Lohnt es sich noch einen BMW 316 E30 zu kaufen?

5 Antworten

Das kommt ganz auf den Zustand und die Laufleistung an und was bereits gemacht wurde. Prinzipiell kann er genau so günstig oder teuer werden wie ein anderer, wesentlich jüngerer Gebrauchtwagen, was außerplanmäßige Reparaturen (außer normaler Verschleiß wie Bremsbelege und Co.) angeht. Zumindest sollte er wertstabil sein, wenn er nicht von dir runter gerockt wird.

Hallo!

Eigentlich lohnt es sich nicht - der E30 ist seit 37 Jahren auf dem Markt, wurde in dieser Zeit hemmungslos zerfleischt und ist ein übler Roster, je nach Baujahr mal schlimmer, mal leicht besser.

Der M40 Motor braucht alle 40000 Kilometer zwingend (!) einen neuen Zahnriemen, ist sehr laut, nicht besonders drehfreudig - einfach nicht empfehlenswert. Der M10 war wirklich gut, der M40 ist zwar auch besser als sein Ruf, aber trotzdem nicht gerade empfehlenswert.

Solche Fahrzeuge tendieren vom Gesamtzustand her in der Regel außerdem sehr stark in Richtung "Bastlerfahrzeug zum Ausschlachten", meistens hat der Rost ganze Arbeit geleistet und sich quer durch den Wagen gefressen. Wenn ein Serviceheft tatsächlich noch da ist, endet es wahrscheinlich 1998 und der Wagen wurde seitdem höchstens mal gelegentlich mit Öl versorgt - ansonsten wurde nur das Nötigste erledigt. Wenn Extras vorhanden sollten, ist meistens die Frage, ob das alles überhaupt noch geht. Das sind in der Regel abgegammelte Ranzkisten, die so verdreckt sind, dass man da aus hygienischen Gründen nur ungern zur Probefahrt Platz nimmt. Trotzdem soll so einer meistens viel Geld kosten.

Die Preise sind beim E30 zudem selten fair, was ihn ebenso uninteressant macht und weit schlimmer ist als beim Audi 80 B2/B3 oder dem 190er-Mercedes, die es immer mal wieder in gutem Zustand für faire Kurse gibt. Es gibt leider genügend selbsternannte "Kenner", in der Regel zwischen 18 und Anfang 30, die jedem Youngtimer attestierten "sehr sehr selten" zu sein und sich viel Geld wünschen für ein Auto, das eigentlich vom Zustand her auf den Schrottplatz gehört.

Da sollen nur Landjugend-Möchtegern-Hipster abgezockt werden, die bereit sind, für ein lautes, enges, kleines, unkomfortables, schlecht gefedertes Fahrzeug - das der E30 für mich ist - ungerechtfertigt viel Geld zu zahlen, um ein "kultiges" Auto fahren und damit angeben zu können. Allermeistens funktioniert es aber halt nicht.

Auf befremdliche Art lustig ist dabei, dass meistens Autos als "sehr sehr selten", "Liebhaberstück" und mit dem Satz "Kenner wissen was er wert ist" inseriert werden, die es in dieser Farbe, Ausstattung, Motorisierung und Verfassung wie Sand am Meer gibt - und in der Regel beim Schotterplatz-Ali im nächsten Industriegebiet für schlanke 999 Euro inklusive zwei Jahren TÜV. Und dafür kann man immer noch späte 316i und 318i kriegen, auch wenn sie schnell weg sind, sobald sie zum Verkauf stehen. Die sind zwar preislich reell - aber trotzdem für den Alltag nicht mehr empfehlenswert, da es enge, kleine, unsichere Fahrzeuge sind.

Die Ersatzteile sind zwar meistens günstig, aber das läppert sich: An solchen Autos wirst du ständig nachbessern müssen, da sind auch billige Teile witzlos wenn man sie dauernd braucht.

Im Gegensatz zum 190er-Mercedes und dem Audi 80 wird kaum ein E30 aus gepflegter und seriöser Hand abgegeben, und wenn doch, ist er sehr teuer und wurde entweder originalgetreu aufgearbeitet oder ist fast neuwertig und auch kein Alltagsauto mehr. Die E30-Zeit ist vorbei. Das waren mal richtig gute Autos, aber sie haben ihre große Zeit seit mindestens 15 Jahren hinter sich.

Noch was zu BMW 316: Das war ein Vergasermodell, das es höchstens bis 1987 gegeben hat - mit 90 PS und motormäßig gar nicht schlecht, aber kaum noch zu finden. Einer meiner Onkels hatte in den 90ern mal einen 316A (Automatik) als Winterauto für zwei Saisons, billig gekauft in Würzburg, und der ging trotz Dreigang-Automatik ganz gut, aber es gab dauernd Stress mit dem Pierburg-Vergaser. Danach hat er sich dann einen Audi 80 gekauft, der war besser. Der Vergaser 316 richtet sich heute, sofern es überhaupt noch welche gibt, nur an Liebhaber und Bastler ... der 316i mit 99 PS hat dann wieder den M40 Motor und ist in Sachen Zahnriemen grenzwertig, als Alltagsauto ähnlich ungeeignet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

es gibt keine autos, die nur aufgrund ihres typs "unverwüstlich" sind.

egal, ob es "mängelriesen" oder mängelzwerge" laut den statistiken von ADAC oder TÜV handelt, es kommt immer drauf an, wie der/die vorbesitzer mit dem ding umgegangen sind und ob es regelmäßig gepflegt und gewartet wurde.

wenn sogar typische schwachstellen nach ende ihrer lebensdauer getauscht wurden, kann ein auto jahrzehntelang halten. es fahren zehntausende von "youngtimern" mit H-kennzeichen (30 jahre und älter) und echte "oldtimer" herum, die 50 und mehr jahre alt sind.

wenn du von privat eins im auge hast, lass es von sachverständigen beim ADAC, TÜV oder DEKRA auf herz und nieren für ca. 100 € checken. ist es ok oder nur mit geringen mängeln, kannst du das dazugehörige wertgutachten für die preisverhandlung einsetzen.

ist es aber eine aufgehübschte rostlaube oder ein notdürftig geflicktes unfallauto, das dir nach 500 km unter dem mors zusammenbrechen würde, hast du nur 100 € und nicht den ganzen preis in den sand gesetzt.

nur wenn du von einem seriösen händler kaufst, hast du eine gewisse sicherheit, da der dir 12 monate gewährleistung bieten muss.


GregorKHN 
Beitragsersteller
 20.06.2019, 17:51

Danke! Eine so gute Antwort hätte ich jetzt nicht erwartet. Hat mir sehr geholfen😊💪

Kommt auf den Zustand an, den Besitzer und die vorgenommenen Reparaturen und Inspektion. Ist aber ein sehr schöner Wagen, wie ich finde :D

Ja, war ein tolles Auto aber als Alltagsauto zu kostenintensiv. Laß es.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung