Kann man den Unterschied von einem Hertz hören?
Hallo,
Ich bin über den Begriff des "Kammertons" gestolpert und habe gelesen, dass dieser international bei 440 Hz liegt, in Deutschland aber bei 443 Hz, woanders mal bei 444 Hz oder 442 Hz.
Und da frage ich mich wie man bitte den Unterschied hört. Ich habe versucht einen Unterschied raus zu hören, aber für mich klingt das gleich. Und kann man überhaupt so genau hören? Und lässt es den Klang des Orchesters wirklich anders klingen, wenn man ein Hz höher spielt?
5 Antworten
Eine spannende Frage! Kurz gesagt, bei tiefen Frequenzen eher ja, bei höheren eher nein und bei vierstelligen Frequenzen auf keinen Fall. Ein Hertz ist in einer tiefen Lage ein größerer Tonabstand, bei höheren Frequenzen nur ein Mikrointervall.
Zwischen 32 (extrem tief) und 64 Hertz entspricht ein Hertz in etwa dem Intervall eines Halbtones bis Dritteltones. In der nächsthöheren Oktave bis 128 Hertz verringert sich der Abstand jeweils um den Faktor zwei. Im höheren dreistelligen Frequenzbereich fangen die meisten Menschen an, keinen Unterschied mehr wahrzunehmen.
Du kannst es auf einem Gratisprogramm wie Audacity selbst ausprobieren: Unter dem Menü [Erzeugen]-->[Klang] kannst Du beliebig Frequenzen erstellen und Dir anhören. In der tiefen Lage kannst Du auch die Sägezahn-Kurve statt einer Sinuskurve wählen. So hörst Du die Unterschiede evtl. besser: Zwischen 64 Hz und 65 Hz wirst Du sicher noch einen kleinen Unterschied wahrnehmen können, zwischen 512 Hz und 513 Hz beträgt das Intervall nur noch ein Achtel davon: Der Tonabstand zwischen 64 Hz und 65 Hz entspricht immerhin dem Abstand zwischen 512 Hz und 520 Hz.
In der Kammerton-Stimmung bemerkt man den Unterschied geringfügig. Früher gingen die Kammertöne teils stark auseinander. Er ist aber auch oft ein psychologischer Faktor.
dass dieser international bei 440 Hz liegt, in Deutschland aber bei 443 Hz, woanders mal bei 444 Hz oder 442 Hz.
Na jaaa so ungefähr.
In Deutschland gelten eigentlich auch 440 als Norm, in der Popmusik und im Jazz macht man das auch gern so, aber in der Klassik ist es so dass so 442 443 eher normal sind und manche Orchester stimmen gern auch höher.
Allerdings kannst du natürlich jederzeit deine Instrumente stimmen oder bauen wie du willst.
Du kannst zum Beispiel hier ein paar Blockflöten in 521 (!!!!) Hertz kaufen http://www.guido-m-klemisch.de/english/floeten/CO_2-Frame.HTM , oder Barockgruppen spielen gern in 392, 415 oder 466 je nach Verortung und Zeit der Musik die sie spielen, manche Esoteriker stimmen in 432, ich persönlich stimme bei heißen Freiluftauftritten auf 448.... manchmal sind Instrumente scheiße gestimmt, ich habe zwei Flöten die einfach nicht über 437 hinaus kommen, was im Grunde ein Fabrikationsfehler ist... usw. usw. usf.
Und da frage ich mich wie man bitte den Unterschied hört.
Den hört man mit einem guten relativen Gehör schon. Wenn man die Töne nacheinander erklingen lässt oder wenn gleichzeitig 2 Leute in 440 und 442 spielen... das merkt man. Es sei denn, sie würden den Abstand mechanisch beibehalten- wie bei 2 Registern eines Akkordeons vielleicht, dann kann es einem entgehen, aber wenn das nicht der Fall ist werden die manchmal im Verlauf des Spielens größere Fehler machen in Richtung der Abweichung, und dann hat man schnell raus dass einer zu tief und der andere höher ist.
Ich habe versucht einen Unterschied raus zu hören, aber für mich klingt das gleich.
Ja. Übungssache.
Und kann man überhaupt so genau hören?
Und kann man überhaupt so genau hören?
Ja
Und lässt es den Klang des Orchesters wirklich anders klingen, wenn man ein Hz höher spielt?
Nein, kaum. Das hört keine Sau. Aber verschiedene Stimmtöne gleichzeitig geht gar nicht. Das klingt Amateurhaft und die Musiker würden sich alle Mühe geben das sowieso auszugleichen.
Die höheren Stimmtöne 442 443 vs 440 machen einfach eine kleine Spur lauter. Va. bei Saiteninstrumenten. Das will man damit erreichen.
Ich find das aber unnötig wie nur etwas.
PS
Was heftig gegen diese Feinschmeckerei "meh, wir machen keine 440, wir machen 443 444" spricht, ist dass früher (also im 17. Jahrhundert und auch zt. noch bis ins 19.) alles mögliche an Stimmtönen unterwegs war, von 370 bis 570 rum, ein riesiges Feld. Die großen barocken Orchester waren viel tiefer als heute, um 400 oft, und die romantischen oft etwas höher.
Ein Musiker oder auch Klavierstimmer hat ein geschultes Gehör und kann einen Unterschied von 1 Hz bei 440 Hz durchaus hören. Bei 30 Hz ist der relative Unterschied natürlich viel größer als bei 1000 Hz oder bei 12 000 Hz.
Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn gleichzeitig mit einer Stimmgabel der Kammerton a' 440 Hz klingt. Dann hört man, wie der Klang lauter und leiser wird. Die Wellen der beiden Töne überlagern sich und löschen sich zeitweise aus und verstärken sich gegenseitig, je nach Phasenlage der beiden Töne.
Nur wenn beide Töne auf exakt der gleichen Frequenz schwingen, hört man keine Lautstärkeschwankungen; man sagt, die Töne sind «in Schwebung». So werden Musikinstrumente gestimmt.
Ja der Unterschied ist bemerkbar. 442 Herz ist mitlerweile die gängige Konzertstimmung, da es heller und heuzutage passender ist.
Ich denke selbst ein Tonmeister oder ein Konzertpianist wird seine Probleme haben, den Unterschied zu merken.