Kann mir jemand wesentliche Gemeinsamkeiten zwischen Caesar und Cicero nennen?

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Caesar und Cicero waren etwa gleich alt: Cicero wurde 106 v. Chr., Cäsar 100 v. Chr. geboren. Cicero stammte aus Arpinum, einer Landstadt südöstlich von Rom, und war der Sohn eines Ritters, d. h. er gehörte der wohlhabendsten Klasse römischer Bürger an, deren Mitglieder zwar zahlreich im Senat vertreten waren, aber nur sehr selten in das Amt des Konsuls gelangten. Er gehörte also nicht zur Nobilität und war der erste aus seiner Familie, der Konsul wurde, er war ein homo novus, stand aber dennoch von Anfang an auf Seiten der Optimaten.

Caesar dagegen entstammte einem alten römischen Patriziergeschlecht. Mehrfach waren Verwandte von ihm Konsuln gewesen. Durch seine Familie – seine Tante war mit C. Marius verheiratet – gehörte er den Popularen an.

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Beide hatten die Opposition zu Sulla und seinen Anhängern gesucht, Cicero durch seine Tätigkeit als Anwalt (als er 80 v. Chr. das Mandat für Sex. Roscius und damit gegen Sullas Günstling Chrysogonus übernommen hatte), Caesar v. a. durch seine Heirat mit Cornelia, der Tochter des L. Cornelius Cinna, des Gegenspielers Sullas, doch ebenso durch anwaltliche Tätigkeit (als Ankläger des Cn. Cornelius Dolabella).

Beide reisten zum Zwecke ihrer rhetorischen Ausbildung (aber auch, um den Anfeindungen der Anhänger Sullas aus dem Weg zu gehen) nach Griechenland, Cicero 79–77 nach Athen, Kleinasien und Rhodos, Caesar im Jahre 75 nach Rhodos. Beide hatten auf Rhodos denselben Rhetoriklehrer Apollonios Molon gehört.

Beide errangen bald außergewöhnliche politische Erfolge: Cicero wurde 63 v. Chr. Konsul, obwohl er nicht der Nobilität angehörte, Caesar wurde im selben Jahr Pontifex maximus, und gelangte damit in ein Amt, das sonst nur ehemalige Konsuln bekleideten.

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Cicero deckte während seines Konsulats den Putschversuch Catilinas und seiner Verschworenen auf. Mehrere Verschwörer (Lentulus, Cethegus u. a.) wurden gefangengenommen. Am 5. Dez. 63 wurde über ihre Strafe im Senat verhandelt. Die Senatoren wurden der Reihe nach befragt, und alle sprachen sich für die Todesstrafe aus, bis die Reihe an Caesar war. Er forderte in seiner Rede (wiedergegeben bei Sallust, De coniuratione Catilinae, 51), die Verschwörer am Leben zu lassen, sie aber gefangenzuhalten und ihr Vermögen einzuziehen. Diesem Antrag folgten nun zahlreiche andere Senatoren (selbst Ciceros Bruder Quintus) bis Cato eine Gegenrede hielt (Sall. Cat. 52), in der er ausführte, dass nur die Todesstrafe wirksame Abschreckung für Catilina und seine Anhänger (die sich in ihrem Lager bei Faesulae aufhielten) darstelle. Catos Antrag gewann die Mehrheit der Senatoren. Als Caesar den Sitzungssaal verließ, wurde er von Ciceros Leibwächtern mit gezückten Schwertern umringt. Cicero aber hielt sie durch einen Wink von dem Mord ab. (nach Plut. Caes. 8)

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Im Jahre 60 errichtete Caesar mit Crassus und Pompeius das sogenannte erste Triumvirat. Caesar versuchte, nachdem er 59 Konsul geworden war, auch Cicero mehrfach für sich zu gewinnen, der aber die Verbindung mit Caesar ablehnte. In einem Brief an seinen Freund und Bankier Atticus schreibt Cicero (Juni 59; Cic. Att. 2, 18): „Caesar hat mir sehr großzügig die Stelle seines Legaten angeboten, ja ich solle sogar völlig frei über mich verfügen können. ... Aber sie würde mir gegen Clodius [s. u.] bei dessen scheuer Zurückhaltung wenig Schutz bieten. ... Es widerstrebt mir, auszureißen. Kampf ist meine Parole!

In einem weiteren Brief (Juli 59; Cic. Att. 2, 19) heißt es: „Cosconius [ein Mitglied von Caesars Siedlungskommission] ist gestorben, nun lädt mich Caesar ein, an dessen Stelle zu treten. Ich soll also Platzhalter eines Verstorbenen werden. Nichts wäre für mich schändlicher gewesen, nichts meiner Sicherheit abträglicher. Diese Art von Leuten sind den Optimaten verhasst, ich würde mir nur einen neuen Gegner auf den Hals laden.

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Im Jahre 58 wurde Clodius Volkstribun und suchte nach belastendem Material gegen Cicero, um ihn in die Verbannung schicken zu können. Einst waren Clodius und Cicero befreundet gewesen, doch tiefer Hass war entstanden, nachdem Clodius sich 62 während des Bona-Dea-Festes als Frau verkleidet in Caesars Haus eingeschlichen hatte, um ihn mit seiner Frau Pompeia zu betrügen, entdeckt und aus dem Haus gejagt wurde. Caesar ließ sich daraufhin von Pompeia scheiden. Im folgenden Prozess behauptete Clodius, nicht in Rom gewesen zu sein. Cicero jedoch bezeugte – möglicherweise aufgehetzt durch seine Frau Terentia –, dass Clodius ihn am betreffenden Tag besucht habe.

Nun also war es Cicero, der Caesars Nähe zum Schutz vor Clodius suchte. Caesar erklärte sich bereit, Cicero als Legaten in den Gallischen Krieg mitzunehmen. Cicero nahm zunächst dankbar an, zog sich aber von seiner Zusage zurück, nachdem Clodius wieder versöhnlich schien. Dadurch hatte er Caesar verstimmt und konnte weder von ihm, noch von Pompeius oder Crassus Unterstützung erwarten, als Clodius ihn anklagte, die Catilinarischen Verschwörer ohne Prozess hingerichtet zu haben. Cicero ging nach Thessaloniki in Verbannung, von der er auf Druck der Bürgerschaft und des Senats nach 15 Monaten ehrenvoll zurückberufen wurde. (vgl. Plut. Cic. 30–33)

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Ciceros Bruder Quintus wurde 55 Legat unter Caesar im Gallischen Krieg. Caesar berichtet davon (Caes. Gall. 5, 45–49), dass Q. Cicero mit seiner Legion von den Nerviern eingeschlossen worden war und von ihm befreit wurde.

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Anfang des Jahres 49 versuchte Cicero vergeblich in dem sich zuspitzenden Konflikt zwischen Pompeius und Caesar zu vermitteln (vgl. Plut. Caes. 31; Cic. fam. XVI, 11). Am 10. Jan. überschritt Caesar den Rubikon und marschierte auf Rom. Am 17. verließ Pompeius Rom nach Griechenland, am 18. folgte Cicero und ging auf sein Gut Formiae. Caesar versuchte Cicero auf seine Seite zu ziehen. Vom 17. März 49 ist ein Brief Ciceros an Caesar (Cic. Att. 9, 11 A) überliefert, in welchem er schreibt: „Als ich deinen ... Brief las, ... hat mich der Satz, Du wolltest Dich meines Rates und meines Ansehens bedienen, nicht sehr überrascht, wohl aber frage ich mich, wie ich deine Worte «Einfluss» und «Hilfe» auffassen soll. ... Indes wie ich seinerzeit persönlich nicht nur Förderer Deines Ansehens war, sondern mich auch sonst einsetzte für Deine Interessen, so geht es mir jetzt nachdrücklich um die Würde des Pompeius. Denn es sind nun schon einige Jahre, seit ich euch beide erwählt habe, weil ich euch besonders verehrt habe und gegen euch größte Freundschaft empfand und empfinde.“ Diesen Brief verbreitete Caesar als Zeugnis von Ciceros Parteinahme für ihn.

Am 24. März suchte Caesar auf dem Weg nach Spanien Cicero in Formiae zu einer Beratung auf. Über die Begegnung schreibt Cicero an Atticus (Cic. Att. 9, 18): „Ich blieb dabei: Nicht nach Rom! ... Er sagte, er sei verurteilt durch meine Entscheidung: wenn ich nicht käme, kämen die übrigen um so zögerlicher. – Ich sagte, dass mein Fall anders stehe als der ihre. – Nach langem Wortwechsel sagte er: «Also komm und rede zum Frieden!» – «Nach meinem Belieben?» fragte ich. – «Soll ich dir etwa Vorschriften machen?» sagte er. – «Somit werde ich dafür sorgen, dass der Senat es missbilligt, nach Spanien zu gehen und das Heer nach Griechenland zu schicken. Und vieles werde ich über Gnaeus (Pompeius) klagend vorbringen», sagte ich. Darauf er: «Ich aber will nicht, dass davon gesprochen wird.» – «Das habe ich mir gedacht», sagte ich. «Ich aber will dort nicht erscheinen, weil ich entweder so reden muss, und vieles erwähnen muss, was ich keineswegs verschweigen kann, wenn ich erscheine oder nicht kommen darf.» Das Ergebnis war, dass er gleichsam einen Ausweg suchend, sagte, dass ich es überlegen solle. Das ließ sich nicht ablehnen. So schieden wir voneinander. Ich glaube also, dass er nicht mit mir zufrieden ist. Ich aber war mit mir zufrieden, was mir schon lange nicht begegnet ist.

Cicero fühlte sich Pompeius verpflichtet und reiste ihm nach Griechenland nach, wo Pompeius in der Schlacht von Pharsalos am 8. Aug. 48 durch Caesar geschlagen wurde. Wiederum begegneten sich Caesar und Cicero, und wiederum erwies sich Caesar als nicht nachtragend. Hierzu Plutarch (Cic. 39): „Denn sowie Caesar ihn ... entgegenkommen sah, stieg er vom Pferd, begrüßte ihn und ging in einer Unterhaltung mit ihm allein ... weiter. Auch ferner bezeugte er ihm stets Ehre und freundschaftliche Gesinnung.“

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Nachdem Caesar 46 seine Diktatur errichtet hatte, zog Cicero sich völlig aus dem politischen Leben auf sein Landgut bei Tusculum zurück. Plutarch (Cic. 40): „Nur selten kam er nach Rom, um Caesar seine Aufwartung zu machen und gehörte zu den ersten, die Ehrungen für ihn empfahlen.“

Am 19. Dez. 45 besuchte Caesar Cicero in seinem Landhaus bei Puteoli, nachdem er tags zuvor bei seiner Nichte und ihrem Mann gewesen war, deren Villa benachbart zu Ciceros Landhaus lag. Cicero schreibt darüber an Atticus (Cic. Att. 13, 52): „Was für ein anstrengender Gast war mir das! Aber er reut mich nicht. Denn er war bester Laune ... Nach der achten Stunde [14 Uhr] stieg er ins Bad. ... Er ließ sich salben, nahm Platz zum Essen. Sein Brechmittel hatte er bei sich: So aß und trank er unbekümmert und mit Appetit. ... Sein engeres Gefolge fand Aufnahme an drei Tafeln. ... Der Gast war freilich keiner, zu dem man gesagt hätte: «Bitte komm doch wieder herein, wenn Du vorbeikommst.» Einmal ist genug. Ernstes wurde nicht besprochen, aber viel literarisches. Er hat sich amüsiert und war gerne da.