Leben wir möglicherweise in einer virtuellen Welt?

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15 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

die idee ist so alt wie der mensch und wird immer wieder tausendfach aufgegriffen. das liegt nicht nur daran, daß einem das leben manchmal surreal komisch vorkommt oder eigenartigste dinge geschehen, sondern auch daran, daß sich viele menschen so eine virtualität - in kontrollierter form - sogar herbeisehnen. Die vorstellung wäre natürlich unfassbar und empörend zugleich, wenn unser leben eine realistisch anmutende simulation wäre.

vorausgesetzt die technische entwicklung der letzten 300 jahre birgt eine realistische darstellung des möglichen fortschritts einer biologischen lebensform, halte ich eine perfekte virtuelle welt, also die vorstellung einer welt in der wir leben und keinen anhaltspunkt für deren künstlichkeit finden können, für sehr gut möglich.

perfekt wäre, wenn man in dieser welt sogar gedanken darüber haben könnte, ob man in einer virtuellen welt lebt und mit geschöpfen darüber intelligent diskuttieren könnte... oder selber virtuelle welten erschaffen könnte.

also mangelt es dieser hervorragenden simulation nur an intelligenz der geschöpfe mit denen wir interagieren... ich vermute, der rechner ist einfach überlastet.

und jetzt wirds echt kompliziert:

ist der unterschied an intelligenz, der uns täglich begegnet, ein beweis für die schwäche der simulation, oder wären diese gravierenden unterschiede von einem menschen zum nächsten wirklich realistisch? ein beweis der these?

um deine frage zu beantworten: JA!

Ja und nein. Wir leben nicht in einer "individuellen Einbildung", schließlich denken und kommunizieren wir in Begriffen und Begriffe, Sprache gibt es nicht ohne Gemeinschaft. Andererseits repräsentieren Begriffe auch nur die Phänomene der Wirklichkeit und auch nur - jetzt kommt Kant ins Spiel - in den Vorgaben unseres Erkenntnisvermögens, als da sind, dass wir in Raum und Zeit denken, in Kausalität und Vergleichen usw.. Wir wissen zwar alle, welches Ding wir meinen, wenn wir Tisch sagen, aber wir können davon reden oder nur daran denken, auch wenn kein Tisch in der Nähe ist. In dem Maße, in dem wir mit auf Erfahrung beruhender Begrifflichkeit unabhängig von den realen Phänomenen nur in Gedanken sehr kreativ damit umgehen können, können wir Aussagen machen, die sich in der Erfahrung nicht mehr bestätigen lassen. Die Welt, die wir in Begriffen im Kopf haben, ist eine virtuelle, mit mehr oder mit weniger Realitätsbezug. Da wir aber nicht in unserem Kopf leben, sondern in der Welt unserer Erfahrung, aus der wir die Begriffe haben, gibt es durch direkten Umgang oder über die Kommunikation mit anderen Menschen einen ständigen Rückbezug zwischen unserer Welt im Kopf und der realen Außenwelt. Sprich: Ich kann mir z.B. zwar vorstellen, dass der Linienbus fliegt, doch einsteigen kann ich nur, wenn der Busfahrer die Tür öffnet.


laberhannes  05.01.2012, 14:51

das witzige ist: wenn wir aus unserer kleinen welt aussteigen und versuchen, uns und die welt "von aussen" zu betrachten, wirst du weder für noch gegen die these beweise finden, daß diese welt wirklich real ist.

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berkersheim  05.01.2012, 18:41
@laberhannes

Ich fürchte, dass das nicht geht, aussteigen und die Welt von außen betrachten. Denn mit was betrachten wir denn? Mit denken. Auch wenn wir uns z.B. via Film über dieses vorausgehende Denken beschummeln können, auch der Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann und Schnitt und Ton denken erst, bevor sie einen Film umsetzen, ja sie tauschen sich in sehr komplizierter Weise (Fachwissen) aus, brauchen also viele Bezugspunkte "neutraler Art", auf die sie sich gemeinsam beziehen können. Das Ergebnis, dass Betrachter mit einem Film in eine virtuell perfekt anmutende Vorstellung geschickt werden, ist in Wirklichkeit Ergebnis von Denken mehrerer kooperierender Personen (die Trickleute kommen auch noch dazu) und eine perfekte Beherrschung des Mediums Film. Bereits Parmenides hat festgestellt, wenn wir unsere reale Existenz bezweifeln, ziehen wir uns selbst den Boden unter den Füßen weg.

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Ja, möglicherweise schon.

Einmal ist es möglich, wenn man deine Frage wörtlich nimmt, kann aber niemals falsifiziert werden.

Bei der Möglichkeit, die sich auf die Computeralisierung bezieht, würde ich sagen, dass viele auf den besten Weg dorthin sind. Wenn man X Stunden (im zweistelligen Bereich) pro Tag ein Onlinerollenspiel spielt, dann lebt man auch nach dem Ausschalten des PCs weiter in einer virtuellen Welt. Der Kopf hat nicht abgeschaltet.

Das einzige, das einen dann ab und zu in die Wirklichkeit zurückholt sind die menschlichen Bedürfnisse wie schlafen, essen oder zur Toilette zu müssen.


Narz1 
Beitragsersteller
 19.01.2012, 20:36

Ein interessanter Gedanke :)

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Narz1 
Beitragsersteller
 19.01.2012, 20:36

....

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Ich habe übrigens vor Kurzem eine ähnliche Frage gestellt - und zwar unter dem Titel: Was versteht ihr unter dem Begriff 'Matrix'?

Zumindest sehe ich hier nun, daß viele (mindestens fünf Antworter haben sich darauf bezogen) sofort an den gleichnamigen Film denken. Leider hat der sich allerdings an ein wenig homogenes Publikum gewandt, indem er einerseits mit seinen populistischen Kung-Fu-Sequenzen vor allem Teenies und Twens ansprach, andererseits auch sehr ins Philosophische ging. Die Folge davon ist, daß dieses Publikum insofern ungeeignet war, weil es diesen Aspekt - wie man hier sieht - gar nicht verstanden hat. Hat der Film also etwas Positives bewirkt? Wenn ich mich mit einem Magaphon an eine Rinderherde wende und glaube, daß ich damit etwas zur allgemeinen Bewußtseinerweiterung beitragen kann, so ist das wohl doch ein Irrtum.

Diese Frage wird sich umso mehr stellen, je komplexer und realistischer sich die Internet-Rollenspiele entwickeln. Und angesichts des rasanten Fortschritts der elektronischen Techniken wird das kaum noch sehr lange dauern. Ich habe mir aber schon als Jugendlicher (und da hatte ich noch keinen Computer) die Frage gestellt, wo der Raum aufhört, und kam zu dem Ergebnis - noch bevor ich überhaupt Kant und andere gelesen hatte -, daß der Raum lediglich eine 'Bewußtseinskrücke' sei (wie ich mich dabei ausdrückte). Das hieß für mich, daß er da aufhörte, wo unsere Vorstellung von ihm aufhörte. Führt das nicht aber zwangsläufig zum sog. Solipsismus, also der Auffassung, daß wir möglicherweise selbst ganz allein und alles nur unsere Traumwelt ist? Nicht unbedingt.. Es gibt nämlich noch eine übergreifende Erklärung, die vor allem in der indischen Philosophie gängig ist (Upanishaden). Das ist hier sehr gut erklärt:

http://ouroboros-forum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=62:die-welt-als-virtuelle-simulation&catid=36:admin-essays&Itemid=62

Auf dieser Homepage befindet sich noch ein anderer Essay über das Raum-Zeit-Paradoxon, der auch sehr zur Aufklärung beiträgt. Aus dem allen folgt für mich die Konsequenz, daß das Universum geistiger Natur ist und daß es höchste Zeit ist, das heute immer noch vorherrschende positivistisch-materialistische Weltbild zu begraben - schon auch deshalb, weil daraus ein Denken folgt, dessen Konsequenzen unser Planet nicht mehr verkraftet.