Mein Vater ist ein Psychopath, was soll ich tun?

12 Antworten

Falls es wirklich so schlimm ist, würde ich zunächst einmal Bild- und Tonmaterial sammeln. Letztendlich könnte man dadurch (bei starken, eindeutigen Drohungen) vorläufigen Rechtsschutz einfordern. So wäre es Deiner Mutter möglich, sich (endlich?) zu trennen.

Die Frage ist auch, ob Deine Mutter das überhaupt möchte. Das ist nämlich eine ganz andere Geschichte. Ohne ihr Mitwissen würde ich da nicht wirklich etwas unternehmen.

Wenn es das Ausmaß hat, das Du hier andeutest, sollte es nicht so schwer sein, sich juristisch an den längeren Hebel zu begeben.

Weiterhin gibt es in jeder etwas größeren Stadt eine Frauenhilfe, die genau für solche Situationen Hilfe anbietet. Dort sind erfahrene Leute, die genau wissen, welche Schritte man einleiten kann und wie man den Familienangehörigen am besten beistehen und helfen kann. Die Caritas ist auch eine Anlaufstelle, falls ihr keine Frauenhilfe in der Nähe habt.

Viel Kraft und Erfolg,
Tailor

Du kannst das Jugendamt einschalten, übrigens auch nicht erst im Alter von 18 Jahren, sondern auch vorher schon. Das könnte schonmal helfen. Allerdings glaube ich, dass euch mit einer Familienberatungsstelle und deiner Mutter mit einer Frauenberatungsstelle noch besser geholfen wäre.

Um es kurz zu fassen: Dein Vater kann zwar eine Veränderung an sich vornehmen, aber dazu braucht er einerseits Gründe (zum Beispiel die gescheiterten Familienbeziehungen und die Erkenntnis, dass es auch an ihm lag) und andererseits Hilfe (etwa durch Sozialarbeiter, Psychotherapeuten und Coaches). Wenn Änderungsmotivation da ist, aber keine Hilfestellung, hat er keine Orientierung und der Änderungsversuch wird erfolglos bleiben. Wenn er Hilfestellung bekommt, aber keine Motivation hat, sich zu verändern, nützt das beste Hilfsprogramm nicht, es wird einfach nicht funktionieren.

Ob dein Vater bereits alle Kriterien erfüllt, um psychiatrisch als Psychopath eingestuft zu werden, weiß ich nicht. Aber davon unabhängig ändern sich die meisten Psychopathen nicht, weil sie unter ihren sozialen Situationen meistens nicht leiden. Das Wichtigste für eine Änderung ist die Motivation. Dazu muss die soziale Situation negativ bewertet werden können und die meisten Psychopathen scheitern genau an diesem Punkt. 

Meiner Meinung nach sollte deine Mutter sich von ihm trennen, denn es scheint sie ja "nur" Angst an ihn zu binden. Es könnte erforderlich werden, dass sie in ein Schutzprogramm aufgenommen wird und es könnte erforderlich werden, gegen deinen Vater zu klagen. In jedem Fall ist es aber möglich, aus der Konstellation auszubrechen, ohne dass ihr oder dir oder deiner Schwester etwas zustößt. Wenn du früher ausziehen solltest als deine Mutter und Schwester, dann gib deinem Vater am besten erstmal nicht die Adresse.

Google bitte den Namen deiner Stadt zusammen mit "Frauenberatungsstelle". Es ist wichtig für Frauenberatungsstellen, dass sie von Männern weitgehend abgeschirmt bleiben, deshalb solltest du im Idealfall deine Spuren verwischen, falls du einen Familiencomputer oder ein anderes Medium dafür benutzt, auf das dein Vater Zugriff hat (Verlauf und Cookies löschen). Wenn deine Mutter damit einverstanden ist, dann mach einen Termin für sie oder euch (falls du sie begleiten möchtest) aus. Dort ist man mit körperlich und/oder seelisch gewalttätigen Menschen bestens vertraut und weiß um die nötigen Schritte bescheid.

Du kannst eine Menge tun und deiner Mutter eine große Hilfe sein. Aber bitte vergiss nicht, dass du im Endeffekt nur deine eigenen Lasten tragen kannst. Wenn deine Mutter Opfer ihrer Angst und mit ihrem Mann zusammen bleiben will, kannst du zum Schutz deiner Schwester zwar das Jugendamt einschalten, aber du kannst für deine Mutter nicht die Entscheidung fällen, was sie mit ihrem Leben macht.


menz84  01.09.2016, 04:01

Hi Janiela, habe deine Antwort eben gerade gelesen, diese hat mich fasziniert und schwer beeindruckt! Stimme dir in allen Punkten zu! Hatte selbst einen aggressiven, zutiefst gewaltbereiten Vater. Er war im Gegensatz zu dem Vater des Mädchens auch schwer alkoholabhängig.

Finde es großartig das sich die Userin hier anvertraut hat, und ich glaube das du ihr mit deiner Antwort sehr geholfen hast. Ich bete dafür, das sie, ihre Mutter und ihre Schwester es schaffen diesen "Menschen" zu verlassen(ein für allemal) und nicht länger in irgendeiner Form von ihm abhängig  sind/bleiben!

es ist sehr schwierig für dich etwas zu bewirken, da du "nur" die tochter bist, auf die dein vater garantiert nicht hört und vorallem, was willst du gegen ihn vorbringen, was die behörden zum handeln zwingt. versteh mich nicht falsch, natürlich sind das fast unaushaltbare zustände bei euch, aber wirklich strafbar macht sich dein vater nicht. in der vergangenheit hat er wohl zugeschlagen, aber jetzt nicht mehr. er hat gedroht, jetzt läuft es nachhaltig nach seinem willen, so wie es ihm passt, auch ohne nachzudrohen. würde er von behördenseite unter die lupe genommen, hätte er doch ein leichtes spiel und ihr wärd anschliessend sehr gefährdet.

ich glaube der einzige weg wird sein, dass deine mutter in einer nacht- und nebelaktion auszieht. das müsste sie allerdings sehr gut und superdiskret vorbereiten, er darf natürlich davon nichts merken. dazu wäre es hilfreich, wenn sie sich bei einer frauenberatungsstelle, oder im frauenhaus beraten und unterstützen liesse. arbeite also mit deiner mutter zusammen, stärke sie den entschluss zu fassen und unterstütze sie dabei ihn durchzuziehen.

Also mein Vater ist sogar noch schlimmer und hat daher seit 45 Jahren keine Partnerin gefunden und hat mich jahrelang gequält daher würde ich an Deiner Stelle so schnell wie möglich das Weite suchen und helfen kannst Du Deiner Schwester und Mutter nicht im Gegenteil Du bist dann erst Recht im Fokus deines Vaters und glaube mir das lass sein.


LatishaSophy  31.12.2016, 00:55

Das tut mir sooo leid! :'(

Deine Frage kann man klar mit Ja beantworten. Ob du beim Jugendamt die Hilfe bekommst, welche du suchst ist Glückssache 50/50, aber du solltest es versuchen. Jugendämter und Familienberatungen haben allerdings nur begrenztes Wissen über psychische Sachen, welche du beschreibst. Sie bearbeiten aber viele Fälle und haben ggfs. einen instinktiven Zugang aber in jedem Fall einen Überblick. Alternativ kannst du dich auch direkt an eine Familienberatung wenden. Diese arbeiten auch mit den Jugendämtern zusammen.

Die psychischen Sachen, welche du beschreibst passen zu den Diagnoseschlüsseln

ICD-10 F60.2 (dissoziale PS)

ICD-10 F60.8 (narzisstische PS)

Deine Mutter hat wahrscheinlich etwas in Richtung

ICD-10 F60.7 (dependente PS)

Wenn man weiß, wogegen man kämpft kann das manchmal helfen.

Menschen, welche sich egoistisch und manipulativ verhalten, werden oft in einen Topf geworfen. Aber es gibt 4 Töpfe. Die Ursache einer PS ist immer eine starke chronische kognitive Verzerrung.

Topf 1: Dissoziale PS

Bias: Gefühl immer ungerecht behandelt zu werden.

Verhalten: rücksichtslos, verantwortungslos, parasitär, egoistisch (Soziopathen, Psychopathen - Test mit: Hare PCL-R)

Topf 2: Emotional instabile PS (Borderline Typ)

Bias: Angst verlassen zu werden, nicht mehr geliebt zu werden

Verhalten: On-Off-Beziehung, Fremdgehen, Anhänglichkeit, häufig Selbstverletzung, Stimmungswechsel manische, depressive Episoden, Manipulationen auf Beziehungsebene (um sich selbst zu vergewissern noch geliebt zu werden oder sich selbst als Ursache zu verdrängen )

Topf 3: Histrionische PS

Bias: chronisches Gefühl nicht wahrgenommen/ignoriert zu werden

Verhalten: ständige Suche nach Aufmerksamkeit, oft unangepasste Kleidung, auffälliger Körperschmuck/Tattoos - häufig Berufe die Aufmerksamkeit mit sich bringen.(Künstler, Journalist, Politiker)

Topf 4: Narzisstische PS.

Bias: Gefühl von Unzulänglichkeit und Ohnmacht

Verhalten: Suche nach Aufwertung durch andere sowie nach Macht, Kontrolle. Bzw. Selbstaufwertung durch Abwertung anderer. Narzisten suchen sich oft Partner mit dependeter Persönlichkeitsstruktur und auch umgekehrt.

Dependente, wollen sich gebraucht werden. Wollen gewissermaßen ausgenutzt werden. Daher ziehen die sich gegenseitig an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung