Monismus oder Dualismus?

1 Antwort

Hallo KatnissLP.

Das antidualistische Argument

Das antidualistische Argument, wie es Parmenides von Elea - der monistische Philosoph schlechthin - im 5. Jh. v. Chr. formuliert hat, funktioniert folgendermaßen:

Es wär ein Widerspruch auszusagen "Das Nicht-Seiende ist" (denn dies wäre gleichbedeutend mit der Aussage "Das Nicht-Seiende ist Seiend". Um sich nicht in Widersprüche zu verstricken muss man also festhalten "Das Nicht-Seiende ist nicht" und "Das Seiende ist". Wenn man aber Nicht-Seiendes gar nicht aussagen kann, dann kann man auch keine Differenzen (d.h. Unterschiede) von irgendetwas aussagen. Wenn man aber keinerlei Unterscheidungen aussagen kann, muss man annehmen, dass in Wirklichkeit alles Eins ist.

Für Parmenides folgte daraus ein radikaler Dualismus. Die gesamte sichtbare Welt der wahrnehmbaren Erscheinungen, war für Parmenides nicht real. Das Eine Sein ist nicht wahrnehmbar, sondern nur im reinen Denken erkennbar. Einzig das eine Sein ist real.

Ein Argument für den Dualismus

Der Monismus, wie ihn Parmenides konzipiert hatte, ist jedoch inkonsisten. Das ist der Punkt, an dem Platon einige Jahrzehnte später ansetzte: Parmenides unterscheidet das Eine Sein von der Welt der wahrnehmbaren Erscheinungen. Auch Parmenides kann das Eine Sein nicht denken, ohne affirmative (inhaltlich gefüllte) Aussagen darüber zu machen oder es von der Welt zu unterscheiden.

Man kann keine Identität (die Einheit mit sich selbst) eines Gegenstandes denken, ohne zugleich seine Differenz (Untercheidung) von allen anderen Gegenständen zu denken. Wenn ich z.B. mich selbst als Einheit mit mir selbst denke, d.h. über meine Identität nachdenke, dann immer nur so, dass ich mich von allen anderen Dingen unterschieden verstehe. Wenn ich die Identität des Pfeifentabaks auf meinem Schreibtisch denke, dann geht dies nur, indem ich gleichzeitig von allen anderen Dingen unterscheide (z.B von der Notebooktasche daneben, vom Schreibtisch, von mir, von der Luft im Raum).

Andersherum kann man auch keine Differenz (Unterscheidung) denken, ohne gleichzeitig die Einheit der Gegenstände, die man voneinander unterscheidet zu denken.

Das Denken ist also grundlegend durch Identität und Differenz bestimmt. Es braucht also zwei Prinzipien, um das Sein denken zu können. In Platons Prinzipientheorie gibt es daher zwei Prinzipien: "Das Eine" und "die unbestimmte Zweiheit". (Der Neuplatonismus geht zwar noch einen Schritt weiter, aber das brauchen wir hier nicht...)

Es ist jetzt ziemlich spät, daher bin ich mir gerade nicht sicher, ob mir hier irgendwo ein Fehler unterlaufen ist. Aber ich schätze mal, dass du hier einen Eindruck bekommst, wie die klassische Metaphysik funktioniert (hat) und wie man für den Monismus oder den Dualismus argumentieren kann...