernen. Muss einem liegen.
Medizinische Ernährungswissenschaften klingt nach einem Orchideenfach. Wenn du Ernährungsberatung machen möchtest, würde ich eher eine Ausbildung in dem Bereich machen und dann evtl. ein berufsbegleitendes Studium. Die Bekannten von mir, die beispielsweise Ernährungswissenschaftler sind, klagen über eher schlechte Jobaussichten und bereuen ihre Wahl am Ende des Studiums etwas. Würde ich daher nicht machen, außer du bist jetzt noch jung und könntest im schlechtesten Fall ein Zweitstudium machen, womit du hinterher bessere Berufs- und Gehaltschancen hast und nach dessen Abschluss du die 30 trotzdem noch nicht überschreitest. Rein nach Interesse zu studieren kann ich nur bei Leuten empfehlen, die sich für Naturwissenschaften (ausgenommen Bio) und Technik interessieren. Schau doch mal, wie die Gehaltsaussichten mit dem Fach sind. Ob du in dem Bereich zur Zeit gut Jobs findest und wie viel Konkurrenz (sprich, wie viele Absolventen auf wie viele Stellen es gibt) du hättest. Als junger Mensch möchte man sich oft selbst verwirklichen, mit steigendem Alter setzt man aber dann meist andere Prioritäten (krisensicherer Arbeitsplatz, gewisses Gehalt & Lebensstandard, kein super krass stressiges Arbeitsleben mehr, Wunsch nach Kindern & Hauskauf). Diese Wünsche kann man sich aber nicht mit allen Ausbildungen verwirklichen, sondern eben am ehesten mit Lehramt, Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie, Jura (mit guten Leistungen), MINT-Fächern, Banklehre, Polizeikarriere und einige weitere. Man sollte überlegen, ob man der Typ ist, dem das Verwirklichen eines Traums auch noch in 5 Jahren nach dem Studium wichtig ist und dann das Fach auch anhand dessen wählen.
Außerdem den Studiengang anhand des Interesses für den BERUF wählen, nicht anhand des Interesses am Studieninhalt. Denn das Studium dauert nur 3-6 Jahre, im Beruf ist man dann aber 40 Jahre. Also muss der gut erträglich sein/Spaß machen. Nicht so sehr das Studium, welches dorthin führt. Da muss man nur wissen, ob man es schaffen würde (wenn man sehr fleißig und einigermaßen interessiert ist, schafft man es idR).
Der Lernaufwand im Pharmaziestudium ist schon ziemlich hoch. Während des Semesters hat man in der Regel am Morgen Vorlesungen oder Seminare und nachmittags über mehrere Wochen Praktika in den verschiedenen Naturwissenschaften.
Gerade zu den Praktika sollte man nicht unvorbereitet erscheinen, Kolloquien zum theoretischen Hintergrundwissen der Versuche oder Antrittsklausuren zu Beginn des Praktikums sind üblich und verlangen Vorbereitung. Während der Labor Zeit wird man dazu angehalten zeitnah das Versuchsprotokoll vorzulegen, dessen Zusammenstellung auch noch einige Zeit in Anspruch nimmt.
Mit abgeschlossenem Studium muss man nicht zwangsweise in die öffentliche Apotheke. Auch in der Krankenhausapotheke, der Industrie, Forschung oder Verwaltung (Krankenkasse, ABDA usw.) kann man als Apotheker eine Anstellung finden.
Das Studium ist sehr chemielastig, das vorab. In den ersten vier Semestern lernt man die Grundlagen in den Naturwissenschaften Chemie, Biologie, und Physik, hat aber auch Kurse in Mathematik, Toxikologie, Physiologie oder Geschichte der Pharmazie.
Im zweiten Studienabschnitt wird es dann etwas "spezieller" und man bekommt zusätzlich Einblicke in die Pharmakologie, Technologie und klinische Pharmazie.
Das Pharmaziestudium ist sehr verschult und lernaufwändig. Du solltest dazu bereit sein, Chemie zu studieren, denn ein Großteil des Pharmaziestudiums besteht aus Chemie. Außerdem allgemeine Biologie, etwas Botanik, Humanbiologie, (Patho-) Physiologie und Pharmakologie, Pharmazeutische Technologie u.a. Viel Lernstoff für einzelne Klausuren, viel Labor...
Lernaufwand gleich hoch wie bei Medizin?
Keine Ahnung, was für dich aufwändiger ist! ;)
Muss man nachher als Apothekerin arbeiten oder gibt es Alternativen ?
Nein, musst du nicht. Du kannst nach dem zweiten Staatsexamen (staatl. geprüfte/r Pharmazeut/in; nicht Apotheker/in!) auch ohne Approbation in die Forschung oder Industrie. Aber das eine Jahr würde ich dann auch noch machen; eine Approbation in der Tasche zu haben und sich Apotheker/in nennen zu dürfen, schadet nicht.