Kleiner Hund(Sternbild), wieso besteht das nur aus zwei Sternen gibts da Theorien?

7 Antworten

stimmt nicht. Sternbilder sind nicht Haus-vom-Nikolaus-Strichmännchen, sondern abgegrenzte Raumwinkelbereiche (in der Stellarium-App kan man die anzeigen lassen). Die Bereiche sind willkürlich nach kulturellen Sternsagen eingeteilt, und jeder enthält viele Sterne, nicht nur die auffälligen hellen.

..... das Sternbild "Kleiner Hund" (lateinisch Canis Minor) ist eines der 88 modernen Sternbilder und bekannt für seine geringe Anzahl heller Sterne. Es hat zwar mehr als zwei Sterne, aber nur zwei davon sind besonders hell und gut sichtbar: Prokyon, der elfthellste Stern am Himmel, und Gomeisa. Diese beiden Sterne sind es, die das Sternbild am Nachthimmel hervorheben und leicht erkennbar machen. Die geringe Anzahl auffälliger Sterne im Kleinen Hund macht es zu einem der kleineren und weniger markanten Sternbilder am Himmel.

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mfe

Woher ich das weiß:Recherche
 - (Sterne, Sternenhimmel, Sternbilder)

Hallo,

es ist keinesfalls so, daß Sternbilder immer deutlich erkennbar sein müssen.

Nimm das Sternbild Luchs. Das besteht aus Sternen, die für das bloße Auge kaum noch zu erkennen sind. Von irgendeiner luchsähnlichen Konstellation kann da beim besten Willen nicht die Rede sein.

Dagegen ist es leicht, im Sternbild Löwe wirklich einen sitzenden Löwen zu erkennen, für mich sieht er auch nach einem Sphinx aus.

In heutiger Zeit dienen die Sternbilder als Orientierungshilfen. Ihre Grenzen wurden von der IAU, der Internationalen Astronomischen Union so festgelegt, daß sie den gesamten Himmel lückenlos überdecken, ohne sich zu überlappen. Man kann also bei jedem Stern eindeutig sagen, zu welchem Sternbild er gehört - ob er nun wesentlich zum eigentlichen Bild beiträgt oder nicht - wichtig ist nur, daß er innerhalb der festgelegten Grenze liegt.

Im Gebiet des Kleinen Hundes liegen eine Menge Sterne, bis auf zwei sind die aber so lichtschwach, daß sie kaum auffallen.

Viele Sternbilder im nördlichen Teil des Himmels sind nach Gestalten aus der griechischen Mythologie benannt, Gestalten, die auch unter anderen Namen die römische Mythologie beherrschten. Wenn Du mal in Ovids Metamorphosen die Geschichte des Phaeton liest, des Sohnes vom Sonnengott, erfährst Du, wie bevölkert sich die Alten den Himmel vorstellen. Auf seiner Fahrt mit dem Sonnenwagen begegnet Phaeton den Bildern des Tierkreises, die hier lebendige und teils furchteinflößende Wesen sind, bevor er abstürzt und die halbe Welt in Brand setzt (Erinnerung an den Einschlag eines großen Meteoriten?).

Zu jedem dieser alten Bilder gehört eine oder auch mehrere Geschichten.

Der Große und der Kleine Hund entstammen dabei unterschiedlichen Sagenkreisen.

So dreht es sich beim Kleinen Hund um die Geschichte des Ikarios. Der Weingott Dionysos hatte ihm, einem einfachen Bauern, das Geheimnis der Weinherstellung verraten. Ikarios kelterte Wein und gab davon einigen Hirten zu kosten. Die tranken ihn unverdünnt, fingen an, alles doppelt zu sehen, glaubten, Ikarios habe sie vergiftet (strenggenommen hatte er das ja auch irgendwie, wenn auch nicht in böser Absicht), erschlugen ihn deswegen und verscharrten seine Leiche im Wald. Seine Tochter Erigone machte sich auf die Suche nach ihm und fand seine Leiche dank der Spürnase ihres Hundes Maira. Die ruchlose Tat kam ans Licht, die Hirten wurden bestraft. Zur Erinnerung an diese Geschichten wurden die Hauptfiguren an den Himmel versetzt: Ikarios als Bootes, der Rinderhirte; sein Winzerwagen als Großer Wagen (Teil des Sternbildes Großer Bär), seine Tochter Erigone als Jungfrau und der Hund Maira als Kleiner Hund.

Der Große Hund dagegen ist der Höllenhund Kerberos. Er hat drei Köpfe, einen mit Giftstacheln bewehrten Schwanz und Schlangen, die aus seinem Rücken wachsen. Er bewacht den Hades und sorgt dafür, daß kein Lebender hinein und kein Toter herauskommt. Nur Herkules (ebenfalls unter den Sternen verewigt) hat es fertiggebracht, den Kerberos zu überwältigen und ans Licht zu zerren. Dort versprühte der gefesselte und umso wütendere Hund giftigen Geifer, aus dessen Tropfen der giftige Blaue Eisenhut wuchs.

Kerberos ist das Kind zweier Ungeheuer, nämlich von Echidne (unten Schlange, oben Frau) und Typhon (Schlangenleib und lavaspuckender Eselskopf).

Seine Schwester ist die Schlange Hydra (auch ein Sternbild), sein Bruder heißt Orthros. Der zeugte mit seiner Mutter Echidne den Löwen, der als Nemeischer Löwe ebenfalls von Herkules besiegt wurde und als Sternbild des Löwen den Frühjahrshimmel beherrscht. Der Löwe steigt gemeinsam mit dem Großen Hund über dem Horizont auf. Steht die Sonne im Sternbild des Löwen und geht zusammen mit dem Sirius, den Hauptstern des Großen Hundes auf, sind die Hundstage, die heißen Tage im Monat August gekommen.

Zu wieder einem anderen Sagenkreis gehören die Sternbilder Kepheus und Kassiopeia, Andromeda, das Meeresungeheuer Cetus (Walfisch) und der Held Perseus. Andromeda, die Tochter des äthiopischen Königspaares Kepheus und Kassiopeia, sollte dem Cetus geopfert werden, damit er das Land verschonte. Sie wurde an einen Meeresfelsen gekettet. Zu ihrem Glück kam gerade Perseus vorbei, der der Medusa, deren schrecklicher Anblick einen versteinern ließ, den Kopf abgeschlagen hatte (sein Trick war, daß er sie nur als Spiegelbild in seinem Schild gesehen hatte und deswegen der Versteinerung entging; so ähnlich wie beim Basilisken in der Kammer des Schreckens). Perseus zeigte dem Ungeheuer, das sich gerade die arme Andromeda einverleiben wollte, dieses abgeschlagene Haupt, das Meeresungeheuer wurde zu Stein und versank.

Alle diese Figuren sind wie gesagt am Himmel zu finden und zählen heute zu den 88 offiziellen Sternbildern. Die Sternbilder des südlichen Sternenhimmels sind Erfindungen der Neuzeit und beschreiben unter anderem Gerätschaften der Seefahrt wie Kompaß, Oktant und Sextant, aber auch eine Malerstaffelei, eine Pendeluhr oder exotische Tiere wie den Pfau, den Paradiesvogel und den Tukan.

Also: Es gibt Sternbilder, die wirklich Ähnlichkeit mit dem zeigen, was sie bezeichnen sollen. Andere sind da, weil sie dort nützlich sind - die Jagdhunde in der Nähe des Himmelsjägers Orion, der Hase als dessen Beute zu seinen Füßen. Der Rabe in der Nähe des Bechers, weil er den laut einer anderen Sage verloren hatte; Sternbilder wie der Chemische Ofen oder der Grabstichel, weil man irgendwie Ordnung in das Gewimmel bringen wollte und das Kind einen Namen haben mußte.

Für die moderne Astronomie spielen die Sternbilder höchstens noch eine Nebenrolle. Die Sterne tragen da eher Katalogbezeichnungen und sind nach Koordinaten geordnet.

Als Merk- und Orientierungshilfen aber sind Sternbilder und Sternnamen unverzichtbar. Wer einmal anhand eines Sternatlanten die wichtigsten Sternbilder am Himmel erkannt hat und vielleicht auch die Geschichten kennt, die dahinter stehen, wird bald mit dem gestirnten Himmel und seinem immer wechselnden Anblick vertraut sein.

Herzliche Grüße,

Willy


Willy1729  01.04.2024, 10:58

Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt: Für die beiden Hunde und auch für weitere Sternbilder gibt es unterschiedliche Mythen. In manchen ist der Große Hund Maira, in anderen sind beide Hunde die Begleiter des Orion (eine Funktion, die sonst das Sternbild Jagdhunde hat).

Das Sternbild Jungfrau kann auch Persephone, die Königin der Unterwelt, darstellen usw.

Meine Darstellung habe ich aus dem Buch 'Sternbilder und ihre Mythen' von Gerhard Fasching übernommen, das in zweiter Auflage 1993 vom Springer-Verlag herausgegeben wurde.

Eine andere Darstellung liefert das Buch 'Wie der Löwe an den Himmel kam' von Susanne Hoffmann, das 2021 im Verlag Franckh-Kosmos erschienen ist.

In anderen Kulturkreise haben die Sternbilder andere Namen und andere Mythen. Vergleiche unsere Tierkreissternbilder mit den chinesischen.

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Der kleine Hund wurde vom großen Wagen überfahren (astronomer witz 🤣🤣🤣)

Es besteht nicht nur aus zwei Sternen.

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Alle Sterne innerhalb der gestrichelten Linien gehören dazu. Es sind aber eben nur zwei, die auffällig genug sind, um mit bloßem Auge gesehen zu werden.

Ältere Darstellung:

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Bearbeitete Darstellung in Stellarium:

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Woher ich das weiß:Hobby – Beobachtung mit eigenem Teleskop seit 1981/Hobby
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rumar  01.04.2024, 15:14

Derartige künstlerische Darstellungen der "Sternbilder" sind natürlich frei erfundene, möglicherweise "schöne" (aber kaum sinntragende) Bildchen.

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JMC01  01.04.2024, 15:16
@rumar

ACH NEE! Ist es möglich?! Nur gut, dass dieser wichtige Hinweis kam. 🤦‍♂️

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rumar  01.04.2024, 15:25
@JMC01

Man könnte ja ein Experiment machen:

Zeigt 1000 Versuchspersonen ein Bild des Sternfeldes "Canis Minor" (natürlich nur Stern-Punkte, ohne alle Bezeichnungen) und lasst ihre Phantasie dem "Punkthaufen" Namen zuordnen.

Auf die Idee eines "kleinen Hundes" kämen da bestimmt nur die sehr wenigen Menschen, welchen dieses Sternbild und dessen Bezeichnung schon irgendwoher bekannt sind.

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