Mutter begeht Suizid nach betrug des Vater, Sohn fällt ins selbe Muster wie der Vater, nur ein Zufall?
Die Mutter begeht Suizid nachdem sie heraus fand nach 25 Jahren Ehe und Kinder das er fremd geht. Der Vater ist alkoliker. Der Sohn verkraftet dies kaum und bekommt auch psychische Probleme und fängt zu trinken an. Bekommt auch eine Frau und ein Kind und tut seiner Frau das selbe an und geht fremd und bereut es unendlich sehr genauso wieder der Vater ... Obwohl er es doch am besten wissen wüsste das so eine Erfahrung schemenhaft ist... Nur ein Zufall oder kann das ungewohlt nach geahnt sein? Was würdet ihr der Person raten wenn sie psychische Probleme hat und sich positiv ändern möchte und sowas nie wieder tun möchte?
5 Antworten
Leider ist es gar nicht so selten, dass Kinder das schlechte Vorbild ihrer Eltern imitieren. Das hat auch nix damit zu tun, dass jemand die "schlechte Kindheit" als Mittel der Rechtfertigung missbraucht. Die Jungen machen es meist den Alten nach, außer sie rebellieren komplett und wollen alles anders machen.
Ich habe es auch oft mitbekommen, dass Töchter aggressiver Alkoholiker sich direkt auch wieder einen aggressiven Alkoholiker angelacht haben, obwohl sie doch das ganze Leid erkannt haben. Das sind dann die, die sagen, ihr Mann würde sie schlagen "aber nur wenn man es verdient hat" und meinen, ihren Mann "doch so sehr zu lieben".
das nennt sich Wiederholungszwang, sie heiraten Alkoholiker, nicht weil sie so etwas mögen, sondern sie glauben daran, dass sie es diesmal schaffen, ihn davon weg zu bringen.
Um in eine romantische Situation zu kommen und den Partner zu betrügen, brauche ich kein elterliches Vorbild. Mir reicht der Wein, die Musik, die Berührung...
Option 1: Durch eine komplexe Reihe an Kindheitserfahrungen bildet sich ein Betrugsarchetyp in der Seele des Kindes, was einen unvermeidbaren unterbewussten Drang ausübt, als Erwachsener wieder und wieder genau die gleichen Fehler wie der Vater zu machen und da nicht ausbrechen zu können, inshallah.
Option 2: Unzufriedenheit in der Beziehung + Gelegenheit = Betrug kann jedem passieren.
Was ist wohl wahrscheinlicher?
Ich wähle Option 2. Obwohl Betrug ein gesellschaftlich und moralisch stark verpöntes Thema ist, ist er viel häufiger, als diese öffentlichen Debatten es einen glauben lassen. Jeder fünfte gibt an, seinen Partner schonmal betrogen zu haben. Geht mal auf die Straße und zählt die Menschen durch, immer bis fünf um ein Gefühl dafür zu bekommen. Sind ganz schön viele, oder?
Ja ist scheiße. Wird dadurch, dass es alle machen, nicht gerechtfertigt. Aber dieser mit Freud intonierte Schicksalsglaube ist an diesem Punkt nichts weiter als Mythologie.
Schwierige Beziehungserfahrungen rechtfertigen auch dann eine Therapie, wenn man selbst Hauptverursacher ist.
Insbesondere wenn die Erfahrung ein möglicherweise noch nicht verarbeitetes Trauma aus der Vergangenheit wach ruft.
Edit: Sorry, dass meine Antwort kalt wirkt, im Nachhinein betrachtet habe ich hier viel eher flapsig formuliert.
Was mich einfach an der Erklärung, dass es eben eine Wiederholung der Kindheitserfahrung sei, extrem stört, ist: Es nimmt dir komplett die Verantwortung und Handlungsfreiheit. Du hast damit jetzt eine schöne Erzählung, an die du halt einfach gebunden bist und musst dann persönlich nichts mehr tun. Du warst ja quasi gezwungen, den Betrug durchzuziehen. Ist ja ein Kindheitstrauma.
Ich will damit nicht sagen, dass du keine Schuldgefühle hast und nicht angemessen bereust. Aber diese Erzählung nimmt deiner individuellen und ganz eigenen Erfahrung und Entscheidung eben diese Individualität und Einzigartigkeit und macht sie stattdessen zu einer schicksalshaften vorbestimmten Erfahrung, an der du letztlich nur noch wie der Passagier in einem Zug teilgenommen hast.
Aber entstehen Erfahrungen wirklich so? Oder handelt es sich nicht unterm Strich um einen großen Haufen kleiner Entscheidungen, die wir nach und nach treffen? Ja natürlich beeinflussen sich diese Entscheidungen gegenseitig. Aber die Idee, dass es sich dabei um eine logisch nachweisbare Kausalkette handelt, die nicht zu jedem Zeitpunkt durch selbstbestimmtes Einwirken ins Gegenteil verkehrt werden kann, ist halt Unsinn.
Kinder lernen durch nachmachen. Jeder, ob er will oder nicht, übernimmt viele Züge seiner Eltern.
Ich selbst musste und muss immer noch, mir viele unangenehme Eigenschaften meines Vaters abtrainieren.
Unfähigkeit Emotionen auszudrücken.
Den Eigenen Willen immer über den aller anderen Stellen.
Menschen gezielt ein Schlechtes Gewissen machen, wenn sie Dinge nicht genau so tun, wie ich sie erwarte.
und so weiter. Mein Vater war ein Ausgemachter Narzisst. Ich habe schon vor Jahren den Kontakt abgebrochen. Dennoch erwischt man sich immer wieder dabei, wie man in so ein Verhalten zurückfällt. Hat man ja schließlich so vorgemacht bekommen. besonders in "schwierigen" Situationen, neigt man dazu, in gewohntes Verhalten zu verfallen.
Ich rate Ihm, sich dessen bewusst zu werden, dass er zwar nicht zwingend was dazu kann, zu was er erzogen und gemacht wurde, aber eben sehr viel dazu kann, ob er so bleibt oder nicht. Die Veränderung muss man selbst wirklich wollen und dann in Kleinstarbeit immer wieder bei jeder Gelegenheit rekapitulieren, wie habe ich mich verhalten, was war daran vielleicht nicht in Ordnung, was möchte ich in Zukunft anders machen.
Wenn man solche Probleme im Charakter hat, muss man sich immer wieder hinterfragen und kleine Stellschrauben ändern, idealerweise natürlich bevor es zu so etwas krassem wie Fremdgehen kommt, aber nun ist es passiert und er muss mit den Konsequenzen leben. Er kann nur versuchen für die Zukunft, das jetzt immer wieder zu Rekapitulieren und all die Dinge zu ändern, die dorthin geführt haben.
So jemandem würde ich zu einer Therapie raten, um sich über seine unbewusste Konditionierung klarzuwerden.
Es ist eine psychologische Tatsache, dass sich Kinder im Laufe ihres Lebens ähnlich wie ihre Eltern verhalten. Selbst wenn sie dieses Verhalten "bewusst" ablehnen.
Vielen Dank für die Bestätigung! Und Du hast Glück gehabt, ein gutes Vorbild gehabt zu haben! Ich musste schon kämpfen, nicht so zu werden wie meine Großmutter, bei der ich, im gemeinsamen Haushalt mit meiner Mutter, aufgewachsen bin. Und auch einige der Eigenschaften meiner Mutter möchte ich lieber nicht haben - und habe sie auch nicht.
Sehr gut formuliert und genau auch meine Erfahrung.
Ich werde meinem Opa immer ähnlicher, bei dem ich groß wurde - aber nicht im negativen Sinn, er war an sich ein gutes Vorbild. Das merke ich jedes Jahr noch mehr und ich habe nie versucht, ihn zu imitieren.