Lehramt oder Soziale Arbeit!?

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Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Also, wenn du Soziale Arbeit studierst, hast du sehr viele Chancen, dich beruflich zu verändern - es gibt X Arbeitsfelder und X Möglichkeiten, dich weiterzubilden. Reich wirst du damit sicher nicht - wie in allen sozialen Feldern. Aber ich denke, die Berufschancen sind insgesamt relativ gut (wenn auch das Feld Jugendlicher wohl in Zukunft nicht so boomen wird wie z. B. die Seniorenarbeit). Nach dem Bachelor ist es ja auch möglich, noch den Master zu machen - und danach hättest du auch noch verschiedene andere Möglichkeiten; etwa den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu machen. Über Lehramt kann ich dir jetzt relativ wenig sagen - nur dass ich zwei Leute kenne, die Gymnasiallehramt sind und nun im Referendariat sind - und da höre ich nur, dass Referendariat die Hölle ist und die Berufschancen schlecht seien, wenn man nicht einen super Notenschnitt hätte. Ich will dir da aber keine Angst machen - und bei Realschullehramt kanns ja auch evtl. wieder anders aussehen. So weit ich weiß, wird aber im Lehramt eher Physik, Mathematik usw. gesucht - gerade bei den Sprachen gibts wohl ein "Überangebot" - vielleicht ist das aber auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich - ich spreche hier von Bayern. Ich wünsch dir jedenfalls, dass du dich für dich richtig entscheidest. Falls du Fragen zum Studium Sozialer Arbeit haben solltest, kannst du mich gerne kontaktieren :-)


KolibriCFP 
Beitragsersteller
 21.06.2012, 21:06

Das ist ja lieb von dir, danke! :) Studierst du im Moment soziale Arbeit? Oder bist du schon fertig? Und hast du dich schon in eine Richtung spezialisiert? Also ich bin am Überlegen ob ich soziale Arbeit studiere und dann versuche Bewährungshelfer zu werden. Kannst du einschätzen ob das realistisch klingt? Finde leider sehr wenig realitätsnahe Informationen zu dem Berufsbild des Bewährungshelfers...Sonst würde mich vor allem Jugendarbeit, vor allem mit Jugendlichen / jungen Erwachsenen die auf die schiefe Bahn geraten sind / schwer erziehbar sind sehr interessieren, aber du sagtest ja grad der Bereich Jugendarbeit boomt nicht so :P Bewährungshelfer wäre ja prinzipiell auch etwas in der Richtung, Arbeit mit Menschen die auffällig geworden sind, aber nicht in Richtung krimineller Massenmörder (die bekommen wohl mehr als Bewährung aufgebrummt :P), sondern in noch halbwegs humaner Weise, weißt du was ich meine...aber vielleicht hab ich ja auch ein falsches Bild von dem Beruf...seufz :D ich kenne auch leider absolut keinen der Bewährungshelfer ist oder welche kennt ...

BlackWoodruff  23.06.2012, 18:00
@KolibriCFP

Ja, ich studiere Soziale Arbeit auf Master. Den Bachelor hab ich schon fertig und hänge jetzt direkt den konsekutiven Master an. Bei uns an der FH war es so, dass man Vertiefungsbereiche wählen konnte (z. B. Soziale Arbeit mit Jugendlichen/Kindern, mit devianten Menschen, mit Senioren, mit Mädchen/Frauen, mit Männern/Jungen, mit Suchtkranken usw. usf.). Insofern hat man dann schon eine gewissen Spezialisierung. Bei uns war es auch noch möglich, eins von drei Begleitstudien (Richtung Frühpädagogik/Schulsozialarbeit, Sozialmanagement oder emotionszentrierte Beratung) zu absolvieren. Bewährungshelfer ist doch sicherlich ein guter Job =) Also ich finde jetzt nicht, dass das unrealistisch klingt. Ich habe auch eine gute Freundin, die nach dem Bachelor eine solche Stelle gesucht (deutschlandweit) und nach einigen Monaten nun auch gefunden hat. Sie wollte aber speziell mit Intensiv- und Sexualstraftätern arbeiten. Das ist dann nicht Bewährungshilfe, sondern direkt im Gefängnis. Wenn du dich für straffällig gewordene Jugendliche interessierst, wäre das vielleicht auch das Feld des Jugendamts? Die machen da ja auch Jugendgerichtshilfe und solche Sachen. Klar, langfristig gesehen wird die Seniorenarbeit durch den demografischen Wandel mehr boomen als die Jugendarbeit. Aber deshalb braucht es ja auch trotzdem fähige Leute in der Jugendarbeit :-)

Wenn dich beide Berufsfelder interessieren, dann solltest du dir am besten über Praktika ein genaueres BIld machen, oder wenigstens über gezielte Gespräche mit Fachleuten. Als Lehrer hat man Nachteile (z.B. ab und an Arbeit am Wochenende), aber auch Vorteile (z.B. bei gutem Zeitmanagement mehr "Urlaub" als andere Arbeitnehmer). Bei Sozialarbeitern ist es ebenso: Nachteile (etwas unsicherere Jobs, Arbeit auch an Wochenenden und im Schichtdienst möglich) und Vorteile (abwechslungsreiche Tätigkeit, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten). Es kommt darauf an, in welchem dieser Berufe du auch mit den Nachteilen leben kannst - selbst auf die Gefahr hin, dass es in der Anfangszeit vielleicht mal finanziell nicht so rosig aussieht. Besonderes wenn der letzte Fall eintritt, ist es wichtig, dass dir dein Beruf wenigstens Spaß macht.

"Im Bereich Lehramt könnte ich dann vielleicht auf ein wenig soziale Arbeit zusätzlich, freiwillig leisten, Richtung Vertrauenslehrerin/ ...?"

Das ist gut gemeint, und sicher kann man als Vertrauenslehrer durchaus Gutes bewirken. Aber ein Lehrer ist ein Lehrer und kein Sozialarbeiter. Für professionelle Sozialarbeit braucht man eine entsprechende Ausbildung, so wie auch nicht jeder ohne Studium Philosophielehrer werden kann. "Hobbymäßig" betriebene Soziale Arbeit kann auch Schaden anrichten, wenn man sich mit bestimmten Dingen nicht gut genug auskennt. Deshalb sieh dir lieber erstmal beide Berufe getrennt an und entscheide dich für einen. Während der Ausbildung kannst du dann weitersehen, denn es gibt viele Möglichkeiten: Es gibt für Lehrer Fortbildungen im (sozial-)pädagogischen Bereich, die dich weiterbringen können. Für Sozialarbeiter gibt es wiederum Fortbildungen, die in einem gewissen Rahmen eine Lehrtätigkeit an Schulen ermöglichen können.

Eine Kombinationsmöglichkeit für dich wäre eventuell Schulsozialarbeit, damit wärst du im Bereich Schule tätig, hättest mit Jugendlichen zu tun und würdest Soziale Arbeit leisten. Dazu müsstest du dann Soziale Arbeit studieren, könntest aber je nach optionaler Weiterbildung z.B. auch gewisse "gruppendynamische Seminare" anbieten oder freizeitpädagogisch die Lehrer unterstützen.


KolibriCFP 
Beitragsersteller
 14.06.2012, 20:53

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Nun ist es so, dass ich zwei Praktika an Schulen (eine Grundschule und eine Haupt-&Realschule) und ein Praktikum im Bereich Schulsozialarbeit hinter mir habe :D Dank des einen Praktikums habe ich mich gegen das Grundschullehramt entschieden, aber schwanke jetzt halt zwischen Realschullehramt und sozialer Arbeit...Und muss diesen Monat die Bewerbungen abschicken....vielleicht schick ich in beide Felder Bewerbungen an veschiedene Unis und lass das Schicksal entscheiden und studier erst mal ein Jahr eins von beidem und gucke wie es ist...eine andere Lösung fällt mir momentan nicht ein...

winterschmacht  15.06.2012, 23:44
@KolibriCFP

Das muss ja nicht die schlechteste Lösung sein. Wenn dich beide Bereiche gleichermaßen interessieren, ist es ja eh egal, was es genau wird. Und wenn es mit dem ersten Studienanlauf doch nicht gleich das richtige ist, wechselst du eben den Studiengang. Das machen sowieso viele Studierende. Zusätzlich hättest du schon mal einen Einblick in den einen Arbeitsbereich, der dir während einer Tätigkeit im anderen Arbeitsbereich vielleicht noch nützlich sein könnte. :)