Kann man Metrum auch durch Komma und Punkt also Satzzeichen erkennen?
Hi Leute :) Ich schreibe bald eine Deutscharbeit über Gedichtinterpretation und natürlich gehört da auch Metrum dazu.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich am besten auf den Metrum komme. Durch laut vor mir her sprechen kann ich das nicht, das würde sich genauso falsch ergeben, wie in meinem Kopf :D Also kam ich auf die Idee, wie in meinem Titel:
Metrum durch Satzzeichen erkennen! Denn bei einem Komma spricht man ja hoch und bei einem Punkt eher tief. Und wenn das dann mit den Jambus, Daktylus, Anapäst, usw. hinkäme zu den Punkt und Komma oder Ausrufezeichen wäre das dann auch richtig?
Mal ein Beispiel: (fett gedruckt betont normale Schrift unbetont)
Ich will dich nicht mehr wie der sehen, (Jambus) deshalb werde ich jetzt auch geh'n. (Jambus)
Ich bin mir mit dem ganzen noch nicht so sicher. Wenn ich nach Punkt und Komma gehe und mit den letzten Silben würde mir es dann leichter fallen nach dem zu gehen, was sich besser anhört.
Wäre das überhaupt richtig, wie ich das mit betont und unbetont gemacht habe oder ist das dann eher anderes Metrum. Ihr dürft gerne korrigieren und sagen, dass das andere besser wäre. Bloß könnte ich auch Komma und Punkt zu Hilfe nehmen?
Mit freundlichen Grüßen
3 Antworten
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"sehen" ist ein zweisilbiges Wort. Da geht also dein Vorschlag nicht auf.
Im Normalfall würde ich sehen auf der ersten Silbe betonen und die zweite unbetont.
Bei der Bestimmung des Metrums halte ich immer Ausschau nach mehrsilbigen Wörtern und bestimme dort die typische Betonung. Einsilbige Wörter werden entsprechend angepasst, wie es passen würde. Denn einsilbige wörter können sowohl betont, als auch unbetont sein.
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Nein, natürlich nicht :D
Die Betonung wird ja nicht wortweise gerechnet.
Wenn ein Rhythmus aus durchgehend (Ausnahmen kann es geben) betont, unbetont, betont, unbetont ... ist es ein Trochhäus, uninteressant wie die Betonung auf Wörter verteilt ist.
Anapäst kannst du etwas ausklammern, so eine Betonung ist in deutschen Gedichten schwer bis gar nicht möglich. Im Deutschen neigen wir dazu, die erste Silbe zu betonen.
Ausnahmen sind Wörter, die aus anderen Sprachen entlehnt sind (in der Regel aus dem Lateinischen oder Griechischen). Zum Beispiel Fen-ster hat die Betonung auf der letzten Silbe. Im Deutschen selten.
Deswegen bestimme ich erst die mehrsilbigen Wörter, weil da die Betonung eigentlich festgeschrieben ist. Die anderen passen sich an.
selten, dass ich ein gesamtes Gedicht bestimme. Ich fange mit der ersten Strophe an. dann ergibt sich schon eine Tendenz. Um meine Vermutung zu bestätigen, schaue ich immer noch stichprobenartig etwas weiter.
In einer Arbeit empfehle ich es aber, sich alles genau anzuschauen. Wie schon angedeutet, kann es ja auch passieren, dass das Metrum irgendwo bricht. Dann hast du ein gesamtes Gedicht z.B. im Jambus und an einer Stelle geht es nicht auf, weil zwei Betonungen folgen. Das muss man auch erkennen. Dann ist das Gedicht trotzdem im Jambus und der Metrumbruch ein Stilmittel, um etwas zu betonen.
Das Metrum kann auch versübergreifend sein. Manchmal fängt dir mit jedem neuen Vers auch das selbe Muster an, manchmal ist es einfach fortlaufend.
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Ach so okay danke hast mir echt weitergeholfen :)
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Die Tonhöhe hat eigentlich nichts mit dem Metrum zu tun. Das Metrum betrifft nur die Betonung.
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Das wird doch meist betont, das letzte Wort vor dem Komma.
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In deinem Satz "Natürlich, das meine ich ja" wäre die Betonung: -x-, -x- - x.
Auf den Silben "tür", "mei" und "ja". Direkt vor dem Komma ist aber das unbetonte "lich".
In deinem Satz "das wird doch meist betont," ist die Silbe "tont" betont.
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einfache Antwort: nein. Satzzeichen sagen nichts über das Metrum aus. Hier ist die einzige systematische Anleitung zur Bestimmung des Metrums, die ich kenne:
In 6 Minuten weißt du, wie es geht.
Heißt also, wenn ich dreisilbige oder mehrsilbige Wörter im Gedicht habe, könnten es nur noch entweder Daktylus oder Anapäst sein?
Dennoch: Je Vers, Strophe oder ganzes Gedicht?