Musik in Roman einbinden durch Paraphrasieren?
Für mich spielt Musik eine große Rolle, aber ich bin mir bewusst, dass ich nicht einfach reale Lieder ohne Weiteres in meinen Roman einbauen darf.
Meine Recherche hat ergeben, dass ich Künstler ohne Weiteres nennen darf, aber das explizite zitieren der Songtexte nicht. Ich schreibe hier mal einen Beispielbeitrag, wie man es am liebsten ohne Urheberrecht machen würde (aka "alles erlaubt"). Ich habe bewusst die Nutzung in einem düsteren Kontext gewählt, da dort eventuell der Künstler am ehesten sich um Missbrauch seiner Texte sorgen könnte.
Die Frage ist, wie kann ich den Text umschreiben, um sicher gegen urheberrechtliche Ansprüche zu sein? Darf ich es irgendwie paraphrasieren, aber wie? Gebt gerne spontane Beispielsätze. Wie sieht es aus mit Künstlernamen, Name des Songs und eben den Lyrics? Dürfe ich sie auch minimal abändern und einer fiktiven Band zusprechen, um das zu retten?
Über Tipps und ggf. auch ein kleines Feedback zu meinem spontanen Text würde ich mich sehr freuen :)
Bavarian PsychoRaul hatte es satt. Starren Blickes rauschte er mit seinem wuchtigen, mattschwarzen SUV wie ein deutscher Panzer im Blitzkrieg gegen Polen auf der Autobahn A94 von seiner Heimat, Burghausen, nach München.
Der Subwoofer, den er als teure Maßanfertigung in seinem Dodge Ram 1500 verbaut hatte, lief auf einem Pegel, der auch das Hartplastik der Innenverkleidung seines Großstadtpanzers erzittern lies vor Angst. Die peitschenden Schläge der auf Hi-Hat, das donnernde Wummern des Beckens und die vom tiefen Bass begleiteten kreissägenartigen Gitarrenklänge fühlten sich für ihn nach Katharsis an. Der Song trug den bedeutungsschwangeren Titel "Cease to Exist".
Nicht unbedingt erwartete man diese Art von Musik von einem angepassten Mittdreißiger im maßgeschneiderten, aschgrauen Designeranzug. Doch nur diese Art von gewaltverherrlichender Musik brachte den Mann mit geisterhaft starrer Mine und leerem Blick wieder zur Ruhe, wenn das Blut in ihm wieder hochkochte. Markerschütternder Gutturalgesang, der von Laien nur als Kreischen zu bezeichnen war, skandierte:
"I would drag myself through a mile of broken glass
Just to watch you cease to exist"
Unweigerlich dachte Raul an seinen letzten Vorgesetzten und Mitglied des Aufsichtsrates, Jacques Renault. Diese intriganten Franzosen trieben mit ihren für den deutschen Markt ungeeigneten und maßlos überteuerten Werbekonzepten unseren multinationalen IT-Dienstleister in die roten Zahlen und nun hatte Raul es auszubaden.
Denn ihm galt die undankbare Aufgabe, den niederen Mitarbeitern die Kündigung zu erteilen. Mit all dem Drama, das diese sonst so schleimenden Maden veranstalteten, wenn ihr ehemals sicher erschienener Job in einer Zukunftsbranche auf einmal wie ein Autoreifen platzte. Der Frontmann klagte weiter an:
Lights go out, go to sleep, I hope you never wake up
I want nothing more than to
Destroy the moment in time that you came to life.
Wenn das nur so einfach wäre, hätte Raul liebend gerne seinem Konzern den Dienst erwiesen, Renault von der Erde zu tilgen. Doch leider löste man in der Wirtschaft die Probleme mit bedachten Wörtern, gesprochen jedoch mit gespaltener Zunge.
I'm here to banish you
Now a hex on your life, sent to your death
I'm here to punish you, banish you
"Eddie, du bist ein verdammtes Genie!", sprach der Businessman in sein leeres Großstadtgefährt, während er sich wie ein Straßenrambo fühlte, denn er fuhr durchgängig mit 200 km/h auf der linken Spur, die zu dieser frühen Tageszeit frei wie eine Rennstrecke war. Suicide Silence waren eine Band mit deren Texten er sich schon in der der Mittelstufe identifiziern konnte. Eine Band, die ihn auch durch schwere Zeiten half, wie das erste gebrochene Herz, oder den ersten Jugendarrest.
Eine Bodenwelle holte Raul wieder zurück in seine langweilige Realität als Sklave dieses menschenausbeuterischen Systems zurück. Gleich war er da. Gemächlich parkte er ein in die Tiefgarage seines Firmenhauptsitzes am Sendlinger Tor. Er liebte es, wenn Ende des Songs und der Fahrt perfekt aufeinanderpassten. Just als er sein Auto fachgerecht abstellte erklang das Outro dieses inspirierenden Songs, das da lautete:
I would drag myself through the hell
I would drag myself through the hell
Just to watch you cease to exist
Wer groß sein wollte, musste Irrwitziges tun, dachte sich Raul, als er verdeckt und behutsam sein Wakizashi, ein Kurzschwert der Samurai, nahm und unter seinem Sakko verbarg, während er ausstieg und zum Aufzug aus der Tiefgarage ruhigen Schrittes wanderte. Er spürte ... nichts außer Genugtuung. Raul war bereit, sich seinem zugegebenermaßen etwas geisteskrank gearteten Märtyrerkomplexes zu ergeben. Aber wer in einer kranken Gesellschaft angepasst war, war krank. Nicht andersherum.
Vielleicht konnte er seinen entlassenen Mitarbeitern zumindest etwas Befriedigung verschaffen, wenn er nun die Kaiserpinguine in der obersten Etage schlachten ging.
1 Antwort
Offen gestanden... ich würde aufs Zitieren verzichten und einfach die Stimmung und einfach auf den expliziten Inhalt des Abschnitts eingehen. Hier ist es offen gestanden auch relativ einfach, weil der Text nicht sonderlich abwechslungsreich ist. Ein Thema zieht sich durch.
Offen gestanden würde ich Bezüge glaube ich ganz rauslassen und ggf. beiläufig den Musikstil erwähnen. Ich glaube so viel trägt es hier wirklich nicht bei. Aber das ist denke ich eine persönliche Einstellung.
Wie würde ich es formulieren...
Vorsichtig hob Nova den Kopfhörer auf, den Danielle auf der Holzbank ihres Umkleideraums liegen gelassen hatte und wog sie ihn in der Hand. Sollte sie ihn als Trophäe sehen, die sie ihrer härtesten Konkurrentin abgenommen hatte? Oder vielmehr als Schlüssel zu ihrem Innersten?
Hieß es nicht, dass die Seele eines Menschen in der Musik zum Ausdruck kam, die er hörte?
"Wenn das wahr ist, dann lagen wir alle gewaltig falsch", kam es ihr in den Sinn. Sie hätte mit Metal gerechnet, mit haaresträubendem Bansheegeschrei aus den tiefsten Abgründen der Hölle. Nicht mit Taylor Swifts sanfter Stimme, die vom Erwachsenwerden und den süßlichen Qualen der ersten Liebe sang.
Unweigerlich musste sie an Andy denken. Ihren Ex-Freund, in den Danielle ihre manikürten, rosalackierten Krallen gegraben hatte und mit die sie seit zwei Wochen jeden Tag auf dem Schulhof herumstolzierte als wäre er das neuste Prada-Täschchen, das sie für 100 Euro beim letzten Schlussverkauf erstanden hatte.
Zu deinen Fragen:
Die Frage ist, wie kann ich den Text umschreiben, um sicher gegen urheberrechtliche Ansprüche zu sein?
Am besten gar nicht oder so vage wie es geht. Du kannst den Songtitel und Interpreten nennen, aber ich würde die Finger vom Songtext lassen. Ich würde tatsächlich in die Richtung des Thematischen Umschreibens gehen, wenn du den expliziten Songtext nicht brauchst.
Und das tut man meistens nicht, denke ich.
Wie sieht es aus mit Künstlernamen, Name des Songs und eben den Lyrics? Dürfe ich sie auch minimal abändern und einer fiktiven Band zusprechen, um das zu retten?
Eher nicht.
Es ist denke ich egal, ob du schreibst 'we all live in a yellow submarine' oder 'Andy lives in a yellow submarine' von den 'Backhand Boys'. Du willst ja auch exakt DEN Song in deiner Geschichte haben, sonst könntest du ja ohne Not einen eigenen schreiben. Und DER Song ist nun mal urheberrechtlich geschützt.
Für das Beispiel könntest du jetzt schreiben 'Laut grölte er den Refrain von Yellow Submarine, in Dauerschleife. So lange, bis alle Augen auf ihn gerichtet hatten und der Schiedsrichter um Ruhe bat, um die Tennispartie fortsetzen zu können."
Das könntest du in deinem Fall auch machen... dann müsste eben ein Großteil deiner Leser den Song kennen, der da gespielt wird, um eine Vorstellung zu haben. Ich persönlich kenne ihn z.B. nicht.
Vielen Dank!
Offen gestanden... ich würde aufs Zitieren verzichten und einfach die Stimmung und einfach auf den expliziten Inhalt des Abschnitts eingehen. Hier ist es offen gestanden auch relativ einfach, weil der Text nicht sonderlich abwechslungsreich ist. Ein Thema zieht sich durch.
Ja, ich glaube ich habe hier nicht ideal den Text gewählt.
Offen gestanden würde ich Bezüge glaube ich ganz rauslassen und ggf. beiläufig den Musikstil erwähnen. Ich glaube so viel trägt es hier wirklich nicht bei. Aber das ist denke ich eine persönliche Einstellung.
Nicht, dass ich dir nicht zutimme, aber inwiefern trägt es nicht viel bei bzw. wie ließe ich sich zu höherer Wirkstärke modifizieren?
Am besten gar nicht oder so vage wie es geht. Du kannst den Songtitel und Interpreten nennen, aber ich würde die Finger vom Songtext lassen. Ich würde tatsächlich in die Richtung des Thematischen Umschreibens gehen, wenn du den expliziten Songtext nicht brauchst.
Und das tut man meistens nicht, denke ich.
Ich fasse das so auf, dass: vorherrschendes Thema und Stimmung des Songs >> Erörterung expliziter und einzelner Textpassagen hierfür gilt. Oder bin ich damit an deinem Punkt vorbei?
Am besten gar nicht oder so vage wie es geht. Du kannst den Songtitel und Interpreten nennen, aber ich würde die Finger vom Songtext lassen. Ich würde tatsächlich in die Richtung des Thematischen Umschreibens gehen, wenn du den expliziten Songtext nicht brauchst.
Und das tut man meistens nicht, denke ich.
Ja, vemutlich war hier nur mein innerer Musikrezensent am Drücker. Ich häte es etwa so ähnlich verfremdet:
Unnoticed, Unalive - Spare you from existence
"I would push myself through yards of scorching coal
Just to to spare you from existence"
Final amnesia, I wish eternal darkness upon you
I'd happily accept all consequences in order to
wipe you off the face of the earth
I'm here to unplug your life support
eternally cursed, sentenced to your demise
I arrived to sanction you, ostracize you
I would push myself through yards of scorching coal
Just to to spare you from existence
Diese Umschreibung wäre subtiler als dein Beispiel, aber für Kenner und vermutlich nur für diese Kenner, als Abkupferung erkennbar aufgrund der Struktur.
Inhaltlich sind die Texte analog und ihre Rolle in der umfassenden Erzählung.
Die Frage ist hier also: Paraphrasiern und die Umschreibung direkt zitieren (wie hier mit dieser Verfremdung) oder oder einfach das Original paraphrasieren?
Das könntest du in deinem Fall auch machen... dann müsste eben ein Großteil deiner Leser den Song kennen, der da gespielt wird, um eine Vorstellung zu haben. Ich persönlich kenne ihn z.B. nicht.
Der Song ist vermutlich nur in dem Metal- und Metal/Deathcore-Cosmus weitläufig bekannt, ich erwartete hier keine Vertrautheit. Im Metalgenre ist das eh schwierig, was sind denn Metalsongs, die weitläufig auch außerhalb des Genres bekannt sind und keine alten Kalauer sind?
Für Linkin Park könnte dein Vorgehen funktionieren, die sind groß genug und etwas alternativ ...
In meinem Werk habe ich mich für Umschreibungen entschieden bei einem separaten Song in einer separaten Geschichte. Mich würde da deine Meinung interessieren. Ist zwar auch eher düsterer Kontext, aber nicht so hyperbolisch wie diesem schnell zusammengetexteten Beispiel. Ich würde mich freuen, wenn ich es dir per PN schicken könnte und du mir ein kleines Feedback da lässt ^_^