Kaltblüter und Galopp: Wahrheit oder Vorurteil?

10 Antworten

Ich denk jetzt grad nur dran: warst Du schon mal auf einem Mittelaltermarkt mit Turnier?

Da sind auch nicht nur die agilen Flikhufe unterwegs.

Und da ich mal das vergnügen hatte, als Teenie zwischendurch ein Rückepferd reiten zu dürfen: der konnte. Nicht schnell, aber oho.

Man hatte das Gefühl,wenn er erstmal in Fahrt ist, hält uns nichts mehr auf und Armaggeddon begleitet uns.

(ansonsten zog er gemütlich und absolut zuverlässig seine Bäume durch den Wald.. ein echter Schatz)(ich weiss nicht mehr, welche Rasse, aber Stockmass war so, dass er mir- damals 1,65- riesig erschien)


Dahika  16.02.2018, 11:48

Nicht schnell, aber oho.

Und wie lange? 500 m, 1000 meter oder 10 km?

Können sie, sind schließlich auch Pferde und somit Fluchttiere.

Kommt halt immer auch darauf an, was man ihnen beibringt und wie man sie konditioniert und natürlich, wie sie gymnastiziert sind.

Dass das niemals so aussieht wie bei einem Warmblüter ist klar, aber man sollte sie nicht unterschätzen.

Ziehe ich heute einen Vergleich zwischen meinem Barockpinto und meiner Kalten, dann lässt sich feststellen, dass die Stute tatsächlich nur unwesentlich langsamer wenn nicht sogar gleich schnell ist, als der Barocke. Der Hengst kommt dank seiner mega Aktion in der Vorderhand nicht wirklich voran, dafür hat sie wesentlich mehr Ausdauer, klar sie hat auch eine ganz andere Muskulatur, als das "Freizeitpferd". Schnell reiten will ich auch nicht, dafür hätte ich definitiv die falschen Pferde ;-)

Uns stört´s nicht, dass wir immer Schlußlicht bei Wanderritten etc sind. Und: wenn wir schon nicht gewinnen, reiten wir wenigstens den Platz kaputt ;-)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung

Die gerittenen und trainierten Kaltblüter sind durchaus in der Lage zu galoppieren. Diejenigen, die nur auf irgendwelchen Weiden rumstehen und lediglich von Zeit zu Zeit mal eine Kutsche ziehen, mögen da unter Umständen konditionelle Schwierigkeiten haben. Doch ansonsten sind es ganz normale, halt schwerer gebaute Pferde, die ursprünglich für ganz bestimmte Zwecke gezüchtet wurden, wie dem ziehen von Kutschen oder Ackergerät, dem rücken von Bäumen oder als zu reitendes Schlachtross, etc.. Je nach körperlicher Eignung sind die "Kalten" mitunter erstaunlich wendig und haben sogar dressurmäßig oftmals mehr drauf, als ihnen landläufig zugetraut wird. Es kommt halt auf ihre Haltung, ihr Training und ihre körperlichen Vorraussetzungen an.


Dahika  16.02.2018, 11:45

Galoppieren können sie, fragt sich halt, wie lange. Du kannst keinen Kaltblüter für einen Distanzritt trainieren. Man kann es natürlich versuchen, aber es kommt nicht viel dabei heraus.

Ich finde, man sollte die jeweiligen Pferde für das nutzen, wofür sie gebaut sind. Man würde auch keinen Araber Baumstämme aus dem Wald ziehen lassen.

Dass sie auch Dressur gehen können, ist natürlich war. Ich habe mal einen Kaltblüter gesehen, der S-Dressur ging, wenn auch nicht auf Turnieren. Aber Dressur ist ja auch keine Ausdauersportart.

Sallyvita  16.02.2018, 11:56
@Dahika

Da hast Du absolut Recht. Stimmt absolut. Aber galoppieren können sie auf jeden Fall - wenn sie geritten und trainiert sind.

Wie man ein Pferd reiten kann - hängt meiner Meinung nach tatsächlich viel von der Ausbildung ab.

Natürlich wird man aus einem Kaltblut kein Distanzpferd machen können, das war aber ja wohl gar nicht die Frage ?!

Wenn ein Pferd aufgrund seiner Ausbildung rittig ist, warum soll es sich dann nicht in allen ihm zur Verfügung stehenden Gangarten (und da gehört beim Kaltblut der Galopp ja auch dazu) bewegen können? Ein Araber wird sich auch nicht nur aufgrund seiner Rasse "Araber" als Distanzpferd einsetzen lassen, sondern da gehört schon ein bisschen mehr als nur die Abstammung dazu. Ansonsten hat man wohl ganz schnell ein kaputtes Pferd. Eignung ja, aber es läuft dann nicht ohne Training auf solchen Distanzen.

Da in meinen Augen Kaltblüter ja oft bei Menschen landen, die ausbildungstechnisch nicht wirklich so viel drauf haben bzw. aufgrund des ruhigen Gemüts des Kaltblüters diese nicht für so wichtig halten, dürften diese Pferde halt einfach auch öfter mit Balanceproblemen oder Konditionsproblemen zu kämpfen haben, als ein Pferd, welches etwas "blütiger" ist. Dass denen dann einfach die Lust am Galoppieren vergangen ist, wenn sie sich selbst und vielleicht auch noch einen unbalancierten Menschen mit sich herumschleppen, führt dann zu dem Vorurteil "kann nicht galoppieren". Wie immer, ist der Mensch das Problem, nicht das Pferd selber. Also ich würde jetzt auch aus persönlicher Erfahrung sagen, dass unsre Fribi-Dame nicht weniger oder schlechter galoppiert, als die Quarter, die im Stall stehen. Sie hatte aber definitiv ein Problem mit dem Galopp, als der Reiter ihr im Weg saß. Kann ich aber nachvollziehen und würde ich nicht als "sie kann nicht" auslegen.

Also ich habe ein süddeutsches Kaltblut. Jetzt nicht gerade einer der schwersten Kaltblüter aber auch nicht eines wo zu den leichtgewichten gehört.
Ich galoppiere mit ihm wie jedes andere Pferd auch in der Bahn.

Es schaut jetzt nicht so elegant und graziös aus, aber er hat von Haus aus eine sehr aktive Beinaktion was wiederrum sehr imposant rüber kommt.
Vor ein paar Wochen haben wir auch unsere erste Piaffe hin bekommen :)

Man spürt das es ihm nicht ganz so leicht fällt wie seinen leichteren Kollegen, aber man muß ja auch nicht übertreiben ;)

An der Kutsche ist er sehr fleißig, man muß ihn sowie beim reiten auch relativ wenig treiben.

Ich sag's mal so, es dauert zwar ne Weile bis sie ins Rollen kommen, aber wenn se mal Rollen dann sind das durchaus ehrgeizige, Kraftvolle und motivierte Pferde mit denen man durchaus mehr machen kann wie manch einer denk ;)

Meiner Meinung nach sollte man keine Vorurteile der Rasse oder Größe nach schließen. Klar das ein Kaltblut wohl nicht so zackig ist wie mach ein Vollblut z.B. ist logisch, aber unterschätzen darf man diese Herzenspferde auch nicht ;)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reite seid über 30 Jahren, bin selbst Pferdebesitzer