Kann man seine Menschenwürde verlieren?

11 Antworten

Ich gebe dir vollkommen Recht die Würde ist unantastbar (GG Art 1). Egal was man tut würde behält man immer, man kann sie vllt einschränken. Also ich würde jetzt nicht behaupten, dass ein Pädophiler Sexualstrftäter genau so viel Würde hat wie ein hart arbeitenden Mensch, aber die Würde zu verlieren halte ich für unmöglich. Die würde ist für mich auch sehr eng verstrickt mit dem "Sein" einen Menschen. In dem Augenblick wo man ein Mensch ist hat man Menschenwürde.


Oberrheingraben  03.11.2011, 15:15

Erst wenn man als Mensch geboren ist, vorher kann man noch straffrei "abgetrieben" werden wenn z.B. die Mutter sich lieber ein neues Auto kaufen will statt sich um das Kind zu kümmern...

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Rechtlich nicht, aber meiner Meinung nach haben Menschen, die andere Menschen aus niederen Beweggründen ermorden, vergewaltigen, sich an Kindern vergehen etc. ihre Würde in der Gesellschaft verloren.

Solche Leute gehören LEBENSLÄNGLICH hinter Gitter.


annileinx5  03.11.2011, 15:15

Lebenslänglich hinter gittern ist ja okee, aber menschenwürde verlieren würde eher bedeuten dass man sie hinrichtet oder nicht mehr als menschen ansieht, sondern wie ein tier behandelt. Denn selbst im gefängnis muss man mit den gefangen noch respektvoll umgehen, denn sie sind ja immernoch menschen.

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Oberrheingraben  03.11.2011, 15:25
@annileinx5

Schonmal geschaut wie Tiere behandelt werden? Die haben in Massentierhaltungen, Tierversuchsstationen etc. KEINERLEI "Würde".

Ich will jetzt nicht behaupten daß Tiere 1:1 dem Menschen ebenbürtig sind, aber ich sage mal so: Ein Kinderschänder, der das restliche Leben eines Kindes geprägt hat, wenn er es nicht sogar ermordet hat, bekommt in Deutschland noch tausendmal mehr Würde als eine Legehenne, die niemandem etwas angetan hat.

Gegen Hinrichtungen bin ich aber auch, am Leben bleiben und eingesperrt zu sein ist eine härtere Strafe.

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Man kann seine Würde nicht verlieren, doch man kann sie selbst verletzten; sie kann auch von anderen angegriffen werden, es kann passieren , dass sie einem von anderen abgesprochen wird.

Das bedeutet, nur auf dem Papier, also theoretisch ist die Würde eines Menschen unantastbar.

Ich finde wenn man selbst es mit seinen Taten nicht zulässt kann einem die Würde nicht verlorengehen/weggenommen werden. Aber ich finde z.B. das Kinderschänder, Mörder u.s.w. keine Würde verdient haben.

also ich denke der begriff menschenwürde umfasst das recht, und die bestimmung, des menschen ein mensch zu sein. so (und auch rechtlich) gesehen kann der mensch seine menschenwürde also nicht verlieren. allerdings kann er meiner meinung nach durch taten das recht verlieren, von der gesellschaft als mitglied der gesellschaft gewürdigt zu werden.


konver  03.11.2011, 16:13

Du vertrittst zwei entgegengesetzte Aussagen:

  1. Man kann seine Würde nicht verlieren.
  2. Man kann seine Würde unter bestimmten Umständen verlieren.

Jeder Mensch kann aus eigenem Antrieb Regeln befolgen oder gegen sie verstoßen. Indem man für das, was man selbst tut verantwortlich ist, kann man auch schuldig werden. Die Freiheit meines Entscheidens liegt in mir selbst. Ich kann also auf kein empirisches Faktum (psychologisch, biologisch, medizinisch) reduziert werden. Diese Würde kann ein Mensch niemals dadurch verlieren, dass er sich würdelos verhält.

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amisette  03.11.2011, 16:26
@konver

nun nicht ganz. ich bin der meinung, man kann die menschenwürde nicht verlieren, sehr wohl aber das recht, ein mitglied der gesellschaft zu sein. das sind ja zwei verschiedene dinge.

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konver  03.11.2011, 23:03
@amisette

Auch Gefängnis/Psychiatrieinsassen dürfen wählen. Es gibt kein Recht (zumindest keine positive Rechtsnorm), die Menschen das Recht nimmt Mitglied der Gesellschaft zu sein.

Viele etablierte Gruppen versuchen Außenseiter aus der Gesellschaft auszugrenzen. Der Zusammenhalt in den etablierten Gruppen ist immer größer als in den Außenseitergruppen. Aus dem größeren Zusammenhalt (hervorgerufen durch: Angst vor sozialem Abstieg/ allgemeine Gruppenmeinung: wer sich mit den Außenseitern einlässt verliert das Vertrauen) resultiert eine ungleiche Machtbalance. Sie führt schließlich zur Stigmatisierung der Außenseiter. Die Außenseiter erleiden und internalisiern ihre Ausgrenzung, indem sie ein geringes Selbstwertgefühl/ geringe Selbstachtung entwickeln.

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amisette  03.11.2011, 23:41
@konver

ich gebe dir vollkommen recht und möchte noch erwähnen, dass ich die ausgrenzung aus der gesellschaft auch nicht auf rechtlicher ebene gemeint habe.

aber wenn man z.b einen pädophilen nimmt, dann wird er von der gesellschaft sicher nicht als gleichwertiges mitglied aufgenommen, sondern nach möglichkeit ausgestossen und abgegrenzt.

nach wikipedia bezeichnet der begriff würde ja die eigenschaft, eine seinsbestimmung zu besitzen. auf die gesellschaft bezogen würde ich das so interpretieren, dass der mensch ein recht dazu hat, mitglied der gesellschaft zu sein. allerdings muss er sich das meiner meinung nach erst verdienen und bekommt diese würde durch den respekt und die anerkennung der anderen gesellschaftsmitglieder. wenn sie der person diesen respekt etc nicht mehr zollen, verschwindet auch das recht mitglied der gesellschaft zu sein.

ich weiss nicht genau, ob das was ich meine auch verständlich rüberkommt...ich musste deinen text ein paar mal durchlesen, bis ich ihn verstanden habe^^ schätzungsweise bist du einige jahre älter als ich.

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konver  04.11.2011, 18:20
@amisette

Die Würde, die einer bestimmten Person zuerkannt wird ist etwas anderes als die Würde, die jeder unveräußerlich in sich trägt.

Zur ersten Art der Würde: Die Art von Würde (ich nenne sie „Würde A“), die nicht notwendigerweise jedem Menschen zuerkannt wird (z.B. ein öffentliches Amt, eine hohe Position in der sozialen Hierarchie) zeichnet sich dadurch aus, dass nur einige Menschen sie in unterschiedlichem Maße besitzen. In diesem Zusammenhang gibt es Würdeabstufungen (manche Menschen haben sie, manche nicht, manche ein bisschen davon), aber eine universelle menschliche Würde ist hier nicht gemeint. Man kann diese Art von Würde im Laufe des Lebens erwerben und wieder verlieren, im Allgemeinen muss man sie sich durch Leistung verdienen.

Zur zweiten Art: Die Würde (ich nenne sie „Würde B“), die jedem Menschen unveräußerlich anhaftet, ist gemeint, wenn es im Grundgesetz heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Oder, wenn die Präambel der UN-Menschrechtsdeklaration davon spricht, dass „die allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde“ Grundlage der Freiheit ist. Diese Art der Würde kann nicht verloren oder wiedergewonnen werden, sie ist nicht an Bedingungen geknüpft, sondern wird unbedingt zugeschrieben. Sie kann nicht gesteigert oder abgeschwächt werden.

Der Respekt für „Würde A“ bezieht sich auf bestimmte Eigenschaften einer Person. Der Respekt für „Würde B“ beruht auf der Achtung für alle Menschen, das heißt, alle Menschen sind gleich in ihren Rechten. Sie achten sich als Gleiche unter Gleichen. Das ist die Grundlage.

Kein Mensch hat das Recht, freiwillig auf sein Recht zu verzichten als Gleicher unter Gleichen behandelt zu werden. Jemand, der sich zum Sklaven anderer macht (der also auf sein universelles Recht als Gleicher unter Gleichen behandelt zu werden verzichtet) verletzt die Pflicht gegen sich selbst, nämlich: sich selbst zu achten.

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konver  04.11.2011, 18:24
@konver

Bestimmt bin ich etwas älter, aber in diesem Zusammenhang ist das meiner Meinung nach nicht so wichtig.

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amisette  04.11.2011, 21:37
@konver

nee das alter ist nicht wichtig, ist mir nur aufgefallen, da ich texte von gleichaltrigen normalerweise nicht mit konzentration durchlesen muss, um sie zu verstehen. was den text selber betrifft: ich habe in etwa dasselbe gedacht, konnte es aber (anscheinend) nicht ausdrücken. also danke für die detailierte erklärung!

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konver  04.11.2011, 22:24
@amisette

Ich hätte vielleicht doch etwas einfacher schreiben sollen.

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amisette  04.11.2011, 22:33
@konver

ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht verstanden habe. es hatte vielleicht einige fremdwörter drin, aber ich weiss wie man googelt...

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konver  05.11.2011, 14:52
@amisette

Die Würde des Menschen in untrennbar mit ihm verbunden. Sie gründet darin, dass jeder Mensch das Recht hat ein selbstbestimmtes (autonomes) Leben zu führen. Wenn ich ein Recht auf Leben habe, dann haben die anderen Menschen die Pflicht dieses Recht zu respektieren. Genauso wichtig ist es, dass ich gegenüber mir selbst die Pflicht habe nichts zu tun, was mein Recht beeinträchtigen könnte. Moralische Begründungen, egal welcher Art, gründen immer in dem Satz: "Ich achte mich". (Im Englischen gibt es die Ausdrücke: "I" und "me".)

Niemand ist gezwungen sich die Idee, dass alle Menschen gleich sind zu eigen zu machen, aber wenn man das tut - und es gibt gute Gründe das zu tun - dann würde man sich selbst wiedersprechen (es wäre falsche Toleranz), wenn man sagen würde: "Ich glaube zwar, dass alle Menschen gleich sind, aber wenn du glaubst, dass alle Menschen nicht gleich sind, dann ist mir das auch Recht." Wenn alle Menschen das Recht auf Gleichheit haben, dann gibt es kein Recht darauf, freiwillig auf das Recht auf Gleichheit zu verzichten. In dem Recht, das ich habe, ist die Pflicht gegen mich selbst (nämlich mich selbst zu achten) bereits enthalten.

Selbstachtung kann nicht ergoogelt werden, weil jeder vor sich selbst seine handlung beründen muss.

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