Neue Beziehung trotz Ehe?
Hallo zusammen,
mich beschäftigt in letzter Zeit eine etwas seltsame Frage. Ich bin Mitte 40, verheiratet, unsere Beziehung besteht seit fast 25 Jahren mit vielen Höhen und auch hin und wieder Tiefen. Ich habe nie aufgehört meinen Mann zu lieben. Nun ist es leider so, dass sich mein Mann vor etwa 2 Jahren sehr verändert hat, in seiner Persönlichkeit und auch in anderen Dingen. Ich dachte an Depressionen. Nun ist es leider so, dass er an einer seltenen Demenz in frühem Alter leidet und nach und nach alles vergisst und vergessen wird (ich kenne mich Demenz beim Pflegen aus, meine Mutter hatte Alzheimer) so lange es geht, werde ich mich um meinen Mann kümmern. Da sind immer noch Tage an denen er so ist wie früher und dann diese schrecklichen, wo er nichts begreift. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Dennoch fühle ich mich einsam und verlassen, ich funktioniere nur noch. Ich habe natürlich keine andere Beziehung, aber was ist, wenn ich jemanden kennen lerne? Mein Mann krank und dement Zuhause oder vielleicht dann schon in einem Pflegeheim und ich? Was ist dann mit mir? Ich werde mich ja nicht scheiden lassen! Eine Beziehung trotz Ehe und krankem Mann? Ist mein Leben dann vorbei? Ich glaube ich bräuchte einfach eine starke Schulter, an der ich mich anlehnen kann. Ich weiß, dass ich eine sehr starke Frau bin und ich bin stolz darauf, aber manchmal möchte ich einfach nur losheulen. Sorry sehr langer Text.
3 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/guitschee/1548445046678_nmmslarge__208_20_476_476_97f650f28c38614fd000d70cc2e68194.png?v=1548445047000)
Wenn du ehrlich zu dem neuen Mann bist.
Du musst auch an dich denken. Du darfst nicht nur an deinen Mann denken. Du musst dafür sorgen, dass du gesund und stark bleibst - wenn das mit einer Beziehung geht? Dann würde ich sagen: mach.
Es würde dafür sicherlich massive Verurteilungen geben - damit muss du dann rechnen. Aber denen würde ich sagen: Das geht euch einen Scheiß an, f* ckt euch.
Gleichzeitig ist das natürlich eine Frage dessen, ob ein neuer Partner sich überhaupt darauf einlassen würde.
Denn dein Mann würde ja weiterhin sehr viel deiner Zeit und auch deiner Emotionen benötigen.
Schwierig, aber wie gesagt: ich würde sagen: es ist wichtig, dass es dir gut geht - und wenn das mit einer neuen Beziehung wäre: dann wäre das so. Egal was andere dazu sagen.
Und: Stärke bedeutet auch, dass man manchmal heult, dass man manchmal eine Schulter braucht, dass man manchmal egoistisch ist und das sich auch selber gestattet. Das man etwas für sich tut.
Was bringt es deinem Mann, wenn du daran kaputt gehst, wenn du mit leidest - klar ist die Situation auch für ihn scheiße, aber er wäre kein guter Mensch, wenn er nicht erkennen würde, dass es gut ist, wenn es dir dabei möglichst gut geht. So würde ich denken.
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Ich kombiniere mal aus zwei verschiedenen Sachen, die ich erlebt habe und mitbekommen habe. Auch wenn es nicht vergleichbar ist, mit dem, was du durchmachst.
Ich bin selber asexuell. Ich möchte keine sexuelle Beziehung zu einem Mann. Ich möchte aber durchaus eine romantische. Viele Männer haben sexuelle Bedürfnisse, das ist auch völlig in Ordnung. Also würde ich mit einem solchen Mann nach Möglichkeit eine offene Beziehung vereinbaren, wo er sich das, was er braucht und ich ihm nicht geben kann/möchte, woanders sucht.
Im Prinzip wäre es bei dir nichts anderes, nur, dass es dabei nicht (nur) um Sex geht.
Mein Mutter hatte Brustkrebs, als ich ein Kind war. Die Beziehung zu meinem Vater war gleichzeitig nicht gut. Mein Vater hat sich in der Beziehung nicht wohlgefühlt, musste auf einiges verzichten. Ebenso meine Mutter. Ich weiß, dass mein Vater schon vor der Nachricht "Brustkrebs" mit der Beziehung gehadert hat. Als die Nachricht kam, wurde es viel viel schlimmer. Weil die Menschen suggerieren "Du kannst dich doch nicht von einer Frau trennen, die sowas gerade druchmacht, was bist du dann für ein A-loch." ich bin mir sicher, dass das ihm auch so gegenüber, vermutlich mit anderer Wortwahl, aber dennoch, gesagt wurde. Es hat sowohl meiner Mutter, als auch meinem Vater längerfristig geschadet, mehr, als eine Trennung es hätte. Sie sind jetzt seit Jahren getrennt, mein Vater neu verheiratet - das Verhältnis ist sehr sehr gut geworden - und mein Vater hilft meiner Mutter jetzt noch viel (wo sie eine andere Erkrankung) hat.
Wie gesagt, ich will beides keineswegs mit deiner Situation vergleichen, aber vielleicht geben die Sachen dir neue Denkansätze?
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Es tut mir sehr leid für dich, dass du in dieser Situation steckst! Was viel zu oft vergessen wird, ist, wie belastend sowas für pflegende Angehörige ist...
Genau deshalb gibt es inzwischen aber einige Angebote für pflegende Angehörige! Selbsthilfegruppen, therapeutische Unterstützung und natürlich alles, was rund um die Pflege und den Alltag möglich ist, inklusive Beratungsstellen dazu. Google doch mal, was du in dieser Richtung vor Ort bei dir so findest und schau, was eventuell passen könnte, damit du einerseits im Alltag entlastet wirst und andererseits eventuell Menschen vor Ort kennenlernst, die in einer ähnlichen Situation stecken und mit denen du dich ganz offen über das Wechselbad der Gefühle austauschen kannst :).
![](https://images.gutefrage.net/media/user/LeBonyt/1553190555784_nmmslarge__5_5_160_160_23469c76ccd9796e9cb38ca6b6f0ac87.png?v=1553190556000)
Erst mal Danke für das Teilen deiner leider sehr traurigen Geschichte.
Also ich habe dieses Szenario ernsthaft mit meiner Frau besprochen und wir waren uns einig, dass der Partner die Pflege des anderen nie unter Selbstaufgabe machen soll. Da dein Mann seine Erkrankung schon erkannt hat, solltest Du das tatsächlich mit ihm explizit besprechen.
M.48.verh.
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Ich habe das Gefühl, ihn im Stich zu lassen. Solange es geht, möchte ich an seiner Seite sein und mit ihm und unseren Kindern ein "normales" Leben leben. Ich denke die ganze Zeit daran, dass er die Matura(Abitur) unserer Tochter nicht mehr wahrnehmen wird, dass es vielleicht das letzte gemeinsame Weihnachten Zuhause (das er noch bewusst wahrnimmt) wird, meinen Geburtstag und unseren Hochzeitstag hat er schon vergessen, er hat ihn niemals vergessen. Es schmerzt einfach.