Karriere oder Leben?

8 Antworten

Dein Unglück ist nur, dass du noch nicht weißt, womit du (möglichst viel) Geld verdienen möchtest. Ein Studium ist keine Allgemeinbildung mehr!

Ich kann auch dir nur raten, das BW-Studium - wie jedes Studium - wegen eines Zieles, von dem du träumst, mit Ehrgeiz zu studieren! Du bist noch jung und gesund!

(Ich (60 Jahre) kenne viel zu viele Menschen, die nur zum größtmöglichen Gelderwerb studiert haben und bereits mit Mitte 40 erstmals (!) in einer psychosomatischen Klinik lernen mussten, was "individuell erfülltes, gesundes Leben" bedeutet. Das durchschnittliche Alter des Herzinfarkttodes der Männer liegt derzeit bei Mitte 50 < jahrelange Überarbeitung mit grundsätzlicher Selbstentfremdung, regelmäßig zu viel Alkohol, Nikotin, Schlafstörungen < Tablettensucht, Dauersitzen mit Leistungs- statt kontinuierlichem Ausdauersport: Einer unserer Nachbarn ist leider auch getroffen: Single, 58 Jahre geschafft, keine Erben, Nichtraucher, Whiskey-Trinker, Zahnarzt mit eigener Praxis, 4 Wochen Urlaub/Jahr mit jährlichem intensiven Bergsteigen im Himalaya, Geld wie Heu, Porschesammler, mit 53 den ersten Herzinfarkt, mit 55 den zweiten mit Bypass, letzten Nov wieder in Tibet gewesen, zur "Flachwanderung" sagte er uns noch, vor Weihnachten 2021 am Covid19 qualvoll in der Klinik verstorben. Immerhin hat er tausenden Menschen bestens zahnmedizinisch behandelt... ABER Zahnarzt habe er nie werden wollen, sein Vater hätte eine große Praxis gehabt! Er sei ja viel lieber Reisejournalist geworden, sein Jugendtraum, aber...)

  • Man studiert zum Beispiel Kunstgeschichte, um zum Beispiel ein spezialisiertes Antiquitätengeschäft zu eröffnen, von dem man immer geträumt hat. Oder soziale Arbeit, um in einem speziellen Pflegeheim eines Tages die Leitung übernehmen zu dürfen, wovon man geträumt hat. Oder wie einst einer meiner Freunde theoretische Physik, um in Brüssel über die Kernkraftwerke mitentscheiden zu dürfen, oder wie einst eine Freundin Anglistik und Romanistik, um mit ihrer besten Freundin eine großstädtische Fachbuchhandlung zu gründen, oder wie ein anderer Freund Biologie/Zoologie, um in einem Tierpark mitgestalten zu dürfen, oder wie einst ein anderer Freund erst Bauingenieur, auch um neben dem Studium jobben zu können, danach noch Jura, um ein sehr gefragter Fachanwalt für Baurecht werden zu können, oder wie ich selbst vor vielen Jahrzehnten Philosophie, Musikwissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte, weil ich bereits vor dem Abitur mit Hilfe meiner Eltern eine Musik-Film-Produktionsgesellschaft gegründet hatte und mit einem Kameramann als Mitgesellschafter von der Filmhochschule zur GmbH erweitern konnte. Usw. usw....

Ich schreibe dir dies nur so ausführlich, damit du über dich, deine Talente, deine Stärken und deine Schwächen nachdenkst, damit du dir reale Vorbilder und zu dir passende Berufstätigkeiten suchst - und dann vielleicht auch persönliche Vorbilder. Lese deren Lebensläufe, vielleicht kontaktierst du sie sogar, damit du dich selbst bestmöglich finden kannst - und dann etwas studierst, was dich auch mit ganzem Herzen erfüllen kann... und wenn es "nur" dein derzeitiges Betriebswirtschaft-Studium ist...

Viel Erkenntnis und Einsicht und Erfolg und Glück!


Nayes2020  10.03.2022, 08:53

sehr schöne antwort!

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FlashCriminal 
Beitragsersteller
 10.03.2022, 09:25

Danke für die sehr ausführliche Antwort!

Leider gehöre ich eben zu der Gruppe (wie du sagst), die nicht weiß was sie beruflich machen möchten. Häufiger habe ich schon geschaut, welche Berufe sich mit meinen Hobbys vereinbaren ließen. Ich lerne gerne Sprachen und spreche mittlerweile vier Stück auf einem guten Level, mache gerne Sport und sitze gerne am PC.

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lena1815  10.03.2022, 09:33

Ey sehr nice antwort! Auch mit den ganzen Beispielen, das verdeutlicht das alles sehr gut und sind dann nicht nur leere Worte wie "such das was dir Spaß macht "

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ChristianLE  10.03.2022, 15:20

Starke Antwort! Danke dafür

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Fassen wir es mal zusammen:

Dich interessiert das Studium nicht und dich interessieren mögliche Jobs danach nicht.

Zudem bist du schon im ersten Semester unmotiviert und verschiebst mehr Klausuren als du schreibst.

Ich hadere ein wenig, seit ich denken kann bin ich eigentlich ein ziemlich "geldbezogener" Mensch. Seit meiner Kindheit ist mein Ziel, vermögend zu werden und es beruflich weit zu bringen.

Hast du mal darüber nachgedacht, dass dieser Traum entstand, lange bevor du mehr Lebenserfahrung hattest und wusstest bzw. einschätzen konntest, was das wirklich bedeutet?

In den letzten fünf Jahren hatte ich bereits oft das Gefühl, dass ich in diese Leistungsgesellschaft einfach nicht passe und ich hier irre werde.

Das zeigt doch, dass du dich charakterlich verändert hast, Erfahrung dazu gewonnen hast und nun eher weiß was für ein Mensch du bist.

Es ist eben nicht jeder dazu gemacht, steile Karriere zu machen, zumal auch immer etwas Glück dazu gehört. Wenn deine Prioritäten nun anders liegen, ist das ok.

Zumal es ja nicht nur schwarz oder weiß gibt, sondern viele Zwischenstufen. Da musst du dann irgendwo deinen Weg suchen und leben, so dass DU hinterher damit zufrieden bist.

Für die sehr gut bezahlten Jobs benötigt man ein Studium, andererseits verkauft man dort aber auch sein ganzes Privatleben.

Nein, braucht man nicht zwingend. Auch mit Ausbildung kann man sich hocharbeiten. Ok, das ist je nach Job dann schwieriger, aber durchaus möglich. Zumal man auch später noch berufsbegleitend Studieren oder z.B. den Fach- und Betriebswirt machen könnte.

Oder im Handwerk den Meister, ggf. mal selbstständig machen usw.

Man muss nicht zwingend BWLer sein, um viel Geld zu verdienen. Zumal durch die vielen BWL Studenten es sowieso ein überangebot gibt, die Masse macht daher nie groß Karriere weil es dafür viel zu wenig hohe Stellen gibt. Viele besetzen dann einfach Stellen, für die früher eine Ausbildung gereicht hat, durch das Überangebot an Studenten aber nun diese eingestellt werden.

Sind hier vielleicht beruflich sehr erfolgreiche Menschen und können ihre Erfahrungen darlegen?

Ich würde mich nun noch noch wirklich als erfolgreich bezeichnen, bin aber auf gutem Weg dahin. Ob es aber letztlich final klappt, weiß ich noch nicht. Ich stehe aber auch noch am Anfang meiner Karriere.

Ich kann nur aus meiner Sicht sprechen, aber ich arbeite auch sehr viel, deutlich über meinen vertraglichen 39 Wochenstunden. Das macht mir aber nichts aus, weil ich meine Arbeit und unser Arbeitsklima mag. Ja, man hat auch mal blöde Aufgaben oder es klappt nicht immer wie gewollt, aber im Großen und Ganzen mag ich meinen Job sehr gerne, mich interessieren die Themen, weshalb ich die Zeit gerne investiere. Und dieses Engagement, aufgebautes Vertrauen, das mehr an Wissen usw. hat es mir erlaubt, schon heute Verantwortung zu übernemen, die andere mit meiner Berufserfahrung sonst nicht hätten und wo mein Chef einen sonst nicht dran lässt. Egal ob Projekte oder laufende Tätigkeiten.

Dafür habe ich aber ebenso schon mal einen Job der sich finanziell und im Lebenslauf sehr gut gemacht hätte abgelehnt, weil er einfach nichts für mich war. Ja, fachlich hätte ich es gekonnt und gute Arbeit geleistet, aber ich hatte da gar kein Interesse dran, auf persönliche Ebene war der Chef auch nicht so meins, da hätte ich mich wirklich zur Arbeit quälen müssen, was ich nicht wollte. Daher habe ich nett und höflich abgelehnt. Man weiß ja nie was die Zukunft bringt und ob ich auf das Angebot in ein paar Jahren mal zurück kommen möchte, aber zu dem Zeitpunkt und auch aktuell wäre das einfach nichts für mich gewesen. Das mehr an Geld hätte bei weitem nicht als Motivation gereicht.

Was meint ihr dazu?

Du solltest die Zeit nutzen, egal ob das mit den zwei Jobs was wird oder nicht, um dir klar zu werden, was du möchtest.

Was sind deine Prioritäten und was bist du bereit dafür zu Opfern.

Denn Zeit ist einfach eine wichtige begrenzte Ressource, bist du dann nur halbherzig und unmotiviert dabei, kannst du es quasi gleich sein lassen, kommt eh nichts sinnvolles bei raus.

Überlege dir welche Jobs dir Spaß machen könnten, schaue dann wie sich das mit deinen Wünschen und Zielen vereinbaren lässt und versuche dir damit deinen Weg zu bauen.

Wie gesagt, es gibt nicht nur schwarz oder weiß, sondern viele Abstufungen dazwischen.

Und ganz ehrlich mein persönlicher Rat: Wenn du zu irgendwas wirklich keine Lust hast, es auch perspektivisch keine Aussicht auf Besserung gibt, dann überlege dir gut, ob du wirklich daran festhängen willst oder musst oder es nicht besser wäre den Weg zu ändern.

Hinterfrage daher kritisch, ob sich das Studium aus deiner Sicht noch lohnt oder du dir etwas anderes suchen solltest. Und mache das nicht nur an fehlenden Kommilitonen o.ä. fest, auch im Job wirst du später im Zweifelsfall auf dich alleine gestellt sein. Natürlich ist es hart, wenn man keinen Anschluss hat und sich alleine zurechfinden muss, aber viele andere schaffen das ja auch. In der Regel eben, weil sie selber von sich auf motiviert sind und keine anderen dafür brauchen. Breche aber auch nicht überstürzt ab, das könnte schlecht im Lebenslauf kommen wenn dadurch eine größere Lücke entsteht, sondern mache dir Gedanken über die Zukunft und entscheide dann in Ruhe, wie es weiter gehen soll.

Denn du hast nur ein Leben, lebe es so, dass du damit zufrieden und glücklich bist, ganz egal was andere tun oder wichtig finden.

Ich war schon immer eher der Mensch, der sein Leben genießen wollte. Ich hab gerne mal die Hausaufgaben hinten angestellt und bin raus zum Fußball spielen. Trotzdem habe ich natürlich alles vernünftig fertig gemacht.

Ich bin als Kind leider schwer krank geworden, was mich letztlich darin bestärkt hat zu genießen. Was will ich mit 15.000€ im Monat, wenn ich nicht mal Zeit habe damit etwas schönes anzufangen. Gut, man könnte mal ordentlich voll tanken :D aber glücklicher ist man damit auf Dauer ja nicht.

Natürlich gehört Geld dazu, ohne Geld kein Genuss und ich mag auch einen gewissen Luxus. Aber für mich ist Luxus auch, das ich mich nachmittags in die Sonne vors Cafe setze und einen Cappuccino trinke, als das ich irgendwo in einem klimatisierten, grauen Büro sitze und möglichst viel Kohle scheffel.

Was die ganze Arbeiterei natürlich deutlich einfacherer macht, ist der richtige Job. Wenn man etwas hat, was man wirklich gerne macht und nicht "machen muss". Prima, wenns dann dafür auch noch Geld gibt. Aber die Balance muss eben stimmen. Wenn das Geld reicht, dass man sein Leben weitestgehend so gestelten kann wie man möchte, dann sollte man das auch tun und nicht auf biegen und brechen mehr verdienen als man "braucht".


FlashCriminal 
Beitragsersteller
 10.03.2022, 07:42

Danke für die Antwort :)

Deine Sichtweise kann ich sehr gut nachvollziehen, eine ähnliche habe ich ja auch. Nur vermischt sie diese manchmal mit dem: "Viel Kohle scheffeln und ein Leben im Luxus haben".

Ich bleibe vermutlich Junggeselle, ist zumindest der aktuelle Standpunkt. Da ist dann auch wirklich die Frage, was man mit der ganzen Kohle soll. Noch nie hatte ich einen auf Materialismus und Geld ausgerichteten Lebensstil. Ich habe früh gemerkt, dass es nicht glücklich macht viel zu besitzen. Es macht sogar eher unglücklich, schließlich muss man seinen Besitz auch erhalten/pflegen.

Alleine würden mir vermutlich 2,5-3k netto sehr gut passen, mehr würde ich wohl kaum brauchen.

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Rosswurscht  10.03.2022, 07:43
@FlashCriminal

Ist doch perfekt 3k lassen sich doch machen ohne dass man 70 Stunden die Woche arbeiten muss.

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Nayes2020  10.03.2022, 08:50
@FlashCriminal

irgendwie wiedersprichst du dir selbst.

einerseits sagst du dass du ein Leben im Luxus führen willst

andererseits dass du nicht materialistisch bist und dies nicht glücklich macht.

vielleicht solltest du wirklich erstmal überlegen was DU wirklich willst und nicht was dir Gesellschaft, Erziehung etc eintrichtert.

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FlashCriminal 
Beitragsersteller
 10.03.2022, 09:15
@Nayes2020

Ich möchte nicht zwangsläufig ein Leben im Luxus führen, mir geht es eher um das Vermögen. Seit Jahren gibt es mir einfach ein gutes Gefühl, wenn ich Geld habe und mir damit viele Sachen kaufen KÖNNTE - einfach nur theoretisch. Wenn ich 10.000€ netto bekäme, dann würde ich nicht alles ausgeben. Durch diese fette Zahl auf dem Konto würde ich mir aber super fühlen, weil ich mir eben Sachen erlauben kann. Diese Dinge kaufe ich dann aber eher nicht.

Was sollte ich mit einer Rolex oder einem dicken Auto, nur weil ich es mir leisten könnte?

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ich arbeite viel mit Sterbenden (Palliative Care) - wenn die Leute erzählen, was sie versäumt haben in ihrem Leben, dann kommen da Dinge wie, ich hätte mehr Zeit mit den Kindern/Enkeln verbringen sollen, oder mit Freunden/Partner(in), oder ich hätte mehr reisen sollen, oder dies und jenes, was mich interessiert, lernen.

aber ich habe NOCH NIE von irgend jemandem gehört: ich hätte mehr arbeiten sollen!


Mercyless99  10.03.2022, 07:36

Gut und schön gesagt!

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AldoradoXYZ  10.03.2022, 15:10
ich hätte mehr arbeiten sollen!

Hast Du nie jemanden getroffen, der seinen Job wirklich geliebt hat?

Gruß

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Vielleicht interessiert dich eine Ausbildung mit Abitur? Du kannst überall sehr weit kommen. Das Interesse und die Motivation müssen schon da sein.

https://www.ausbildung.de/berufe/themen/mit-abitur/

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Personal Assistentin