Kann man auf dem Gymnasium mit LRS und als Migrantenkind erfolgreich sein?

3 Antworten

Wenn das Gymnasium empfohlen wird und das Kind das auch gerne möchte, sollte es unbedingt aufs Gymnasium gehen. Die Lücke im Wortschatz wird sehr schnell aufgeholt, wenn das Kind Bücher liest - das hilft teils auch mit der LRS weiter, wobei man hier auch ganz gezielt fördern kann. Meine Cousine, die LRS hat (übrigens auch Migrantenkind, allerdings stark gefördert), ging auch aufs Gymnasium und hat entsprechende Hilfen bekommen. Zum Beispiel zählten Rechtschreibfehler bei ihr etwas weniger. Bis zur Oberstufe gibt es da gewisse Unterstützungen für Lernende mit einer nachgewiesenen Legasthenie, macht euch da mal schlau, wie es in eurem Bundesland ist.

Und die meisten Fächer werden von der LRS sowieso nicht beeinflusst: In Mathe, Naturwissenschaften und auch Gesellschaftswissenschaften stört das nicht weiter. Auf die Realschule kann man später immer noch gehen, wenn es nicht klappt. Hierbei ist es einfach wichtig, dass das Kind sich keinen Druck macht und auch die Familie keinen Druck von außen macht, dass das Kind sofort gut sein muss - es gibt eben eine Lernkurve.


OFINKA 
Beitragsersteller
 30.01.2023, 11:16

Es ist gut zu wissen, das jemand das Gymnasium mit LRS und Migrationsgeschichte geschafft hat.

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ilovehermine  30.01.2023, 11:32
@OFINKA

Viele haben es geschafft. Kommt doch ganz aufs Gymnasium, das Kind, die Lehrkräfte, das Umfeld etc. an.

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Also dass solche Sachen am Gymnasium prinzipiell nicht eingehalten werden, denke ich nicht. Bei mir in der Klasse gab es in der Mittelstufe auch einen Jungen mit LRS, der hat auf jeden Fall in Deutsch teilweise Extraaufgaben bekommen und auch Extrazeit (was genau weiß ich nicht, ich war ja selbst Kind). Vermutlich kommt es dabei auf Lehrer und Schule an.

Habt ihr euch mal mit der Grundschullehrerin unterhalten? Vielleicht hat sie Erfahrungen wie es bei früheren Schülern lief, und weiß welche Gymnasien dabei gut sind. Oder man unterhält sich im Vorfeld mit den in Frage kommenden Gymnasien und fragt, wie die Förderungsmaßnahmen aussehen (insofern es bei euch in der Gegend verschiedene Gymnasien gibt).

Wenn das Gymnasium empfohlen ist und das Kind gerne dahin will, würde ich es aufs Gymnasium gehenlassen. Wechseln kann man auch später, wenn es doch nicht funktioniert.


OFINKA 
Beitragsersteller
 30.01.2023, 11:13

Ich habe mich bei einer Familie mit einem Kind mit LRS erkundigt. Die haben gesagt, dass der Nachteilausgleich rein formal ist, nur in Deutsch gibt es keine gewöhnlichen Diktate. Aber Englisch, Französisch, da wird keine Rücksicht genommen, dass da auch Rechtschreibfehler gemacht werden. Da sind die Vokabeltests auch immer schriftlich. Auch in den anderen Fächern wird alles schriftlich geprüft und es wird kein Audiomaterial zur Verfügung gestellt. Dann müssen die Eltern zu Hause alles laut vorlesen, wenn das Kind was lernen soll, sonst dauert es dem Kind zu lange, wenn es selber ließt.

Wie gesagt, wir sind Migranten, und ich habe keine Ahnung was eine Realschule ist, das kann mein Kind daher auch nicht wissen. Aber ich denke, es entspricht vielleicht der Handelsschule oder der Technischen Schule in meinem Heimatland und in dem Fall hätte ich kein Bedenken sie dahinzuschicken. Nur bei den Bekannten höre ich Sätze wie: Ich würde mich schämen, wenn mein Kind auf die Realschule geht, ich habe den Eindruck, das mit der Realschule viele Vorurteile verbunden sind. Daher habe ich etwas Bedenken...

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steineinhorn  30.01.2023, 11:33
@OFINKA

Auf diese Schule würde ich dann schonmal nicht gehen. Aber das heißt ja nicht, dass es überall so ist.

Eine Realschule ist prinzipiell nichts Schlechtes. Im Vergleich zum Gymnasium sind die Anforderungen geringer, der Unterricht geht langsamer und ist tendenziell praxisbezogener. Der Realschulabschluss ist Voraussetzung für viele Ausbildungen, nur Studieren kann man nicht ohne weiteres (wenn man das möchte, gibt es aber auch nach dem Realschulabschluss noch Möglichkeiten dazu, und mann kann auch nach dem Realschulabshluss noch Abitur machen). Ja, es gibt Vorurteile gegen Realschulen, die sind aber nicht unbedingt gerechtfertigt.

Wenn dein Kind gut in der Schule ist kann es genausogut sein, dass es sich an der Realschule unterfordert fühlt, das ist auch nicht unbedingt gut für die psychische Gesundheit. Muss aber nicht sein.

Ich denke man kann vorher nicht sicher sagen, welche Schule letztendlich die richtige ist. Man kann immer Pech mit der Klasse oder den Lehrern haben. Ich würde mich vorher über die Schule informieren, an Tagen der offenen Tür mit Lehrern sprechen und besonders nach der LRS-Förderung fragen. Wenn es da vernünftige Antworten gibt, kann auch ein Gymnasium die richtige Wahl sein.

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Kommt wahrscheinlich auf das Gymnasium an. Abraten würde ich auf jeden Fall von Gymnasien, die den Ruf haben, eine "Eliteschule" zu sein.

Dort wurde ich als Kind mit IQ 115, ohne LRS und ohne Migrationshintergrund bis aufs Blut gemobbt, bloß weil meine Eltern einen "normalen" Beruf hatten und keine Ärzte, Richter, Anwälte oder Architekten waren.


OFINKA 
Beitragsersteller
 30.01.2023, 11:25

Hattest du damals den Eindruck, dass dort Kinder mit "Eliteltern" von den Lehrern bevorzugt werden?

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frostfeuer85  30.01.2023, 11:27
@OFINKA

Ja, aber nicht einfach deshalb, weil die Eltern diese Berufe hatten, sondern weil die reichen Eltern den Lehrern großzügige Geschenke (z.B. teuren Wein oder Körbe mit Gourmet-Spezialitäten) und der Schule Spenden zukommen ließen. Das hat sich dann in der Benotung der Kinder widergespiegelt. Außerdem waren die reichen Eltern aktiver im Elternverein, organisierten Veranstaltungen mit, usw.

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