Konversion zum Judentum im Hamburg

3 Antworten

Du hast schon ein paar sehr gute Antworten erhalten. Brauchen tust du vor allem Ausdauer und Geduld. Wir missionieren nicht und legen daher keinen Wert auf Zuwachs. Das liegt einerseits daran, dass wir nicht meinen, jemand müsste Jude sein, um ein guter Mensch sein zu können, da wir davon überzeugt sind, dass es für jeden Menschen einen Weg gibt, um mit G'tt in Beziehung zu treten. Andererseits hat uns die Geschichte gelehrt, dass es nicht immer von Vorteil ist, Jude zu sein. Das heißt, wir müssen uns fragen, ob wir einem Menschen, der einer von uns werden möchte, wirklich einen Gefallen tun, wenn wir ihn aufnehmen, oder es nicht vielleicht besser für ihn wäre, wenn er sich das nicht antut. Du musst dir bewusst sein, dass du nicht unbedingt zur beliebtesten Sorte Mensch gehörst, wenn du ein Jude bist. Du hängst dann praktisch mit drin und das lässt sich nicht rückgängig machen. Daher sind Gerim prinzipiell erst mal nicht willkommen. Du musst also andere überzeugen, dass du nicht loszuwerden bist - und das ist hart und dauert Jahre. Du solltest zunächst die G'ttesdienste besuchen und die Gemeinde kennenlernen, so dass jeder weiß, wenn du zur Tür hereinkommt, dass da der Xy kommt. Du musst sehr viel lernen, du musst mit den Leuten zurechtkommen und sie müssen dich mögen. Wenn du das geschafft hast, kannst du den Rabbiner bitten, dich zu unterrichten. Wenn er nach der Halacha handelt, wird er dich selbst dann noch zurückweisen um zu sehen, wie ernst es dir ist. Wenn du ihn aber überzeugst, wird er dich unterrichten. Dann lernst du nochmal 3-7 Jahre und wenn er dann irgendwann der Meinung ist, dass du bereit bist, wird er dich zum Bet Din der ORD anmelden. Dort gilt es dann die Dajanim zu überzeugen und da wirst du ebenfalls mehrmals antreten müssen. Erst, wenn du dort durch kommst, darfst du in die Mikwe und bekommst die Brith Mila. Du musst dir prinzipiell klar machen, dass du kein Anrecht auf einen Gijur hast. Man muss dich mögen, die Gemeinde muss dich mögen und bereit sein, dich aufzunehmen - denn du kannst so wissbegierig und engagiert sein wie du willst, wenn die Gemeinde dich nicht mag, wirst du nie dort hinkommen wohin du willst. Also gewinne das Vertrauen der Menschen, indem du selbst ein Mensch bist. Und hab Geduld, denn so etwas braucht Zeit. Vertrauen ist ein Pflänzchen, das erst wachsen muss.

Besuche erst einmal möglichst oft, jedes mal mit vorheriger Telefonanmeldung, die orth. Gemeinde, jeweils zu den G"ttesdienstzeiten Freitag und Samstag. Samstag könnte es vielleicht zu einem Problem werden, aber versuche es weiter. Es ist wichtig, dass man dich erst kennen lernt. Hast du das so vlt 20-40 Mal gemacht und unsere G"ttesdienste kennen gelernt, bitte den Rabbiner um ein persönliches Gespräch zwecks Konvertierung. Er darf dich 3 x ablehnen, manche lehnen aber auch öfters ab. Rabbiner Basilay ist ein sehr strenger Rabbiner, aber wenn du dort erst einmal oft gewesen bist, lernst du den Rabbi kennen und er dich und du wirst feststellen, dass Rabbiner Barsilay ein sehr angenehmer Mensch ist.

Konvertierungskurse werden in der Regel selten angeboten, darauf solltest du dich in Hamburg also nicht verlassen. Man wird dir dann dort, sofern der Rabbiner zur Konvertierung einwilligte, einen Lehrer zur Verfügung stellen, den du aber aus eigener Tasche finanzieren mußt. Also, ich kenne keinen Lehrer, der gratis arbeitet.

Also, möglichst oft G"ttesdienste besuchen, immer pünktlich sein, niemanden Anlaß gegen, an dir herum zu nörgeln, außer man rümpft sich die Nase, wenn du zu häufig in den G"ttesdienst kommst. Dann ist das hier ein gutes Zeichen.

Konvertierung ist eine sehr lange Angelegenheit und auch das, mit dem Rabbi warm werden kann eine Sache von Jahren sein. Dann heißt es immer, nicht entmutigen lassen. Wer sich entmutigen läßt, hat es mit der Konvertierung niemals wirklich ernst gemeint.

ich verstehe die Frage nicht ganz: gehört der Rabbiner, bei dem du warst nicht zur ORD?

Falls das der Fall ist, dann musst du eine andere Gemeinde suchen, deren Rabbiner zur ORD gehört. (Das würde langfristig auch einen Umzug erfordern, da du am shabbat in Gehdistanz deiner Gemeinde sein müsstest).

Falls der Rabbiner zur ORD gehört, verstehe ich nicht ganz, warum er dich zur ORD schickt...


MarkusHH2013 
Beitragsersteller
 21.02.2014, 17:39

Vielen Dank an dieser Stelle an alle Antworten.

Der Rabbi, bei dem ich war, gehört der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Hamburg an.

Das Problem ist halt dreifach: 1. Der Rabbi der Gemeinde sagte er mir, ich solle mich an die ORD wenden. 2. Die ORD sagte mir, ich solle mich am Rabbi halten. 3. Die jüdische Gemeinde sagt mir, ich könne nicht innerhalb der Gemeinde tätig werden, da ich kein Jude bin.

Ich fühle mich - es mag eine unrichtige Auffassung sein - "hinausmanövriert".

An dieser Stelle ebenfalls Dank an euch und herzliche Grüße, Markus

Fallschirm88  22.02.2014, 21:52
@MarkusHH2013

Geh noch einmal zum Rabbiner und sag, du möchtest lernen, er soll dir jemanden empfehlen, bei dem du lernen kannst.

Manche Rabbiner (oder Gemeinden) machen nicht gerne Übertritte (es ist eine sehr grosse Verantwortung).

Ausserdem ist es üblich, dass man erst 3x abgewiesen wird. Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist, aber es stimmt dass man sich da durch einige Widerstände durchkämpfen muss. Lass dich nicht entmutigen....