Mit Autismus Eltern schlagen?
Ich habe einen kleinen Bruder, der Autismus hat. Kein frühkindlicher Autismus, diagnostiziert als er 10 war, und erst mit der Diagnose hat er sich den Merkmalen wirklich "hingegeben", sie also gezeigt. Auch davor war er verhaltensaufällig, aber nicht so sehr. Er hat Wutanfälle, bei denen er meine Eltern, bzw. meine Mutter schlägt/angreift (bei meinem Vater traut er sich das nicht), was dann im Nachhinein nie bestraft wird, weil "er hat ja Autismus, er kann nichts dafür". Ich persönlich finde das absolut nicht okay, denn mit Autismus ist das meines Wissens nach nicht zu rechtfertigen, ich finde es absurd, auch nur daran zu denken, seine Eltern zu schlagen.
Soweit zur Erklärung der Situation, nun zu meiner Frage:
Denkt ihr, dass es gerechtfertigt ist, was er macht? Bitte begründet eure Antwort, ein simples "Ja" oder "Nein" hilft mir nicht weiter. Schonmal danke für alle Antworten und für's Durchlesen, schönen Tag noch!
9 Antworten
Nein das ist nicht ok. Er kann das zwar nicht steuern, deswegen muss man es akzeptieren wenn er diese Ausraster hat aber ihn danach überhaupt nicht dafür zu bestrafen ist kontraproduktiv. Er muss ja irgendwie schon lernen, dass Menschen hauen nicht ok ist. Nicht, dass er das nachher noch bei völlig Fremden macht. In dem Fall juckt es nämlich dann keinen mehr ob er Autist ist oder nicht.
Mit Bestrafung meine ich jetzt nicht dass man zurück schlägt oder so, aber zum Beispiel dann mal den Rest des Tages Fernsehverbot oder sowas.
Wie wäre es denn mit einer Verhaltenstherapie? Oder hat er sowas schon? Er braucht ein Druckventil, einen Ersatz für das Hauen wenn er den Drang dazu hat. Ich glaube aber nicht, dass Eltern ausreichend informiert sind um in diese Prozesse in seinem Kopf nachhaltig einzugreifen
Hab ich schon längst gemacht.
Einfach ein wenig scrollen, dann wirst du meine Antwort entdecken.
Er kann es sehr wohl Steuern, denn wie im Text steht schlägt er den Vater ja nicht.
Er schlägt nur Menschen bei denen er vermutet oder weiss dass es für ihn keine Konsequenzen hat. Würde er für ihn schmerzhafte Konsequenzen erfahren, würde er seine Mutter nicht schlagen.
Meiner meinung nach handelt es sich bei solchen Autisten auch um komorbiditàt Autismus + Psychopathie.
Es ist aber egal wie man es eitkettiert, es gibt keine Entschuldigung für antisoziales verhalten, insbesondere wenn andere Kinder darunter leiden müssen.
Also er hat bereits Therapie, ja. Es wird auch besser, mein Problem dabei ist nur, dass ihm nichtmal gesagt wird, dass es falsch ist, nur, dass er nichts dafür kann. Das ist halt- ja, wie du auch sagtest, kontraproduntiv, vor allem für später.
Was ist das denn für eine Therapie und bist du bei den Therapiestunden dabei, dass du weißt, was da gesagt wird?
Mit 10 beginnt für viele Kinder schon die Vorstufe zur Pubertät.
Da zeigen sich zur - normalen Veränderung des Gehirns - noch die Anzeichen eines neurodivergenten Gehirns.
Das zusammen verstärkte die Anzeichen des Autismus.
Wann tritt der sog. "Wutanfall" auf?
Ich denke vielmehr, dass es ein Meltdown ist, der auf unwissende Außenstehende wie ein Wutanfall wirkt.
Aber absolut nicht miteinander vergleichbar ist.
Ein Wutanfall ist meist die Folge von etwas, das nicht so klappte wie gewünscht oder es wird sich extrem über eine andere Person geärgert.
Ein Meltdown kommt nach einem Overload, bei dem das Gehirn durch zu viele Sinneseindrücke (die es nicht filtern konnte) überladen wurde.
Dass dein Bruder sich gewisse Dinge eher bei der Mutter traut, ist eine Beziehungssache.
Zu ihr hat er eine stärkere Bindung zur Mutter und ein stärkeres Vertrauen als in den Vater.
Du kannst es gerne absurd finden, aber es ist Sache deiner Mutter, hier ihre(!) Grenze zu zeigen.
Sie kann ihm erklären, dass sie nicht geschlagen werden will und ihm Alternativen anbieten.
"Vertrauen" hat er darauf dass es konsequenzenfrei ist ihr weh zu tun.
Wie kann man sowas "Bindung" nennen?
Natürlich ist es nicht gut und man kann auch nicht alles auf den Autismus schieben. Aber in der Tat ist es möglich, dass er Probleme hat das zu kontrollieren. Man muss Wege suchen, die Situation nicht so weit ausarten zu lassen.
Er hat es unter kontrolle, da er ja nur seine Mutter schlägt und den Vater nicht.
Das Verhalten wird sofort aufhören wenn es für ihn negative konsequenzen hat.
- Man "gibt sich" nicht "der Diagnose hin" --- schon garnicht als Kind (das noch nicht weiß was los ist).
Natürlich ists nicht richtig "alles durchgehen zu lassen". Aber: Es ist kein "Hach ich hab keine Lust mich zu benehmen"-Verhalten sondern eine Beeinträchtigung, durch die persönliche Filter (die man eben als Mensch hat um Situationen/ Verhalten etc wahrzunehmen und einzuschätzen) anders funktionieren als bei anderen Leuten.
Man müsste also erst mal lernen (durch professionelle Hilfe und evtl unterstützende Medikamente (je nach dem ob noch was zusätzliches mit dranhängt) damit umzugehen, um dennoch so gut wie möglich im Alltag klar kommen zu können.
Und da wären Eltern eben auch verantwortlich. Quasi Hilfen finden die einem als Eltern und dem betroffenen Kind Hilfen geben um zu lernen damit umzugehen.
Erst mal dauert es ewig bis man Hilfen wirklich erhält! Das ist eine immense Durststrecke, die mit extrem viel Leid verbunden ist!
Welche Form des Autimus hat er denn dann?
Gewaltausbrüche bei Autismus sind nicht unüblich. Entweder aus Überforderung (melt down) oder aus Gegenwehr, weil sie es nicht besser ausdrücken können. Was es in der Regel nicht ist: Böswilligkeit.
Es wäre aber zu einfach, die Frage pauschal zu beantworten. Also "ja, es ist schon normal" und auch Autisten können einschätzen, mit wem sie sich anlegen und mit wem besser nicht. Meistens ührt aber das "Gehorchen aus Angst" eher dazu, dass sie ihre Gefühle dann erst recht wieder woanders abreagieren. Also wenn der Bruder sich bei dem Vater gar nicht traut, so zu agieren, dann ist es leider umso logischer, dass es die Mutter noch mehr abbekommt.
Dann muss man aber auch schauen, wie sic die Eltern ihm gegenüber verhalten. Oft lässt sich GEwalt im Vorfeld vermeiden. Oft kann man im anbeginn der Eskalation noch agieren, dass er gar nicht hochfährt.
Je nach Typ des Autismus nützt bestrafen auch nichts. Wenn es mit einer Intelligenzminderung einhergeht, könnt e er den Zusammenhang gar nicht versthen. Und die Ungewissheit über dne Tagesablauf und darauf, ob er nun bestraft wird oder nicht usw. würden dazu führen, dass er erst recht dagegen rebellieren müsste.
Fernsehverbot? Absolut unlogisch.
Werden die schon verteilten Schläge damit wieder rückgängig gemacht? - Nein.
Aber das ist typisch für Leute, die auf Erziehung stehen.
Auch ist mit einem Fernsehverbot nicht geklärt, weshalb nicht geschlagen werden sollte.
Es löst auch nicht den / die Auslöser dafür.
Zum Problem kommt nur eine überflüssige Bestrafung, die eventuell weitere Frustration nach sich ziehen könnte.