Jugend musiziert Klavier, wie schwer wirklich?
Ich bereite mich momentan auf Jugend musiziert für 2026 für Klavier vor und bin Altersgruppe 5. ich spiele seit etwa 5 Jahren Klavier und 2 Jahren Orgel und bin für diese Verhältnisse ziemlich gut. Auf jeden fall werde ich Chopin etude op10 no12 spielen andere Stücke werde ich mir noch anschauen müssen. Deshalb wollte ich fragen wie schwer es wirklich ist gut abzuschneiden und im besten Fall in den Bundeswettbewerb zu kommen, und ob jemand eventuell irgendwelche Tipps hat. Es wird außerdem mein erster Wettbewerb sein.
4 Antworten
Ich habe bei "Jugend musiziert" vor über fünfundzwanzig Jahren teilgenommen, weswegen ich natürlich keinen Überblick mehr habe über die aktuellen Anforderungen und Wertungskriterien. Üblicherweise ist es jedoch so, dass solcherlei (analog zu Anforderungen an eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung zum Studium) nicht unbedingt leichter wird, sondern im Gegenteil im Anspruch steigt (wiederum analog zu den Aspekten unserer Leistungsgesellschaft).
Insofern wird das Ziel, den Bundeswettbewerb zu erreichen und dort dann gut abzuschneiden, sicherlich nicht einfach so mal eben zu machen sein. Konkrete Tipps habe ich eigentlich keine, denn es geht eben darum, sowohl auf der manuell-technischen Seite, wie auch auf der klanglich-interpretatorischen eine Fachjury zu überzeugen. Perfektion und Innovation sind dabei zentrale Begriffe.
Wie bei allen künstlerischen Aufnahmeprüfungen (sei es Schauspiel, Musik, etc.) gilt natürlich auch hier der generelle Tipp: Je bekannter das Werk, das man aufführt, umso schwieriger wird das ganze. Eine fachliche Jury lässt sich leichter überzeugen, wenn etwas "exotisches" einstudiert wird. Zum einen kennen sie es dann nicht zwangsläufig nicht in- und auswendig, zum anderen lässt es charakterlich auf einen offenen, einfallsreichen, kreativen Künstler schließen. (Mir hat mal ein Jurymitglied gesagt, dass es nichts schlimmeres gibt, als einen Pianisten, der mit der Mondscheinsonate um die Ecke kommt, üblicherweise verdreht man da bereits die Augen.)
Stücke, die jeder spielt, die so bekannt sind, dass selbst Laien jeden Fehler hören, sind daher brandgefährlich, zudem ist die Konkurrenz sehr hoch (man wird nicht der einzige sein, der es spielt), bietet also Angriffsfläche bei Vergleichen, und ggf. langweilt man die Jury mit der bloßen Ankündigung.
Unter dieser Prämisse hast du dir natürlich mit der Revolutionsetüde einen der denkbar schwierigsten Stolpersteine gelegt, denn das ist genau so ein Stück. Du wirst nicht der einzige sein, der es spielt, und wirst dich demzufolge de facto vergleichen lassen müssen, was mit einem unbekannteren Stück nicht der Fall sein wird. Und es gibt in einem Wettbewerb nichts ungünstigeres, als die Basis, sich mit anderen Teilnehmern vergleichen lassen zu müssen.
Diese Etüde ist eines der Standardwerke für den fortgeschrittenen Klavierunterricht, jeder auf einem hohen Level hat sie irgendwann mal gespielt. Ihre manuellen Schwierigkeiten halten sich im Vergleich zu einigen anderen Stücken aus op. 10 und op. 25 etwas in Grenzen, auch rein klanglich ist sie nicht sonderlich sensibel, insofern sie zu den überschaubaren Konzertetüden zählt. Dabei ist sie außerordentlich effektiv, was alles natürlich zu ihrer Beliebtheit beiträgt. Mein Tipp ist also: Aus diesem Allerweltsstück musst du nun etwas zaubern, um damit vom Hocker zu reißen und dich von den Mitbewerbern abzuheben. Auch da ist wieder Innovation das Stichwort.
Ich würde für die verbleibenden Stücke sinnvollerweise auf unbekanntere, "kleinere" Literatur zurückgreifen.
lg und viel Erfolg
up
Ich glaube die Jury achtet natürlich auch auf Richtigkeit, aber ich habe jetzt schon sehr oft gehört dass es mehr um die Darstellung und Interpretation geht. Zeige, dass du die Musik verstehst in dem du Dynamik, Ausdruck usw beachtest und alles extrem ausführst, dann wirkt es passend. Spiel mit Freude und Leidenschaft, damit kannst du sicher überzeugen.
Ganz viel Erfolg!! 🍀
Heyy also ich hab schon öfter bei Jugend musiziert mitgemacht und mein Lehrer is auch Jury Mitglied. Ich finde es ist nicht so einfach die Frage zu beantworten aber ich denke, dass oft auf gefühl und Technik geachtet wird. Falsche töne sind oftmals gar nicht sooooo schwerwiegend wie man vielleicht denkt. Ganz viel Glück dir
Zunächst mal finde ich es großartig, daß du solch eine Leidenschaft für die Musik hast und Klavier und Orgel spielst! Hut ab!
"..ob jemand eventuell irgendwelche Tipps hat"
Einfach nicht über Platzierungen Gedanken machen, übe deine Stücke, deine Interpretation und dann gib einfach beim Vorspiel dein Bestes.
Wenn du weißt, du hast dein Bestes gegeben, dann wird jedes Ergebnis in Zufriedenheit münden.
Viel Spaß!