Kann Achtsamkeitsmeditation auch keinen Nutzen haben?

spiritualbeing  20.05.2021, 10:22

Hast du Netflix?

Tom8844 
Beitragsersteller
 20.05.2021, 10:26

Nein, weiß gar nicht genau was das ist ...

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Mit dem Musikhören wirst du feststellen, dass es in puncto "Entwicklung" nicht weiterbringt. Das kann es auch nicht, weil es eine Flucht in einen Sinnesgenuss ist. Du weißt etwas über Buddhismus. Also kennst du auch die Beschränkungen der Sinnesgenüsse.

Die menschliche Psyche ist so konstruiert, dass man von Achtsamkeit geprägte Kontakte braucht, um sich selbst kennen zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Es lässt sich nicht alles durch Meditieren aus sich selbst heraus entwickeln. Man braucht ein Gegenüber.
Auch manche Dharmalehrer (z. B. Jack Kornfield und andere) haben eine Psychotherapie gebraucht, um ihre inneren Konflikte aufzulösen. Jack schreibt davon offen in seinen Büchern, dass er mit Meditieren bald an die Grenzen der Möglichkeiten gestoßen war, die er so nicht auflösen konnte.
Ich will damit nicht sagen, dass du auch eine Therapie brauchst, aber eine gleichwertige Beziehung zu einem anderen Menschen, auf den du dich einlässt. Das kann z. B. auch ein guter Dharmalehrer sein dem du vertraust. Aber für Persönlichkeitsentwicklung braucht jeder einen intensiven persönlichen Kontakt mit direkten Gesprächen.

Von Experte Buddhismus bestätigt

Vorab ein kleiner Scherz: Nichts ist nutzlos - es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.😉

Was ist eigentlich deine Erwartung und Vorstellung von Meditation, was soll sie dir bringen?

Es gibt auf dem spirituellen/religiösen Jahrmarkt zahllose "Meditationsarten" unterschiedlichster Art. Für mich z. B. ist Achtsamkeit eigentlich gar keine Meditation sondern ein Zustand.

Als Buddhist wirst du ja den berühmten "Achtfachen Pfad" kennen - da kommt Meditation in der Stufenfolge erst ziemlich spät ins Spiel.

Erst kommt Einsicht, persönliches Verhalten, Lebensführung. Und hier ist auch das lohnende Einsatzgebiet für erste einfache Meditationen. Man beschäftigt sich im Geist mit dem vorher Gelernten, überprüft es mit eigenen und fremden Erfahrungen, stellt Verbindungen her usw.

Auf diese Weise fällt es wesentlich weniger schwer, in einem größeren Rahmen beim Thema zu bleiben als wenn man sich meditationswütig fremde Ziele setzt.

Also laß die Achtsamkeitsmeditation vorerst beiseite - sie ist kein Selbstzweck.

Wenn dich anderweitige spezielle Meditationsübungen interessieren spricht in den überwiegendsten Fällen absolut nichts dagegen daß du sie praktizierst, nur eben nicht verbissen und krampfartig verfolgen wenn es nichts als Enttäuschung bringt.

Dass Schwierigkeiten beim Meditieren auftreten ist völlig normal. Deshalb ist es wichtig, nicht nur alleine zu meditieren, sondern Schwierigkeiten und Fragen dazu mit einem ausgebildeten Lehrer/in zu besprechen. Die Fragen jetzt hier bei gf zu stellen, ist zwar besser als gar nicht fragen, aber kein vollwertiger Ersatz für eine Beratung durch einen Lehrer, der (oder die) dich kennt.
Aus deinen Kommentaren vermute ich, dass du beim Meditieren Gedanken und Emotionen als störend bewertest, sie nicht haben willst und dich dadurch anspannst. Wenn es so ist, dann wäre das unrechte Achtsamkeit.
Ich empfehle in dem Fall folgendes Video von einem Psychologen und Meditationslehrer > Meditation: Der Weg zum JETZT


Tom8844 
Beitragsersteller
 20.05.2021, 23:18

Nein, ich finde nur das ins Jetzt gehen anstrengend. Die Gedanken und Emotionen gehören ja zu diesem Moment dazu.

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Reigel  21.05.2021, 15:50
@Tom8844

Anstrengung gibt es nur wo Widerstand ist. Gibt es auch Widerstand dagegen, sich das Video anzuschauen?

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Jeder Meditierende kennt wohl den Punkt, an dem wir uns fragen, was das alles bringt. Vergeuden wir etwa nur unsere Zeit? Gibt es noch Einsichten, Erlangungen, die wir realisieren sollten? Oder muss ich etwas anderes tun, damit ich mein Ziel erreiche? Was hindert mich, wovon möchte ich nichts wissen, womit will ich nichts zu tun haben?

Das ist dukkha, leidvoll, unvollkommen, das Riesenrad Samsara dreht sich und unsere Aussicht ändert sich von mal zu mal. War unser Ziel nicht auszusteigen? Statt dessen lehnen wir uns zurück, genießen die Fahrt wenn wir oben sind und schielen gleichzeitig schon wieder angstvoll nach unten.

In der Achtsamkeitsmeditation wollen wir genau beobachten. Aber wer beobachtet? Das ist dieses "ich", unzufrieden, voller Verblendung, Wünsche und Abneigungen. Dann entsteht die Frage, was kann ICH tun, damit ICH etwas erreiche? ICH möchte das alles nicht mehr, ICH könnte abgetrennt von allem Erlangung erfahren, wenn die Umstände mich nicht hindern würden.

Nur sind die Umstände und Hindernisse ein Spiegel unseres Geistes, aus dem durch Unwissen über die wahre Natur der Phänomene eben genau diese Dinge entstehen, leer und substanzlos wie ein Spiegelbild.

Eine freundlichere Art, die Dinge zu betrachten liegt darin, unsere Hindernisse oder gar Feinde als unsere Lehrer anzunehmen. Im Tantra gehen wir sogar darüber hinaus: alles, was sich uns darbietet, ist eine gütige, mitfühlende Ausstrahlung von Chenrezig/Avalokiteshvara, dem Samboghakaya Buddha Aspekt, der auf subtiler geistiger Ebene wirkt.

Jedes Ereignis führt uns zum Erwachen, jeder Tritt in den Hintern wird uns aufrütteln, bis wir unseren Dämonen aus genau diesem Mitgefühl heraus unser Ego als Speise darbieten. Dann bleibt nichts übrig, was den geistigen Strom teilt in hier und dort, ich und Du, die 10 Richtungen und die Zeiten. Das Empfinden von Leid hat aufgehört. Das Empfinden von Freude hat sich gewandelt, es ist Mitfreude, Mitgefühl, liebende Güte und grenzenloser Gleichmut geworden. Alles, was wir von da ab tun, ist auf das Wohl und die Befreiung unserer Mitwesen bedacht. Wir selber sind Chenrezig geworden, was nur ein anderer Name für unsere verwirklichten Qualitäten ist.

Wenn die Meditation alleine nicht ausreicht, sollten wir uns fragen, was fehlt und warum wir uns immer noch quälen, obwohl wir uns so sehr bemühen. Vollkommenheit liegt eben nicht nur in der rechten Betrachtung und Konzentration.

Daher lehrte der Buddha uns die 6 befreienden Handlungen, die Paramitas, von denen Meditation lediglich EINE darstellt. Wenn wir in einer dieser Handlungen feststecken, könnten wir das mit karmischen Knoten oder Verhärtungen erklären. Zum Glück gibt es aber die weiteren fünf Methoden! Gerade durch dana, freimütiges Geben, lernen wir, Anhaftung zu durchtrennen. Somit sollte unsere Frage nicht lauten "wie kann ich Befreiung erlangen". Vielmehr sollten wir uns fragen "wie können wir den anderen helfen".

Ein kleiner link: http://buddhismus-schule.de/inhalte/paramitas.html


Tom8844 
Beitragsersteller
 20.05.2021, 14:43

Mir macht Achtsamkeitsmeditation einfach keinen Spaß mehr. Ich drehe gern das Radio an, hör Musik und hänge meinen Gedanken nach.

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Tom8844 
Beitragsersteller
 21.05.2021, 14:30
@mendrup

Ja, aber da lass ich mich halt dann von dem Gedankenfluss mitreißen. Sicher kann man auch das Radiohören als Meditationsobjekt wählen.

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Jetzt ist eine Sache ganz wichtig. Höre weiter auf so zu meditieren, wie du es im Augenblick tust. Denn viele Menschen, welche merken dass ihnen das Meditieren nichts bringt, machen es trotzdem weiter. Die Hoffnung dahinter ist, dass doch irgendwann mal etwas bringen könnte. Aber das wird nicht passieren. Eigentlich sollte man schon unmittelbar nach der Meditation einen Kurzzeiteffekt merken. Das ist dann das andere Extrem zu nach ein paar Minuten aufgeben.

Ich würde dir empfehlen Meditation nicht von YouTube oder von Büchern zu lernen. Gehe zu einem öffentlichen Meditationszentrum oder zu einer seriösen buddhistischen Gemeinschaft. Denn eine geführte Meditation mit einem realen gegenüber macht einen Welten Unterschied. Informiere dich auch vorher über diese Gemeinschaft, also so etwas wie Deutscher Diamantweg-Buddhismus, Neue Kadampa Tradition & Sokka Gakkai würde ich mich distanzieren. Außerhalb des religiösen Kontextes kann ich dir empfehlen auf MBSR (mindfulness-based-stress-reduction) in deiner Nähe zu googeln.

Ganz generell empfiehlt es sich zum Meditieren einen Plan zu schreiben. Also wie oft man täglich meditieren möchte & was man sich nach wie viel Tagen bzw Wochen davon erhofft. Du könntest beispielsweise schreiben, dass du jeden Tag zwei mal 30 Minuten meditieren möchtest. Dann schreibe auf, was du dir davon in vier Wochen erhoffen tust. Stellt sich nach dieser Zeit kein Effekt ein, dann verwerfen es.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Tom8844 
Beitragsersteller
 20.05.2021, 11:28

Ich hab schon in den Traditionen: Theravada, Zen, Vajrayana bei einem Lehrer meditiert. Ich denk mir eben auch, du solltest doch gleich einen Effekt haben (wenn auch nur einen kleinen) oder zumindest irgendwann. Mir hat das begreifen der Anatta-Lehre im Leben sehr geholfen. Deshalb bin ich zum Buddhismus konvertiert bzw. hab Zuflucht genommen.

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