Muss man im Buddhismus eigentlich nett sein?

7 Antworten

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Ich bin Buddhist und gebe dazu mal meinen Senf ab:

Der Buddhismus kennt zwar keine göttlichen Gebote, stellt jedoch gewisse moralische Ansprüche an den Übenden.

Ein Buddhist soll sowohl sich selbst, als auch anderen Wesen gegenüber mitfühlend und tolerant sein.

Tatsächlich sind die Entwicklung von Güte und Mitgefühl wichtige Aspekte der buddhistischen Praxis und es gibt mit der "Metta Bhavana", der Meditation des liebenden Mitgefühls, sogar eine gezielte Übung dafür.

Allerdings bedeutet  das nicht, dass man als Buddhist negative Emotionen einfach unterdrückt, schlechte Dinge einfach ausblendet und ständig mild lächelt.

Das ist eine Vorstellung des "Wohlfühl-Buddhismus" die mit der ursprünglichen Lehre wenig zu tun hat.

Denn die Entwicklung von Unterscheidungsfähigkeit und Weisheit hat ebenfalls einen hohen Stellenwert im Buddhismus.

Manchmal ist es notwendig, klare Worte zu sprechen und als Buddhist sollte man nicht wischi-waschi herumsäuseln und sich Dinge schönreden, wie das beispielsweise manche New Age Anhänger propagieren.

Es gibt nicht umsonst auch den "engagierten Buddhismus", bei dem man sich aktiv daran beteiligt Probleme in der Gesellschaft zu beheben und sich etwa in Protestbewegungen, oder sozialen Projekten engagiert.

Ein Buddhist sollte dennoch keineswegs vorsätzlich bösartig und niederträchtig handeln,

Durch destruktives Verhalten verstößt er zudem gegen die buddhistischen Sittlichkeitsregeln, da er auf diese Weise Leid verursacht und die Rede zum Negativen missbraucht.

Solch ein Verhalten wäre also "unbuddhistisch".

Trotzdem sind selbst die bedeutendsten Lehrer mit jahrzehntelanger Erfahrung in buddhistischer Praxis auch nur Menschen.

Auch als Buddhist hat man mal einen schlechten Tag, steht mit dem falschen Bein auf, ist übellaunig, gereizt und aggressiv sich selbst und anderen gegenüber.

Das ist natürlich nicht gerade wünschenswertes Verhalten - aber es ist zutiefst menschlich, mal schlecht drauf zu sein.

Mir persönlich sind ewig grinsende "Weisheitslehrer" die angeblich über allem stehen und keine irdischen Anhaftungen haben, sehr suspekt - und nur allzu oft sind es jene "Bilderbuch-Heiligen" die nachher den größten Dreck am Stecken haben.

Wenn dein Freund also manchmal unfreundlich ist, dann ist das natürlich erst einmal schade, weil es sein inneres Gleichgewicht stört und seine Umgebung negativ beeinflusst.

Allerdings macht es wenig Sinn ihm vorzuwerfen "Du bist Buddhist! Du darfst nicht böse sein!!" - denn letztlich könnte man jedem Anhänger seiner Religion vorwerfen, mit seinem Handeln gegen religiöse Vorbilder zu verstoßen.

So hat Jesus laut der Bibel kritisiert, dass man zwar den Splitter im Auge des Anderen, nicht aber den Balken im eigenen Auge wahrnehmen würde.
Einem bösartigen Christen könnte man also vorwerfen, nicht in Christus zu ruhen und dass Gebot der Nächstenliebe zu missachten.

Letztlich bringen diese Vorwürfe aber niemandem etwas, denn damit schürt man Aggressionen beim Anderen und er wird es aufgrund seiner ohnehin negativen Verfassung nicht als positive Kritik, sondern vielmehr als persönlichen Angriff werten.

Außerdem sollte man auch in Erwägung ziehen, dass die andere Person möglicherweise einen berechtigten Grund für Unmut hat.

Jesus war laut Bibel auch kein grinsendes Honigkuchenpferd, als er die betrügerischen Geldwechsler zum Tempel rausjagte. Manchmal sollte man, auch als friedliebender Mensch bei Missständen auf den Tisch hauen.

Also erwarte von einem religiösen Menschen, egal welcher Konfession, nicht, dass er automatisch "besser" oder "friedlicher" ist, als andere Personen.

Auch ein Mensch mit hohen ethischen und moralischen Maßstäben wird immer wieder mal gegen seine eigenen Ideale und Richtlinien verstoßen.

Da sollte man nicht zu hart ins Gericht gehen, denn egal wie sehr er sich bemühen mag, letztlich bleibt er eben ein Mensch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Enzylexikon  10.09.2015, 19:38

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Enzylexikon  03.09.2015, 17:16

Egal mit welcher Weltanschauung der Mensch seine moralischen Vorstellungen begründet - er wird als Mensch dem absoluten Ideal ohnehin niemals zu hundert Prozent entsprechen.

Die meisten Religionen lehren in irgendeiner Weise die gleichen grundlegenden Dinge - es geht darum, das Leiden zu verringern und sich und anderen nicht zu schaden.

Sich daran zu halten, ist eine ganz andere Sache.

Der chinesische Weise Laotse hat es ganz gut auf den Punkt gebracht (Zitat aus dem Gedächtnis):

Auf der ganzen Welt gibt es nichts Weicheres und Nachgiebigeres als das Wasser. Und dennoch ist ihm in der Überwindung des Harten nichts zu vergleichen.

Dass das Weiche das Harte und das Schwache das Starke besiegt, wissen die Menschen - doch niemand vermag danach zu handeln.

Also sollten wir auch nicht unfair sein und solche Erwartungen stellen. Es ist schon viel Wert, wenn die Menschen sich zumindest bemühen.

Manchmal ist es aber besser, ihnen einen Keks zu geben. ;-)

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die welt waere voll von buddhisten, wenn man all den mist glauben sollte. Man kann buddha statuen sogar auf der toilette sehen, irgendwie ist der arme kerl zum dekorationsartikel geworden. frag doch deinen freund einmal ob er ordiniert ist, welche regeln er befolgen muss (rauchen und trinken ohnehin tabu) und frag ihn mal welchem buddhismus er folgt, gibt ja verschiedene gruppen. Da laufen viele unter uns herum wie auch die leute die sog. meditation machen und von meditation keine ahnung haben sich aber wichtig vorkommen. In welchem tempel war den dein freund, frag ihn mal.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Außerdem kann man ja auch nur behaupten man wäre dies oder das... 

Es gibt auch Moslems, die sich nicht an alle Gebote ihrer Religion halten und Christen, die sich wahrhaft unchristlich verhalten.

Muss man als Christ immer nett sein? Ja! Sind alle Christen immer nett? Nein!