Naturwissenschaften studieren ohne Englisch in der Oberstufe

6 Antworten

Abgesehen von Anfängerlehrbüchern ist nahezu die ganze physikalische Fachliteratur auf englisch. Dies gilt auch für andere Naturwissenschaften.

Du solltest aber deswegen keine Angst haben, das Studium zu beginnen, denn das Fachenglisch ist nach Grammatik und Grundvokabular sehr einfach, zumal viele der Verfasser selbst keine englischen Muttersprachler sind. Englische Comics und Boulevardpresse sind deutlich schwieriger.

Dein Französisch wird Dir helfen, denn etwa die Hälfte des englischen Wortschatzes ist lateinischer und französischer Herkunft. Seit den normannischen Besatzern des 11. Jahrhunderts wurde ja von der Oberschicht französisch gesprochen.

Ich empfehle: Fange schon im Grundstudium damit an, englische Texte zu lesen. Auf völligen Durchblick kommt es dabei gar nicht an, sondern nur darauf, das Gehirn allmählich an die Sprache zu gewöhnen. Nimm dafür solche Texte, bei denen Dich das Thema interessiert. Mach Dir beim Lesen immer Notizen ‒ das macht man als wissenschaftlich arbeitender Mensch sowieso ‒ und gewöhne Dir dabei an, die Notizen auch auf Englisch aufzuschreiben. Ich empfehle dafür Handschrift auf Papier, weil die Nerven der Hand intensiv mit dem Gehirn zusammenarbeiten. In den Computer tippen geht aber auch. Um Fehlerfreiheit und Eleganz geht es dabei nicht, sondern wieder nur darum, die englischsprachigen Verbindungen Deines Gehirns zu aktivieren. Mit der Zeit wirst Du ganz von selbst anfangen, englisch zu denken, wenn Du Dich mit dem Fach beschäftigst.

Viel Spaß!

Am Anfang kommst du ohne Englisch aus, aber wenn du in die fortgeschrittenen Semester kommst und Master -, Diplom-, Doktorarbeit anfertigen willst, brauchst du Englisch. Da findest du eben keine deutsche Literautur mehr, denn auch die deutschen Wissenschaftler veröffentlichen auch in Englisch, denn sie wollen auch gelesen werden. Hier kommt die entscheidende Hürde: Wenn du im Beruf, ob Wissenschaft oder Industrie, dich profilieren willst, dann musst du in Wort und Schrift, also auch in Vorträgen und Verhandlungen ein sicherer Gesprächspartner in der englischen Sprache sein.

Wenn du Englisch-Kenntnisse auf diesem Niveau nicht anstrebst, dann vergiss das ganze Physik-Studium. Als Lehrer oder Studienrat im Schulbetrieb könntest du Physik als Fach wählen. Glaub aber nicht, dass das ganz ohne Englisch geht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ca. 40 Jahre Arbeit als Leiter eines Applikationslabors

Du musst unbedingt Englisch können, gerade in naturwissenschaftlichen Fächern! Am besten beginnst du jetzt gleich. Ansonsten wirst du keinen einzigen Fachartikel lesen können. Es kann auch sein, dass du gar nicht für den Bachelor zugelassen wirst. Bei mir war Englisch in einem gewissen Ausmaß verpflichtend für die Zulassung.


thehae 
Beitragsersteller
 29.03.2015, 15:24

Danke für die Antwort!

Mit was soll ich denn jetzt gleich beginnen? Mit einem Englischkurs? Es ist ja nicht so, dass ich überhaupt kein Englisch kann, ich hatte es 10 Jahre lang.. und hängt die Zulassung nicht eher von den Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern ab?

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KeinName2606  29.03.2015, 18:30
@thehae

Englischkurs, Bücher lesen und Sendungen schauen.

Kommt auf die Hochschule an. Bei uns war Englisch als Maturafach (Abitur) Pflicht. Aber in Österreich kann man Englisch auch nicht abwählen, zumindest ging das in meiner Schule nicht.

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Naturwissenschaften ohne Englisch ist sicher in vielen Bereichen sehr problematisch, einfach deshalb, weil oft in einer ganzen Reihe von Bereichen die Literatur zu einem großen Prozentsatz nur in englischer Sprache ist.

Ich habe aber einen Vorschlag für Dich: Da Du mit 17 Jahren schon das Abitur hast, gehe doch mindestens ein halbes Jahr nach England, in die USA oder in den englischsprachigen Teil von Kanada auf irgendeine Schule. Du lernst nicht nur die Sprache, sondern erweiterst Deinen Horizont ungemein und das ohne Druck. Diese Zeit kommt nie mehr in Deinem Leben, darum nütze sie!!!


thehae 
Beitragsersteller
 29.03.2015, 15:28

Danke für die Antwort!

Ja das hatte ich auch schon überlegt, ich bin mir nur nicht sicher, ob die Unis das dann anerkennen? Weil ich habe durch eine Sprachreise ja keinen Nachweis dafür, dass ich ein gewisses Sprachniveau habe. Oder?

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vach77  29.03.2015, 15:52
@thehae

Die Unis interessiert das nicht woher Deine Sprachkenntnisse kommen; aber wenn in Deinem Lebenslauf einmal steht, dass Du viel Eigeninitiative aufgebracht hast, um Deinen "Horizont" zu erweitern, das hört sich dann sehr positiv an.

Nicht denken, jetzt muss ich mich zuerst einmal ausführlich nach der Schulzeit ausruhen, sondern vielseitig aktiv sein, das muss Dein Bestreben sein.

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Natürlich wirst du ohne Englisch nicht durchs Studium kommen. Schon zu meiner Zeit waren 90 % der Veröffentlichungen in Englisch. Besser immerhin als 30 % Deutsch, 10 % Japanisch, 8 % Spanisch usw.

Das war die schlechte Nachricht. Die gute ist:

Es reicht, wenn du die grundlegenden Regeln von Grammatik und Satzbau kennst. Die Vokabeln muss eh jeder lernen, denn die sich zum großen Teil so speziell, dass sie nicht mal Muttersprachler verstehen.

Und viele nicht ganz so spezielle Worte sind international, und wenn du sie nicht als deutsches Fremdwort kennst, dann aus Französisch.

Ich habe nach einigen Wochen Arbeit schreiben oft nicht mal das Wörterbuch aus dem Regel geholt, weil ich alle Worte zu meinem Fachgebiet schon kannte.

Und wenn du wirklich lernen willst, dann lies Bücher im Original, schau dir Filme auf englisch mit englischen Untertiteln an und schlag die Wörter nach.

Das waren natürlich nur persönliche Erfahrungen, zu harten Fakten wie Zugangsoraussetzungen solltest du dich einfach erkundigen. VIelleicht einfach bei der Fachschaft anrufen.