Lerne ich als IT Systemelektroniker umfangreich programmieren?

Klar das Berufsschul-Niveau ist nicht das höchste.

Meiner Ansicht nach fast nicht vorhanden.
Aber ja, darauf wollte ich hinaus.

Aber ein FIAE Azubi sollte doch wenigstens im Betrieb sehr viel programmieren und es dabei lernen.

Das ist leider nicht die Regel.
Ich hatte Glück, ich konnte es schon vor der Ausbildung und wurde entsprechend eingesetzt, ein Mit-Azubi im gleichen Jahrgang saß im First-Level-Support ...
Und von Mit-Azubis aus der Berufsschule habe ich noch viel extremere Geschichten gehört.

Abgesehen davon können die Firmen häufig gar nicht aktiv lehren, dafür fehlt das Personal und die Zeit. Stattdessen müssen die Azubis im Selbststudium lernen und können im Betrieb fragen oder ggf. das Gelernte aktiv einsetzen.

Das tatsächliche Lernen findet aber in den allermeisten Fällen Zuhause statt und das ist auch gut so, denn das ist Teil des Jobs, auch noch nach Jahren.

Leider muss ich dir zustimmen - bin Ausbilder für Fachinformatiker /SI

ich sehe da von der Ausbildung her einfach einige Schwachstellen:

• Beruf-Schule ist bei uns Blockunterricht in so ca. 12-14 Wochen pro (Schul-) Jahr. Das ist wirklich nicht gerade viel - alle paar Wochen einige Stunden / hoffentlich was programmieren oder so (ja - auch bei uns). Davon gehen ja auch die Projekt-Zeiten, die WiSo-Stunden und so ab.
• Wenn der Betrieb nicht erhebliche Ressourcen einsetzt (Ausbilder, Zeit, Zusatzprogramm) ist da kaum was zu holen - aber auch z. B. die Ausbilder müssen ja auch die entsprechenden Kenntnisse besitzen und sie ggf "nebenher" aufbauen - da fehlt es an Zeit.
• Aber jetzt: wenn der einzelne sich das Ganze im Selbststudium beibringt (was ich übrigens löblich finde - kenne da andere Beispiele), dann wird er seine Interessen logischerweise auf die für ihn interessanten Bereiche konzentrieren. Die müssen aber nicht zwingend mit dem Bedarf des Betriebes übereinstimmen.

Da ist noch reichlich Luft nach oben. Ich weiß noch gar nicht, wie das Programm in den neuen Ausbildungsrichtungen aussieht.

Vielleicht sollten sich da auch die Betriebe außerhalb der Schule zusammentun und gemeinsam was auf die Beine stellen. Nicht jeder Betrieb kann es sich leisten, entsprechende Ausbilder bereitzustellen, um die Lücken der Berufsschule zu stopfen.

Nicht zu vergessen: der AzuBi soll ja auch nicht 3 Jahre ununterbrochen "beschult'" werden, sondern auch die Abläufe des Jobs lernen.

wenn der einzelne sich das Ganze im Selbststudium beibringt (was ich übrigens löblich finde - kenne da andere Beispiele)

Es ist mMn. der einzige Weg, wirklich in diesem Beruf voran zu kommen.
Ich mach das jetzt seit 10 Jahren und wenn ich so zurück blicke, dürfte der wesentliche Unterschied wohl sein, wie schnell ich mir neues Wissen aneignen kann, nur wurde es nicht weniger, ich wurde nur schneller und die verfügbare Zeit wurde weniger.

Will sagen:
Wer es während der Ausbildung, wo man noch um Hilfe bitten kann, nicht schafft, auf eigene Faust komplexe Dinge zu lernen, wird's im Beruf erst recht nicht schaffen. Sie werden zwar trotzdem Arbeitsplätze finden, nur werden sie nie richtig gut sein.

dann wird er seine Interessen logischerweise auf die für ihn interessanten Bereiche konzentrieren.

Da wäre es natürlich hilfreich, wenn man vor der Ausbildung bereits erste Kentnisse gesammelt hat, dann kann man den Betrieb entsprechend aussuchen.

Wobei viele da vermutlich Videospiel-Buden suchen, aber das ist wohl der nervige Nachteil, wenn eine Engine zu einfach wird - kann ja nicht nur positiv sein.

Ich weiß noch gar nicht, wie das Programm in den neuen Ausbildungsrichtungen aussieht.

Es gibt neue Ausbildungsrichtungen? Meinst Du die Daten- und Prozessanalyse?

Vielleicht sollten sich da auch die Betriebe außerhalb der Schule zusammentun und gemeinsam was auf die Beine stellen

Die Idee gefällt mir, die Firmen bauen sich (übertrieben gesprochen) ein zweites Schulsystem auf, weil unsere Politik es nicht auf die Reihe bekommt :D

Die neuen Richtungen habe ich mir nicht genauer angeschaut - gehe (wenn alles gut geht) bald in Rente.

Ja - das mit dem zweiten Schulsystem - ist nicht ganz verkehrt. Mal aus dem Real-Life (wir bilden hier auch Verkäufer aus) - da werden auch immer wieder externe Lehrgänge gebucht, weil das in der Schule zu kurz kommt. Bei uns gibt es sogar eine Organisation, die so ähnlich arbeitet. Die Idee geht so: der Betrieb mietet sich ein Abo in der Organisation. Jeder Betrieb ist aber angehalten, Vorträge, Lehrgänge und sowas zu machen. Jeder der anderen Abonnenten kann dann seine Leute zu stark verbilligten Preisen teilnehmen lassen. Wenn er selbst Stunden vorbereitet, kann das auch gratis sein. Ist aber nur für den VK - weniger für uns.

Ja - die "Videospiel-Buden" - da triffst du einen wunden Punkt. Ich treffe immer wieder Leute, die vorgeben, sich für Anwendungsentwicklung oder so zu interessieren, die aber in Wirklichkeit sowas wie ein lebenslanges bezahltes Gaming suchen - aber so ist das Bild in den Leuten. Ebenso die Leute, die meinen, wenn man sich ein Stück Code per Google holt und mit Strg-V in seinen Quelltext holt, wäre das Programmierung oder (andere Richtung): wenn man sich ein Tool aus dem Internet holt und einfach blind auf irgendeine Internet-Adresse losläßt, ohne zu verstehen was das tut - danach nennt man es aber Penetration-Testing.

Haach ich krieg schon wieder Blutdruck.