Muskelkater vom Singen?

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Teil 1:

Hallo Minaa!

Husten beansprucht Stimmlippen und Kehlkopf sehr. Danach solltest Du zunächst noch mit dem Singen warten. Ich singe z.B. bis 14 Tage nach Abklingen einer Erkältung gar nicht, sondern schone die Stimme weiter, trinke viel, sorge weiterhin für eine gute Schleimlösung und vollständige Abheilung der Schleimhäute (z.B. mit Spitzwegerich, Salz, Thymian) - und baue erst dann mit Übungen und Training nach und nach wieder auf. Alles Andere macht keinen Sinn, da die Stimme schnell Schaden nehmen kann.

Dabei musst Du aber auch bedenken, dass Du ganz offensichtlich keine brauchbare Gesangstechnik beherrschst. Wenn Du so singst, können Stimmlippen und Kehlkopf in ihrer gesunden Funktion beeinträchtigt werden und dies kann Schädigungen über längere Zeit geben - oder auch bleibend.

Gerade der Unterkiefer sollte beim Singen besonders locker sein - auch und gerade bei sehr hohen Tönen! Hohe Töne singst Du nicht über Anspannung im Hals und Kiefer, sondern mit lockerem Unterkiefer und über die oberen Schneidezähne, über Wangenknochen, Nasenwurzel und Nasenspitze, über Stirn und oberen Schädelbereich - oder den Hinterkopf. Dahin geht die Konzentration und "Arbeit" während des Singens mittlerer und hoher Töne. Hals oder Unterkiefer sind hier unbeteiligt.

Auch lauteres Singen sollte nicht mit muskulärer An- und Verspannung im Hals verbunden sein und nirgends sollte sich beim Singen spürbarer Druck aufbauen. Kräftiges Singen geht über einen guten Stimmsitz, eine tragende Luftsäule, ein gut arbeitendes Zwerchfell und seitl. Muskulatur, dazu kommt eine langsam und sorgfältig aufgebaute stimmliche Kondition und Belastbarkeit.

Es macht keinen Zweck, schriftlich nach Tips und Tricks oder "Korrektur" zu fragen, man muss Dich singen sehen und hören - und dann auch etwas von Gesangstechnik vestehen und heraushören können, wo genau hier die Fehler liegen. Eine gute und gesunde Gesangstechnik kannst Du daher auch nicht über Videos erlernen, da dort niemand auf Deine spezifischen Schwächen und Fehler eingeht, Dich nicht korrigiert und Deine Übungen und Versuche nicht begleitet. Dies MUSS aber geschehen, da Du Dir mit einem Üben auf eigene Faust falsche Technik angewöhnst - so wie das Anspannen von Hals- und Kiefermuskulatur, das ist absolutes no-go für Stimme und Kehlkopf!

Du brauchst einen Gesangspädagogen, der Dir ganz praktisch zeigt, wie Du richtig singen solltest und der Dir dabei hilft, Dir falsch Erlerntes abzugewöhnen. Gesangspädagogen haben nicht nur Gesang studiert, sondern eine zusätzliche Ausbildung, in der sie gelernt haben, Dich genau zu hören und zu beobachten (falsche Technik kann man "sehen", nicht nur hören), heraus zu hören, was genau Du da tust und wie - und Dir eine gesunde und effektive Gesangstechnik zu vermitteln.

Eine leise Stimme ist zunächst eine Stimme, die nicht gut trainiert ist. Trainieren ist hier NICHT = viel und immer lauter und kräftiger singen! Es gibt aufbauende Übungen, diese solltest Du unbedingt BEGLEITET machen. Was bei unbegleiteten "Übungen" herauskommt, hast Du bemerkt. Dies ist der falsche Weg.

Eine leise Stimme hat aber womöglich auch ihren "Sitz" noch nicht gefunden, auch einen guten und gesunden Stimmsitz erarbeitest Du Dir im angeleiteten Gesangsunterricht. Solange die Stimme diesen nicht hat, überanstrengst Du Deine Muskulatur - nicht nur die "große" an Gesicht, Hals und Kiefer, sondern vor allem auch die feinen Muskeln am Kehlkopf, die über gezielte Gesangsübungen erst einmal aufgebaut werden müssten.

Gutes Singen fängt mit einem lockeren Stand und einem lockeren Körper an, Rücken, Brustbereich und Schultern, aber auch Arme und Hände, Hals-, Kiefer- und Gesichtsmuskulatur sollten vorher systematisch und bewusst gelockert und entspannt werden. Erste Einsing-Übungen solltest Du sogar mit völlig entspanntem, hängendem Unterkiefer machen. Die Muskulatur des Unterkiefers und es Bereichs zwischen Kinn und Hals ist beim Singen ganz locker bis in die Kiefergelenke hinein. Zum guten Singen brauchst Du einen optimalen Stimmsitz, eine über die Atemstütze stabil aufgebaute "Luftsäule", auf der der Ton zuverlässig und konstant getragen werden kann und eine frei und entspannt schwingende Stimme. Dann ist auch der Klang der Stimme optimal.

Du solltest Dir von einem ausgebildeten Gesangspädagogen zeigen und erklären lassen, wo die Fehler liegen - und Dir helfen lassen, dies zu korrigieren und mit der Zeit zu einer gesunden Gesangstechnik zu finden. Es gibt hier enorm viel zu lernen und dies ist nicht "mal eben schnell" zu zeigen, zu verstehen oder "nachzumachen".


MissMarplesGown  06.05.2015, 12:05

Teil 2:

Um Gesangstechnik sauber und sicher anwenden zu können, braucht es auch ein gezieltes konditionelles Gesangstraining und stimmliche Bildung (hat nichts mit "Ausbildung" zu tun, sonderm mit der Förderung einer optimalen stimmlichen Entwicklung), damit die Muskulatur, die tatsächlich am Singen beteiligt sein sollte, besser trainiert wird. Erst damit kannst Du dann auch schönere Ergebnisse beim Singen erreichen. Einen guten Stimmsitz zu entwickeln, Gesangstechnik aufzubauen und auch die "muskulären Bedingungen" dazu herzustellen braucht eher Jahre als Monate. Ohne diese Techniken kannst Du z.B. auch nicht an der Ausstrahlung und klanglichen Qualität Deiner Stimme arbeiten, denn Stimmbildung und Gesangstechnik greifen ineinander und bedingen einander.

Ein Singen, wie Du es gewöhnt bist, wird Folgen für Kehlkopf und Stimmlippen haben und auf Dauer wird hier die Stimme sich nicht schöner entwickeln, sondern "problematisch" werden - ind Klang und Funktion. So wie sich bei Dir die Probleme durch falsch angewöhnte Praxis bereits zeigen, solltest Du erst einmal für lange Zeit professionell angeleitet singen und Dir begleitende Korrektur gönnen. Gerade weil Du so gern singst, wäre es schade, wenn Du so weitermachst, bis die Probleme sich noch deutlicher bemerkbar machen.

Gesangstechniken erlernst Du nicht, indem sie Dir jemand ein- oder zweimal mal erklärt oder vormacht. Du siehst ja nicht (und hörst auch nicht heraus!), was da jemand in diesem Moment mit Muskulatur, Atmung, Stimme überhaupt tut, wenn er richtig singt. Dies musst Du im Detail erklärt bekommen lange üben - und dabei muss die Möglichkeit bestehen, Deine Übungen unmittelbar anzuleiten und zu korrigieren, denn falsch umgesetzte Gesangstechnik geht genauso auf Kehlkopf und Stimmlippen wie das, was Dir zurzeit beim Singen geschieht.

Singen ist nicht wie Stricken oder Kochen: Hier funktionieren keine schriftlichen Anleitungen oder Videos. Die Vorgänge beim Singen sind kompliziert und "oft und viel singen" ist noch lange kein Gesangstraining. Du brauchst hier jemanden, der gezielt mit Dir an Deinen pesönlichen "Handicaps" arbeitet, der Dich genau hört und korrigiert, der Dir spezielle Übungen vermittelt, an denen sich spezifische Bereiche und "Themen" trainieren lassen und der auf Deine Probleme und Fragen individuell eingeht.

Minaa27 
Beitragsersteller
 06.05.2015, 15:20

Mein größtes Problem mit dem Husten ist nur leider, dass ich entweder eine Allergie habe oder chronischen Husten. Wenn ich jetzt jedesmal nachdem ich huste zwei Wochen warte bis ich wieder singe, könnte ich ja nie wieder singen... :/ Ich habe auch schon mal einen Allergietest gemacht, der allerdings noch nichts ergeben hat. Ich werde wahrscheinlich bald mal einen gründlicheren machen.

MissMarplesGown  06.05.2015, 18:35
@Minaa27

Du solltest einen Allergietest nicht länger auf die Bank schieben, mach das ruhig mal! Wenn es eine Allergie ist, ist diese zu behandeln und Du hast dann nicht mehr dauernd diese Phasen mit dem Husten. Wenn es mit Bronchien oder Kehlkopf zu tun hat, kann auch dies behandelt werden.

Aber was es auch sein könnte: Dass Du mit so viel Anspannung singst (wirkt wie eine angezogene Handbremse beim Autofahren), die hier aber gar nicht nötig wäre, ist gerade auch im Hinblick auf das gesundheitliche Problem nicht gut, denn dies reizt den Kehlkopf und die Schleimhäute nur noch mehr. Wenn der Arzt nichts findet, solltest Du dort auch einmal sagen, dass Du mit ungünstiger Gesangstechnik singst. Auch Lautstärke kannst und solltest Du erst geben, wenn Deine Stimme hierfür ausreichend im Training ist und Du brauchbare Techniken hierfür beherrschst, denn mal eben so ist das sehr ungesund und kann neben Heiserkeit auch trockenen Hustenreiz oder auch eine übermäßige Verschleimung bewirken.

Du solltest Dich parallel auch um eine gesunde Gesangstechnik kümmern! Wenn mit der Husterei nicht auch eine bronchiale Verschleimung einher geht, könnte es sogar sein, dass Du unmittelbar durch das angespannte Singen bereits immer wieder eine Überreizung auslöst. Es ist gut möglich, dass hier nicht nur die Anspannung des Kiefers, die Dir selbst bewusst ist, das Problem ist, sondern dass hier stimmtechnisch gesehen noch weitere Punkte zu "beheben" wären, die einen Reiz verursachen, der sich immer wieder nach kurzer Zeit bereits als "Hustenphase" äußert.

Wo der Kiefer angespannt ist, sind zumeist auch Hals und Zunge beim Singen angespannt. Wo ungünstige Anspannung in der Hals- und Zungenmuskulatur besteht, wird mit viel Muskeldruck und willkürlichem "Anschub" gesungen - und dieser wirkt sich immer auch auf die Kehlkopfmuskulatur aus. Der Kehlkopf reagiert schnell überreizt und bildet dann vermehrt Schleim, der dann Hustenreiz auslöst - und in dem sich auch schnell Bakterien festsetzen können, die dann zu Infektionen führen etc.

Die Stimme macht das nicht ewig mit. Vielleicht findest Du ja eine Möglichkeit, Dir für den Anfang schon einmal ein wenig gezielte Stimmbildung und Training zu gönnen!

Minaa27 
Beitragsersteller
 06.05.2015, 15:09

Danke :) Eine sehr ausführliche Antwort ;)

Vielleicht singst du mit einer falschen Technik. Beim singen ist es wichtig so zu singen, dass man die Stimme nicht kaputt macht. Normalerweise spannt man auch den Kiefer nicht beim singen an!


Minaa27 
Beitragsersteller
 05.05.2015, 21:44

Ja das habe ich mir auch schon gedacht. Weißt du was ich vielleicht besser machen könnte? Dieses "Kiefer anspannen" mache ich eigentlich ganz automatisch bei bestimmten Liedern wenn ich die etwas lauter singe. Da kann ich irgendwie nicht viel gegen machen. Deswegen meine Überlegung, dass es vielleicht für mich anstrengender ist laut zu singen, weil ich eigentlich ein eher leise Stimme habe. :/

Die Stimmbänder sind keine Muskeln


Minaa27 
Beitragsersteller
 05.05.2015, 18:46

Die Stimmbänder meine ich ja auch gar nicht. Aber man hat ja im Unterkiefer auch Muskeln, die man auch spüren kann wenn man sie anspannt. Sonst könnte man ja gar nicht essen.