Keine Bücher mehr um neue Software zu erlernen - was tun?
Ich bekomme beruflich immer wieder mal neue Software vorgesetzt und es wird erwartet, dass ich professionell damit umgehen kann.
Noch vor zehn, fünfzehn Jahren hätte ich einen Kurs besucht - dafür war dann aber keine Zeit und kein Budget mehr da.
Die letzten Jahre habe ich mir selber ein Buch gekauft und es gelesen. Das hat auch noch funktioniert. Aber die Fachbücher wurden immer seltener, erst gab es sie nur noch auf englisch, dann gar nicht mehr.
Heute gibt es oft nur noch Webseiten und Videos, aber das entspricht so gar nicht meinem Lernstil. Ich bevorzuge Bücher: die liest man von vorne nach hinten und am Ende ist man schlauer geworden und hat zumindest alles mal gesehen.
Bin ich allein mit dem Problem, liest keiner mehr Bücher?
6 Antworten
ich lese noch Fachbücher, auch wenn diese immer mehr als PDF oder als eBook zu bekommen sind. Und bei Software findet man teilweise nur noch die Online-Dokumentationen und FAQs der Hersteller. Handbücher sind oft Fehlanzeige oder derart teuer, dass man sich das mehrfach überlegt.
Und je nach Thema verzichte ich sogar freiwillig auf die deutsche Übersetzung - die ist häufig ungenau oder gar fehlerhaft und entspricht nicht dem (zumeist) englischsprachigem Original. Teilweise werden die Übersetzungen so wörtlich durchgeführt, dass der Sinn des Originaltextes verloren geht.
Kenne allerdings auch Software-Hersteller, die ihren potentiellen Kunden beim Erwerb der Lizenzen einen Kurs für die Einführung ans Herz legen, damit man die neu gekaufte Software dann auch korrekt und effizient einsetzen kann. Die Angebote nehme ich - wenn nötig - auch gerne wahr.
So Kursunterlagen waren oft richtig gut - man hat sie allerdings nur mit Buchung des Kurses bekommen und sie wären auch nicht auf Autodidakten ausgelegt gewesen.
Gute Handbücher fehlen mir schon seit langem. Früher gab es sogar zu Betriebssystemen noch ein Handbuch dazu. Was sich heute so alles mitinstalliert, will man gar nicht so genau wissen... Ob es der Hersteller noch weiß, was er da eigentlich ausliefert?
Nein, Du bist nicht allein mit dem Problem. Geht Anderen genauso.
Auch lernen per Schulung vor Ort mit "Frontalunterricht" war gut, da konnte man in relativ kurzer Zeit den Umgang mit neuer Software erlernen, auch komplexerer Systeme. Denn da stand der Lehrer persönlich vor Ort zur Verfügung für Nachfragen und man bekam direkt Feedback.
Software aus Büchern lernen ist ungefähr so als würde man versuchen Schwimmen oder Fahrradfahren aus Büchern zu lernen.
Bei Software nimmt man vielleicht noch einen Kniff oder theoretische Grundlz mit aber das meiste ist learning by doing.
Ich habe im Beruflichen noch keine Einführung neuer (wichtiger) Software in einer Firma erlebte, wo man nicht zumindest eine Einführung vom Hersteller oder der IT Abteilung bekommen hat.
Ansonsten kannst du deinen Chef mal darauf hinweisen dass es auch seine Aufgabe ist, dich dafür zu qualifizieren, das du mit den Arbeitsmitteln umgehen kannst mit denen du arbeiten sollst. Das ist auch in seinem unternehmerischen Interesse. Es ist garnicht deine Pflicht als Angestellter, in deiner Freizeit privat Bücher zu kaufen und zu lesen um dann deine Arbeitsmittel benutzen zu können. Sowas hat in der Arbeitszeit mit Unterstützung des Arbeitgebers zu geschehen.
Er kann die beste Software einkaufen, sie nützte nicht viel, wenn die Mitarbeiter nicht damit umgehen können.
Es würde auch niemand auf die Idee kommen, eine teure Maschine in eine Halle zu stellen und dann hoffen, das die Belegschaft ohne Einweisung damit irgendwas herstellt.
Ich habe mal eine Kampfrichter-Prüfung beim Schwimmverband gemacht. Dafür musste ich tatsächlich eine ganze Menge über Schwimmen lesen und mich prüfen lassen, bevor ich mich auch nur an den Beckenrand stellen und Rollwenden begutachten durfte.
Learning by doing? Ich sehe es eher andersherum: Erstmal learning, damit man weiß, was man sinnvollerweise doen kann. Und wenn dann noch Fragen offenbleiben, wieder zum Learning zurückkehren. Nach ein paar Learn-Do-Schleifen hat man dann die Wissenshöhe, die Software so einzusetzen, wie sich das der Hersteller mal gedacht hatte. Dann ist sie allerdings schon wieder veraltet, wird abgelöst und das Spiel beginnt von vorne.
Weiterbildung sehe ich bis zu einem gewissen Punkt schon als Privatvergnügen. Man will ja seine Employability erhalten - und vielleicht sogar mal neue Aufgaben wahrnehmen. Bücher waren privat immer noch gut bezahlbar. Wobei dann auch der Arbeitgeber fehlende Bücher nicht herbeizaubern kann.
Der Arbeitgeber kann nicht verlangen das man jede Software sofort kann. Dazu muss er erst einmal Weiterbildung anbieten. Und wenn er das nicht will, Pech gehabt.
Nunja, der Arbeitgeber verweist dann auf das Internet: man kann sich die erforderlichen Informationen dort zusammensuchen. Und tatsächlich wird man auf jede Frage im Internet Antworten finden - manche davon sind sogar richtig.
Aber es bleibt halt Stückwerk, es fehlt an Struktur, Missverständnisse und Lücken sind vorprogrammiert. Als würde man ein Puzzle zusammensetzen, ohne alle Teile zu haben und ohne das Motiv zu kennen, das es darstellen soll.
Ich bekomme beruflich immer wieder mal neue Software vorgesetzt und es wird erwartet, dass ich professionell damit umgehen kann.
Noch vor zehn, fünfzehn Jahren hätte ich einen Kurs besucht - dafür war dann aber keine Zeit und kein Budget mehr da.
Wenn ich das schon lese. Es wird erwartet, aber für die Erfüllung der Erwartung ist kein Geld da. Dann muss man das dem Arbeitgeber so offen kommunizieren. "Wenn du möchtest das ich mit xy professionell umgehe, dann ermögliche es mir. Der Verweis auf irgendwelche Online-Tutorials ist kein professioneller Umgang mit der Sache.
Ich kann doch auch keinem angehenden Schweißer sagen, guck dir paar Youtube Videos, sondern muss ihm einen anständigen Lehrgang dafür zahlen.
Wenn du allerdings immer eine Möglichkeit findest, damit sich dein Arbeitgeber notwendige Kosten spart, gewöhnt er sich daran und "erwartet" das auch in Zukunft.
Also. Offen die Sachlage mit ihm kommunizieren.
Dem kann ich nur zustimmen: das fällt dem Arbeitgeber selbst auf den Fuß, wenn er zwar Geld für Software und Mitarbeiter ausgibt, aber daran spart, dass sie zusammenfinden.