Lederpflege alter Sattel

3 Antworten

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Du Glückliche/r!

Hast du es schon mit Sattelseife und Lederöl versucht?


beast 
Beitragsersteller
 18.05.2015, 08:25

Hab ich beides noch nicht. Werde das ganze aber mal ausprobieren:-) Hab Dank :-) Hmm weißt Du vielleicht, was die eingestanzten Nummern hinten am - heisst das Stübben? - bedeuten? Auf der einen Seite ne 3 und darunter das sieht aus wie ein Orden mitn Reichsadler drauf - auf der anderen Seite ist auch ne 3. Darunter ist ne Art Firmenstempel, das kann ich grade nicht so entziffern :-)

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beast 
Beitragsersteller
 18.05.2015, 08:39
@violatedsoul

Nochmals  vielen  Dank  :-)  Wenn  Du  nicht  wärst:-)  .  Nach so  einer  Seite suche  ich  schon  seit  gestern :-) 

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violatedsoul  18.05.2015, 08:43
@beast

Mach ich gern.

Ich hab auch mal einen alten Sattel geschenkt bekommen. War aber kein Militärsattel, trotzdem. Ich bin ein Liebhaber schöner Deko, als Pferdeliebhaber auch immer Sättel und Co. Mir hat auch ein ehemaliger Bekannter einen Westernsattel geschenkt, aber der ist neu.

Viel Freude mit deinen Sattel :-)

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beast 
Beitragsersteller
 18.05.2015, 10:59
@violatedsoul

Danke  :-)  . Mal sehen  -  vielleicht  kann  ich  den auch  noch  für  Wanderritte  nutzen. Aber  da  muss  er  wohl  erst  mal  zum  Sattler -- Polsterung  erneuern lassen  :-)  

Wollen  wir  tauschen?  "lach"  -  ich  nehme  Deinen  Western  und  Du  bekommst  das  Militärteil  ^^ 

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violatedsoul  18.05.2015, 19:56
@beast

Nee, als Westernfan geb ich diesen Sattel nicht her. Ist aber nur für ein Pony, aber trotzdem richtig schön.

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hallo 

ich finde deine frage gerade beim stöbern.

in der tat machen moderne lederfette, da aus pflanzenfett, leder brüchig. altes, wie neues.

du nimmst zunächst lauwarmes wasser mit etwas natron. ein gestrichener teelöffel auf einen halben liter wasser. backpulver geht notfalls auch. du besorgst dir einen ordentlichen stapel alter, weicher lappen. (alte kleider oder bettlaken oder bettwäsche auseinanderschneiden, so dass es keine nähte mehr drin hat). du tauchst den lappen ein, wringst ihn ordentlich aus und fängst an, das leder stück für stück zu reinigen (rauhleder und unterseiten auslassen). immer wenn ein lappen schmutzig ist, einen neuen benutzen, nicht im wasser ausspülen, dahinen tauchst du immer nur den frischen lappen. am ende der reinigungsarbeit muss das leder gut durchfeuchtet sein (am sattelblatt kannst du erkennen, ob es schon soweit ist). diese arbeit dauert etwa 2-3 stunden und man sollte sie nicht unterbrechen, sondern am stück erledigen.

anschliessend lässt du das ganze an einem kühlen, trockenen ort sich 2-3 tage "setzen" - das leder fühlt sich immer noch etwas feucht an (eventuell hats ein paar weisse flecken vom natron). mit dieser ersten prozedur hast du zum einen wieder einen anflug von feuchtigkeit ins leder gebracht, zum andern so gut wie möglich eventuelle ansätze von schimmel und stockigkeit entfernt.

nun wiederholst du die ganze prozedur des tiefenreinigens noch einmal.

diesmal benutzt du dafür eine gute sattelseife (glycerinseife) vom stück. ich hab immer englische - die find ich am besten. du nimmst von deinem stapel lappen jeweils einen, tauchst ihn in wasser und wringst ihn gut aus, knüllst ihn zusammen und reibst von der lederseife soviel ab, bis der lappen sich glitschig anfühlt, gibst noch ein paar tropfen wasser drauf und beginnst das leder in kleinen kreisförmigen bewegungen abzureiben. immer mal wieder den lappen neu knüllen und nachbefeuchten. wenn er schmutzig ist, fortwerfen und einen neuen lappen benutzen. du holst auf diese weise eine menge dreck und staub aus dem leder heraus, wirst also einige lappen und etwa ein drittel des barrens von der sattelseife verbrauchen. das leder ist nun erneut komplett durchfeuchter.

das ist wichtig, damit die ausgetrocknete lederfaser wieder elastisch wird. das leder nimmt an volumen zu und wird wieder weich und schön. hauptziel dieser vorarbeiten ist aber, das leder vor lederbrüchen zu schützen und es belastbar zu machen. 

den sattel wieder ins "kämmerchen" zum nachtrocknen - eine woche mindestens, besser 14 tage. danach die prozedur mit der lederseife folgendermassen wiederholen: ein weiches schwämmchen nassmachen, gut ausdrücken und kräftig mit der lederseife einschäumen. den sattel erst in kleinen kreisförmigen, danach in streifenbewegungen behandeln. schwämmchen zwischendurc auswaschen und neu beseifen. den sattel danach ein paar stunden trocknen lassen.

du musst dir dein lederfett selbst herstellen, wenn du das optimale herausholen willst.

LEDERFETT

500g rindertalg vom metzger in einem kleinen topf lauwarm schmelzen (eventuelle nicht geschmolzene rückstände herausfischen - es macht aber nichts, wenn sie drin bleiben)

3 esslöffel glycerin (apotheke) dazugeben und

50g weisses bienenwachs (apotheke, drogerie oder künstlerladen)

alles zusammen bei kleiner temperatur verschmelzen und gleichmässig verrühren.

1-2 esslöffel dachsfett (es ist ein kann, kein muss, hat aber extrem gute pflegende eigenschaften) oder ballistol dazurühren, sowie

1-2 esslöffel huföl mit lorbeeröl (oder besser ein esslöffel lorbeeröl)

alles darf warm, aber nicht heiss sein und muss gut vermischt sein. wenn die masse homogen ist, in leere cremedosen oder alte vorratsdöschen abfüllen. vor dem abfüllen kannst du ein stückchen bio orangen- oder zitronenschale in die dose legen, das verbessert enorm den geruch.

das fett kannst du am besten in der zeit zubereiten, in der dein sattel zum trocknen herumhängt.


vor dem ersten fetten des sattels alle metallteile mit einer drahtbürste abschrubben. du kannst sie mitfetten, aber auch mit ballistol ölen.

wenn du den sattel beginnst zu fetten, soll er sich noch leicht feucht anfühlen. du nimmst einen lappen oder ein sauberes schwämmchen und trägst das fett dünn auf. dünn bedeutet wirklich dünn. es darf keine schmierschicht geben. das wiederholst du, bis das leder kein fett mehr aufnimmt. beim ersten mal hast du etwa 5-6 arbeitsgänge, bis es soweit ist. 

dann hängst du den sattel wieder mindestens einen halben, besser einen tag auf. prozedur mit dem fetten noch zweimal wiederholen. anschliessend sollte auch nach einem halben tag noch eine leichte fettschicht auf dem leder sein. falls nicht: nochmal die prozedur wiederholen.

das leder muss "SATT" sein. reste vom fett wischt du am besten mit einem frotteetuch oder einem alten wollsocken ab. nun sollte das leder weich, elastisch und biegsam sein.


durch diese behandlung im gesamten wird erstens das leder tiefengereinigt...


fussiveg1  01.09.2015, 12:09

wow!! Sehr gut beschrieben! !

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pony  06.08.2015, 09:32

...zweitens wird die lederfaser von innen angefeuchtet. das leder bekommt wieder sein altes volumen und seine elastizität zurück und damit seine belastbarkeit. drittens wird durch das fett ein "mantel" um die befeuchteten fasern gelegt, der die feuchtigkeit und elastizität erhält. dieser "fettmantel" verhindert das austrocknen, aber auch das stocken des leders. so bleibt das leder elastisch und haltbar.

die normalpflege mit sattelseife und fett sollte man, wenn der sattel nicht benutzt wird, etwa alle 6-8 wochen wiederholen. wenn der sattel benutzt wird, etwa 14-tägig - oder je nachdem, wenns draussen sehr heiss oder sehr nass ist, auch 1-2 mal wöchentlich.

ein so behandeltes leder ist wetterfest und wasserdicht. (wenn du mal einen schuh oder eine lederhose so behandelt hast (die wäscht man allerdings mit natronwasser und anschliessend in sattelseife), kannst du dich damit 12 stunden INS wasser stellen und es kommt nichts durch.

übrigens dient die lederbehandlung in der hauptsache der sicherheit, aber natürlich auch der langlebigkeit. ein solcher sattel oder reitstiefel kann 50-70 jahre dauerhaft BENUTZT werden, ohne schaden zu nehmen.


die 3 ist übrigens die grösse des sattel, wenn noch eine nummer dazukommt, ist das die seriennummer. der reichsadler bedeutet, dass der sattel aus dem zweiten weltkrieg stammt und der herstellerstempel - naja. das ist der hersteller.

du hast einen militärsattel der grösse 3 (warmblut, schweres warblut), der aus dem dritten reich stammt. der sattel ist handgefertigt.

übrigens: auch wenn du den sattel schon geölt haben solltest, kannst du ihn so aufarbeiten, wie ich es beschrieben habe. 

generell gilt übrigens: niemals mit pflanzenfett an leder. es zerstört durch verharzen die faser. die faser wird spröde und bricht. und eine gebrochene lederfaser ist nicht mehr zu reparieren.


ich hab bislang 3 sättel so aufgearbeitet. hat bestens funktioniert.

solltest du den sattel mal längere zeit weghängen wollen, vorher gründlich mit sattelseife behandeln und eine fettschicht von etwa 2mm auf dem leder "stehen" lassen. eine alte echte wolldecke (woilachstück) zum zudecken benutzen und den sattel kühl, trocken und gut belüftet (keine zugluft) aufhängen. alle zwei jahre nachbehandeln.

das war jetzt ein ganzer roman - aber eigentlich brauchts für dieses thema ein buch...

grüessle, pony

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beast 
Beitragsersteller
 18.05.2015, 08:28

Hab  dank:-)  Aber  ich  glaube  DAS kann ich  nicht  verwenden. Das ist  ja für  Autos. So ein Reitsattel besteht  ja  nicht  aus  so  dünnem  Leder  wie  ein  Sitzbezug:-) .

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