Jean-Jacques Rousseau Einfluss auf Gesellschaft

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Jean-Jacques Rousseau ist früh berühmt geworden und von ihm gingen beträchtliche Einflüsse auf die Gesellschaft aus.

Die Deutung war dabei nicht immer einheitlich.

Rousseau ist vielfältig aufgenommen worden:

  • als revolutionärer Denker der Freiheit, der Menschheit und der sozialen Gleichheit

  • als Wegbereiter einer neuen Empfindsamkeit

  • als Erfinder der Kindheit, der bürgerlichen Mutterliebe

  • als romantisierender Vertreter des einfachen Lebens, bis hin zu einer Auffassung Rousseau verfechte ein „Zurück zur Natur!“ (was so nicht zutrifft, da eine solche Rückkehr nach ihm gar nicht erreichbar ist, eine Rückkher in einen rohen Naturzustand nicht w´mscjt. und das erstrebte Ziel nur sein kann, eine Weg voran zu finden, in dem die menschlich Natur weniger entstellt wird).

Unter Frauen hatte er viele Anhängerinnen, z. B. Madame Latour de Tranqueville und Madame de Riez –Genest.

In seinem Verhältnis zu den Aufklärungsphilosophen gab es zum Teil Spannungen.

Aus religiös-konservativen Kreisen kam oft Ablehnung, es gab aber auch ein paar Annäherungen aus religiöser perspektive (wegen Versuches von Gottesbeweisen und Stellungnahme gegen Atheismus. Sogar konservative Vereinnahmung kam vor, für Zwecke eines feudalen Republikanismus.

Sowohl sein Eintreten für Volkssouveränität als auch eine Abneigung gegen ein Repräsentativsystem sind aufgegriffen worden.

Rousseau galt als Denker naturrechtlich verankerter Grundrechte und als Programmatiker der öffentlichen Erziehung.

Schon vor Ausbruch der Französischen Revolution wurde Rousseau zur Kultfigur, dann gab es oft Bezug auf ihn in den Überlegungen und Debatten, weil seine politischen Gedanken anscheinend ein Schlüssel zur Deutung der Gegenwartssein sein konnten.

Personen unterschiedlicher Einstellung stützen sich dann auf Rousseau, z. B. Jeanne-Marie („Manon“) Roland de La Platière (geborene Philpon), Maximilian de Robespierre und François Noël (auch „Gracchus“ genannt) Babeuf.

Auf dem Gebiet der Pädagogik übte sein Werk Émile ou de l'éducation viel Wirkung aus.

Die Stellung der Frau mit Betonung einer Geschlechterverschiedenheit war eine zunächst oft unterstützte Sichtweise. Mary Wollstonecraft lehnte eine Erziehung zur weiblichen Unselbständigkeit dagegen ab, wie sie für Sophie stattfand.

Erfahrungsnahes Lernen war ein Gedanke, der Wirkung ausübte.

An Rousseau knüpften auf verschiedene Art beispielsweise Joachim Heinrich Campe, Johann Heinrich Pestalozzi Karl Friedrich Fröbel, Maria Montessori und Alexander Sutherland Neill an.

Bücher in Bibliotheken über Rousseau (die auch zu anderen Gesichtspunkten Darstellungen enthalten) können helfen, z. B.:

Francis Cheneval, Jean-Jacques Rousseau. In: Frankreich (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie des 18. Jahrhunderts – Band 2/2). Herausgeben von Johannes Rohbeck und Helmut Holzhey. Basel : Schwabe, 2008, S. 672 - 683 (Wirkung)

Dieter Sturma, Jean-Jacques Rousseau. Originalausgabe. München : Beck, 2001 (Beck'sche Reihe : Denker ; 549), S. 185 - 194 (Wirkungen)

S. 185 - 186: „Im vorrevolutionären Frankreich setzt ein Kult um Rousseau ein. Es erscheinen eine Vielzahl von Arbeiten die sowohl sein Werk als auch seinen Charakter behandeln. […]. Im Mittelpunkt des Interesses stehen zunächst die Julie und der Emile. Erst im Zuge der Französischen Revolution erhält der Gesellschaftsvertrag stärkere Beachtung. Er wird von den Revolutionären als Wegmarke einer Tradition begriffen, die die Menschenrechte philosophisch erschließt. Maximilian de Robespierre und Louis-Antoine de Saint-Just nehmen Rousseaus Pathos von Freiheit, Gleichheit, Tugend und Volkssouveränität in ihre politischen Konzepte auf. Saint-Just legt 1791 die Abhandlung L'Esprit de la révolution et de la constitution de France vor, die sich ausdrücklich auf Rousseau beruft und ihn zu den wenigen revolutionären Köpfen in der Ahnengalerie der Menschenrechte zählt. In seiner großen Rede vor dem Nationalkonvent im Mai 1794 bezeichnet Robespierre Rousseau als ‚Lehrer des Menschengeschlechts‘. Die Verehrung Rousseaus nimmt nach dem 9. Thermidor, dem Sturz Robespierres und Saint-Justs, nicht ab. Die von Saint-Just nachdrücklich angemahnte öffentliche Ehrung findet mit der Überführung der sterblichen Überreste in das Panthéon ihren vorläufigen Abschluß […].“