Lautsprecherbau: Chassis kombinieren mit unterschiedlichem Wirkungsgrad?

3 Antworten

Auch ich empfehle dringend, auf fertige Bausätze zurückzugreifen. Deinen handwerklichen Fähigkeiten wird dadurch kaum ein Riegel vorgeschoben. Aber damit ein Lautsprecher einen wirklich guten HiFi-Klang hat, muss das Zusammenspiel aus Chassis-Auswahl, Gehäuse inkl. Dämmung und Weiche perfekt passen. Das Ergebnis erkämpft man sich mit kompetenter Planung, Simulation und Erfahrung.

Außerdem hat man beim Bausatz die Garantie, dass das Ergebnis passt. Und alles Zubehör inkl. Dämmung ist dabei! Habe mit der Klang & Ton CT 272 ("Tricky") begonnen. Je Seite 40 € plus Gehäusematerial. Eine klanglich ganz starke schmale Standbox, die locker auf 30 Hz runtergeht. Billiger geht HiFi nicht.

http://www.lautsprechershop.de/hifi/ct272.htm

Hallo TheKroeterich,

Ich gehe mal davon aus, dass du dich zumindest mit den Grundlagen des Lautsprecherbaus auskennst. Ich gehe zuerst auf den zweiten Teil deiner Frage ein:

sollten die beide auch eine ungefähr gleiche maximale Belastbarkeit haben?

nein, dass wäre außerdem unmöglich. Stelle dir mal die folgenden Fragen:

  1. Wie verteilt sich die akustische Energie im Tonfrequenzbereich bei der Musikwiedergabe?
  2. Wo soll die Übergangsfrequenz zwischen Tief-Mitteltöner (TMT) und Hochtöner (HT) liegen?

Angenommen, die Übergangsfrequenz liegt bei 3,2 kHz, dann überträgt der TMT  ab 25 Hz bis 3,2 kHz genau 7 Oktaven, der HT ab 3,2 kHz bei 3 Oktaven den Bereich bis 25,6 kHz. Das ergibt ein Verhältnis von 7 zu 3 und gibt schon mal eine Orientierung in Bezug auf die notwendige Belastbarkeit von TMT und HT.

Wenn man dann die einzelnen Oktaven vergleicht, fällt auf, dass im Bassbereich eine Endstufe deutlich mehr elektrische Energie abgibt als im HT-Bereich. Das verschiebt das Verhältnis von 7 zu 3 in Richtung 8 zu 2, und das bedeutet, dass in einer 2-Wege Lautsprecherkombination bei der oben angegebenen Übergangsfrequenz bei einer Gesamtbelastbarkeit von 100 Watt der TMT auf 80 Watt ausgelegt werden muss, der HT auf ca. 20 Watt.

Diese Werte stellen die Werte da, bei denen die thermische Belastbarkeit noch nicht überschritten wird.

Jetzt stellt sich mir die Frage ob man auch welche mit unterschiedlichem Kennschalldruck/Wirkungsgrad kombinieren kann(sollte) und wie groß dieser Unterschied sein darf

Gute Frage. Es macht jedenfalls keinen Sinn, Chassis miteinander zu kombinieren, deren Kennschalldruck weit voneinander abweicht.

In der Praxis wird das oft nicht berücksichtigt und HT mit viel höherem Kennschalldruck werden rigoros mit Widerständen in der Frequenzweiche angepasst.

Klanglich viel besser ist eine genauere Selektion über den Kennschalldruck, wie du es dir überlegt hast, denn jeder Hochlastwiderstand, der verwendet wird, um einen Teil des Signals abzusenken, indem es in Wärme transformiert wird, verschlechtert die akustische Qualität der HT-Wiedergabe durch seine Eigeninduktivität, außerdem verschlechtert sich das Impulsverhalten des HT.

Leider ist eine optimale Selektion anhand von Datenblättern viel zu ungenau. Ein (hoffentlich nicht manipuliertes) Amplituden-Frequenzgang-Diagramm ist schon besser geeignet, eine gute Vorabselektion zu machen, der Entwickler sieht aber erst während der Abstimmung der Frequenzweiche, ob beide Chassis optimal zusammen passen... und kann im gewissen Rahmen auch ohne Widerstände darauf reagieren.

Die Feinheiten der Frequenzweichenoptimierung kann ich dir jetzt nicht beschreiben, aber ich kann dir anbieten, dich bei der Auswahl der Chassis zu beraten. Poste deine Wahl, und ich sage dir, ob du eine gute Wahl getroffen hast.

Grüße, Dalko

Du willst also mal eben so eine Lautsprecherbox entwickeln?

Ich glaub es wäre besser auf einen fertigen Bausatz zurückzugreifen ;-)