Mutter erzählt mir, dass es sinnlos ist deutsche Frauen in meinem Altersbereich (25) kennenzulernen für eine feste Beziehung. Hat sie da irgendwie Recht?
Ich weiß, dass das ein straffe und verallgemeinernde Unterstellung ist. Folgende Situation. Ich war noch nie so richtig in einer festen Beziehung und über diesen Frust habe ich mit meinen Eltern geredet.
Meine Mutter teilte mir mit, dass es mit den jungen deutschen Frauen sinnlos ist.
Viele seien in einer Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen, sind zu verwöhnt, wollen keine Kinder, sind zu emanzipiert, sind unerwachsen und wollten nur Partys und Spaß haben.
Die vernünftige Stimme in mir weiß natürlich, dass das nicht auf alle zutrifft und Verallgemeinerungen keinem Geschlecht gerecht sind.
Ich denke mir aber auch, dass da was dran ist an ihrer Erzählung.
In der Berufsschule (Zweitausbildung zum technischen Systemplaner) sehe ich wie wenig sich die 20, 21, 22 Jährigen (Männer und Frauen) wirklich Mühe für die wichtigen Dinge geben. Da gibt man sich nicht Mühe für die Arbeiten, besäuft sich in der Lehrlingsunterkunft (alleine da sieht man viele Abgründe), diskutiert unnötig mit den Lehrern und man macht viel Blödsinn. Vor allem was die jungen Kerle betrifft, sehe ich ein hohes Gewaltpotential vieler dieser 17-26 Jährigen und dann noch zu wissen, dass selbst diese Kerle eine Freundin haben, lässt schon an den Verstand vieler junger Frauen zweifeln.
Es hilft auch nicht, dass man über Datingplattformen wie Tinder und LOVOO nicht gerade schöne Erfahrungen macht mit den Frauen dort. Es ist als Mann eine beschämendes Erlebnis und das schon seit 5 Jahren für mich persönlich auf dieser Plattform.
Meine Generation ist wirklich in einer Wohlstandsgesellschaft mit viel Technologie aufgewachsen. Wir haben nicht die DDR kennengelernt wie meine Eltern und wir sind mit dem Internet aufgewachsen, was definitiv nicht vielen in der Erziehung gut getan hat.
Auch wenn ich sehr liberal bin (traurig, dass ich das so sagen muss, aber ich werde schnell als Rechts bezeichnet für diese Sicht) ist für mich die Familie sehr wichtig. Für mich ist eine eigene Familie sehr erstrebenswert und auch ein Ziel in meinem Leben. Ich kann auch Sex von der Liebe gar nicht trennen, was anscheinend auch für viele in meiner Generation kein Thema ist.
Von dahergehend kann ich verstehen, warum mir meine Mutter empfiehlt eine Frau aus anderen Ländern kennenzulernen mit eher traditionellen Familienwerten. Die durchaus auch einen schätzt, wenn man nicht gerade übermäßig viel verdient.
Ich denke wirklich, dass das Internet und Online Dating das Bild von Frauen verschoben hat, was eigentlich der durchschnittliche Mann ist und wie eine gute "normale" Beziehung sein kann. Es gibt Statistiken die belegen, dass die Männer Frauen in ihrer Schönheit gleichmäßig über das gesamte Spektrum verteilen (gaußsche Normalverteilung für die Mathematiker unter euch ^^), aber Frauen packen 80% aller Männer in die unterdurchschnittliche bis schlechtaussehende Kategorie.
Auch hat Social Media definitiv nicht den Leuten gut getan und es fallen doch viele auf diese Videos rein, wo von der perfekten Beziehung, Familie etc. erzählt wird und alles gestellt ist. Trotzdem wachsen ja die Leute damit auf. Ich wusste bis vor kurzem nichtmal, dass es "Ick" und "Redflag" Trends richtig auf TikTok gab. Ich nutze Social Media Plattformen einfach nicht so oft.
Dazu kommt ja auch noch, dass viele Frauen in meinem Alter auch ältere Männer kennenlernen, die einfach eine finanziell bessere und festere Position im Leben haben. Ich habe von vielen Männern um die 30/31 gehört, dass die bei Frauen um die 21/22/23/24 landen konnten und das haben mir auch schon paar Frauen so bestätigt… die Konkurrenz ist als junger Mann nicht nur größer, teilweise sind anscheinend die älteren auch beliebter.
Was denkt ihr dazu? Klar muss ich nicht direkt sagen, dass es unmöglich ist unter diesen Umständen eine Partnerin zu finden (ich lebe auf einem kleinen Dorf abseits von großen Städten… das macht es nicht einfacher), aber ich denke wirklich man hat es als junger Mann echt schwer eine vernünftige Partnerin zu finden. Vielleicht ist es sogar in Deutschland schwerer als in anderen Ländern.
3 Antworten
Hi. Ich finde spannend, wie viele hier einfach „Nein“ schreiben oder dich angreifen - aber gar nicht richtig belegen/ begründen können, warum. Ich will das mal oppositionell machen und sagen: ja, du hast recht (teilweise).
Zunächst: Ja, dating ist in schieflache geraten. Schon immer waren sozialkontakte ein Markt, in dem Männer bezahlen und Frauen „bezahlt werden“. Das beginnt schon mit Tarifen für datingplattformen, kosten für soziale Events (Eintritt im Club), invest auf den dates von Männern an Frauen… aber auch außerhalb monetärer Dimensionen: Männer müssen deutlich mehr Wörter in Chats schreiben, deutlich mehr neue Themen eröffnen, deutlich mehr inspirieren —> beides ist belegt durch soziologische und Konversationsanalytische Studien. Long story short: den balztanz machen nach wie vor Männer; Frauen haben nach wie vor passive Strategien. Und das erleben Männer als einen starken Konflikt mit emanzipatorischen narrativen. Ganz im Gegenteil erleben sie die emanzipatorischen Forderungen als starken Affronte, weshalb sie sich zunehmend zurückziehen - darum beklagen auch Frauen den date Markt übrigens, weil Männer zunehmend keine Lust haben.
beides mündet übrigens in grundlegend diametraler Haltung, die wir seit beinahe 10 Jahren immer weiter auseinander gehen sehen (gallup-Studie): Männereinstellungen werden immer konservativer, Frauen progressiver.
Was du also im dating erlebst, berührt ein gesellschaftliches Problem, an dem - und das ist der Witz - Männer schuldig gesprochen und ihre Kränkung als witzfigur (Incel-Bewegung) betitelt wird. Ich halte jedoch hier keine Seiten für alleinig schuldig, sondern beide - und auch beide für eine Annäherung verantwortlich. Leider sehe ich das aktuell nicht passieren… meine Prognose ist, dass mit zunehmend wirtschaftlichem Druck und auch zunehmend mehr Konflikt in der Welt (inkl. Aufrüstung) die Haltung stark in konservative Strömungen kippen werden…
was kannst du allein machen? Raus aus dem Internet. Sich Orte auf, die mit seinen Leidenschaften korrespondieren, sprich vor Ort Frauen an - und zwar zunächst mit Gedanken einer Freundschaft. Lernt euch kennen, schätzt euch für eure hobbies und Ideen… dann wird etwas verbindlicheres draus. Online wird dich nur erfolgreich machen, wenn du dich gut verkaufen kannst - wenn du diese instagramability nicht liebst, dann sieh dich wo anders um.
Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort! Du bist wirklich einer der wenigen, der das hier richtig analysiert hat. Ich vermute, dass hier viele erstmal abblocken, weil es nicht in ihr politisches Bild passt. Es ist einfach traurig! Wir treiben wirklich alle weiter auseinander. Unsere Gesellschaft wird so langsam aber sicher untergehen.
Online Dating war ja auch nicht immer so schlimm. Zu den Anfangszeiten können viele bestätigen, dass es mal viel besser war.
Mit Behauptungen, dass es gerade als gewöhnlicher Mann sehr schwer geworden was Online Dating betrifft, stößt man anscheinend auch feministischen Ideologien vor dem Kopf. Ein Mann kann es nicht schwer haben oder ein System haben, was sie proportional mehr benachteiligt.
Und das ist alles absolut Schade. Ich würde mich als einen sehr weltoffenen Menschen bezeichnen, der jeglicher Sexualität, Weltanschauung und Lebensweise toleriert, aber sobald man auf gesellschaftliche Missstände hinweist, fühlen sich viele auf den Schlips getreten.
Ich denke wirklich, dass gerade Online Dating und Social Media die Anforderungen an Männer erheblich erhöht hat. Der durchschnittliche Mann wird falsch repräsentiert und das auf einen Podest stellen von Frauen durch diese Apps, mit hunderten bis gar tausenden von Likes verfälscht die Selbsteinschätzung von Frauen.
Natürlich ist jede Frau und jeder Mann einzigartig und besonders, aber wenn wir sehen, wie alle Frauen ab einer 3/10 nur die Männer ab 9/10 (jeder für sich individuell betrachtet) beachten und alle anderen ignorieren, dann müssen die sich nicht wundern, dass sie keinen Erfolg beim Online Dating haben. Und auch hier wird dann wieder Männern die Schuld zugeschoben, wenn diese Kerle nur die Frauen ausnutzen und ersetzen. Was ja kein Wunder ist. In den Augen dieser Kerle sind viele Frauen ersetzbar, wenn die so einen Andrang von Frauen haben (oberstes 10% der Männer bekommt sogar mehr Likes als die meisten Frauen) und diese Männer sich nicht binden lassen.
Man kann jedem nur empfehlen sein Glück im realen Leben zu suchen, was definitiv ebenfalls sehr schwer als Mann ist, aber trotzdem mehr erfolgsversprechender ist.
Der Text ist die reinste Frechheit. Ich hoffe, dich findet eine sehr mentale und psychisch starke Frau, die euch mal Klarheit bringt, dass ihr das Problem seid mit dieser Denkweise und nicht andere.
LG, eine Deutsche, 26 Jährige, die eine langfristige Beziehung führt, heiraten will, eine monogame Beziehung führt und auf deine Standards einer vernünftigen Partnerin zutrifft. Und by the way, meine ganzen Freundinnen sind auch so.
Und das ist doch schön so. Ich habe definitiv nicht behauptet, dass alle Frauen so sind. Das wäre ja eine sexistische Behauptung, die definitiv nicht der Realität entspricht. Und das entspricht auch definitiv nicht der liberalen Sichtweise. Mein Text ist ja auch viel auf den allgemeinen jugendlichen Leichtsinn eingegangen. Ich würde behaupten, dass sich verhaltensgleiche Menschen wie du und deine Freundinnen gut verstehen und natürlich kennst du dann viele Frauen, die so sind. Ich persönlich habe nur sehr selten solche Frauen kennengelernt. Du hast ja auch andere Erfahrungen gemacht, weil du dich bestimmt auch in anderen Kreisen aufhältst. Ich kann dir sagen, dass ich im technischen Bereich auf 20 Männern etwa eine Frau antreffe. Das alles kann natürlich hier auch einfach ein Fehlschluss aus meinen Erfahrungen sein. Ich bin gerne offen neue Sichtweisen zu lernen. Du kannst mir gerne sagen, was du auszusetzen hast an meinen Text. Danke sehr.
Das sind verallgemeinernde Vorurteile. Deine Mutter hat nicht recht.
Ich kenne (beruflich und privat) mehrere junge Frauen zwischen 18 und 25, und das sind alle sehr nette, vernünftige Frauen. Sie arbeiten oder studieren, nehmen den Beruf/ Ausbildung durchaus ernst, sind ansonsten offen für alles mögliche. Manche sind in Beziehungen, manche sind single, einige sind auf der Suche nach dem Richtigen, andere wollen ihr single- Dasein genießen.
Was alle eint, sie haben ein gesundes Selbstwertgefühl, und damit kommen manche Männer nicht gut klar.
Ich kann den Vorurteilen deiner Mutter überhaupt nicht zustimmen.