Mathematische Formel für Artillerie Kanonen?

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Interessante Frage, dich mich als (inzwischen ehemaliger) Artillerist zu meiner Dienstzeit auch sehr interessiert hat.

Heutzutage werden die Flugbahnen natürlich mit Ballistikrechnern (Computern) mit entsprechender Software berechnet.

Aber auch diese können mal ausfallen und so wird bei der Artillerie natürlich auch die Berechnung als "Ersatzbetriebslösung mit Zettel und Bleistift" ausgebildet und geübt.

Ein recht komplexes Verfahren, bei der man eine Schusstafel (Dickes Buch so dick wie die Bibel mit reichlich Tabellen) Rechenschieber, Logarithmentafeln und diverse andere grafische Hilfsmittel und Instrumente benötigt. - Ja, das geht tatsächlich auch ganz ohne elekronische Hilfsmittel. Nicht ganz so schnell aber ebenso genau.

Ganz so komplex und umständlich war das vor 200 Jahren allerdings noch nicht. - Aber auch noch nicht so genau.

Erst gegen Mitte/Ende des 19.Jhd hatten die Geschütze der Artillerie ausreichend Reichweite, um auch im indirektem Richten weiter entfernte Ziele zu bekämpfen ohne sich gleich dem direktem Feuer der gegnerischen Artillerie aussetzen zu müssen. - Ab da ging dann die Rechnerei auch erst so richtig los.

Davor wurden die meisten Geschütze im direktem Richten abgefeuert - Das heist: Das Ziel konnte vom Geschütz aus direkt anvisiert werden.

Für die Rohrerhöhung gab es einfache Tabellen und es gehörte viel Erfahrung des Geschützführers dazu, ein Ziel auch zu treffen.

Anhand der (rudimentären) Tabellen -sofern vorhanden sonst half nur Schätzen und Erfahrung- stellte man eine Rohrerhöhung ein und beobachtete den Geschossaufschlag im Ziel. Die Korrektur der Seitenrichtung konnte man durch einfache kleinere Drehungen des Geschützes vornehmen, die Roherhöhung war da schon wesentlich komplizierter.

Sie wurde durch sogenannte Gabelverfahren ermittelt. Ein Verfahren welches noch heute regelmässig zur Ermittlung oder Verbesserung von Schusswerten zur Anwendung kommt.

Für den Laien sieht das dann vielleicht ein wenig nach "Try and Error" aus, es ist aber ein sehr effektives Verfahren um geeignete Schusswerte für die Entfernung zu ermitteln.


SixthSCTF  04.05.2016, 00:55

Ein kleiner Nachtrag:
C. S. Forester beschreibt mit seinem Romanhelden H.Hornblower in seinem 1945 erschienenem Buch The Commodore (deutscher Titel: der Kommodore) sehr gut den Einsatz eines Mörsers auf einem britischem Kriegsschiff bei der Belagerung von Riga durch Truppen Napoleons.
Auch wenn die Romanfigur sowie dessen Erlebnisse eine Erfindung C.S. Forrester´s sind ist der geschichtliche Hintergrund und die beschriebene Technik real.

Der Einsatz der Artillerie (Mörser) im Jahre 1812 mit all seinen Komplikationen wird sehr ausführlich und detailgenau beschrieben. 

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Schau mal unter "Wurfparabel". Da findest Du die wichtigsten mathematischen Grundlagen dafür. Vernachlässigt wird dabei nur der Luftwiderstand und der Wind. Die sind schwieriger mit einzubeziehen und man verwendete dafür Erfahrungswerte.