Kann man schwul ein "normales" Leben führen?
Hey,
ich habe mich hier neu angemeldet weil ich ein Problem habe, dass mir inzwischen doch zu schaffen macht und ich niemanden in meinem Umfeld habe mit dem ich darüber sprechen könnte.
Erstmal vielleicht zu mir, ich bin männlich, 16 jahre alt, gehe noch zur Schule, bin eigentlich recht introvertiert, kann aber bei Freunden auch total extrovertiert wirken. Ich bin ziemlich unsicher auch wenn ich mich selbst eigentlich ganz gut leiden kann. Ich glaube als ich 12 war habe ich mich das erste mal so ein wenig in einen Jungen verguckt und über die Jahre hinweg ist mir eigentlich immer klarer geworden, dass ich auf Jungs stehe. Für mich die einzige Frage war in den letzten Jahre eigentlich nur ob ich bi oder schwul bin, inzwischen weiß ich allerdings mit einiger Sicherheit, dass letzteres der Fall ist. Ich komme aus einer recht ländlichen Gegend, hier ist Homosexualität natürlich kein sehr präsentes Thema, aber eine wirklich stereotypische Ablehnung habe ich bisher nur bei einzelnen wenigen vernommen. Meine Familie ist, abgesehen von meiner Oma und einer weiteren Person, nicht homophob. Von meiner Mutter kamen schon blöde Sprüche, von meiner Tante hörte ich, dass "es komisch ist" aber ansonsten scheint niemand etwas gegen Schwule zu haben. In meinem Freundeskreis gibt es Witze über Schwule, aber die sind weder ernst gemeint noch sonderlich verletzend, trotzdem weiß ich, dass alle froh wären wenn keiner aus der Clique schwul ist.
Aber jetzt zu meinem Problem, ich weiß nicht mal ob es eine Frage ist und ob es hier her passt,, aber ich wusste nicht wo ich es sonst hätte posten können:
Ich bin eigentlich kein großer Fan von Outings, es geht niemanden etwas an auf wen oder was ich stehe, auf dem Land allerdings sehe ich mich fast gezwungen es irgendwann zu tun. Hier spricht sich zum einen alles sehr schnell rum und ich möchte ungern, dass sich meine Mutter vor den Kopf gestoßen füht, wenn sie nur über Gerüchte davon erfährt, zum anderen kann man hier ungeoutet niemanden kennenlernen, es gibt hier keine andere Möglichkeit als es irgendwie öffentlich zu machen und ich habe einfach so unglaubliche Angst davor. Ich will nicht auffallen, ich möchte "normal" sein, über Mädchen reden, mich nicht schämen müssen. Ich will irgendwann eine Frau, zwei Kinder, vielleicht einen Hund und ein gemütliches Leben. Das mag sich spießig anhören aber für mich klingt es ehrlich erfüllend. Mit einem Mann, adoptierten Kindern, den Blicken der Nachbarn, wie soll so ein Leben da möglich sein?
Ich befürchte, dass mein erwünschtes Lebensmodell an meiner Sexualität scheitert, damit komme ich immer weniger klar.
Dieser "Pride Month" hat mir jetzt endgültig den Rest gegeben, ich hasse mich noch mehr und ich denke noch mehr darüber nach. Ich frage mich inzwischen jeden Tag, habe ich überhaupt eine Chance auf ein glückliches Leben?
Danke fürs durchlesen :)
3 Antworten
Also wenn ich dich richtig verstehe, stehst du auf Jungs, möchtest dein Leben aber mit einer Frau verbringen. Ich weiss nicht, wie fest du dich über LGBTQ+ informiert hast, aber bestimmt weisst du, dass es bereits für alles, und ich meine wirklich ALLES ein Label gibt. Und wie du weisst, wird vielmals die Sexualität von der Romatik unterschieden. Das heisst, es könnte sein, dass du Homosexell (oder Bisexuell bist, je nach dem ob du dich zu Frauen ebenfalls hingezogen fühlst oder nicht) bist, jedoch Heteroromantisch (Oder biromantisch). Bist du jetzt Homosexuell und Heteroromatisch, heisst das lediglich, dass du dich nur körperlich zu Männer hingezogen fühlst, dir aber eine Beziehung nur mit einer Frau vorstellen kannst.
Das ist einer Möglichkeit, die dir vielleicht zuspricht. Ich kenne jedoch deine Sexualität nicht genau, dass musst du unter dir ausmachen, aber mach dir über dein zukünftiges Privatleben noch nicht zu viele Gedanken, denn 1. kommt es anders und 2. als man denkt ;)
Ich kann deine Angst schon nachvollziehen. Ich selbst bin auch schwul und habe mich zwar nie geoutet habe mich aber auch nie zurückgehalten meine Sexualität auszuleben. Mir war sehr früh klar das ich auf Männer stehe. Um das Thema Outing nochmal aufzugreifen denke ich persönlich nicht das es zwingend nötig ist, da ein Hetero auch nicht in den Raum kommt und seine sexuellen Präferenzen auf den Tisch legt. In der heutigen Zeit ist es auch nicht nötig sich zu outen nur um jemanden kennenzulernen. Dafür gibt es Gott sei gedankt tausend Apps die bestimmt 98% aller schwulen Männer. ;) Auch dein angestrebtes Lebensmodel stellt gar kein Problem dar. Ich kenne viele Paare die Kinder haben. Sei es jetzt adoptiert oder eben Regenbogenfamilien. Ich komme auch aus einer eher ländlichen Gegend und hatte das Glück das ich nie Probleme hatte bezüglich meiner Sexualität. Bin aber auch schon immer sehr frech gewesen und konnte mich schon immer in allen Formen zur wehr setzen. Beruflich bin ich Soldat und auch hier habe ich es nie versteckt aber bin auch nicht damit hausieren gegangen. Sogar wenn ich was erzählt habe haben alle gedacht ich mach nen Scherz. Genug von mir. Mach dir keine Sorgen, leb dich aus und lass dir von anderen Menschen (egal wer und dazu gehören auch dein Eltern) erzählen wie du dein Leben zu leben hast. Es gehört dir. Dein Leben, dein Glück. Besorg dir Apps und lerne Jungs in deinem Alter kennen. Wer weiss schon was die Zukunft bringt. Eine grössere Stadt vielleicht und und und alles geht nichts muss. In diesem Sinne, hau rein. schreib mir wenn du Lust hast dich auszukotzen.
Du kannst dieses Leben haben. Kein normaler Nachbar wird dich blöd anschauen, ich kenne viele Homosexuelle die spießig und glücklich sind, mache dich doch selbst nicht runter