Kann Kälte "entstehen"?

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Zunächst mal hast du völlig Recht mit deiner Argumentation. Kälte in dem Sinne, dass es etwas ist, das zu- oder abgeführt werden kann analog der Wärme gibt es nicht.

Dennoch wird der Begriff "Kälte" in der Thermodynamik benutzt und bezeichnet Temperaturen unterhalb der Umgebungstemperatur. Kälteerzeugung meint, dass dem System so viel Wärme entzogen wird, dass die innere Temperatur unter die Umgebungstemperatur sinkt.

Zur Kälteerzeugung wird gekühlt. Kühlen ist das Gegenteil von Heizen und meint, es wird Wärme entzogen und nicht zugeführt.

Quelle: H. D. Baehr, "Thermodynamik", Kapitel 7: "Thermodynamik der Kälteerzeugung". Das ist das Standardwerk für die klassische Thermodynamik schlechthin und gehört zu den Primärquellen.

Der Unterschied ist also der: Wärme ist ein reales physikalisches Objekt. Kälte ist ein menschliches Konstrukt, ein Begriff, um sich physikalische Vorgänge besser vorstellen zu können, aber sie ist kein reales physikalisches Objekt.


Hamburger02  16.06.2015, 23:52

Danke für den Stern.

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Wärme ist nur, wenn die entsprechenden Atome sich schnell um bewegen. Kälte ist somit nur das, wenn sie die Atome langsamer bewegen. Prallen sie z.B. an ein anderes Atom, gibt das eine die kinetische Energie an das andere weiter und wird so langsamer. Das eine Atom hat somit mehr Energie und ist damit umgangssprachlich wärmer und das andere, das die Energie abgegeben hat ist somit kälter.

Kälte ist somit der Mangel der kinetischen Energie bei Atomen unter einem definierten Punkt (z.B. 20 Grad Celcius) aus gesehen. Absolute Kälte (Kälte in dem Sinne) währe erst bei -273,15 Grad Celcius oder eben bei 0 Grad Kelvin erreicht.

Kälte ist nicht die Abwesenheit von Wärme sondern alles ist Wärme, was oberhalb des absoluten Nullpunkts liegt. Du vermischt hier die subjektive Einteilung der Wärme mit der Definition.

Wärme ist die entstehende Wärmeenergie und die wird nun mal physikalisch gesehen von allem abgestrahlt, wo sich auf atomarer Ebene noch etwas bewegt.

Warm und kalt sind Empfindungen und keine physikalischen Größen.

Die Alltagssprache ist recht ungenau, denn physikalisch unterscheidet man zwischen Wärme und Temperatur.

Wärme ist eine Form von Energie, die z.B. durch Reibung aus Bewegungsenergie entstehen kann oder in Form von Wärmestrahlung abgegeben wird.

Temperatur ist eine Zustandsgröße, ein Körper hat eine bestimmte Temperatur.

Natürlich hängen die Großen zusammen, Wärmezufuhr führt meist zu einer Temperaturerhöhung, und umgekehrt. Am Schmelzpunkt von Eis ist dies aber nicht der Fall, da wird Wärmeenergie nur zum Schmelzen "benutzt", oder beim Gefrieren frei.

Auf den Hintergrund, was Temperatur ist, will ich gar nicht eingehen. Sondern darauf, dass es eben keine "Kälte" gbt, sondern tiefe (=kalte) Temperaturen. Um die zu erreichen, muss man dem Körper Wärme(energie) entziehen.