Kennt jemand den Akademikerverlag.de? Ist der seriös??

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Die Kurzfassung meiner etwas länger ausgefallenen Antwort und meines Rates lautet: Auf jeden Fall Finger weg vor dem "Akademikerverlag" und allen Verlagen, die nach einem ähnlichen Muster arbeiten!

Der Verlag ist im akademischen Bereich in Kritik geraten und wird nicht ernst genommen. Früher hieß dieser Verlag VDM Verlag Saarbrücken und ist nun als Akademikerverlag Teil einer OmniScriptum Verlagsgruppe. Die meisten Bibliotheken weigern sich aufgrund überteuerter Buchpreise, Produkte von diesem Verlag zu kaufen, und viele Universitäten warnen ihre Studierenden, Abschlussarbeiten bei diesem Verlag einzureichen. In breiten Kreisen wurde eine Tochter von OmniScriptum spätestens vor einigen Jahren bekannt, als sie reihenweise Wikipedia-Artikel zusammengefasst und als vermeintlich wissenschaftliche Bücher zu horrenden Preisen im Druck angeboten hat. Betrugsvorwürfe lagen da nicht fern.

Das Geschäftsmodell funktioniert so, dass Studierende nach der Abfassung ihrer Abschlussarbeiten kontaktiert werden, ihre Arbeiten (von Bachelor aufwärts) kostenlos drucken zu lassen. Gelockt werden die AutorInnen mit sensationell erscheinenden prozentualen Gewinnbeteiligungen und Diskontpreisen für Buchexemplare. 

Die Editionsvorschriften für Typoskripte, die als fertiges PDF-Dokument bereits hochzuladen sind (dadurch wird die Verlagsarbeit minimiert), orientieren sich an der Standardformatierung von Seminararbeiten, so dass Bücher unnötig gestreckt werden. Das Coverbild wird meist selbst ausgesucht, der Rest der Titelei wird automatisch erstellt.
Gedruckt wird jedes Buch nach dem Print-on-Demand Prinzip. Das bedeutet, dass keine eigentlichen Auflagen existieren (d.h. es wird keine vorab festgelegte Anzahl von Büchern gedruckt), sondern das Manuskript befindet sich auf einem digitalen Speicher und geht bei einer Einzelbestellung von X Exemplaren direkt an die Druckerei, die dann X Exemplare produziert. Dadurch entstehen keine Lagerkosten für eine Auflage, aber der Druck von Einzelexemplaren ist geringfügig höher als die Produktionskosten eines Bandes als Teil einer ganzen Auflage.

Manuskripte werden von diesem Verlag nicht lektoriert - Du könntest, wenn Du wolltest, in Deinem Buchmanuskript 150 "Lorem Ipsum" - Seiten verstecken. Der Verlag geht davon aus, dass approbierte Abschlussarbeiten als Garant für eine gewisse Mindestqualität ausreichen sollten.
Der Buchpreis ist -in Relation gesehen- außergewöhnlich hoch. AutorInnen erhalten jedoch einen zweistelligen Autorenrabatt bei Selbstkäufen und einen ähnlichen Prozentsatz an Beteiligung bei Verkäufen durch den Verlag.
Da das Buchsortiment dieses Verlags außergewöhnlich groß ist (einem Zeit-Artikel "Die akademische Müllhalde" zufolge [Link siehe unten] beträgt die Autorenzahl 85.0000, und es würden monatlich 1000 Bücher neu erscheinen) gibt es keine aktive Werbung und keinen selbst produzierten Katalog. Insofern mag der auf der Website des Akademikerverlags zu lesende Hinweis "Wir beliefern alle relevanten Buchkataloge weltweit" irreführend erscheinen, denn Bücher dieses Verlages werden üblicherweise in keinem gedruckten "Katalog" beworben. Richtig wäre die Aussage, dass sie weltweit im Rahmen der allen relevanten Händlern zugänglichen "Buchsortimente" beziehbar sind.

Die meiner Meinung nach perfide Masche des Verlags versteht man aber erst, wenn man über die formalen Kriterien hinwegsieht und die individuelle Rolle der AutorInnen betrachtet. Da nämlich Bücher nicht eigentlich beworben werden, obliegt die Werbung alleine den AutorInnen. 

Dazu ein Beispiel:
Max Mustermann hat eine 90-seitige Diplomarbeit geschrieben. Das stolze Opus darf der noch stolzere Max beim Akademikerverlag publizieren, Fragen werden nicht gestellt. Der Buchpreis einer Taschenbuchausgabe wird mit EUR 45,- festgelegt. Max denkt sich vielleicht noch, dass er kein einziges Taschenbuch besitzt, das auch nur EUR 20,- gekostet hat, aber der "Preis von Wissenschaft" sei nun einmal hoch, und schließlich solle einem jeden Menschen seine tolle Arbeit auch etwas wert sein. Im Übrigen bekommt er - halten wir die Rechnung einfach - EUR 15,- für jedes verkaufte Buch zugesichert. Na, wenn das kein schönes, zusätzliches Taschengeld ist!
Max erhält ein Exemplar für sich selbst und rennt damit sogleich zu Mutti und Vati, zu Oma und Opa, zu Tante und Onkel, sie mögen doch auch so ein tolles Buch für sich selbst erwerben: das Erstlingswerk von Mäxchen als Beginn einer langen Reihe von künftigen wissenschaftlichen Standardwerken! Max ist fleißig und hat eine große Familie: Im Verlauf der kommenden 12 Monate bewegt er 25 seiner zähneknirschenden Freunde und Verwandten zum Kauf des Buches, die es zum großen Teil über ihn immerhin ein klein wenig günstiger bestellen können. Am Ende des darauffolgenden Jahres kann der etwas klüger gewordene Max die anstehende Verlagsabrechnung kaum erwarten, erhofft er sich aufgrund seines erfolgreichen Marketings doch eine satte Beteiligung an seinem eigenen Buch, obschon die in der Familie mittlerweile ausgegebenen Summen auch ihm bereits etwas merkwürdig erscheinen. Spätestens dann aber kommt das böse Erwachen: Er erhält nicht einen Cent ausgezahlt, da als Klausel für die Auszahlung der Autorenbeteiligung ein monatlicher Mindestumsatz des Buches vorgeschrieben ist und auch seine eigenen Bestellungen nicht gerechnet werden (denn er hatte da ja bereits seinen Autorenrabatt) -- und diesen Betrag hat er nicht erreicht. So behält der Verlag alle Einnahmen für sich, und der beschämte Max fühlt sich schal und ausgenutzt. Auch in den darauf folgenden Jahren beweisen ihm die weiteren Abrechnungen, dass nicht ein einziges Exemplar seines Buches wieder verkauft wurde: Er hatte anfangs nicht verstanden, dass der Verlag damit kalkuliert, dass er selbst nicht nur Autor, sondern auch Vermarkter seines Buches ist - und seine Verwandtschaft ist die unmittelbare und einzige Zielgruppe. Der Verlag hatte nie mit dem angegebenen Originalpreis, sondern mit dem reduzierten Preis des Autorenrabatts kalkuliert, aber selbst dieser ist für ein Taschenbuch noch viel zu hoch...
Max erkundigt sich und stellt fest, dass für die Summe, die seine Familie in den Kauf eines schmucklosen und ungelayouteten Drucks einer lieblosen Taschenbuchausgabe seines Buches gesteckt hat, bereits der Druckkostenzuschuss bei so manch einem "richtigen" Wissenschaftsverlag bezahlt gewesen wäre. Und dann hätte sich sein Buch u.U. auch über Worldcat in so manchen Staats- und Universitätsbibliotheken wiederentdecken können.
Und hätte er eine Website erstellt und seine Arbeit (und vielleicht auch so manch eine gute Seminararbeit aus der Studienzeit) dort gratis angeboten, dann wären zweifellos mehr Menschen auf ihn und seine möglicherweise tatsächlich wissenschaftlich brauchbare Arbeit aufmerksam geworden...

Zusammenfassend also rate ich dringend vor Print-on-Demand Verlagen ab. Mache lieber selbst über den nächstegelegenen Copyshop ein gebundenes Buch aus Deiner Arbeit oder erstelle für Deinen Text eine Homepage.
Falls Du aber Deine tatsächlich qualitativ herausragende Arbeit als wissenschaftliche Lektüre veröffentlichen willst, wende Dich mit der Fürsprache Deiner/s BetreuerIn an einen "richtigen" Verlag und versuche über Förderungen den Druckkostenzuschuss für die Publikation zu erlangen. Viele Unis oder Wissenschaftsinstitutionen bieten Druckkostenzuschüsse gerade für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Nützliche Links:

Die wollen doch sicher Geld dafür haben. Das muss ja nicht direkt unseriös sein, aber glaubst Du wirklich, daß sich irgendwer auf dieser Welt für Deine Bachelor-Arbeit interessiert und dafür Geld bezahlen würde?

Wenn Du das machst, wird Dich das einiges an Geld kosten, es wird aber nichts wieder zurück kommen, weil es sehr unwahrscheinlich ist, daß jemand die Arbeit bestellt.