tieftöner oder tief-mitteltöner?

4 Antworten

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Hallo hiemshiems,

Bei deinem angedachten Selbstbauprojekt ist eigentlich klar, dass für den Tieftöner (TT) nur ein Tiefmitteltöner (TMT) in Frage kommt.

Frequenzaufteilung:

  • Sub bis maximal 150 Hz, besser ist eine tiefer liegende Übergangsfrequenz bei 80 bis 100 Hz
  • Das Basschassis läuft ab dieser ersten Übergangsfrequenz hoch bis zu dem Punkt, an dem der Hochtöner (HT) übernimmt. 
  • Abhängig vom Übertragungsverhalten des HT liegt diese Übergangsfrequenz meistens irgendwo zwischen 2 kHz und 4 kHz, selten darunter oder darüber. 
  • Das bedeutet für den TT, dass er bis zu diesem Punkt sauber arbeiten muss, und das kann nur ein guter TMT. Allerdings werden viele TT-Chassis, die das gut können, nicht als TMT gekennzeichnet und du kannst nur anhand der Frequenzgangkurve erkennen, welches Chassis als TMT eingesetzt werden kann.
  • Angenommen, ein HT hat eine Resonanzfrequenz fres von 1,5 kHz, dann gilt die Regel, ihn frühestens bei der doppelten fres anzukoppeln, das wären also 3 kKz.
  • In diesem Beispiel muss also der TT den ganzen Bereich von ca. 80 Hz bis 3 kHz sauber wiedergeben können. Das Bedeutet, dass nur ein TMT in Frage kommt.

Zur Auswahl eines geeigneten TMT:

Du besorgst dir die technischen Daten der in Frage kommenden Basschassis und achtest darauf, dass eine Frequenzgangkurve dabei ist. Alle anderen Chassis, auch wenn sie vielleicht deutlich billiger sind, darfst du nicht in die engere Wahl nehmen, denn dann baust du drauflos ohne zu wissen, was zum Schluss herauskommt.

Dann vergleichst du die Frequenzgänge und suchst ein Chassis aus, dass mindestens 1 Oktave höher arbeitet als die geplante Übergangsfrequenz, in meinem Beispiel also bis ca. 6 kHz und dann einen möglichst steilen Abfall aufweist.

TT-Chassis, die in diesem Bereich arbeiten können, aber eine große Welligkeit mit Resonanzspitzen und Einbrüchen im Frequenzgang oberhalb 3 kHz aufweisen, kommen besser nicht in Frage, denn dieses Verhalten ist ein deutlicher Hinweis auf Partialschwingungen und Resonanzen innerhalb des Membranmaterials des TMT und einem starken Klirr-Verhalten in diesem Bereich, sie klingen also nicht sauber.

Nach dieser Vorauswahl der geeigneten Chassis dimensionierst du die Frequenzweiche. Es kommen in diesem Beispiel Tief- und Hochpassfilter zum Einsatz, wobei die Auswahl des Filtertyps und der Filterordnung eine große Rolle spielt.

Ein Filter erster Ordnung hat eine Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave, ein Filter zweiter Ordnung 12dB/Oktave, 3. Ordnung wären dann 18dB/Oktave....

Eine Anleitung zum Bau einer Frequenzweiche geht über deine Frage weit hinaus, kannst du aber von mir erhalten. Auch ohne Messmöglichkeit kannst du das bereits sehr gut hinbekommen, wenn du weißt, wie das zu machen ist.

Wenn dich also der Selbstbau von Lautsprecherkombinationen wirklich interessiert und du in dieses Thema tiefer einsteigen möchtest, dann kannst du mich persönlich ansprechen. Du bekommst dann eine ausführliche Anleitung mit detaillierter Beschreibung, wie eine komplette Lautsprecherkombination richtig geplant wird, ohne eine Messmöglichkeit anwenden zu können.

Aber auch Möglichkeiten, mit einem geringen finanziellen Aufwand eine Messeinrichtung aufzubauen, kann ich dir detailliert beschreiben.

Wenn das zu kompliziert für dich ist, dann empfehle ich dir, dich auf erprobte Bauvorschläge einzulassen, die es für Einsteiger mit geringem Budget gibt, aber auch absolut hochwertige....und teure.

Um dir einen guten Bauvorschlag empfehlen zu können, müsstest du mitteilen, wie groß dein Budget ist.

Grüße, Dalko


hiemshiems 
Beitragsersteller
 09.02.2016, 14:34

oke also mein budget pro box wäre so 150€ 

und es ist egal ob es kompliziert ist da ich eine schule mit handwerklichen schwerpunkt gehe und mein papa eine werkstatt hat mit allem drum und dran.

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dalko  11.02.2016, 10:08
@hiemshiems

Das hört sich ganz gut an, denn die vorhandene Werkstatt und die Hilfe deines Vaters macht es dann doch sehr wahrscheinlich, dass du das hinbekommst.

Ich versuche mal, passend zum Budget Chassis auszuwählen, die es für dich nachvollziehbar machen, wie ein neuer Lautsprecher geplant wird. Ich werde Chassis von Visaton vorschlagen, denn Visaton liefert alle notwendigen Daten und Frequenzgangkurven, um gut planen zu können. Außerdem kannst du bei Visaton eine kostenlose Software herunterladen, in der die Daten aller Visaton-Chassis hinterlegt sind und du eine Simulation der kompletten Lautsprecherkombination mit Frequenzweiche am PC machen kannst.

Für eine kostenlose Software ist dieses Simulationsprogramm ziemlich genial, damit ist es eigentlich ausgeschlossen, dass du eine Fehlplanung machst. Allerdings ist es nicht einfach, damit umzugehen....hoffentlich hast du genug Nerven und Ausdauer, dich da durchzubeißen.

Du musst also am Anfang keinen Cent ausgeben und kannst alles in dem Programm "Boxsim" simulieren. Erst wenn das Ergebnis steht, entscheidest du, ob du es auch nachbauen möchtest.

http://www.visaton.de/de/literatur/software/downloads/index.html

Für eine Vorauswahl passender Chassis benötige ich etwas Zeit, also bis später.

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dalko  14.02.2016, 11:49
@hiemshiems

Hallo hiemshiems,

Die Überprüfung der Visaton-Chassis, die in dein Budget passen, auf ihre Eignung hat etwas gedauert und ich habe mehrere Simulationen berechnen müssen.

Das Ergebnis hat mich nicht zufrieden gestellt, denn die preislich in Frage kommenden Chassis sind nicht unbedingt die erste Wahl, wenn ich einen hochwertigen Lautsprecher konstruieren würde.

Aber als Beispiel, um sich mit dieser für dich wahrscheinlich unbekannten Materie vertraut zu machen, nenne ich mal eine preiswerte 2-Wege-Kombination, die du in Boxsim eingeben kannst, um zu lernen, wie das alles funktioniert.

Der TT ist der WS 20 E - 8 Ohm für etwas über 30 Euro

Als HT habe ich die Hochtonkalotte SC 10 N - 8 Ohm ausgewählt. Sie ist mit etwas über 20 Euro noch preiswert und mit Ferrofluid gekühlt.

Der TT arbeitet im Mitteltonbereich sehr linear und würde in dieser Kombination bis ca. 2000 Hz arbeiten und dann langsam abfallen.

Der HT wird bei 3000 Hz mit einem Filter 3. Ordnung mit einer Flankensteilheit von 18db/Oktave angekoppelt.

Ich habe durch richtige Dimensionierung der Frequenzweiche in Boxsim einen sehr sauberen Frequenzgang im Bereich von 150 Hz bis 20 kHz hinbekommen.

Die Schwachstelle ist der Bassbereich, der nicht zu schwach ausfällt sondern einen starken Anstieg aufweist, also zu stark ist. Ursache ist der preiswerte oder doch besser ausgedrückt billige TT, der von der Konstruktion her keine optimalen Werte aufweist. Um ihm diese Bassüberhöhung "abzugewöhnen", müsste das Gehäuse viel zu groß werden. Ich bin einen Kompromiss eingegangen und habe ein Volumen von etwa 50 L gewählt und mich für ein geschlossenes Gehäuse entschieden, da man in diesem Fall durch eine gute Dämmung den überbetonten Bass etwas kontrollieren kann.

Wenn du Boxsim startest, erscheint eine Fenster mit einer kurzen Bedienungsanleitung. Kopiere diese Anleitung und drucke sie aus.

Dann befolgst du Schritt für Schritt diese Anleitung. Es ist normal, dass zuerst immer Fehlermeldungen kommen. Boxsim weist dich dadurch nur darauf hin, was noch an Eingaben fehlt.

Du legst ein neues Projekt an, wählst aus der Datenbank die beiden Lautsprecher, einen Verstärkerausgang, wählst ein gemeinsames Gehäuse, gibst die gewünschten Masse des Gehäuses und die Platzierung der Chassis an...Schritt für Schritt, bis die erste Berechnung ohne Fehler durchläuft.

Da bis zu diesem Punkt noch keine Weiche eingegeben ist, siehst du noch keine Frequenzgangkurve.

Gehe in den Frequenzweichenmodus, zeichne einen Verstärkerausgang, dann vom + Pol des Verstärkerausgangs eine Verbindungslinie zu einer Spule, Wert 2 mH, von der Spule zum + Pol des TT und vom - Pol des TT zurück zum -Pol des Verstärkerausgangs.

Du siehst jetzt den Frequenzgang des TT, beeinflusst durch die Spule. Sie bildet ein Filter 1. Ordnung mit einer Flankensteilheit von 6dB/Oktave.

Als nächstes fügst du den HT-Zweig hinzu:

Wie ein Filter 3. Ordnung aussieht, zeigt dir Boxsim in einem entsprechenden Menü-Punkt. Übertrage diese dort abgebildete Zusammenschaltung von Kondensator, Spule und Kondensator in den Frequenzweichenplan und berechne vorher für die Übergangsfrequenz von 3000 Hz die Werte der Bauteile.

Jetzt siehst du eine komplette Kurve und ein paar andere, alles ziemlich wild durcheinander.

Wenn du es bis hier geschafft hast, meldest du dich bitte über die Freundschaftsanfrage, dann bekommst du die nächsten Schritte erklärt mit ausführlicher Begründung meiner Vorgehensweise.

Grüße, Dalko

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hiemshiems 
Beitragsersteller
 15.02.2016, 21:41
@dalko

hallo dalko

danke schon mal für deine umfangreiche erklärung.

könntest du mir gute chassis raussuchen wobei der TT max 60€ kosten soll. und der HT bzw HT-Horn max 40€ kosten soll.

außerdem stellt sich mir noch die frage ob sich das ganze öberhaupt auszahlt und nicht um den preis einen fertigen lautsprecher gleicher qualität bekommt.

lg. hiems

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dalko  15.02.2016, 23:17
@hiemshiems

Das genau ist der springende Punkt. Lautsprecherselbstbau ist nicht billig und wenn man keine günstige Einkaufsmöglichkeit hat (also Händlereinkaufspreise) kann es schnell teurer werden im Vergleich zu Fertiglautsprechern.

Selbstbau ist was für Freaks, die davon überzeugt sind, es besser machen zu können...die Anfangserfolgsquote liegt aber tatsächlich unter 10 Prozent. Bis das erste Projekt wirklich gut wird, vergeht Zeit, man muss viel lesen und sich in bestimmte Teile der Physik einarbeiten, außerdem wird Geld verbraten...aber es macht Spaß, und das ist wohl für viele das Wichtigste.

Oder man hat das Glück, an einen Profi zu geraten, der einen vor den üblichen Fehlern warnt und einen Selbstbau fachmännisch begleitet.

Für 6o Euro für einen TT und 40 für eine HT-Kalotte kann ich dir tatsächlich gute Chassis empfehlen und auch die Weiche entwickeln, die je nach Qualität der Bauteile zwischen 15 und 30 Euro kosten kann.

Überlege es dir, ob du voll einsteigen willst, ich kann dir aber auch gute fertige Lautsprecher empfehlen, wobei das Thema Subwoofer noch nicht besprochen wurde.

Ich würde immer nur Lautsprecher bauen, die ohne einen Sub bereits gut klingen und ein gutes Bassfundament haben. Einen Sub würde ich immer, wenn überhaupt noch notwendig, erst ausleihen und in dem Zimmer austesten, indem die Anlage steht. Erst wenn das Resultat wirklich gut ist und eine Verbesserung bringt, würde ich sie kaufen oder bauen.

Häufig erleben die Käufer von Subs eine große Enttäuschung, denn es tauchen plötzlich stehende Wellen und unangenehme Raumresonanzen auf, die sich als dröhnende Basswiedergabe bemerkbar machen, und die Anlage klingt mit Sub schlechter als ohne.

Für eine Partybox würde ich jedoch keine so großen Ansprüche stellen, sie müssen Schalldruck machen können und robust sein. In diesem Fall würde ich nicht den Anspruch haben, hochwertige HiFi-Chassis zu verbauen, sondern eher Chassis aus dem PA-Bereich. Sie haben einen viel besseren Wirkungsgrad und sind höher belastbar und überleben eine Party, die HiFi-Kisten oft nicht!

Überlege es dir gut, ich nenne dir in den nächsten Tagen verschiedene Kombinationen aus beiden Bereichen.

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hiemshiems 
Beitragsersteller
 16.02.2016, 12:18
@dalko

oke danke

also ich hab mich jetzt dafür entschieden das risiko einzugehen und es zu probieren. dadurch das der raum auch eher klein ist habe ich mir auch bereits gedacht ob ich überhaupt eine sub brauche. 

hast du eventuell skype dann könnte ich dir fotos von den räumen schicken. skypename wäre: julian.winta

lg. hiems

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dalko  18.02.2016, 14:13
@hiemshiems

Danke für den Stern.

Hast du meine Freundschaftsanfrage erhalten? Bitte bestätigen, damit wir Infos austauschen können. Skypename oder ähnliches poste ich nicht öffentlich.

Grüße, Dalko

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Du kannst 2 oder 3 Weg fahren. Dann 15", 8" + 1.4". Div Treiber, Bauvorschläge bei Jobsti im PA Forum oder bei Monacor

12" + 1.75" habe wir bei den PA Boxen, dann 18" Subs, passive Weichen gibt es auch bei Monacor als Platinen


hiemshiems 
Beitragsersteller
 08.02.2016, 17:32

aber eher tieftöner und hochtöner +subwoofer oder tief-mitteltöner und hochtöner +subwoofer

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Ich hab eine ähnliche "Partybox" selbst gebaut. Dabei habe ich Coaxial-Lautsprecher verwendet. Das sind Lautsprecherauf denensich eine Mittelaxe befindet auf der der Hochtöner sitzt. Bei mir ging es nur um Pegel, bei dein Beispiel würde ich ein Coaxial und ein Subwoofer verbauen.

Ich kann dir auch noch mehr Infos über mein Kunstwerk von "Partybox" erzählen, wenn es dir hilft?

Kannst du Chassis vermessen, korrekte Frequenzgangmessungen durchführen, hast du das entsprechende Equipment, kannst du eine Frequenzweiche entwickeln und anpassen?

Ohne fertigen Bauvorschlag würde ich es sonst lassen.

Es gibt aber im www genug Selbstbauseiten mit entsprechenden Bauvorschlägen.

Jobst, Strassacker, Party-PA Forum, Udo aus Bochum....