Kann mir jemand diese Aussage erklären (Mutation)?

3 Antworten

Moin,

eine Mutation (Veränderung des Erbgutes) ist ungerichtet. Das heißt, dass eine Mutation passiert. Sie zielt nicht auf irgendetwas Bestimmtes ab. Sie ist für sich betrachtet weder gut noch schlecht (oder neutral).

Aber die konkreten Folgen einer Mutation können für ein Lebewesen eine gewisse Bedeutung erlangen.

Und wenn du davon ausgehst, dass ein funktionierendes Lebewesen einen Eingriff in sein funktionierendes System erfährt, dann - so die Aussage - ist das für das betroffene Lebewesen öfter nachteilig als vorteilhaft, weil das funktionierende System nach der Veränderung wahrscheinlich nicht mehr so gut funktioniert.

Ich halte diese Aussage übrigens für falsch. Das hat verschiedene Gründe. Das fängt schon mit der Mutation selbst an. Es gibt nämlich viele unterschiedliche Mutationsmöglichkeiten. Man müsste also genau unterscheiden, von welchen Mutationen wir hier sprechen.

Findet beispielsweise eine Mutation im Keimzellenbildungsapparat eines Lebewesens statt, hat das für das betroffene Lebewesen selbst zunächst einmal keine Folgen. Wohl aber für eventuelle Nachkommen. Aber selbst für die nicht immer zwingend. Wie gesagt, es kommt auf die Mutation an.

Des Weiteren haben Mutationen nur dann einen unmittelbaren Einfluss, wenn sie bei Lebensformen vorkommen, die haploid sind (zum Beispiel viele Moose) oder die nur eine Form der DNA haben (Bakterien).

Alle anderen Organismen, die diploid (oder gar polyploid) leben, können Mutationen oft recht gut aushalten, weil sie als Kompensation jedes Gen (mindestens) zweimal vorliegen haben.

Und dann spielt auch noch eine Rolle, wann die Mutation auftritt. Wenn das kurz nach der Befruchtung im Zwei-Zell-Stadium oder in einem Wenig-Zell-Stadium des Keims passiert, hat das gravierendere Folgen als wenn das bei einem ausgewachsenen Organismus passiert. Stell dir vor, dass eine deiner Hautzellen mutiert. Dann beeinträchtigt das möglicherweise das Funktionieren deiner Haut überhaupt nicht. Möglicherweise aber schon, zum Beispiel im Falle von der Entstehung von Krebszellen).

Viele Organismen haben dann noch mehr oder weniger viel „Datenmüll” in ihrem Erbgut. Damit meine ich die sogenannten Introns in der Eukaryoten-DNA. Diese Introns codieren (zunächst einmal) nichts. Sie werden bim sogenannten Prozessing aus einer prä-mRNA bei der Proteinbiosynthese herausgeschnitten. Wenn es dort zu einer Mutation kommt, spielt das überhaupt keine Rolle.

Und schließlich ist der genetische Code redundant. Das bedeutet, dass viele Aminosäuren von verschiedenen Tripletts codiert werden (Lysin wird zum Beispiel von sechs Basentripletts codiert). Wenn es also in solchen Tripletts (vor allem an der dritten Stelle) zu einer Punktmutation (Substitution) kommt, hat das für das betroffene Individuum auch zunächst keine Folgen (stille Mutation), weil in seine Proteine nach der Mutation immer noch die gleiche Aminosäure eingebaut würde.

Wie du an den paar Beispielen (die alle auch längst nicht erschöpfend erörtert wurden) siehst, ist das Thema Mutationen kompliziert. Und immer wenn ein Vorgang kompliziert ist (es also viele Fallunterscheidungen gibt), dann sind Pauschalaussagen wie die aus deiner Frage selten korrekt.

Du darfst hier auch nicht vergessen, dass uns nachteilige Mutationen in der Regel sofort auffallen, weil die betroffenen Mutanten benachteiligt sind.
Folgenlose Mutationen oder solche, die sogar von Vorteil sind, erkennen wir meist gar nicht oder erst viel später, rückblickend sozusagen.

Bedenke ferner, dass praktisch alle Individuen in einer Population von Mutationen betroffen sind. Hast du den Eindruck, dass die alle benachteiligt sind? Eher nicht, oder?

LG von der Waterkant


verreisterNutzer  09.07.2021, 13:04

Sehr gut erklärt, ich würde nur, um auf die eigentliche Frage zurück zukommen, hinzufügen, dass es, nach der Chaostheorie, mehr Möglichkeiten für eine misslungene, als für eine positive Mutation gibt.

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Das kann man so nicht sagen: sind die nicht-codierenden Abschnitte mutiert (das passiert ständig) ergeben sich gar keine Auswirkungen. Sind die codierenden Sequenzen betroffen, entstehen häufig nach der Translation defekte, eingeschränkt wirksame oder funktionslose Proteine - und das erzeugt diverse Erkrankungen. Ausnahme wäre die Sichelzellenanämie, die sogar Vorteile mit sich bringt, sofern man in Malariagebieten wohnt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Die Träger (Personen die den Virus tragen/haben) haben meistens nur Nachteile durch die Mutation bzw keine Vorteile

..würd ich sagen


Havenari  19.02.2021, 17:25

Von Viren ist überhaupt nicht die Rede.

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