Ist Selbstbewusstsein eine Illusion?

14 Antworten

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Selbstbewusstheit meint nicht, wie du schon schreibst, Selbstsicherheit, wird jedoch oftmals dafür verwendet.

Dennoch hat es damit zu tun, denn sobald du dir deiner selbst bewusst bist, dass du z.B. Angst hast, kannst du damit bewusst umgehen, was ein großer und entscheidender Vorteil ist, der dich selbstsicherer machen kann. Du reagierst dann nicht mehr einzig automatisch / unbewusst und vom Ego gesteuert, sondern bewusster, klarer, aufmerksamer, bedachter, verständnisvoller. Dann kann man sich überlegen, ob man sich ändern möchte.

Und wenn ich mir über meine Schwächen bewusst bin, haben es andere schwerer, mich damit zu stören, mobben, ärgern, denn ich weiß es ja schon, andere können mich damit nicht überraschen / überrumpeln. Ich reagiere gelassen und biete wenige Angriffsfläche nur.

Wenn ich mir zum Beispiel im Klaren darüber werde, dass ich ein ängstlicher Typ bin, der wenig wert ist und der eigentlich nichts Gutes verdient hat, dann bin ich doch subjektiv gesehen selbstbewusst.

Ja, sehe ich auch so.
Durch den Einblick in deine Gedanken und Verhaltensweisen bist du dir über einen Teil von dir selbst bewusst, genau.

An dieser Stelle kann man stecken bleiben oder weiter fragen und die Chance und Bewusstheit zu einem angenehmen Ausgleich nutzen.

Andere würde vielleicht sagen, dass ich mich täusche. Das wäre nicht ich, sondern es wurde mir eingeredet, dass ich das bin.

Ich finde, das könnte zusätzlich zutreffen.
Wir selbst oder andere können uns ängstlich prägen.

Zudem ist immer nur das Ego, das sich aus der Vergangenheit speist und von der Zukunft lebt, ängstlich, nie das eigene Selbst, das achtsam im Hier und Jetzt lebt. Da könnte man gerne unterscheiden.

Aber wer sagt, dass andere mich besser kennen als ich selbst. Sind andere sich besser über mich bewusst als ich selbstbewusst bin?

Das kann gut und gerne sein, denn andere schauen objektiv auf dich, haben nötige Distanz, um klar zu sehen. Selbst ist man sich dafür schon mal zu nahe.

Andere haben also mit ihrer Einschätzung auch mal recht.

Und wenn ich mir ein schönes Selbstbild male, dann bin ich doch irgendwann, der ich meine zu sein, oder?

Hm, ob malen dazu reicht?
Klar, jeder kann sich ein schönes Bild von sich selbst malen, illusionieren, aber ob dies dann mit der Realität zu tun hat, erfahren wir durch Begegnungen, Begebenheit .... wenn diese nicht dazu passen, dann kann man ja nochmals drüberdenken oder drüberpinseln. ;-)

Das heißt, man kennt sich, seine Fähigkeiten und weiß, weshalb man so ist, wie man ist und so denkt, wie man denkt. Man kennt Gefühle, Neigungen und Schwachstellen.

Genau!

Wir ändern uns aber glücklicherweise auch ständig.

Wie kann man sich sicher sein, dass man sich richtig analysiert hat?

Man könnte z.B. seine Eindrücke mit der Realität vergleichen, ob das so passiert(e).
Dann kennt man sich doch selbst und könnte bestätigen.
"Ja genau, immer dann und dann habe ich Angst und kneife."

Ist Selbstbewusstsein eine Illusion?

Ne, sehe ich nicht. Das ist keine Einbildung, dass ich mir Verhaltensweisen, antrainierte Reaktionen, Prägungen, Automatisierungen, Teile von mir selbst bewusst machen kann.

Man könnte nur sagen, dass Selbstbewusstsein eine Illusion ist, weil all jene Abläufe, Reaktionen, Verhaltensweisen nichts mit meinem Selbst, sondern viel mit meinem Ego zu tun haben.
Egobewusstsein.
Dazu muss halt erst mal zwischen Ego und Selbst unterschieden, was viel Klarheit und Erleichterung bringen könnte.
Durch diese Erkenntnis würden man seltener im Dunkeln tappen.

Dazu gibt es Einiges im Internet, für ein besseres Verständnis, wie etwa:

https://was-ist-der-unterschied-zwischen.de/was-ist-der-unterschied-zwischen-ego-und-selbstbewusstsein/

Wow, das ist wirklich eine komplexe Frage.

Wenn man Selbstbewusstsein jetzt wirklich so definiert, wie es die Wortbedeutung vorschreibt, also als das Bewusstsein über sich selbst, dann würde ich behaupten, dass es so gut wie unmöglich ist, zu beurteilen, ob ein Selbstbild tatsächlich realitätsnah ist oder doch eher einer Illusion entspricht. Wahrnehmung ist etwas sehr Subjektives und immer durch irgendwelche Faktoren beeinflusst. Selbst wenn wir versuchen, eine Sache möglichst rational zu beurteilen, beurteilen wir die Sache nur entsprechend unserer eigenen Vorstellung von Rationalität. Wir versuchen emotionale Komponenten auszublenden und uns auf die Dinge zu konzentrieren, die unseren Erachtens nach objektiv sind. Allein bei dieser Kategorisierung teilen sich die Meinungen vermutlich. Wann also ist eine Beurteilung wirklich rational? Woher wissen wir, wann der Punkt erreicht ist, an dem uns nichts mehr in unserer Meinungsbildung beeinflusst? Ich würde sagen, dass es beinahe unmöglich ist, diese Frage zufriedenstellend zu beantworten. Wenn wir uns selbst also analysieren wollen, dann ist das Vorgehen vermutlich bei Weitem nicht so rational wie wir es haben wollen. Damit würde jeder sich selbst auch anders analysieren als ein anderer sich selbst analysiert, da unser Analysevorgehen geprägt von Erfahrungen und anderen Einflüssen ist. Selbst wenn jemand anderes also den gleichen Einblick in uns selbst hätte, wie wir ihn haben, ist es naheliegend, das diese andere Person uns anders analysieren würde, da sie, trotz des Versuchs rational zu sein, Dinge anders interpretiert. Welche Aussage über das Selbst ist also die Korrekte? Jede Wahrnehmung diesbezüglich ist subjektiv, ich würde also behaupten, dass es die "Wirklichkeit" dahingehend garnicht richtig geben kann. Für jeden ist die eigene Analyse hier die Wirklichkeit. Geht man aber davon aus, dass eine einzelne Person den besten Einblick in sich selbst hat, dann ist diese Version der Selbstanalyse wohl die persönlichste und, bezogen auf die Hintergründe der Person, auch passendste, da es hier ja um eine Analyse der Person geht, die sich selbst analysiert hat und die zu analysierenden Aspekte einen Einfluss auf das Vorgehen beim Verstehen der eigenen Person haben.

Versteht man Selbstbewusstsein nun aber zusätzlich als das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Attribute, so kann man gewissermaßen Maßstäbe ansetzen, die es erlauben, zu prüfen, wie selbstbewusst ein Mensch tatsächlich ist, da nicht jeder gleichermaßen auf seine Fähigkeiten und Attribute vertraut.

Ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich...


Suboptimierer 
Beitragsersteller
 21.08.2023, 07:44

Richtig. Man könnte es fast schon umdrehen. Das Selbstbewusstsein bestimmt das Selbstbild und es ist nicht so, dass das Bild, welches man von sich hat, zu einem Selbstbewusstsein führen kann.
Dementsprechend wäre das Selbstbewusstsein vor dem Bild da.

Die Frage "Wer bist du?" oder "Wer bin ich?" kommt dann, wenn sich das Selbstbewusstsein entwickelt hat (oder nicht).
Ich glaube, es gibt viele, die selbstbewusst sind, ohne es zu wissen (was eigentlich ja nicht möglich sein dürfte). 😉

Nein, so ist es mitnichten (und vielleicht auch mit Neffen)!

"Selbstbewusstsein" bedeutet, dass man sich seines Selbsts bewusst ist.

Das Selbst ist unser innerer Wesenskern, unsere innere Natur, nicht bloss unser Ego. Nicht unsere Vorstellung über uns selbst, sondern das, was uns wirklich ausmacht.

Um das herauszufinden müssen wir möglicherweise lange suchen. Manche von uns suchen außen, andere suchen innen, manche suchen gar nicht und begnügen such mit der Oberfläche.


Suboptimierer 
Beitragsersteller
 22.08.2023, 15:14

Also sind vielleicht gar nicht so viele Menschen selbstbewusst, wie man meinen würde?

Oder hat sich jeder Selbstbewusste auf diese Reise begeben?

gottesanbeterin  22.08.2023, 15:30
@Suboptimierer

Wir alle sind bewusst oder unbewusst auf dieser Reise. So manche/r hält sich für selbstbewusst und ist es nicht.

Manche halte Selbstüberschätzung für Selbstbewusstsein, manche halten Überheblichkeit für Selbstbewusstsein.

Die Definition ist auf jeden Fall richtig.

Allerdings verkörpert Selbstbewusstsein das Gegenteil deines Beispiels. Auch wenn du dir deinen Ängsten bewusst bist, bist du nicht gleich selbstbewusst.

Abgesehen von der Definition von Selbstbewusstsein, sind die Werte und Eigenschaften wichtig, die wir gesellschaftlich dem Wert oder Wort zuschreiben.

Ängstlichkeit (ich nehme das jetzt nur als Beispiel) ist Revolutionär ein Überlebensinstinkt, der uns in der heutigen Zeit krank macht. Damals brachte der Fight or fligh Effekt jemanden dazu um sein Überleben zu kämpfen. Heutzutage ist der Effekt der Gleiche aber die selbe Gefahr ist nicht gegeben. Der Körper durchläuft dabei ein Extremmodus. Heutzutage sind wir von allem gestresst, wodurch wir krank werden.

Mit Selbstbewusstsein haben wir die Möglichkeit Wissen bewusst zu erlangen und anzuwenden. Zu verstehen und gezielt, willentlich zu handeln.

Z.B. wissen wir wieso jemand ängstlich ist und was dabei im Körper passiert. Wir können uns erklären und Situation besser händeln und für eigenen Taten besser einstehen. Genauso keine Angst vor Kritik oder Wertung zu haben.

Der Mensch strebt nach Fortschritt und Selbstverwirklichung. Dafür steht auch Selbstbewusstsein. Im Gegenteil macht langfristige Ängstlichkeit krank und ist ein Art Rückzug.

Ergänzung:

Dies steht irgendwie im Widerspruch. Wie kann man sich selbst bewusst sein, obwohl man als Krank eingestuft wird, wenn selbstbewusstsein Gesundheit verkörpert?

Ich denke die Antwort ist Selbsterkenntnis und Reflektion. Dein Bewusstsein ist an für sich nur ein Gefühl, welches sich durch die Erziehung deiner Eltern und deinen persönlichen Erfahrungen entwickelt hat. Klar, es ist eine Illusion, denn man lernt sein Leben lang.

Eine Diskussion von 10 min mit einem besonderen Menschen können dir direkt neue Wege und Sichtweisen eröffnen und deine gesamte Welt auf den Kopf stellen.

Schau dir zum Beispiel Naturvölker des Regenwaldes an. Stell dir vor wie die auf die moderne Technik reagiert haben.

Was hebt die Illusion von der Realität ab? Es ist eine Sache, wenn jemand sich für selbstbewusst hält aber wenn er auch so Auftritt, dies verkörpert und dies von anderen so wahrgenommen wird, wird aus der Illusion in dem Moment Realität.


Suboptimierer 
Beitragsersteller
 21.08.2023, 12:54

Vielleicht liegt der Knackpunkt darin, dass das Analyseergebnis "ängstlich" erst der Anfang ist und nicht das Resultat. Vielleicht muss die Angst so sehr seziert werden, dass kein Raum für Unbekanntes bleibt, denn Angst nährt sich aus Unkenntnis. Die Angst betrifft das Fremde, welches wir nicht in Gänze fassen können.

Vielleicht schwindet die Angst, wenn man sich bewusst macht, wovor man eigentlich Angst hat und woher das kommt.

Newshu  21.08.2023, 13:01
@Suboptimierer

Das Problem an der Wurzel zu fassen ist der bester Ansatz jeder ärztlichen, psychologischen und psychosynthetischen Behandlung bzw. Analyse

Newshu  21.08.2023, 13:01
@Suboptimierer

ich hoffe die Antwort macht Sinn. ich habe mich beim Schreiben etwas verloren haha

Suboptimierer 
Beitragsersteller
 21.08.2023, 13:04
@Newshu

Ich bin kein Psychologe, aber ich kann mir vorstellen, dass die Angst die Sonderstellung einnimmt, dass sie mit der Diagnose bereits verschwinden kann. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.

Wenn jemand zum Beispiel eine Depression hat, ist es natürlich auch gut, die Wurzel zu kennen, aber im Anschluss muss man doch in irgendeiner Art und Weise an sich arbeiten.

Newshu  21.08.2023, 13:15
@Suboptimierer

Ja das stimmt. Ich denke da muss man aber auch etwas distanzieren.

Betroffene von psychischen Problemen, wie zb Depression oder ängstlichen Persönlichkeitsstörungen heben sich noch mal von rationalen Ängsten des Otto normal Verbrauchers ab.

Ich habe miterlebt, dass bei Erkrankten sowohl die Intensivität durch ein Überschlagen oder reinsteigern, als auch die Intervalle der ängstlichen Situationen viel höher ist. Dazu kommt natürlich auch noch die Angst vor der Angst, die Betroffene vor einer eigentlich beängstigende Situationen lähmt, sodass man nicht in der Lage ist sich den Alltag zu stellen. Woraus sich Depressionen entwickeln.

Newshu  21.08.2023, 13:22
@Suboptimierer

ich denke auch, dass sich irrationale Ängste durch eine schlechte Selbstwahrnehmung und Unwissenheit entwickeln. Dadurch lernt man wiederum mehr auf sich selbst zu achten

der wenig wert ist und der eigentlich nichts Gutes verdient hat,

Hier würde ich in deinem Beispiel einen angriffspunkt sehen.

Das sind wertende Aussagen. Und ich würde anzeifeln das du darlegen kannst nach welchen objektiven Kriterien Menschen mehr oder weniger wert sind und von wem.

Und wie man sich gutes oder eben nichts gutes von anderen (wen eigentlich?) Verdient.

Nach meiner Ansicht beinhaltet selbstbewusstsein das man nen möglichst objektiven und wertfreien Blick auf sich richtet. Es it quasi eine Art Bestandsaufnahme. Und als zweiten Schritt gehört die selbst Akzeptanz auch mit dazu. (Auch wenn man bewusst Punkte ändern will)

Und da finde ich haben Aussagen wie: "ich bin nicht viel wert" oder "ich verdiene nichts"wenig Platz. Genauso aber auch die gegenteiligen Aussagen die dann meist zu selbstüberschätzung führen und deren folgen (z.b. Arroganz).

Sie sind eben nicht Teil vom bewusst sein über sich selbst. Sondern eine Selbstbewertung. Weil es eben wertende Aussagen sind.

So gesehen hört dein Beispiel bei: ich bin eine ängstliche Person auf.


Suboptimierer 
Beitragsersteller
 21.08.2023, 07:36
So gesehen hört dein Beispiel bei: ich bin eine ängstliche Person auf.

Na wenigstens verbleibt ein Punkt, über den man weiter reden könnte, denn Selbstbewusstsein im alltäglichen Sprachgebrauch wirkt wie ein Gegensatz zu Ängstlichkeit.

Ich bin mir sicher, dass die Liste der negativen Eigenschaften, die man meint, in sich erkennen zu können, nicht bei der Ängstlichkeit aufhören.