Partnerin verhält sich mal liebevoll, mal gefühlskalt - wieso?
Guten Abend!
Gerade bin ich der Verzweiflung recht nahe. Daher hoffe ich auf ein paar Tipps und Einschätzungen von euch.
Mit meiner Partnerin bin ich nun fast ein Jahr zusammen. Wir hatten seitdem eine gute Zeit, haben viel miteinander erlebt (im Sinne von gemeinsamen Unternehmungen), und planen auch unsere weitere gemeinsame Zukunft, unter anderem auch mit einer Heirat in nicht allzu ferner Zukunft.
Soweit so gut, sollte man meinen.
Es ist so, dass meine Partnerin (wir sind übrigens beide Mitte 30, leben beide noch nicht zusammen) manchmal sehr liebevoll, gefühlvoll ist, mir schöne Dinge sagt oder schreibt, wir uns miteinander sehr wohl fühlen und eine tolle Zeit verbringen.
Manchmal jedoch, so auch gerade, ist sie abweisend, gefühlskalt, vermeidet Nähe zu mir, und ist "kurz angebunden".
Sie sagte, sie wüsste nicht, was das sei, sie es aber gerne für sich als auch für mich herausfinden möchte, damit ich nicht leiden müsse.
Ganz konkret ist es so, dass sie zB letzte Woche mehrmals sagte wie sehr sie sich freue wenn wir heiraten würden und eine gemeinsame Zukunft haben, und heute, auch gestern schon, ist sie wieder in dem gefühlskalten Modus.
Ich sprach sie eben darauf an, wie sie letzte Woche noch sagen konnte wie sehr sie mich liebt und heute Probleme hat neben mir auf dem Sofa zu sitzen (im übertragenden Sinn).
Sie meinte, das eine hätte mit dem anderen nichts zu tun, sie möchte mich nach wie vor heiraten und sie liebte mich nach wie vor, aber sie könne mir im Moment "einfach nicht nahe sein".
Diese Phasen kommen immer mal wieder, es ist keineswegs so, dass ich das nun zum ersten Mal erlebe. Aber im Moment zermürbt es mich sehr.
Könnt ihr mir sagen, was das sein könnte? Wie ich damit umgehen kann? Welche Rolle ich dabei spiele?
Ich bin für jeden Kommentar dankbar.
9 Antworten
Hallo raloo...,
du fragst, "wieso" sie so ist wie sie ist. Nun, die Antwort würde dich nicht weiter bringen. Zumal auch der Altvater der Psychoanalyse, Siegmund Freud, einmal stimmungsvoll dazu sagte: "Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: Was will eine Frau?”
Frauen sind sehr emotional und Emotionen sind nie rational und vernünftig erklärbar. Ihre Gefühle können auch Frauen oft selbst nicht verstehen. Sie können nur besser damit umgehen als wir Männer.
Soweit gut, das wissen wir wohl ziemlich alle aus eigenem Erleben. Schwierig wirds nur, wenn Männer damit umgehen müssen, die ja nun bekanntermaßen NUR (also fast nur) rational und 'vernünftig' vorgehen. Ihnen ist das Gefühlsgewurschtel von Frauen oft undurchdringlich und schon gar nicht zu verstehen
Es gibt auch auch eine gute Nachricht:
Der Paar-Psychiater, Dr. John Gray, hatte genau dazu ein Buch geschrieben, dass beiden hilft, den anderen etwas besser zu verstehen. Übrigens auch Frauen half es, sich selbst besser zu verstehen, denn die leiden unter ihren Stimmungs-schwankungen ja auch oft nicht schlecht.
John Gray, "Männer sind anders, Frauen auch"
Dies Buch empfahl ich hier schon einmal, weil es ja eben DAS Thema von Paarschwierigkeiten betrifft. Es ist sicher sehr viel besser als so manche Stammtischweisheiten wie: "Lass sie mal, die kommt auch wieder runter!" oder "Ach, geh mir weg, meine iss auch so!" oder sogar wie hier "Die hatn andern!" Erklärt hatte sie es dir ja: "Das hat gar nichts miteinader zu tun!" Na bitte! ;- ))
Dir werden die Augen übergehen und vieles aus vergangenen Erlebnissen wird dann klar!
Sorry, Mr.Mystery...!
Ich verrät mich in der Kommentarzeile - DIR meinen Dank für dein großes Kompliment! :- )
Ich vergaß zu erwähnen... die Unfähigkeit, sie zu erreichen, mit ihr zu einer verlässlichen Übereinstimmung zu kommen, die zermürbt. Gar nicht so sehr das einzelne Verhalten. Wenn aber (gemeinsame!) Kenntnisse vom gegenseitigen Verständnisraster vorliegen, pfeift sofort der ungeheure Gefühlsdruck, auch Ängste, aus dem Ballon und alles wird leichter handlebarer. :- ) Jene Unsicherheiten kommen zumeist tatsächlich aus dem Unverständnis.
Auch ich bin von diesem umfangreichen Kommentar beeindruckt.
Dieses Buch wird mir langfristig sicher eine Hilfe sein können, solche Phasenhaftigkeiten, und vielleicht auch mich selbst besser zu verstehen.
Es ist schon richtig, erklärt hat sie es ja. Dieser Wunsch nach Distanz hat nach ihrer Aussage nichts mit Ermangelung an Liebe zu tun. Klingt ja positiv.
Aber verstehen kann ich es (und sie sicher selbst nicht). Wie kann man einen Menschen den man liebt so behandeln, bzw sich von seiner Anwesenheit so "gestört" fühlen?
Was ich bewusst gestern nicht in meine Frage hineinschrieb ist die Tatsache, dass sie in ihrer letzten Beziehung vor 2,5 Jahren in ebenjener Phase des Planens der Zukunft von ihrem Damaligen ziemlich überraschend verlassen worden ist, was sie damals nach ihrer Aussage sehr getroffen und überaus verletzt haben muss.
Ich habe diesen Fakt nicht in meine Frage rein geschrieben, weil ich die Kommentatoren nicht in diese Richtung lenken wollte, sondern erst mal allgemein ein paar Gedanken und Einschätzungen zum Nähe-Distanz-Problem hören mochte.
Und nun noch eine Frage an alle, die dies hier lesen: Wie würdet ihr nun damit umgehen? Sie meinte gestern Abend, dass es vielleicht besser sei, wenn wir uns eine Weile mal nicht sehen würden, damit eine eventuell noch andauernde Phase der "lieblosen Unnahbarkeit" mich nicht allzu sehr verletzen könnte.
Wäre es richtig, sie nun mal für sich zu lassen, oder wäre gerade das kontraproduktiv?
Wie ich in einem anderen Kommentar schrieb war sie heute morgen etwas entspannter als gestern Abend, sie bemühte sich um eine "normale" Atmosphäre, wenngleich ich ihr ihre Unsicherheit anmerkte.
Danke für diesen obigen und alle weiteren Kommentare.
Ich weiß, ich bin doof- aber hat schonmal jemand daran gedacht, daß Frauen ab und zu die "Frauenkrankheit" haben? LG und falls das keine Hilfe war- wir arbeiten zusammen an dem Problem. Alles wird gut, raloo.
Das hab ich mal bei einer Freundim von mir gemacht... (Also nicht mit lieben oder so) Und ich weiß bis heute nicht warum... Es wurde mir halt manchmal alles zu viel, aber glaub mir, diese Phase geht wahrscheinlich wieder rum, lass ihr im Moment mal ein bisschen Freiraum, und warte, bis sie selber kommt.
Also entweder es steckt etwas schlimmeres dahinter, oder aber das ist halt einfach ihre Art. Manchmal sind insbesondere Frauen (ich selbst auch) eben so. Manchmal hat man eben keine Lust auf Nähe, ist schnell gereizt und etwas kalt. Das kenne ich selber nur zu gut. Kann aber auch nicht erklären warum.
Es ist immerhin sehr gut, dass diese unerklärliche "Kühle" auch ihr selbst nicht gefällt und sie das gerne ändern würde (oder?).
Für alle Fälle solltest du dich aber auch fragen, ob du genau diesen Zustand auch ein ganzes Leben lang ertragen könntest. Wenn man nämlich Mitte 30 ist, dann sind ja in den nächsten Jahren nicht gerade umwälzende Veränderungen der grundlegenden Persönlichkeit von einem zu erwarten. Man ist ja da fundamental schon sehr ausgeformt, um es mal so zu nennen.
Die Vorstelllung "er/sie wird sich noch ändern" bleibt meistens eine naive Phantasie.
Am besten wäre es, wenn sie selbst wirklich ganz intensiv diese Sache erforschen und ändern wolllte. Die Motivation dazu könnte sie vielleicht stärker entwickeln, wenn du ihr detailliert schilderst und vermittelst, wie du dich in solchen Fällen genau fühlst. Dein schlechtes Erlebnis soll sie detailliert kennen und nachfühlen können, damit sie sowohl rational als auch emotional begreift, dass es sich nicht um eine Kleinigkeit handelt. Wenn sie dich liebt und ihr daran liegt, dass du nicht einfach so leidest, dann sollte sie eigentlich ein großes Interesse entwickeln. Änderungen SIND möglich, aber man muss sie natürlich erst mal wollen.
Unter meinen langjährigen Freunden sind zwei Psychologen, davon einer Psychotherapeut. Ich höre also seit 20 Jahren immer wieder mal Erfahrungsberichte. Es wäre vielleicht ein guter Tipp, wenn ihr mal bei einem Psychotherapeut für Verhaltenstherapie oder "Mischrichtungen" aus dem systemischen Bereich (nicht Psychoanalyse) nach einer Paartherapie fragt, die ihr zusammen machen könntet.
Das Problem kenne ich sehr gut. Meine Freundin hat auch manchmal diese Phasen in denen ihr das Kitschige/Romantische oder die Nähe zu viel wird. Und diesem Moment braucht sie dann was anderes. Manchmal ein bisschen Freiraum oder mich eher mehr als Best friend oder so. Am besten in diesen Momenten fragen, was sie sich gerade wünscht/was sie momentan möchte. Natürlich sollst du dabei nicht deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse ignorieren, aber vllt kann Kompromisse geschlossen werden oder eine Lösung gefunden werden. Kommunikation ist auf jeden Fall immer gut
Ein gelungener Kommentar!
Bin beeindruckt! 😮