Pfarrer werden ohne gläubig zu sein :D?

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Grundsätzlich sehe ich da keine Hindernisse. Wer einen Priester weiht, kann nicht die Gedanken seines Kandidaten lesen. Vor einigen Jahren outete sich ein deutscher katholischer Priester als Atheist. Der Mann war in seiner Kirchengemeinde als Seelsorger und Kulturmanager erfolgreich und sehr beliebt. Die katholische Kirche musste ihn natürlich von seiner Aufgabe entbinden, gegen den Wunsch seiner Gemeinde.

Dein Vorhaben ist mir als ehemaliger "Berufsberater für Abiturienten und Hochschüler" durchaus geläufig. Ich kann da nur vor zwei Fehleinschätzungen warnen: Der Stress der ständigen Selbstverleugnung (Die Soziologen nennen das "Rollenset") und die tatsächliche Arbeitsbelastung.

Ich hatte einen Onkel im katholischen Priesteramt. Den fragte ich einmal, weshalb er angesichts seines Alters und seines Gesundheitszustandes nicht in Pension geht. Da sagte er: "Das mache ich, um mich zu schonen!" - "???" - "Solange ich im Amt bin, habe ich jetzt Anspruch auf einen Kaplan, der mich entlastet. Als pensionierter Pfarrer habe ich keinen Kaplan mehr. Aber die Leute kommen weiterhin wie gewohnt mit ihren Sorgen zu mir. Ich kann denen ja schlecht sagen, so sollen fortgehen, weil ich pensioniert bin."

Ich bezweifle stark, dass alle Pfarrer wirklich gläubig sind, wenn dann eher religös. Dies gilt natürlich nicht für alle. Aber wenn du halbwegs gut schauspielern kannst, dann könntest du das durchaus tun. Ich persönlich bin bibeltreue Christin und halte ebenfalls nicht's von Religionen, sondern ich glaube an das was in der Bibel steht und die meisten Kirchen, zumindest hier in Deutschland legen mehr Wert auf Geld und Traditionen als auf die Bibel. Du solltest dir aber eher einen Beruf aussuchen, der dir wirklich Spaß macht, weil jeden Sonntag vor ca. 15 Rentnern und desorientierten Jugendlichen, die wegen des Geldes her kommen über irgendetwas predigen, das der Religion, aber nicht wirklich dem Glauben entspricht, stelle ich mich nicht gerade rosig vor. Aber das musst du wissen.

Abgesehen von dem, was HaudeginAlexa bereits angesprochen hat:

Man sollte sich seinen Beruf nie danach aussuchen, was man selbst als wenig aufwändig betrachtet. (Was der von dir angestrebte Beruf, wie schon gesagt wurde, sicher nicht ist!)
Der Beruf, den du erlernst, muss dir ein gewisses Maß an Erfüllung geben. Du musst das Gefühl haben, mit deiner Tätigkeit wirklich etwas Positives zu leisten, nur dann kannst du die Kraft aufbringen, dich möglicherweise jahrzehntelang damit zu befassen.

Wenn du täglich das Gefühl hast, beruflich andere Menschen anzulügen, wird dich diese Tätigkeit vermutlich nicht zufriedenstellen. Und falls doch, sagt das sehr viel über dich aus.

Für eine kirchliche Karriere bist du sicher in beiden Fällen nicht geeignet.


Germaghribiya  23.03.2018, 21:05

Nun, ich finde, er passt da gut hin. Die Kirche belügt ja auch ständig die Anhänger.

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Werd doch Pseudopsychologe. Vielleicht, wenn du es schlau anstellst, kannst du einfach auf dem Stuhl sitzen bleiben und nur so tun, als ob du zuhörst. Wäre das einfach genug? Nebenher könntest du dich auf dem Internet beschäftigen, das sieht der Patient ja doch nicht.

Und da musst du dann auch nicht zu Sterbenden, mitten in der Nacht, oder sonntags ne Predigt halten, sondern ausschlafen!

Oder tu doch einfach nichts. Das wäre dann noch einfacher, denn einen Job, wo man weder körperlich arbeiten muss, noch Schreibarbeit erledigen....gibt's den?


Mal abgesehen von deiner Motivation, diesen Beruf zu ergreifen, hast du eine viel zu einfache Vorstellung von diesem Beruf. Auch ein Arzt muss mit Menschen umgehen können, mit ekligen Sachen klarkommen. Das lernt man nicht durch ein Studium.

Wenn du mit dieser Einstellung einen solchen Beruf ergreifen willst, belügst du dich nur selber. Ist das eine Lebenseinstellung von dir? Dass man etwas nicht gern machen muss, solange was dabei rausspringt? Kein gutes Vorbild für deine Kirchengemeinde.

Büroarbeit gehört definitiv zu den Aufgaben eines Pfarrers oder Pastors. Da kommst du nicht drumherum, auch wenn du eine Sekretärin hast. Du hast am Wochenende nicht frei und musst oft früh aufstehen. Du musst mit verschiedensten Menschen klarkommen. Privatleben? Kannst du vergessen, oder du versteckst es gut, wenn du Dreck am Stecken hat. Zu guter Letzt: Die Burnoutgefahr ist nicht zu unterschätzen: https://www.srf.ch/sendungen/perspektiven/keine-kraft-fuer-kirche-pfarrpersonen-mit-burnout-2

Achja, da du katholisch bist, musst du zumindest in der Öffentlichkeit zölibatär leben. Ausser du wechselst die Konfession.

Überleg es dir also gut.