Kind 5 Jahre bleibt nicht alleine

13 Antworten

Offensichtlich hat er Verlustängste - woher auch immer. Du bist von seinem Vater getrennt? Hat es damals Probleme gegeben? Kinder bekommen sowas mit, auch wenn sie sehr klein sind. Überlege mal, ob es evtl eine schlimme Situation für ihn im Baby-/ Kleinkindalter gab.. manchmal machen sich traumatische Erfahrungen auch erst später bemerkbar.

Ihm "immer alles recht machen" sehe ich auch kritisch, allerdings rate ich dringend davon ab, dein Verhalten von heute auf morgen rigoros zu ändern. Das wird ihn hoffnungslos überfordern. Er geht in den KiGa, zu den Großeltern, zu Spielkameraden ohne dich. Das reicht m.E. völlig aus - lass Tanzkurse etc einfach weg, wenn er eben noch nicht so weit ist. Auch wenn du das Gefühl hast, dass er viel verpasst! Dafür bist nicht du verantwortlich. Vielleicht kannst du in kleinen Schritten mit ihm üben. Zb an der Tankstelle... er soll sitzen bleiben, du gehst zur Kasse, wo er dich ja sehen kann. Du winkst ihm immer wieder von dort und kommst im Anschluss direkt wieder zurück.

An der Haustür könntest du auch mit ihm Üben.. und zwar nicht in der echten Situation. Sondern: Er geht raus und tut so, als ob er gerade heim kommt. Ihr könnt dabei die Tür einen Spalt offen lassen. Er klopft, du sagst: Ich komme gleich! Und wartest aber einige Sekunden, bis du öffenst. Dann nimmst du ihn strahlend in den Arm und sagst: Ist aber schön, dass du wieder da bist! Den Zeitraum kannst du evtl dann nach und nach verlängern.

Ansonsten würde ich an deiner Stelle den Druck aus dem Ganzen nehmen. Dränge ihn nicht, sondern lass ihn einfach so, wie er ist. Lass dich selbst aber davon nicht einschränken! Erkläre ihm noch einmal ganz ausführlich, dass und warum du ihn niemals verlassen würdest. Evtl könntest du ihm das sogar schriftlich geben. Und den Rest muss er irgendwie selber packen. Er muss halt zu Hause bleiben, wenn er alleine nirgendwo hin will. Nur wenn er merkt, wieviel ihm entgeht, ist auch der "Leidensdruck" in ihm selbst groß genug, um etwas zu verändern.

Wenn er von selbst den Wunsch hat, etwas zu machen (zb einen Sportverein) dann rede mit ihm darüber, dass du am Anfang kurz dabei bleibst, dann aber für 10 Minuten gehst (zum Bäcker oder auf die Toilette - es sollte schon einen offensichtlichen Grund geben) und dann wieder kommst. Und dann halte dich natürlich genau daran.

Es gibt übrigens auch super Therapien für solche Fälle. Evtl könnte ihm das helfen? Mir fällt gerade ein.. ich wollte früher auch nie alleine bleiben, meine Mutter war mir extrem wichtig. Zusätzlich hatte ich ein Ess-Problem, weswegen meine Mutter mich (mit meinem Einverständnis) bei einer Spieltherapie anmeldete. Das war der erste Zeitpunkt, an dem ich alleine mit der Therapeutin ins Zimmer ging, ohne Panik zu bekommen. Einfach so. Vielleicht, weil ich selbst beschlossen hatte, mein Problem zu ändern, vielleicht, weil die Therapeutin einfach so gut war ;) Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.

ich würde versuchen, mit ihm zu besprechen, dass du zwar mitgehst, ihm aber während der ganzen Zeit (Geburtstagsfeier etc...) nicht als Ansprechpartner zur Verfügung stehst. Das heißt, er braucht keine Angst zu haben, dass du verschwindest, du bist aber nicht sein Diener, Spielgefährte, Weg-Ebner oder sonst was. Oder du wartest draußen im Auto (dann kannst du inzwischen was lesen oder so). Vereinbare mit ihm, wenn er zu dir kommt und es nicht nötig ist (Katastrophen oder Auas gibt es ja immer als Ausnahme), dass ihr dann nach Hause geht. Kinder verstehen das ganz gut und auf einmal ist es gar nicht mehr so wichtig, dass du da bist. Du bist als Mutter NATÜRLICH Bubis liebster Spielgefährte, aber er kann schon ganz gut entscheiden, was ihm momentan wichtiger ist - es muss natürlich ein Anlass sein, den er keinesfalls versäumen möchte!!!

Theoretisch verstehe ich das Problem schon, praktisch nicht. Jedes Kind braucht seine eigene Zeit, sich zu entwickeln, Kinder entschieden bewußt oder unterbewußt selbst, wann sie, was brauchen oder nicht mehr brauchen. Das Kind ist 5 Jahre als. Man muss auch ein bisschen bedenken, es wurde ERST vor 5 Jahren geboren. Wie viele Erwachsene sind nicht mal in der Lage, alleine mit dem Zug von A nach B zu fahren? Es gibt noch etwas, dass es zu bedenken gilt: Ein Kind muss nicht immer zu ein Programm haben, Freizeit ist auch, sich einfach mal im Garten zu beschäftigen, ein Puzzle zu machen oder wegen mir einfach mal da zu sitzen und NICHTS zu tun. Ständiges Termine machen stresst Kinder und vlt. braucht er einfach noch ein bissel mehr Zeit mit Mama oder Papa als den nächsten Tanzkurs. Unser ganzes Leben wird reglementiert und geplant. Muss das bei einem Kind auch so sein? Warum hat man Kinder, wenn man sie immerzu woanders hinbringt? Verpasst er wirklich was? Oder geht es wie bei vielen Alleinerziehden darum, dem Kind als Ausgleich so viel wie möglich zu bieten, zu beschaffe und zu kompensieren? Woher weiß man, dass ein Kind sich sonst langweilt, oder was verpasst? Jedes Kind hat seinen Rhytmus, und den sollte man ihm lassen. Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt und ich war auch eine Klammermama. Trotzdem ist sie sehr selbstständig. Warum kann man als Mama nicht mal in sich reinhören und sich fragen: will ich eigentlich nur, dass mein Kind funktioniert wie ich es oder andere gerne hätten oder erkenne ich seine Bedürfnisse einfach nicht, oder interpretiere ich was falsch? Ein Kind ist kein Roboter.


AnnaHochberg  13.08.2011, 15:39

Schließe mich Deiner Meinung an. Er ist erst 5 Jahre. Was kann er in dem Alter versäumen? Es fällt auf, dass immer mehr Kinder Probleme haben. Ergotherapeuten haben Hochkonjunktur, Ritalin hat beeindruckende Verkaufszahlen. Warum darf ein Kind nicht einfach Kind sein? Damit es irgendwann in der Wirtschaft funktioniert? Wenn ich die Probleme bei Jugendlichen anschaue, funktionieren viele aber nicht. Die Zahl der Schulabbrecher steigt. Kinder nehmen bereits Medikamente gegen Stress. 6-7jährige haben Terminkalender, die so voll sind, dass sie keine Zeit haben, überhaupt Kind zu sein. Lass Dein Kind spielen. Lass es entdecken, dass es einen eigenen Willen hat. Offensichtlich "funktioniert" er doch bei Oma + Opa. Liegt es vielleicht daran, dass die wesentlich entspannter an die Situation heran gehen? Wenn er sieht, dass er spielen darf, dass er über seine Zeit verfügen darf, kannst Du ihm zeigen, dass Du auch mal Zeit für Dich haben willst. Kinder lernen durch Vorbild, nicht durch falsch verstandenen Ehrgeiz. Er braucht niemanden, der ihm seine Zeit einteilt. Das kann er wunderbar alleine. Du mußt ihn lassen. Zeige ihm, dass Du ihm vertraust, dass Du ihm was zutraust. Wollte er in diesen Tanzkurs oder war es Dein Wunsch? Lass ihn probieren, wenn er probieren möchte. Und lass ihn spielen, wenn er spielen möchte. Er ist und wird dadurch nicht zum Tyrannen. Er wird erkennen, dass er alles ausprobieren kann, weil Du es ihm zugesehst und zutraust. Natürlich möchte jede Mutter das Allerbeste für sein Kind. Das Allerbeste muss aber kein Tanzkurs sein. Das kann ein Mittag mit Mama +/oder Papa auf dem Spielplatz sein oder im Wald oder wo immer er sich wohlfühlt. Selbst gemeinsames Zimmeraufräumen oder Putzen kann ein Erlebnis sein. Je mehr Freiheiten er bekommt um so mehr Freiheit wird er anderen Menschen zugestehen. Es ist doch schön, wenn ein 5 / 6Jähriger gerne mit Mama zusammen ist. Die Zeit, in der er sich abnabelt, kommt sehr bald. Schneller, als Du Dir vielleicht wünschst. Sprich doch mal mit den Großeltern. Dann wirst Du sehen, was sie anders machen. Aber hüte Dich davor, darin eine Konkurrenz zu sehen. Es geht um Deinen Sohn, für den sowohl die Großeltern als auch die Eltern zusammenarbeiten sollen, damit er profitiert.

0

Es wäre hilfreich, wenn einer seiner Freunde Lust hätten, einige Kurse mitzumachen. Es würde ihm Sicherheit geben. Ich würde mich nicht bemühen, ihm alles Recht zu machen. Es ist in meinen Augen ein falsches Signal. Er nimmt zuviel Gewicht in Anspruch. Er muß lernen Dir zu vertrauen. Wenn er nicht die Erfahrung macht, die Mama holt mich ja wieder ab, was irgendwie Unsinn ist, weil er die Erfahrung vom Kindergarten und von den Großeltern her kennt. Ich glaube, er ist eher unsicher, neue Kontakte zu knüpfen mit Mama im Hintergrund ist es leichter. Mach ihn nicht zu bequem. Eine Möglichkeit für eine kleine Übung wäre z. B. lass ihn mal beim Bäcker aussuchen und bezahlen. Nach dem 3. mal gib ihm draußen schon das Geld, meistens rennen die Kleinen dann schon vor und erledigen alles selbst. Gib ihm daheim beiläufig kleinere Aufgaben. Er braucht Selbstsicherheit. Man kann auch vernachlässigt werden, wenn man zuwenig gefordert wird. Das reden, kuscheln, spielen ist klasse. Nur Deine Bemühungen/ schlechtes Gewissen könnten ihn unsicher machen. Lass ihn mal von einer anderen Vertrauensperson hinbrigen. Mach es selbstverständlich.


Jaiina  11.08.2011, 09:16

die Idee mit der Übung beim Bäcker ist Klasse. Da ist der Trennungsversuch umgekehrt - nicht Mama geht vom Kind weg, sondern Kind geht von Mama weg. Und selbstständig Verantwortung zu übernehmen ist natürlich immer gut, um das Selbstvertrauen zu stärken! DH!

0

Oft kommt so was vor, wenn keine enge Bindung im Babyalter entstehen konnte, aber das ist nach deiner schilderung eher nicht der Fall.

Zum einen scheint dein Kind wohl besonders ängstlich zu sein, was halt einfach auch Veranlagung ist. Manche Kinder brauchen halt auch etwas länger, um mit einer neuen Umgebung warm zu werden.

Aber ein grosses Problem liegt sicher in deinem Versuch, ihm alles Recht zu machen. Er ist der King und hat das sagen. Und er sagt Dir auch, wann Du da zu sein hast und wann du nicht gebraucht wirst. INsofern demonstriert er mit seinem Verhalten auch seine Vormachtstellung.

Und er ist es gewohnt, seine Bedürfnisse SOFORT befriedigt zu bekommen. Bei Babies ist das auch okay, ihre Beduerfnisse dürfen nicht zu lange warten. Aber je älter ein Mensch wird, umso länger kann er auch mal darauf warten. Und lernt der Mensch das nicht, wird er zum Tyrann, mit dem kein Kind mehr spielen wil, denn er will alles und zwar sofort. Deshalb musst Du jetzt anfangen, ihm das Langsam beizubringen, dass er nicht der mittelpunkt der Welt ist und alle nur zu springen haben, wenn er es wünscht.

Erklär ihm z.B. dass es nicht immer möglich ist, die Tür sofort zu öffnen. Dass die Tür aber schon geöffnet wird, es kann nur eben ein bisschen dauern manchmal. Denn man ist mal am kochen, auf der Toilette oder mit anderen Sachen beschäftigt. Und es ist kein Problem für einen 5 jährigen, auch mal kurz zu warten. Wenn Du dann aufmachst und er weint oder schreit, dann beachte das gar nicht wirklich, sage einfach, komm herein, schön dass Du wieder da bist, ich war gerade beim putzen. Kommt er nicht von alleine rein, dann leicht hereinschieben und die Tür schliessen. Sollte er davonrennen, dann kannst Du sicher sein, dass das nicht aus Panik oder Angst passiert, sondern aus Wut und berechnung. Dann ruf kurz, sage laut, wohl doch keiner da und mache die Tür wieder zu. Kommt er heulend rein, dann lenk ihn ab, aber ohne das Heulen zu beachten. Frag einfach was banales oder erzähl was lustiges. Stell Dir mal vor, was mir vorhin passiert ist.....

Auch wenn er zu Hause was will, dann tu das nicht sofort, sondern erklaere ihm, dass Du noch was fertig machen musst, in 2 Minuten (später 5 Minuten) bist Du aber da, um zu sehen, was er gemacht hat oder was los ist. Halte die Zeit dann auch genau ein. Schreit und heult er, dann ist das reine Wut, mit der muss er umgehen lernen und das wird er auch. Und zu Hause kann er auch mal schreien und weinen und toben Dadurch darfst Du Dich aber nicht erweichen lassen.

Nebenbei musst Du sein Selbstbewusstsein staerken, die Geschichte mit dem Baecker ist nicht schlecht und kann durch andere Kleinigkeiten ergänzt werden. Lass ihn im Supermarkt selbst Sachen suchen, vorher einen Einkaufszettel malen oder ähnliches. Lobe ihn dann übermaessig und sage ihm, wie stolz Du auf ihn bist, dass das so toll klappt. Und was für eine grosse Hilfe so ein grosses Kind doch für Dich schon ist. Dementsprechend versuche Heul und Schreiattacken kaum oder nur kurz Beachtung zu schenken. Kurz trösten ist aber schon okay. Damit zeigst du ihm, Aufmerksamkeit gibt es, wenn was gut klappt.

Auf Geburtstage wirst Du wohl noch mitgehen müssen, aber spätestens die Schule wird er ja wohl alleine schaffen müssen, für Eltern ist da kein Platz. Wenn das warten lassen und die Selbstbewusstseinsübungen erste Früchte zeigen, dann versuch es doch mal bei einer guten Bekannten/freunden, die er auch gut kennt. Besuche sie, am besten mit anderen Kindern im Haus und sage ihm, Du musst kurz mal weg, ans Auto was holen, dauert nur 5 MInuten. Schreit und brüllt er, dann lass ihn, Deine Bekannte beaufsichtigt ihn ja und komme auch zur angebebenen Zeit zurück. Und Weite die Zeit dann immer wieder aus. Meist hört wie im Kindergarten auch das Geschrei mit Kindern sogar schnell wieder auf, sobald man ausser Hörweite ist. Und er wird lernen, Du kommst wie angegeben zurück und passieren tut auch nichts.

Aber schleiche Dich nie ohne sein Wissen weg. Immer informieren und halt schreien und toben lassen. Vielleicht sollte man ähnliches mit den Grosseltern und dem Vater als Betreuungsperson versuchen, vielleicht laeuft es bei denen sogar besser.

An der Tanke nur sagen, ich gehe noch tanken, dann fahren wir heim. Dann einfach aussteigen, wenn er mitgehen will, kann er das, aber nur einmal sagen, dass er mitkommen kann, nicht helfen beim AussteigenEinsteigen, das kann er allein und sich auch nicht mit ihm beschaeftigen während des Vorganges. Ihm vorher vielleicht noch was interessantes geben im Auto, das er aber nicht mit raus nehmen darf. Wenn ihm das reicht, in deiner Nähe zu sein, kann er das, aber es soll nicht wirklich interessant für ihn sein, wenn er mitkommt.

Das ganze wird eine Weile dauern und für Dich auch sehr hart sein, aber es wird sich langsam bessern, wenn Du hart bleibst. Aufmerksamkeit viel und intensiv, aber nur, bei erwünschtem Verhalten.