"Kumpel" hat sich über Verlust aufgedrängt?
Hallo an alle,
es ist schon her, seit das passiert ist, und die Lage scheint sich auch beruhigt zu haben, aber ich denke immer noch hin und wieder darüber nach und vor allem die Sachen die teilweise noch danach passieren und irgendwie ist mir dabei mulmig.
Mein Kopf will sich nicht genau daran erinnern, wann es genau war, aber es war kaum nach einem für mich sehr einschneidenden Ereignis und es geht mir nicht aus dem Kopf.
Meinen damals festen Freund über 1,5 Jahre kannte ich seit 2018. Mir haben uns am Anfang mehrfach aus Zufall gesehen und irgendwas hat mich einfach wie magisch angezogen, also haben wir angefangen, Zeit miteinander zu verbringen, bis wir letztendlich mit einem anderen Hintergrund auch ausgegangen sind.
Allerdings hatten wir leider nur diese 1,5 Jahre, denn er ist dieses Jahr im April unnatürlich verstorben, was mich immer noch sehr kaputt macht, obwohl es jetzt immerhin schon knapp 200 Tage her ist.
Bevor mein Freund gestorben ist, habe ich illegitimerweise eine Kündigung bekommen. Viele der dort Angestellten sind massiv enttäuscht und sauer auf die drei Verantwortlichen, aber da ich mit anderen Dingen schwer beschäftigt war und auch nicht mehr in den Betrieb zurück wollte, nur um weiter von den Chefs herumgeschubst zu werden, habe ich nichts dagegen unternommen.
Allerdings brauchte ich Zeit zum Abreagieren und meinen Kopf sortieren und das kann ich am besten bei Dingen, die mir eigentlich Freude bereiten. Also habe ich meine Zeit in meinen Freund und meine Hobbies investiert. Da ich recht kurz darauf krank geworden bin und dann auch noch andere gesundheitliche Probleme bekam, war und bin ich bis jetzt krankgemeldet.
Ich habe damals angefangen SCUM zu spielen. Survival Games liegen mir und auch, wenn es sicher besser geht, ich fands irgendwie cool. Habe einen Server gefunden und mich etwas eingespielt und irgendwann dann jemanden gefunden, mit dem ich ein Team gebildet habe. Tristan hat an Videospielen der Art eher weniger Freude, aber er hat mir häufiger auch mal zugesehen und zugehört.
Jedenfalls habe ich dann hin und wieder gespielt und dachte, vielleicht wird das ja mal ein Kumpel. Man trifft sich vielleicht mal auf ein paar Bier oder so.
Seit Tristan tot ist, fing er an komisch zu werden.
Er hat irgendwann angefangen, Anspielungen zu machen, mir nach nur wenigen Monaten Kontakt die große Liebe gestanden und, was mich am meisten schockiert und verletzt hat, auch eine richtig doofe Nummer abgezogen.
Ich war wieder einmal total betrübt und wollte nicht viel darüber reden, aber er hat das Thema Tristan wieder aufgebracht und dass ich ja jetzt langsam mal weitergehen sollte im Leben und Tristan würde ja nicht wollen, dass ich mich so gehen lasse. Dann fing er plötzlich an so zu tun, als würde er einen Geist von einem angeblichen verstorbenen Partner von ihm sehen und mit ihm sprechen. Und dieser Geist hätte ihm gesagt, dass er meinen Freund im Himmel daten würde und dass er mich ja nicht mehr brauchen würde, also könnte ich ja ruhig mit meinem "Kumpel".
Es ging noch eine Weile weiter und wurde immer schlimmer und dreister, aber mein Kopf hat sich ab da schon längst abgeschaltet und das meiste ging über in ein komisches Hallen und ich war weg. Hat sich angefühlt wie man sich als Unerfahrener einen Herzinfarkt vorstellt und irgendwann bin ich dann doch wieder bei mir gewesen und hab den Boden vollgerotzt, während ich in Zerstörungswut Dinge auf den Boden geworfen und mit den Fäusten um mich geschlagen habe.
Irgendwann hatte ich mich dann wieder soweit unter Kontrolle, dass ich ihm gesagt habe, dass ich ihm nicht glaube und dass das ein ganz faules Spiel war. Er wollte es mir dann beweisen, ich hätte Dinge aus seiner Geschichte erwartet, aber anstelle dessen hat er mir einfach ein Bild von gefärbten Haaren geschickt.
Wir hatten eineinhalb Stunden Streit, dann hab ich ihn für ein paar Wochen geblockt.
Ich war dann aber so bescheuert, dass ich ihm als Kumpel eine weitere Chance geben wollte und während er sich entschuldigt und es angeblich eingesehen hat, distanziert er sich jetzt immer mehr von mir es sei denn, er kann bei mir Knöpfe drücken und irgendeine von ihm gewollte Reaktion herauskitzeln, für die ich mich jedes Mal hasse.
Als es für weniger als einen Monat wieder ging und ich Geburtstag hatte, hat er mir ein Spiel auf Steam geschenkt und meint jetzt, dass wir nur noch das eine Spiel spielen, wenn wir mal Zeit zusammen verbringen.
Eigentlich hält mich nichts mehr in dieser vermeintlichen Freundschaft. Ich zweifel ständig seine Motive an und habe auch hin und wieder Nachrichten mit "Bildern" bekommen, die ich im Grunde gar nicht wollte. Aber irgendwo sind da Schuldgefühle und Mitleid, weil ein paar der Dinge, die ihm widerfahren sind, wirklich stattgefunden haben. Er stimmt zwar zu, dass er Hilfe braucht, aber die kann ich ihm in dem Ausmaß und auf die Art nicht geben. Es macht mich einfach nur noch kaputt, aber irgendwie fühle ich mich schlecht, wenn ich über einen Kontaktabbruch nachdenke.
1 Antwort
Du musst dich nicht für seine schlechten Erfahrungen verantwortlich fühlen! Wenn er diese gemacht hat und ihn das bis heute immernoch quält, dann sollte er zu einer / einem Therapeuten/ Therapeutin gehen und sich dort professionell Hilfe holen. Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du den Kontakh mit ihm abbrichst/ abbrechen möchtest, denn du bist in diesem Fall das "Opfer" und er der Täter.
Überleg mal, wenn du nicht den Kontakt mit ihm abbrichst dann wirst du dich wahrscheinlich weiterhin total doof fühlen und er wird wahrscheinlich auch nicht damit aufhören, es hat ja keinen Sinn wenn du unter dieser "Freundschaft" so leidest.
Versuche ihm zu erklären wie du dich in dieser "Freundschatf" und durch seine Taten fühlst und wieso du sie nicht fortsetzen möchtest. So hast du mit ihm abgeschlossen und "schuldest" ihm nichts mehr , danach hättest du nichts mehr mit ihm zu tun und er hat trotzdem eine Erklärung bekommen. Was er mit dieser Erklärung anfängt ist seine Sache, aber er kann dich für nichts verantwortlich machen.
Sollte es dir in nächster Zeit schlecht gehen und/ oder dich der Tot deines Freundes weiterhin belastet solltest du mit jemandem darüber reden ( z.B Freunde, Familie und generell Menschen denen du vertraust) oder dir professionelle Unterstützung holen.
Liebe Grüße :)
Danke für deine Antwort^^ Ich habe ja schon einen halben Roman geschrieben und nicht jede/r liest sich so einen Brocken durch, das bedeutet mir schon sehr viel. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.
Das Ding ist, dass meine Familie erst dieses Jahr festgestellt haben, dass ich homosexuell bin, schon seit über einem Jahr in einer Beziehung war und diese komische Freundschaft hatte, die für mich mittlerweile keine wirkliche mehr ist.
Meine Eltern sagen zwar, dass sie hinter mir stehen, aber es ist trotzdem irgendeine Art von Abstand dazu gekommen. Gerade wenn ich höre "ist okay, aber fass mich nicht an", ums kurz zu fassen. Als würde ich das tun. -_- Der Rest meiner Familie ist teilweise sogar schlimmer und jedes Mal, wenn das Thema aufkommt, merke ich, wie wenig heterogene Erfahrungen diese Menschen damit haben. Es ist ständig alles sexualisiert, fetischisiert und aufdringlich. Genauso wie mein Freund und ich nie waren. Das hat massiv Angst aufgebaut.
Auch, wenn sie es jetzt wissen und mir zumindest gesagt haben, dass sie mich verstehen und mir helfen wollen, bekomme ich ganz andere Signale und bin überfordert.
Habe darüber mit Freunden gesprochen und sie meinten auch, ich soll ihn links liegen lassen und bin ihm nichts schuldig. Habe mich auch bereits um professionelle Unterstützung bemüht, aber entweder ist nirgends ein Platz frei, auch in einem halben Jahr nicht, oder sie wollen mich einfach nicht behandeln, aus den seltsamsten Gründen.
Ich stehe jetzt zwar auf der Warteliste für eine Klinik, aber ich erwarte eigentlich nichts mehr. Ich war bereits in einer normalen Psychiatrie und wurde dort hauptsächlich im Zimmer eingesperrt und mit Medikamenten vollgestopft, gegen die ich starke Nebenwirkungen hatte. Stundenlang starke Krämpfe unter anderem. Hatte auch sonst schon sehr negative Erfahrungen mit Krankenhäusern, daher bin ich da sehr zögerlich, wählerisch und permanent angespannt.
Es gibt so vieles, was ich aufarbeiten muss und es kommt ständig etwas neues dazu. Langsam muss ich da endlich daran arbeiten und es hinter mich lassen können.
Nochmals vielen Dank