Mathe/Chemie/Physik im Abi? LK? Erfahrungen?

3 Antworten

Hi :)

Ich hatte selbst die Kombi Mathe-Chemie :)

Erstmal vorweg: Es gibt große Unterschiede zwischen GK und LK, die mir halt, da ich den direkten Vergleich hatte (hatte beide Fächer sogar beim gleichen Lehrer!), aufgefallen sind - das ist aber in allen GK's und den entsprechenden LK's so:

  • Das Tempo ist im LK natürlich wesentlich schneller als im GK. Während man im GK alles gefühlt 5000 Mal durchkaut, ging das im LK nacheinander weg. Klar wurden da auch Fragen beantwortet, aber im LK ist das eben ganz anders.
  • Im GK werden die Sachen wesentlich unausführlicher als im LK behandelt. Man macht die ganzen chemischen Prozesse zwar, aber eben nur oberflächlich. Dementsprechend ist die Menge an Wissen, die man haben muss, im LK um ein Vielfaches größer. Das liegt aber auch daran, dass man einige Wochenstunden mehr hat. Man hat mehr Zeit, in die Materie einzutauchen und den ganze Stoff intensiv zu vertiefen.
  • Die Klausuren im GK sind echt einfach, wenn man im direkten Vergleich die LK-Klausuren betrachtet. Im LK werden viel kompliziertere Aufgaben gestellt und AFB I ist fast gar nicht vertreten, bei AFB II und III liegt im LK der große Schwerpunkt. Im GK werden eben grundlegende Prozesse, Strukturen etc. vermittelt, im LK wird auch (im Hinblick auf das Studium!) viel wissenschaftlicher gearbeitet.
  • Der LK ist viel selbstständiger im Arbeiten. Experimente, Protokolle, viel viel selbstständige Dinge. Wir mussten uns viele Dinge selbst erarbeiten und allein auf Lösungen kommen. Wir mussten eigene Versuchsreihen entwickeln und durchführen - auch in Klausuren. Auch Vorträge gab es etliche. Für sowas hat man im Grundkurs eben keine Zeit. 
  • Im Chemie-GK habe ich es eigentlich nie erlebt, dass wir mal Mathematik gebraucht haben. Im LK haben wir Formeln hergeleitet und viel mit Mathematik gearbeitet. Logarithmengesetze, Stöchiometrie (!!!), Ableitungen, PQ-Formel und auch Herleitungen werden gebraucht. Es ist aber gut machbar. Auch deshalb hatte ich Mathe als zweiten LK :)

Das sind so die Unterschiede, die mir jetzt eingefallen sind.

Nun ein bisschen was zum Inhalt des Chemie-LK's, damit du weißt, worauf du dich mit dem Chemie LK einließest... 

Hier kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich es am meisten mochte und es auch mein bestes Fach war. Der Mathe LK ist hier in jedem Fall von Vorteil, weil sehr viel hergeleitet wird und man hier auch viel rechnet. Bei uns hatte knapp 1/3 Mathe als zweiten LK, aber viele hatten sonst eben Mathe als GK und sind trotzdem echt gut durchgekommen! Das ist also sicherlich machbar, wenn man sich wirklich damit befassen will.

Man behandelt: 

=> Elektrochemie (Redoxreaktionen, galvanisches Element und Elektrolyse, verschiedene verfahren, Batterien, Redoxtitration etc.) 

=> Thermodynamik (Reaktionsentropie und -enthalpie, Standardbildungsenthalpie, freie Reaktionsenthalpie...)   

=> Chemisches Gleichgewicht (Stickstoffkreislauf, Haber-Bosch-Verfahren, Parameter die das chemische Gleichgewicht beeinflussen etc.)  

=> Reaktionsgeschwindigkeiten und Abhängigkeit von verschiedenen Parametern 

=> Säuren und Basen (pH- und pOH-Wert, pKs und pKb Werte, starke/schwache Säuren, Puffersysteme, Anwendungen etc.) 

=> Chemie der Kunststoffe / Biochemie (Zucker, Aminosäuren, Kunststoffe, Herstellung von Kunststoffen, Chiralität etc.) 

=> Farbchemie und Orbitalmodell (Orbitale, Farbkreis, Entstehung von Farbe, Farbstoffklassen, Färbemethoden)

=> Nachweisreaktionen (das kommt in jedem Semester vor)

Wichtig sind im Chemie LK: 

=> Das Anfertigen von Protokollen 

=> Sauberes Verlassen des Arbeitsplatzes 

=> selbstständiges Durchführen von Protokollen und eigenständige Entwicklung von Versuchen zu einem bestimmten Thema (Selbstständigkeit ist sehr, sehr wichtig, s.o.) 

=> Gute Klausuren natürlich (dazu sag ich gleich noch was) :D 

=> Zusammenarbeit in Gruppen mit Kurskameraden, Unterstützung der Schüler die hinterher hängen (ich muss diesen Job oft übernehmen)

=> stetige Mitarbeit 

=> Hausaufgaben! 

=> etc.

Zu den Klausuren kann ich Folgendes sagen: SIE SIND MACHBAR! Wirklich, mit guter Lesekompetenz und etwas Grips geht das super. In einer Klausur mussten wir einen Versuch entwickeln, in einer weiteren Klausur mussten wir etwas erörtern und in einer dritten Klausur ist ein Experiment mit Auswertung Teil der Klausur. 

In den Texten steht meist alles drin. 

Ich denke, mit Fleiß ist es gut machbar! Man sollte aber großes Interesse haben und neue Zusammenhänge gut verstehen. Chemie ist spannend, aber teilweise gar nicht so einfach ;)

Wie in allen Fächern gilt: Gute Vorbereitung ist das Wichtigste. Man darf sich von Misserfolgen auf keinen Fall entmutigen lassen! Klar, viel ist auch von einem selbst abhängig und im LK wird es um Einiges anspruchsvoller. Aber auch, wenn du nen doofen Lehrer erwischst, solltest du dich nicht unterkriegen lassen und ihm/ihr zeigen, dass du Interesse hast ;-)

Nochmal zum Lernen. Auch ich war in meinen Lieblingsfächern nicht immer zum Lernen motiviert (und bin es auch heute im Chemiestudium nicht immer). Das ist komplett normal! Ich finde Chemie zwar richtig super, aber ich bin jetzt nicht mit allen Themen in love :D

Zudem finde ich es bei der LK-Wahl - da sie die kommenden zwei Jahre und dein Abitur erheblich beeinflusst - wichtig, sich Argumente für und wider einen bestimmten LK zu überlegen. Ich habe mir also überlegt, welche Seiten ich positiv an den Fächern finde (wollte erst gar nicht Chemie LK nehmen). Mir gefällt Folgendes an der Chemie:

  • Experimente machen Spaß und machen dieses Fach enorm anschaulich. Man lernt was über Dinge in der Welt, wie man sie aus dem alltäglichen Leben kennt (z.B.: Wie wird Seife hergestellt? Antwort: Aus einem Fett und einer Kali- oder Natronlauge)
  • Die angewandte Mathematik. Neben Chemie hatte ich Mathe als Leistungskurs und in Mathe ist mir die Anwendung oft schleierhaft. In der Chemie weiß ich die Mathematik richtig anzuwenden, das hilft mir enorm weiter
  • Ich hatte eigentlich nur Erfolge in der Mittelstufe.
  • Ich beschäftige mich in meiner Freizeit sehr gern damit

Du musst die tollen Seiten am Fach finden; das ist nicht immer einfach, das gebe ich zu. Das fällt einem deutlich leichter, wenn man für ein Fach "brennt", da geht einem das Lernen auch leichter von der Hand. Ich habe auch lange gebraucht, mal die schönen Seiten an Geografie, Geschichte oder Deutsch zu finden. Wenn ich dafür gelernt habe oder in der Klausur saß, habe ich versucht, an die schönen Facetten dieses Gebietes zu denken. Das hat mich motiviert und gut durchs Abi gebracht!

Mein Ansporn ist weiterhin - gerade im Studium! - auch mein Berufswunsch. Schon während des Abis, welches ich vor zwei Jahren erworben habe, wollte ich Chemie und Latein auf Lehramt studieren. Ich brauchte zwar keinen sonderlich guten Schnitt, da Chemie meist keinen NC hat (gerade in meinem Semester hatte es einen^^) und Latein generell gar keinen, dennoch spornt es mich an. Das motiviert mich seit Jahren unheimlich, nicht aufzugeben. Eben gerade jetzt, wo es im Studium so viel stressiger ist als während des Abis, was dagegen ein Kindergarten war.

Noten sind nur Nebensache, das war für mich anfangs auch schwer zu begreifen. Wenn ich Chemie nur wegen Noten mögen würde, wäre es nicht meine Freizeitbeschäftigung! Chemie fasziniert mich :)

Eiserne Disziplin ist ebenfalls wichtig. Du musst verteilt lernen, dann hast du auch nicht das Problem, dass eine Welle von Lernstoff auf dich zurast. Merk dir das vor allem, wenn dir Chemie nicht so leicht von der Hand geht. Ich kann zwar noch immer nicht von mir behaupten, dass ich irgendwie diszipliniert bin, aber ich versuche zumindest, zu lernen. Es bessert sich schon, auch in der Uni habe ich inzwischen Erfolge.

So, summa summarum: Wähle Chemie als LK, wenn du wirklich Freude daran hast, sonst könnte er eher zur Qual werden.

In Mathe ist es hingegen ziemlich trocken und sehr sehr schnell. Man beweist alles was einem zwischen die Finger kommt und man muss auch selbst ziemlich viel beweisen. Man ist nur am Rechnen. Mathe eben. 

Man behandelt:

=> Differenzialrechnung (Ableitungsregeln, Extremwertaufgaben, Kurvenuntersuchungen, Rekonstruktion von Funktionen etc.)

=>Integralrechnung (Das Gegenteil zum Differenzieren, d.h. Stammfunktionen, Integrationsregeln, Flächen unter Funktionsgraphen und zwischen Funktionen, Rotationsvolumina)

=> Stochastik (Bernoulli, Baumdiagramme, Signifikanztests etc.)

=> Matrizenrechnung (n x m Matrizen, Transponierte Matrizen, bestimmte Arten von Matrizen, Lineare Gleichungssysteme etc.)

=> Analytische Geometrie (Vektoren, Geraden im Raum, Körper im Raum etc.)

Zudem ist es ziemlich vom Lehrer abhängig. Und als eines von zwei Mädchen im Leistungskurs ist man zwischen nem Haufen arroganter Jungs. Du musst in Mathe echt aufpassen, dass du mitkommst. Teilweise behandelten wir in einer Stunde zwei Themen und du musst dann eine gute Auffassungsgabe besitzen.

Selbst, wenn du in Mathe die Jahre davor immer sehr gut warst (das war bei mir der Fall), ist dies kein Garant für eine gute Note im LK. In der Mittelstufe war Mathe mein bestes Fach, in der Oberstufe war ich im Mittelfeld mit Mathe, wenn man meine restlichen Noten sieht.

Du musst viel üben. Bei Extremwertproblemen oder Stochastik zum Beispiel gibt es nicht so wirklich das Schema F, jede Aufgabe ist anders. Du musst üben, weil du lernen musst, bestimmte Dinge schneller zu erkennen. Früher habe ich nie geübt, das hat sich im LK komplett geändert.

Das Soziale spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Mathe LK. Wir hatten sehr viel Partner- und Gruppenarbeit, und da darfst du dich echt nicht abkapseln. Das hat mir auch so ein Bisschen meine Note ruiniert ^^

In Klausuren musst du lernen, ALLES was du tust, zu erläutern und zu kommentieren. Das hat mir in einer Klausur massig Punktabzug gebracht. Wirklich schreib alles was dir im Kopf schwirrt geordnet auf. Das ist ganz wichtig!

Fazit: In Mathe sind neben Interesse und guter Auffassungsgabe auch Disziplin und Übung wichtig. 

Leider kann ich zum Physik LK nicht so sonderlich viel beitragen, weil ich Physik selbst nur zwei Semester als Grundkurs belegt habe. Aber ich vermute mal, dass es in Physik recht ähnlich wie im Chemie LK ablaufen wird. In Physik ist Mathematik ebenso relevant, da du hier auch viel mit Formeln umgehen lernst. Hier brauchst du aber, ebenso wie im Chemie LK, die Grundlagen aus der Mittelstufe, weil der Unterricht im Leistungskurs darauf aufbaut und eben voraussetzt, dass du gewisse Fertigkeiten aus der Mittelstufe bereits erlangt hast.

Ich habe damals auch mal in Betracht gezogen, Physik als LK zu nehmen und mir wurde das hier geraten:

https://www.gutefrage.net/frage/mathechemie-oder-mathephysik-im-lk

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen erfahrungen etwas helfen :)

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe (leider) Mathe, Chemie und Englisch gewählt, statt Englisch hätte ich gerne Physik gewählt, Naturwissenschaften liegen mir eher. Aber du hast recht, das ist schon nicht ganz ohne und im Vergleich zu Englisch muss man massenhaft Stoff lernen, da ist die Frage, ob einem das liegt oder nicht. Deine Noten scheinen ja schonmal ganz gut zu sein, bei uns jedenfalls ist diese Kombi sehr häufig anzutreffen, und bei uns meint keiner dass es zu schwierig ist, obwohl viele von denen bei weitem nicht so gute Noten haben wie du. Du musst auf dein Gewissen hören :)

Mathe und Physik sind natl eine sehr beliebte Kombination und sie ergänzen sich sehr gut! Die 3er Kombi M/Phy/Che ist selten, weil meist Phy&Che auf der gleichen Leiste liegen. Entsprechend klappt auch selten Phy/Che. Die Verbindung von Mathe und Chemie ist nicht soo stark, aber immerhin gegeben!

Ich würde eher fragen, was Dich mehr interessiert UND was Du danach vor hast! Viele mit Mathe/Physik gehen auch in diesen Bereich! Mathe, Physik, Technik, IngenieursWesen, also Dipl Ing, oder Maschbau! Ings benötigen auch etwas Chemie, aber noch mehr Mathe! Chemiker und alles was in diese Richtung geht, braucht zwar auch Mathe, aber noch mehr Physik!