pH-Wert berechnen bei Zugabe von starker base?

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So sieht Deine Titrationskurve aus: Das Schwarze ist der pH-Wert, das weiße seine erste Ableitung, und die Hintergrundfarben geben das Verhältnis Essigsäure (rot) zu Acetat (blau) in der Lösung an.

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Die Frage ist jetzt natürlich, wie man das ausrechnet.

  • An Anfangspunkt (V=0) liegt eine 0.07 mol/l Essigsäure vor, die kann man mit der Formel für schwache Säuren schlachten: pH = ½(pKₐ + lg(c)) = 2.95
  • Am Endpunkt (V=14 ml) liegt eine 0.07 ⋅ 20 / 34 = 0.041 mol/l Natriumacetat-Lö­sung vor, das ist eine schwache Base: pH = 7 + ½⋅lg(c/Kₐ+1) = 8.68
  • Am halben Endpunkt (V=7 ml) hast Du natürlich einen symmetrischen Puffer und erwartest pH=pKₐ=4.75.
  • Für Werte zwischen 0 und 14 ml kannst Du Dein Glück mit dem Henderson–Has­sel­balch versuchen, der in diesem Fall einfach lautet pH = pKₐ + lg (V/(Vₑ−V)) wo­bei Vₑ=14 ml der Ver­brauch am Endpunkt ist. Das wird an den Rändern des Inter­valls möglicherweise nicht so gut funktionieren, aber 1–2 ml vom Rand entfernt sollte es gut stim­men.
  • Nach dem Äquivalenzpunkt (V>14 ml) hast Du einfach eine Natronlauge, und das Acetat spielt keine Rolle für den pH. Du kannst dabei fol­gen­der­maßen rechnen: n=cV ist die Stoffmenge NaOH, die Du insgesamt zu­ge­geben hast; davon hat cVₑ (also alles bis zum Äquivalenzpunkt) mit der Essig­säu­re reagiert, und c(V−Vₑ) bleiben übrig; die schwimmen in einem Volumen der Vₐ+V herum (dabei ist Vₐ=20 ml das Volumen an einpipettierter Essigsäure), also ist die Konzentration der NaOH im Kolben c(V−Vₑ)/(Vₐ+V) und der pH-Wert folglich pH = 14 + lg [c(V−Vₑ)/⁠(Vₐ+V)] (starke Base).

Hier zeige ich Dir, wie die Näherungen (grau) im Vergleich zur richtigen Kurve (schwarz) aussehen:

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Du siehst, daß das gar nicht schlecht funktioniert; der einzige Problembereich liegt zwischen 0 und ≈1 ml Verbrauch, weil die Näherung mit Henderson–Hasselbalch zu tiefe pH-Werte liefert; V=0 kannst Du wie oben erklärt leicht richtig ausrechnen (grau­er Punkt ganz links), und die graue Kurve mußt Du dann eben händisch so verbiegen, daß sie durch den grauen Punkt geht.

Es gibt aber auch die Möglichkeit das direkt mit einer einzigen Formel auszurech­nen. Die Prozedur ist aller­dings überdurchschnittlich kompliziert. In Deinem Fall sind V₀=20 ml, c₀=0.07 mol/l, c₁=0, c=0.1 mol/l und natürlich Kₐ=1.8⋅10¯⁵ mol/l; dann kannst Du den pH zu jedem Verbrauch V ausrechnen als:

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Lori01684 
Beitragsersteller
 22.06.2024, 12:31

also ist es nicht möglich die einzelnen zwischenschritte auszurechnen ausser mit dieser formel ?

indiachinacook  22.06.2024, 13:21
@Lori01684

Ich habe Dir ja angegeben, mit welchen Näherungsformeln man den Be­reich links vom Äquivalenzpunkt und den rechts vom Äquivalenzpunkt berech­nen kann; in­zwi­schen habe ich auch eine Graphik nachgetragen, die zeigt, wie gut das funk­­tio­niert (Spoiler: gut aber nicht perfekt). Du mußt halt für verschiedene Punk­te ver­­schie­de­ne For­meln ver­wen­den, und damit leben, daß es nicht immer perfekt zusammen­paßt.

Wenn Du es mit einer einzigen Formel machen willst, dann mußt Du die kompli­zier­te mit dem inversen Kosinus verwenden (und da warten noch Untiefen auf Dich!).

Eigenartig: Diese Nachfrage wurde mir nicht in den Mitteilungen angezeigt, und ich ha­be sie erst jetzt zufällig gesehen.