Können Informatiker programmieren oder nicht?

8 Antworten

Die Frage ist eher , wie gut kannst Du Programmieren . Haupthema ist es nicht . Wer also eine C++ GameEngine Programmieren lernen will , der hat durch ein Studium jetzt nicht gerade ein Vorteil . Wer aber Projekte planen muss und Analysen bereitstellen muss (also das ganze drum herum ) der hat bestimmt einen Vorteil . Und wer sich bewerben will , hat garantiert ein Vorteil .

Es ist wie mit Romane schreiben . Ob Du ein guter Schriftsteller bist  hängt weniger davon ab ob du Fehlerfrei schreiben kannst . Auch ein Deutsch Studium macht dich nicht zu einem guten Autor , aber es hilft natürlich und gibt Dir die entsprechenden Mittel mit auf den Weg .

Aber gerade Programmierung ist viel Eigenleistung . Probleme lösen auf die verschiedensten Weisen ist ein Erfahrungskonstrukt .


Tatsache ist:

Ein Informatiker, der nicht programmieren kann, ist -- wenigstens zu Beginn seines Berufslebens (so lange also, bis er Erfahrung gesammelt und sich bewährt hat, so dass er dann auch einfach nur als "Berater" unterwegs sein kann) -- ungefähr so dran wie ein Langstreckenläufer, der nur noch ein Bein hat und sich an eine Prothese noch nicht hat gewöhnen können.

Richtig ist aber auch:

Das Programmieren oder den Umgang mit Code und Programmen zu erlernen, ist NICHT Hauptgegenstand des Studiums der Informatik. Wirklich programmieren wird man da nur im Rahmen eines Praktikums oder einiger weniger Übungen. Was man da lernt, sind demnach nur erste Schritte hinein in die Welt der Programmierung.

Nach Abschluss des Studiums sollte man aber genügend Informatik-Wissen angesammelt haben, um sich anschließend im Berufsleben -- immer nur bedarfsgetrieben und unter oft hohem Zeitdruck -- all das selbst beibringen zu können, was wirklich für die tägliche Arbeit benötigt wird.

Die weitaus meisten Informatiker werden die ersten Jahre nach dem Studium wohl mit Test, Entwurf und Implementierung von Software zu tun haben. Hierzu sollten sie alles beherrschen, was sich z.B. hinter den Links auf Seite https://ggreiter.wordpress.com/2013/02/12/notwendiges-wissen-kompetenter-software-entwickler/ skizziert findet. Dennoch werden sie nur einen kleinen Teil davon schon während ihres Studiums kennen gelernt haben.

Die größte Gefahr für einen Informatiker ist wohl, dass er direkt nach seinem Studium nur als Wartungsprogrammierer beschäftigt wird (im Service also als jemand, der immer nur kleine Änderungen an schon existierender Software zu implementieren hat, etwa zwecks Fehlerbehebung). Er wird es dann schwer haben, schnell zu einem kompetenten Software-Entwickler zu werden - oder gar zu einem gefragten IT-Berater.


grtgrt  07.02.2016, 18:18

Eine besonders häufig angetroffene Klasse von Informatikern sind SAP-Berater (d.h. auf den Umgang mit SAP-Produkten spezialisierte Informatiker).

Manchmal hat man den Eindruck: Nur etwa 20% von ihnen können programmieren. Wie wertvoll der Rest von ihnen ist, kann man sich vorstellen (obgleich ihre Auftraggeber das nicht unbedingt zu wissen scheinen). Heute jedenfalls gilt:

Eine Ära geht zu Ende:
Das Berufsbild des SAP Beraters hat sich mit dem Ende der R/3-Ära einigen Änderungen unterwerfen müssen. Deutlich gefragt sind zukünftig Kenntnisse in objektorientierter Programmierung. Anstelle von ABAP werden bereits heute viele Anwendungen in Java geschrieben.

SAP-Berater müssen noch stärker als bisher prozessorientiert denken. Die Kunden wollen wissen, wie sie ganze Prozessketten optimieren können. Wer als Berater seine Kernkompetenz im Detailwissen von Modulen sehe, solle sich im Interesse seiner Arbeitsplatzsicherheit so bald wie möglich umorientieren, sagte Björn Interthal, Leiter der Abteilung Consultant Education bei SAP Deutschland bereits vor einigen Jahren.

Quelle: https://www.dv-treff-community.de/sap-hilfe/SAP-Berater-werden---Berufsbild-SAP-Berater--Gehalt-etc-t10820

procoder42  07.02.2016, 20:38
@grtgrt

SAP Berater werden trotzdem gebraucht (Jede große Firma hängt von den Produkten ab). Und die Berater bei SAP selber können alle programmieren ;)

grtgrt  07.02.2016, 21:12
@procoder42

Das spricht für SAP. 

Ich hatte aber auch mal mit einem IT-Beratungs-Unternehmen zu tun, deren SAP-Abteilung aus 12 Personen bestand - nur 2 von ihnen konnten programmieren (so hat mir einer von ihnen gesagt).

RakonDark  08.02.2016, 10:47
@grtgrt

Mein Kollege kann kein Stück programmieren , alles schnipsel gefrickel . Aber er muss programmieren , sich durch unendlich viele Hilfeseiten fummeln . Wenn es also keine Lösung für sein Problem gibt (findet), dann wird er es nicht selber basteln können . Dafür ist er halt Billig .

Öhm... doch, Informatiker an einer Universität können auch programmieren, denn irgendwer muss die ganze Theorie, die die Studenten lernen, auch in den Computer reinbringen. ;)


maxim008 
Beitragsersteller
 07.02.2016, 15:21

Und, kann ein Informatiker auch hacken/cracken? Oder muss man sich das schon selbst beibringen? Ich frage nur aus Neugier.

ceevee  07.02.2016, 15:26
@maxim008

Das muss er sich schon selbst beibringen. Eine Programmiersprache ist erstmal nur ein Werkzeug. Wenn der Informatiker hacken/cracken will, dann muss er sein Wissen in Verbindung mit seinem Werkzeug einsetzen. ;)

Minilexikon  08.02.2016, 11:45
@maxim008

Das können lernen sie allein schon aus dem Grund nicht, weil es illegal ist.

"Informatiker" ist sehr übergeordnet. Ich habe letztens ein Praktikum gemacht und dort von einem Neuen erfahren, dass die bei der Uni nur wenig gemacht haben und er nun seinen Bachelor hat ohne dafür richtig zu programmieren. Ein Hello World oder mal nen einfaches Programm schon, aber eine besondere Einarbeitung mit Datenbanken und Co. nicht.

Naja, von der Uni aus gibt es meist nur ein paar Kurse. Privat wird man trotzdem gezwungen sein, es sich selber beizubringen (die meisten Studenten können das vorm Studium eh schon).