Kein Job nach BWL-Master
Hallo,
ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Ich habe BWL Master studiert (Logistik) und bin seit Mai letzten Jahres bereits arbeitslos. Ich habe meine Unterlagen auch schon mehrfach prüfen lassen von verschiedenen Leuten. Ich spreche 3 Sprachen fließend, habe ein Praktikum gemacht von 3 Monaten nach dem Abschluss und arbeit im Moment bei einer Firma in der Einkaufsabeitlung. Dort pflege ich das ERP-System und setze es quasi neu auf bzw. bereite es vor (schon 2 Monate Erfahrung dort). Es ist jedoch schlecht bezahlt und außerdem sehr unbefriedigend für mich, eher langweilig.
Ich habe mittlerweile ca. 140 Bewerbungen geschrieben seit Mai. Nun denke ich, dass ich den Einkauf gerne machen würde, also bewerbe ich mich speziell nur noch für den Einkauf. Auch war ich schon auf einer Jobmesse mal gewesen. Das war aber nur ein Reinfall. Die wollten nicht mal meine Unterlagen haben, die feinen Herren.
Ich bin echt am verzweifeln langsam. Die Leute, die ich von früher kenne, fahren schon alle Auto und gründen Familien, bauen oder sonstwas. Ich muss sagen, dass ich das Studium erst mit 28 abgeschlossen habe. Ich habe nicht mal Geld für Rost.
Ich kann nicht mehr. Langsam fehlt mir die Kraft, obwohl ich ein Kämpfer bin und viele, wirklich sehr viele Tiefschläge im Leben bekommen habe. Vielleicht liegt es daran, dass ich Migrant bin. Ich hatte schon viele Widerstände in meinem Werdegang erlebt.
Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Kann mir jemand einen Tipp geben? Langsam denke ich ans Aufgeben und wegziehen, vielleicht ganz raus aus Deutschland. Ich hatte eh nie das Gefühl hier wirklich willkommen zu sein. Das ging schon in der Grundschule los.
Oder weiß Jemand noch einen anderen Rat? Ging es euch vielleicht ähnlich?
5 Antworten
Diese feinen Herren bei der Jobmesse wollten Deine Unterlagen nicht sehen, weil sie nicht befugt sind, zu entscheiden, ob jemand eingestellt wird oder nicht. Das lag sicher nicht an Deiner Person.
Du solltest mal Deinen Standpunkt überdenken. Vielleicht bewirbst Du Dich mal an anderen Stellen, nicht nur einseitig. Bevor Du nichts machst, ist es immer noch besser, Du machst mal irgendwo ein Praktikum. Dabei kannst Du nur lernen, was vielleicht noch etwa für Dich ist.
Wenn Dir meine Antwort nicht gefällt, musst Du sie nicht so ausführlich kommentieren. Nein, ich bin kein Personaler, ich bin ein ganz normal arbeitender Mensch. Bei einer Jobbörse oder -messe werden auch keine Bewerbungsunterlagen entgegengenommen. Das ist einfach Fakt.
Da Du nach so vielen Bewerbungen immer noch keine Stelle gefunden hast, solltest Du Dir doch mal überlegen, ob Du nicht noch andere Hilfe in Anspruch nehmen kannst und die Bewerbung professionell überprüfen lässt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Du nach so vielen Bewerbungen immer noch keinen Job gefunden hast.
Ich habe die Unterlagen schon mehrfach prüfen lassen von Profis. Es gibt da nix mehr zu verbessern. Mir selbst fällt auch nix mehr ein, was man noch machen könnte.
Ich bin Migrant. Vielleicht liegt es ja daran? Ich bin sogar schon mit meinen Gehaltsvorstellungen runter gegangen. Half auch nix....
Kommst Du aus einem so exotischen Land? Leider schreibst Du nicht, von wo Du abstammst. Bei uns im Betrieb läuft so ziemlich alles rum, was es auf der Welt gibt. Da sind richtig dunkle, aber auch asiatische Leute angestellt. Da kümmert sich längst keiner mehr darum, wie der andere aussieht.
Ich bin aus einem osteuropäischen Land. Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das zum Nachteil gereicht. Hatte oft das Gefühl der Ablehnung. Schon in der Schulzeit.
Oder ist es normal, dass der Lehrer in der Grundschule zu einem sagt, dass aus einem nix wird? Oder dass sich sogar die Polizei rassistisch zu einem äußert?
Oder ist es normal, dass der Lehrer in der Grundschule zu einem sagt, dass aus einem nix wird?
Ja. Das haben meine Söhne und auch ich zu hören bekommen, obwohl wir eindeutig keinen Migrationshintergrund haben. Kann es sein, dass du etwas zu empfindlich reagierst?
Kannst Du bitte auch auf die Äußerungen der Polizei zu mir eingehen?
Ich kenne den Zusammenhang nicht. Daher ist schwer, dazu Stellung zu nehmen.
Noch ein wirklich gut gemeinter Tipp von mir:
Es gibt Bewerbungscoaches, die nicht nur deine Unterlagen überprüfen, sondern auch dein Gesprächsverhalten. Vielleicht bringst du, auch aufgrund früherer Enttäuschungen, schon eine eher negative Erwartungshaltung mit in das Gespräch ein. Ich war selbst mal bei jemanden, die mich auf kleine, vor allem verbale Fallen in einem Bewerbungsgespräch aufmerksam gemacht hat. Das ist manchmal nur eine nicht sorgfältig genug gewählte Formulierung, bumms, schon hast du einen Minuspunkt.
Gib nicht so einfach auf!
Danke dir für den Rat. Ich bin an einer Stelle, an der ich mir selbst eingestehen muss, dass ich Alles versucht habe, was ich konnte und es wohl nix wird.
Somit habe ich viel Mühe, Zeit und auch finanzielle Mittel investiert in ein Studium, das mir nix gebracht hat. Ich bin von diesem Land sehr enttäuscht worden in vieler Hinsicht und denke, dass ich woanders glücklicher werden könnte, da es bis auf natürlich gesundheitliche Probleme kaum schlimmer sein könnte für mich in einem hoch entwickelten Land.
Es ist richtig niederschmetternd. Viele mit gutem Job können sich das Gefühl gar nicht vorstellen. Ich existiere und lebe nicht. Das ist nun mal ein Fakt.
Ich denke, dass ich hier verschwinden werde und jeden nur warnen kann nach D zu kommen um das Glück zu suchen. Auch habe ich nachgedacht mich selbstständig zu machen um aus dieser Umklammerung der Unternehmen und des Staates auszubrechen. Doch wer gibt mir einen Kredit ohne richtige Einkünfte/Sicherheiten?
Jung,
ich glaub, Dir gehört mal der Kopp gerade gerückt. ;-)
Du willst doch nicht ernsthaft deine Herkunft bzw. Deutschland dafür verantwortlich machen, dass es bei Dir grad nicht so läuft?
Es ist sicher einfach, einen Schuldigen zu haben. Aber nicht die Lösung für dein Problem.
Ich denke das ist für einen Migranten ein bedeutender Nachteil Hierzulande. Es ist bestimmt für dich keiner, jedoch für mich. Dazu gibt es doch so viele Studien, die es belegen.
Ich leite es nicht nur aus Studien ab, sondern auch aus meinen bisher gesammelten Erfahrungen mit Deutschen, und zwar nicht nur aus meinen Bemühungen eine Arbeit zu finden. Am Schluss wird es wieder heißen: "Ein arbeitsloser Ausländer, der unser komfortables Sozialsystem ausnutzen will. Der hat sich bestimmt nie bemüht!"
Ich habe mal als Schüler auf dem Bau ausgeholfen und bin ebenfalls auf Grund meines Nachnahmens rassistisch beleidigt worden. Klar das sowas ein Deutscher nicht kennt. Woher auch? Er ist ja Deutscher.
Du redest von "feinen Herren" und
da ich nicht so gut bezahlt werde nach einem 5jährigen Studium
Da scheint mir doch ein nicht unerhebliches Anspruchsdenken mitzuschwingen.
Du hast 5 Jahre studiert. Fein. Aber du hast dadurch keine Berufserfahrung. Da macht auch ein dreimonatiges Praktikum das Kraut nicht fett. Leider verstehen viele nicht, daß die Uni in den meisten Fächern nur eine Vorbereitung ist, der Berufseinstieg aber nochmal ein Thema für sich.
Dazu kommt natürlich, daß es BWLer wie Sand am Meer gibt. Wie dein Abschluß aussieht, hast du leider nicht geschrieben. Möglich, daß die Note eine Rolle spielt. Möglich aber auch, daß du mit zu hohen Ansprüchen an deinen Berufseinstieg herangehst.
Mein gut gemeinter Rat: Wenn du dich finanziell verbessern willst, bewirb dich auch auf Stellen, die vielleicht nicht ganz deinen Wunschvorstellungen entsprechen. Möglicherweise solltest du auch einen Ortswechsel in Betracht ziehen. Wenn du Deutsch auf muttersprachlichem Niveau sprichst (deinem Text nach würde ich das vermuten), sollte dein osteuropäischer Migrationshintergrund eigentlich keine Rolle spielen. Ausschließen kann man es natürlich nicht, v.a. wenn du dich vielleicht in kleineren Ortschaften bewirbst. Ich kenne aber durchaus BWLer mit Migrationshintergrund und leichtem Akzent, die von der Uni weg auf Stellen rekrutiert wurden. Die hatten aber eben auch hervorragende Noten.
Hallo,
erstmal Danke für deinen Beitrag. Ich bewerbe mich deutschlandweit. Das ist gewiss nicht das Problem. Ich habe mich zuvor auch auf andere Stellen beworben. Gebracht hat es nix. Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 3Tsd Brutto/Monat. Ich denke das ist nicht zu hoch gegriffen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich kenne einige die bekommen mittlerweile 42.000 p.a. als Einstieg.
Was soll ich noch machen? Ich denke, dass ich auswandern werde, weil ich Briefträger/Kellner etc. überall sein kann. Dann suche ich mir lieber ein gastfreundlicheres, offenes Land mit weniger Bürokratie etc., wo es nicht so verdammt schwer ist einen Job zu bekommen, weil auf jedes Detail geachtet wird.
Leider erwähnst du nach wie vor nicht, wie deine Noten waren.
wo es nicht so verdammt schwer ist einen Job zu bekommen, weil auf jedes Detail geachtet wird.
gibt mir auch irgendwie das Gefühl, daß du vielleicht auch mal vor der eigenen Haustüre kehren solltest.
Vielleicht sind deine Gehaltsvorstellungen auch einfach vollkommen daneben. Da sind Berufseinsteiger gerne mal "übereifrig". Das Gehalt kommt mit der Karriere, nicht mit dem Berufseinstieg, auch als Akademiker.
Was macht der der BWL Student nach dem Abschluss? Taxischein. ... Das war ein beliebter Spruch an meiner Uni, das gibt schon so eine Ahnung wie der Markt in der Richtung ausschaut.
Wie auch immer, wenn du 3 Sprachen Sprichst sollte es doch kein Problem sein dich Europaweit zu bewerben. Solange man nicht durch ein Haus oder ne Familie an einem Ort gebunden ist, gibt’s doch keinen Grund sich in nem weiterem Kreis um zu schauen. Und ansonsten solltest du auch weiterhin bereit sein dich weiter zu bilden, auch in andere Fachrichtungen. (na ja natürlich etwas schwierig ohne Kohle)
Das ist keine hilfreiche Antwort, denn dann hätten sie wenigstens die Unterlagen an Jemanden geben können. Außerdem habe ich schon ein Praktikum nach dem Studium gemacht.
Und aktuell arbeit ich. Ich möchte mich jedoch verbessern, da ich nicht so gut bezahlt werde nach einem 5jährigen Studium und es mir nicht Spass macht, was ich zur Zeit machen muss. Mir würde der Einkauf sehr liegen. Ich habe mich davor schon für andere Sachen beworben, also sind die Bewerbungen nicht so einseitig.
Den Luxus noch ein unbezahltes Praktikum zu machen kann ich mir nicht leisten, da ich eine Wohnung bezahlen muss und Essen kaufen muss. Außerdem könnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren noch weiter für Lau für sonst schon reiche Firmen zu arbeiten.
Ich gehe stark davon aus, dass Du Personaler bist, sonst würdest Du die feinen Herren nicht so in Schutz nehmen und wie selbstverständlich davon ausgehen, dass sich Praktika für Umsonst gehören.
Ich bitte um konstruktive Beiträge.